Zisterzienserinnenabtei Rechentshofen 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1240 [um 1240]
Zerstörung/Aufhebung: 1564 [1564]
Beschreibung: Die Zisterze Rechentshofen ist um 1240 von Belrein von Eselsburg († vor 1255) gegründet worden; erstes gesichertes Datum ist die Altarweihe 1241. Das Kloster hatte sich selbst den Namen Marienkron ("Corona Sancte Marie") gegeben. Dem Konvent dürften nie mehr als 20 Nonnen angehört haben, genaue Zahlen sind aber erst für die Endphase Rechentshofens bekannt, als noch etwa zehn Frauen im Kloster lebten. Die Zisterze diente zahlreichen Adelsfamilien der Umgebung zur Versorgung lediger Töchter; die erste bürgerliche Nonne ist aber bereits für das Jahr 1278 nachweisbar. Belrein beschenkte das Kloster mit umfangreichen Gütern in unmittelbarer Nähe der Zisterze. Auch der weitere Besitzzuwachs kam fast ausschließlich durch adlige Schenkungen zustande. Beinahe alle Güter lagen innerhalb eines Radius von 20 Kilometer um Rechentshofen. Das Kloster war also kleiner als viele andere Frauenzisterzen und besaß eine ausschließlich regionale Bedeutung. Es befand sich wirtschaftlich oft in prekärer Lage. Eine Zusammenlegung mit der Frauenzisterze Kirchbach im Jahr 1485 sollte aber vor allem dem verarmten Kirchbach dienen; die Vereinigung kam nicht zustande. Nach dem Erlöschen der Linie der Eselsburger um 1255 ging die Schirmherrschaft über Rechentshofen an die Grafen von Vaihingen über, die im Kloster ihre Grablege hatten. Im Jahr 1364 übernahm Württemberg Schirmherrschaft und Gerichtsbarkeit. Auf geistlicher Seite war das nahe Kloster Maulbronn für den Konvent von großer Bedeutung, dessen Abt Visitator und Vaterabt für Rechentshofen war. Die lückenhaften Quellen geben über das kulturelle und religiöse Leben erst für die Spätphase des Klosters Auskunft. Hervorzuheben ist ein religiöser Reformversuch in den Jahren 1431 bis 1433, der wahrscheinlich am Widerstand der adligen Familien scheiterte. In den Jahren nach der Reformation in Württemberg kam es zwischen den katholischen und den reformierten Nonnen in Rechentshofen zu heftigen Auseinandersetzungen. Württemberg griff mit seiner offensiven Klosterpolitik stark in den Konvent ein, indem es mehrere Klosterordnungen erließ. Die letzte Nonne verließ 1564 Rechentshofen, das Kloster wurde aufgehoben. Es wurde zunächst als herzogliches Jagdschloss genutzt. Von 1634 bis 1648 versuchten einige Nonnen das Kloster neu zu beleben. Nach zahlreichen Umbauten und zwei Bränden in den Jahren 1525 und 1882 ist von der früheren Klosteranlage heute nur noch die schlichte Kirche mit geradem Chorabschluss und vermutlich ein Klausurgebäude erhalten. Als einziges architektonisches Kunstwerk ist eine frühgotische Pforte an der Südseite der Kirche übrig geblieben. Heute dient die Anlage als Bauernhof.
Autor: THOMAS FALTIN
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Zisterzienserinnen um 1240-1564
  • Zisterzienserinnen 1634-1648
Sonstiges: Bistum: Speyer, ab 1821 Rottenburg-Stuttgart,
fiel an: Württemberg (1564)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=72

Adresse Sachsenheim

Literatur:
  • W. Zimmermann / N. Priesching (Hg.): Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Stuttgart 2003. 391f. (TH. FALTIN).Die Kunst- und Altertumsdenkmale im Königreich Württemberg. Inventar Neckarkreis. Bearb. v. E. von Paulus. Stuttgart 1906 [1. Aufl. 1889]. OA Vaihingen, 476.U. SCHUHMACHER: Kloster Rechentshofen 1240-1564. Eine Regestensammlung. Magisterarbeit / Universität Tübingen, Wintersemester 1980/81.TH. FALTIN: Das Zisterzienserinnenkloster Rechentshofen und seine Stellung gegenüber geistlicher und weltlicher Gewalt. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, 1 (1937) ff. 55 (1996) 27-64.P. RÜCKERT: Der Streit um die Reformation des Zisterzienserinnenklosters Rechentshofen. In: Himmelszeichen und Erdenwege. Ubstadt-Weiher 1999, 81-96.
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