Oberndorf am Neckar - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0782

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Bereits in der La-Tène-Zeit besiedelt war der Bergsporn über dem Neckartal, auf dem im Mittelalter die Stadt gegründet wurde. Eine vermutlich zur Siedlung im Stadtbereich gehörende keltische Viereckschanze von 79 x 77 Meter Fläche befindet sich im Aichwald westlich des Unteraichhofes. Eine Siedlungskontinuität von keltischer über römische bis in alemannische Zeit ließ sich an dieser Stelle jedoch bislang nicht nachweisen, obwohl die Gegend durch umliegende Kastelle und Gutshöfe sowie vorbeiführende Straßen eng in das römische Herrschaftssystem eingebunden war. Der älteste Kern der mittelalterlichen Siedlung lag vielmehr jenseits des Neckars im Bereich des Friedhofs, wo südlich des Platzes der abgetragenen Pfarrkirche Spuren frühmittelalterlicher Grubenhäuser entdeckt wurden. Etwas weiter nördlich bei der Boller Steige, wo ein Grab der Merowingerzeit bekannt wurde, ist der Friedhof dieser Siedlung zu vermuten. Um die Pfarrkirche St. Remigius und einen nahebei gelegenen Herrenhof, der zumindest zeitweise in königlichem Besitz war, hat sich im Frühmittelalter eine Siedlung entwickelt. Der Ortsname ist aus dem Grundwort -dorf und dem Bestimmungswort Ober-, Obern- (althochdeutsch »obaro«) gebildet, das wohl als Ortsangabe zur Unterscheidung von anderen nahegelegenen -dorf-Orten diente; ein Personenname als Bestimmungswort scheidet aus. Bei der frühesten Nennung als Ausstellungsort von Urkunden 782 (»Obarindorf«) kann allerdings nicht zwischen der erwähnten Siedlung beim Herrenhof und dem gleichnamigen, neckaraufwärts gelegenen, später Altoberndorf genannten Ort unterschieden werden. Es ist vorstellbar, dass die zum Herrenhof gehörenden Bauernstellen in Altoberndorf angelegt wurden und sich dort bis zum Hochmittelalter das eigentliche Dorf entwickelt hat. Erst im Laufe oder gegen Ende des 12. Jahrhunderts entstand eine weitere Siedlung auf der Tuffterrasse links des Neckars, wie archäologische Funde nahelegen. Die Anlage dieser von Beginn an als Stadt geplanten Siedlung ging auf herrschaftlichen Einfluss zurück. Am Nordrand des Plateaus, im Bereich der so genannten Pfalz, lassen archäologisch dokumentierte Mauerreste einen frühen Herrschaftssitz vermuten, der später mit der Stadtmauer überbaut wurde. Die gesamte Fläche der Tuffterrasse von rund 5,5 Hektar wurde im 13. Jahrhundert auf rund 1 Kilometer Länge mit der Mauer umgeben. Die Vorstadt im Tal links des Neckars bestand bereits im 14. Jahrhundert. Die Dichte und der Ablauf der Bebauung innerhalb des Mauerrings lassen sich bis ins 16. Jahrhundert nicht erschließen, da bereits im 15. Jahrhundert mehrere Stadtbrände zahlreiche Gebäude zerstörten und nur vereinzelte archäologische Nachweise vorliegen, diese aber flächig über das Stadtgebiet verteilt. 1644 zählte man 98 Gebäude, 1681 118 Häuser und 1772 141. Immer wieder veränderten Brandkatastrophen das Stadtbild, so nachweislich 1612, 1699 und 1780. 1612 fielen rund 30 Gebäude samt dem Rathaus den Flammen zum Opfer, 1699 hatten wiederum das Rathaus sowie Kirche, Schul- und Pfarrhaus unter dem Brand gelitten. Der große Brand vom Juni 1780 zerstörte mit 80 Gebäuden den größten Teil der Stadt. Die rund 1100 Hektar große Markung der Stadt entwickelte sich aus verschiedenen, zu mehreren Siedlungen gehörenden Flächen. Als Siedlung bereits früh verschwunden ist das 769 erstmals anlässlich einer Schenkung an St. Gallen genannte Lautenbach im Norden der Markung, das im 14. Jahrhundert als Gut genannt ist, 1352 gab es dort noch eine Mühle, die dem Kloster St. Blasien