Die Eisenbahn-Erlebniswelt in Horb am Neckar

 

Copyright: Tilo Wütherich

Südwestlich von Horb am Neckar liegt an der Verbindungsstraße zum Ortsteil Isenburg auf ehemaligem Bahngelände die Eisenbahn-Erlebniswelt der Schienenverkehrsgesellschaft (SVG). Seit 2011 ist das Museum für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Museumshalle beherbergt auf über 8.000 m² zahlreiche Großexponate, angefangen bei der Kleinlokomotive Bauart Köf für den leichten Rangierdienst bis hin zu absoluten Raritäten, wie einem kompletten TEE-Triebwagenzug vom Typ VT 11.5 aus den 1950er Jahren. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt im Bereich Elektrotriebwagen und Dieseltraktion.

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Wohlbekannt dürfte Besuchern aus der Region Stuttgart der ET 420 sein, der bei der S-Bahn Stuttgart zur Zeit noch im Plandienst eingesetzt wird. Nicht weit davon entfernt, sozusagen auf dem Nachbargleis, steht der ET 65, mit dem der Triebwagenverkehr in den 1930er Jahren in der Region Stuttgart begonnen hat.

Zwei weitere Meilensteine des Lokomotivbaus finden sich nur wenige Meter weiter: 144 081-1 (Baureihe E 44) und 110-281-3 (Baureihe E 10). Die E 44 war die erste in größerer Stückzahl beschaffte E-Lok in Deutschland. Sie zeichnete sich durch das Fehlen der Kuppelstangen aus, was durch den damals (1932) modernen Tatzlagerantrieb möglich wurde. Diese Baureihe war als Universallok konzipiert, also für Güter- und Personenzüge, und im südwestdeutschen Raum bis in die 1980er Jahre ein vertrauter Anblick. Die DB-Baureihe E 10 ist die erste Neubau-E-Lok nach dem Zweiten Weltkrieg, die Indienststellung erfolgte ab 1952. Diese Serie zeichnet sich unter anderem aus durch eine Widerstandsbremse, einen Sitz für den Lokführer, die in den älteren Baureihen stehen mussten, sowie schon frühzeitig den Einsatz von Thyristor-Lastschaltern. Für den schweren Güterzug- sowie den leichten Nahverkehrsdienst wurden Varianten aus dieser Baureihe abgeleitet. Eines der letzten Einsatzgebiete dieser Veteranen ist die Region um Stuttgart. Die endgültige Ausmusterung ist für 2020 geplant, nach fast 70 Jahren im Einsatz.

Eines der ausländischen Ausstellungsstücke ist die markante dunkelgrüne Ae 6/6 der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), auch als "Gotthardlokomotive" bekannt, entsprechend ihrem ursprünglichen Einsatzgebiet. Jedem, der in den 1970er und 80er Jahren einmal in der Schweiz war, ist diese Lokomotive ein vertrauter Anblick. Die Loks sind auch heute noch im Einsatz, aber teilweise rot umlackiert. Die seitlich angebrachte Lokomotivnummer 11401 weist das in Horb abgestellte Exemplar als einen der beiden Prototypen, die "Ticino", aus. Leider ist sie aufgrund diverser Schäden zur Zeit nicht betriebsfähig.

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Als einzige Vertreterin der Dampftraktion befindet sich die Güterzuglok 50 3636 in der Ausstellung. 1941 in Berlin gebaut, verblieb sie nach dem Kriege in der DDR und wurde von der Reichsbahn modernisiert (sogenannte "Rekolok"). Nach der Wiedervereinigung kam sie 1991 nach Baden-Württemberg, wo sie zeitweise für Sonderfahrten eingesetzt wurde. Aufgrund eines Kesselschadens ist die Maschine zur Zeit nicht einsatzbereit.

Die Sammlung wird abgerundet durch zahlreiche weitere Diesel- und Elektrolokomotiven, Triebwagen und Güter- sowie Personenwagen. Ein Teil dieser Exponate befindet sich in unterschiedlichen Stadien der Restaurierung, kann aber teilweise begangen werden. Mit etwas Glück sieht man nach dem Besuch Fahrzeuge des gleichen Typs wie die gezeigten auf der am Gelände vorbeiführenden Gäubahn im Einsatz.

Tilo Wütherich

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