Nördliche Oberrhein-Niederung

(Naturraum Nr. 222)

Die Nördliche Oberrhein-Niederung in der Großlandschaft Oberrheinisches Tiefland und Rhein-Main-Tiefland - Quelle LUBW
Die Nördliche Oberrhein-Niederung in der Großlandschaft Oberrheinisches Tiefland und Rhein-Main-Tiefland - Quelle LUBW (zur Vergrößerung bitte klicken)

Die Nördliche Oberrhein-Niederung erstreckt sich im Oberrheinischen Tiefland als schmaler Streifen beiderseits des Rheinlaufs von der Offenburger Rheinebene (Naturraum 210) nach Norden über die Landesgrenze Baden-Württembergs hinweg in die Untermain-Ebene hinein. Dabei fällt das in Kleinformen sehr detaillierte Relief (Rinnen, Rücken, Mulden und Senken) von 120 m über NN im Süden auf 90 m nördlich von Mannheim ab. Seitwärts wird die Einheit abgeschlossen durch die Hochgestade, mit denen die eiszeitlichen Sande und Schotter des Oberrheintals als Stufe – im Süden schärfer als im Norden – zur ehemaligen Rheinaue abfallen. Im Osten bilden die Hardtebene (Naturraum 223) bzw. im Nordosten die Neckar-Rheinebene (Naturraum 224) und die Hessische Rheinebene (Naturraum 225) die Anrainer. Die Nördliche Oberrhein-Niederung repräsentiert somit das einstige Überschwemmungsgebiet des hier mit geringem Gefälle und ursprünglich in weit ausladenden Schlingen mäandrierenden Stroms. Im Zuge der 1817 dort begonnenen Rheinkorrektion (1817-1871) wurden diese Schlingen durchstochen, der Strom begradigt und durch Verbauung eingeengt und damit seine Strömungsgeschwindigkeit erhöht. Hochwasserdämme, die vielfach auch die Zuflüsse einbeziehen, schützen das Hinterland. Sie begrenzen heute ein relativ schmales Überflutungsgebiet, das sich vereinzelt auch auf die einstige Altarmzone ausdehnt. Große wasserführende Schlingenbereiche, aber auch solche, die bereits im Verlanden begriffen sind, haben hier noch direkten Zugang zum Hauptstrom. Überwiegend aber liegt die Altarmzone jenseits der Deiche, wo sich in buntem Wechsel wasserführende und verlandete Schlingenteile mit 1 bis 2 m über deren Niveau liegenden, von Natur aus trockeneren und heute überwiegend landwirtschaftlich genutzten Arealen ablösen.

Der Rhein bei Philippsburg - Quelle LMZ BW
Der Rhein bei Philippsburg - Quelle LMZ BW

Der Grundwasserspiegel ist – vor allem auch durch Druckwasser hinter den Dämmen ­– generell sehr hoch, wobei das Gebiet zu den bedeutendsten Grundwasserspeichern Baden-Württembergs gehört. Aueböden herrschen vor, deren Zusammensetzung von organischen Nassböden in den Altarmen über humusreiche, dunkle Schlickböden bis hin zu feinsandigen Lehmböden reicht. Von den ursprünglich artenreichen Auewäldern ­– wie dem für Rinnenrandbewuchs typischen Silberweiden-Auewald oder dem Pappel-Auewald auf weniger häufig überschwemmten Gebieten ­– sind allerdings nur Reste übriggeblieben. Naturschutzgebiete sollen sie gezielt bewahren. Heute spielen in der Waldnutzung Pappelforste eine größere Rolle, während auf den nicht mehr so intensiv vom Grundwasser beeinflussten Flächen mit ihrem meist sandig-schlickigen Untergrund Acker- (Getreide) und Gartenbau, in sehr eingeschränktem Maße auch Obstanbau (Äpfel) betrieben wird. Die Niederschläge nehmen von 750 mm pro Jahr im Süden auf unter 550 mm im Norden ab, weshalb dort auf wasserfreien Sandbänken seltene, artenreiche Trockenrasen von kontinentalem Typus anzutreffen sind. Trotz absoluter Dominanz von Offenland- und Waldflächen zeigt der Naturraum erhebliche Nutzungskonflikte. Während er nämlich als wichtiger Rückhalteraum für Rheinhochwässer und als bedeutendes Grundwasserreservoir möglichst weitgehend von Bebauung freigehalten werden sollte, wird er durch die Randbereiche des Stadtkerns von Mannheim bzw. die westlichen Ausläufer von Karlsruhe (Hafen Mühlburg) und die Wachstumsdynamik dieser Verdichtungsräume maßgeblich beeinflusst, was sich in einer kräftigen Ausdehnung von Wohn- und insbesondere Gewerbeflächen niederschlägt. 

Weiterführende Informationen zu diesem Naturraum finden Sie unter dieser URL im Webangebot der LUBW.

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