zinsbar war. Die Siedlung Reute (Reutin) nordwestlich der Stadt ist dagegen noch Anfang des 15. Jahrhunderts genannt, scheint aber wenig später weitgehend in Abgang geraten zu sein und bestand nur noch aus drei Höfen. Die übrigen Flächen wurden als Güter ohne Hofstätten verliehen. Das Dorf gehörte stets zur Stadt, seine Einwohner waren Bürger. Die 1251 erstmals genannte Adelsfamilie von Rüti, Dienstadel der Herzöge von Teck, dürfte sich nach diesem Ort genannt haben. Einen eigenen Bezirk bildete darüber hinaus das Wirtschaftsland des Wasenecker Hofs im Süden der Markung. Bei der Bewirtschaftung der Flächen auf der Stadtmarkung wurde zwar die übliche Fruchtfolge eingehalten, jedoch keine Zelgenwirtschaft betrieben. Dies könnte bestätigen, dass die ursprünglich zur Stadt selbst gehörende Fläche sehr gering war und sich die Markung bis zum Ende des Mittelalters aus mehreren Markungen und geschlossenen Güterkomplexen entwickelte, welche nach und nach im Besitz zerstückelt wurden. Eine geregelte Dreifelderwirtschaft war dadurch nicht möglich. Oberndorf verfügt über eine Erweiterungsachse in ein erstes Seitental des Neckars. Industrie- und Gewerbegebiet zwischen Bahnlinie und Neckar.
Historische Namensformen:
  • Obarindorf 0782
  • Oberndorf 0912
Geschichte: Im 8. und 9. Jahrhundert lag Oberndorf wohl in der so genannten Bertholdsbaar (»in pago Bertoltipara«), wie es für die nahegelegenen Orte Bickelsberg und Brittheim gesichert ist. Im 10. Jahrhundert wird der Ort urkundlich »in pago Para« lokalisiert. Die Zuordnung zu einer bestimmten Grafschaft lässt sich für diese Zeiträume nicht vornehmen. Es gibt jedoch Vermutungen, dass die Gegend Ende des 8. Jahrhunderts bevorzugtes Ziel für die Sicherung fränkischen Einflusses und damit der Etablierung von Grafengewalten war. Seit dem 12. Jahrhundert dürften die Zähringer die Hoheitsrechte ausgeübt haben, von denen sie wohl um 1187 an die Herzöge von Teck übergingen. Oberndorf scheint im Frühmittelalter Mittelpunkt eines größeren, nach und nach zerschlagenen Fiskalkomplexes gewesen zu sein, der sich mit einigen Unsicherheiten rekonstruieren lässt. Kirchliche Beziehungen und Besitzverhältnisse deuten darauf hin, dass zahlreiche umliegende Orte einem Königshof rechts des Neckars bei der Remigiuskirche (im Bereich des heutigen Friedhofes) unterstanden, so beispielsweise Beffendorf, Boll, Aistaig, Römlinsdorf, Wittershausen, Epfendorf, Harthausen und einige abgegangene Siedlungen. Obwohl eine Übertragung aus Privatbesitz nicht völlig auszuschließen ist, ging der Hof samt der Kirche (»curtem unam, Oberndorf vocatam, cum ecclesia baptismali«) vermutlich aus königlicher Hand, vielleicht noch durch Karl III. vor 887, spätestens aber 911 durch Ludwig das Kind, an Salomo III., seit 890 Abt von St. Gallen und Bischof von Konstanz. Dieser wiederum übertrug den Hof mit der Kirche an das Kloster St. Gallen, das die Güter noch im 14. Jahrhundert als Schenkenlehen vergab. Unmittelbares Zubehör des Hofes waren außerdem der Bergsporn, auf dem später die Stadt gegründet wurde, der Lautenbach und das Gut »Hegniberg« (Hegelberg). Nach königlichen Bestätigungen dieser Schenkung aus den Jahren 912 und 950 geben erst Quellen des 13. Jahrhunderts wieder gesicherten Einblick in die Besitzverhältnisse und zeigen zugleich, dass der Hof in Oberndorf und nicht im ursprünglich gleichnamigen Altoberndorf lag. Die vermutlich an die Zähringer verliehenen Klostergüter gingen wohl um 1187 von diesen in den Besitz der Herzöge von Teck über, die als Gründer der Stadt anzusehen sind. Die Stadtgründung auf dem Bergsporn links des Neckars erfolgte spätestens bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, nachdem die Siedlung dort bereits um 1200 über ein Marktrecht verfügt haben dürfte. Die jeweiligen Stadtherren übten in der Folgezeit die hoheitlichen Rechte aus und setzten dazu in der Regel Schultheißen und Vögte ein. Bis ins letzte Drittel des 13. Jahrhunderts haben die Herzöge von Teck ihre Rechte als Stadtherren ausgeübt, von 1272 bis 1300 sind jedoch keine Belege ihrer Herrschaft bekannt. Es wäre möglich, dass die Herzöge ihre Herrschaft während dieser Jahre nicht unmittelbar wahrnahmen, sondern Dienstleute dafür eingesetzt haben. Die 1254 erstmals genannte und mit der Stadt eng verbundene Familie Hack könnte diese Aufgabe übernommen haben. Erst 1300 treten die Herzöge von Teck wieder in Erscheinung. Mit der Ende des 13. Jahrhunderts erfolgten Teilung innerhalb der Familie in eine Owener und eine Oberndorfer Linie kam die Stadt an Herzog Hermann d. Ä. von Teck und dessen Nachfahren, die teilweise dort ihren Sitz nahmen. Er bestätigte 1300 die städtischen Rechte. Zusätzlich zum St. Galler Schenkenlehen verfügten die Herzöge in der Umgebung über beträchtlichen Eigenbesitz, wozu neben den Burgen Waseneck und Brandeck sowie anderen Gütern die Ortsherrschaften in den vier Dörfern Altoberndorf, Beffendorf, Bochingen und Waldmössingen gehörten. Teile der daraus gebildeten Herrschaft Oberndorf gelangten durch Stiftungen und Verkäufe bereits während der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts an andere Besitzer. Zudem führten die Geldschwierigkeiten der Herzöge mehrfach dazu, dass Einkünfte oder die Stadt verpfändet werden mussten. Herzog Friedrich von Teck (gestorben 1342), ein Sohn Herzog Hermanns d. Ä., hatte die Herrschaft 1334 als Nachfolger seines verstorbenen Bruders Lutzmann übernommen. Friedrich verpfändete die Herrschaft anscheinend für kurze Zeit an seinen Schwiegervater Graf Wilhelm von Montfort, der 1336 die städtischen Rechte bestätigte. Als auf Friedrich 1342 dessen Neffe Hermann von Teck (gestorben 1363) folgte, musste dieser der Stadt zusichern, sie zehn Jahre lang nicht zu versetzen oder zu verkaufen. Herzog Hermann zählte zur Opposition gegen Kaiser Ludwig den Bayern, weshalb die Stadt in die Reichsacht geriet, von der sie König Karl IV. im Juli 1348 wieder lossprach. Auch Hermann war in finanziellen Schwierigkeiten und deshalb zu zahlreichen Güterverkäufen gezwungen. Als er 1363 starb, erlosch die Oberndorfer Linie der Teck im Mannesstamm. Die Eigengüter erbte Hermanns Tochter Beatrix, Frau Herzog Reinolds von Urslingen, mit ihrem Sohn Konrad. Auf die St. Galler Lehen dagegen erhob auch Herzog Friedrich von Teck aus der Owener Linie Anspruch, der damit noch 1363 belehnt wurde. 1371 kaufte Friedrich von Konrad von Urslingen auch die Eigengüter mit der Kastvogtei über das Kloster Alpirsbach und verzichtete im Gegenzug auf seine Ansprüche auf Schiltach. 1374 verkaufte Friedrich die Herrschaft an Graf Rudolf von Hohenberg. Dieser wiederum war 1378 dazu gezwungen, Oberndorf und andere Besitzungen an verschiedene Reichsstädte zu verpfänden. 1381 verkaufte Rudolf die ehemals teckschen Besitzungen mit seiner Grafschaft Hohenberg an Herzog Leopold von Österreich. Formell blieb die Oberhoheit nun bis 1805 bei Österreich, aber häufige Verpfändungen sorgten tatsächlich für wechselnde Besitzverhältnisse. Nach der Auslösung aus der reichsstädtischen Pfandschaft 1384 wurden Altoberndorf, Beffendorf und Bochingen von der Herrschaft Oberndorf abgetrennt und später an die Grafen von Sulz verpfändet. Sie blieben bis 1462 von der Stadt getrennt. Die Stadt mit der Burg Waseneck dagegen wurde von Österreich unter Vorbehalt der Auslösung an Markgraf Bernhard von Baden verpfändet, der seit 1384 mit Margarethe, der einzigen Tochter Graf Rudolfs von Hohenberg, verheiratet war. Die Güter zählten zum Heiratsgut Margarethes. Als sie sich 1391 endgültig von ihrem Mann trennte, verblieben die Oberndorfer Besitzungen dennoch bei Bernhard. Seine Ansprüche auf die ehemals zur Herrschaft zählenden Dörfer versuchte er gewaltsam durchzusetzen. Abgesehen von einer kurzen Zeit der Verpfändung (um 1406) an Graf Rudolf von Hohenberg zu Nagold blieb die Herrschaft bis 1409 bei Baden. Durch einen von Württemberg vermittelten Vergleich zwischen dem Markgrafen und Herzog Friedrich von Österreich trat Bernhard die Burg Waseneck und die Stadt an Österreich ab. Herzog Friedrich verpfändete die Güter an Burkhard von Mansperg, der bereits 1402 als badischer Vogt in der Stadt amtiert hatte. In den Händen der Herren von Mansperg blieb die Herrschaft nur bis 1411. Dann wurde sie von Österreich an die Grafen von Zimmern übergeben. 1416, nach der Ächtung Herzog Friedrichs von Österreich, musste die Pfandschaft an Graf Eberhard IV. von Württemberg übergeben werden. Österreichische Versuche, Württemberg aus der Pfandschaft zu drängen, scheiterten bis 1460/1462. 1462 schließlich kamen die Grafen von Zimmern wieder in ihren Besitz. Dem württembergischen Hofmeister Wilhelm von Zimmern wurden die Güter von Württemberg übertragen. Österreich sicherte den Zimmern den erblichen Besitz dieser Pfandschaft zu. Erst wenn die Grafen im Mannesstamm ausgestorben wären, solle die Pfandschaft an Österreich zurückfallen. 1487/88 wurden jedoch die Güter Hans Werners von Zimmern, der als Rat Herzog Sigmunds von Tirol der Acht verfallen war, eingezogen. Die Pfandschaft gelangte 1489 erneut an Württemberg, vier Jahre später an die Grafen von Werdenberg, die anscheinend bereits 1488 kurze Zeit in sie eingesetzt waren. Die Grafen von Zimmern holten sich ihre Güter 1496 durch Einnahme der Stadt gewaltsam zurück. 1504 wurde diese Besetzung rechtlich geregelt, die Zimmern blieben im Besitz der Herrschaft. Als Wilhelm von Zimmern 1594 kinderlos starb, fiel die Pfandschaft vereinbarungsgemäß an Österreich zurück. Bereits 1591 wurde Markgraf Karl von Burgau die Übernahme der zimmerischen Pfandschaften in Aussicht gestellt, 1609 wurde er dort, in der Herrschaft Schramberg und in der Grafschaft Hohenberg in die Herrschaftsrechte eingesetzt. Die landesherrliche Obrigkeit behielt sich Österreich allerdings ausdrücklich vor. Seit 1604 steuerte die Stadt zur österreichischen Landschaftskasse der Vorlande, war der Landschaft aber wegen der Anwartschaft Karls bis dahin nicht formell inkorporiert worden. Die als Mannlehen vergebenen Güter fielen nach Karls Tod 1618 erneut an Österreich heim und blieben weiterhin eng mit der Grafschaft Hohenberg verbunden, die der Regierung in Innsbruck unterstellt war. Bis 1657 blieben Stadt und Herrschaft unter unmittelbarer österreichischer Verwaltung, wenn man von der kurzen württembergischen Besetzung 1632–1634 absieht. Seit 1620 war die Stadt den Landständen inkorporiert. 1657 wurde die Herrschaft der Familie (seit 1676 Freiherren) von Hohenberg verliehen, den Nachfahren Markgraf Karls. Sie verwalteten die Stadt bis 1726 von Rottenburg aus, viele Jahre davon durch Vormünder für minderjährige Erben. 1726 starb mit Friedrich Wilhelm der letzte Freiherr von Hohenberg der Oberndorfer Linie. Die Herrschaft fiel daher gemeinschaftlich an dessen Witwe Maria Charlotta von Gleispach und die Mutter Maria Claudia. Nach dem Tod der letzteren 1736 übergab Maria Charlotta die Herrschaft ihrem zweiten Mann Marquard Rudolf von Speth zu Gammertingen, der sie bis zu seinem Tod 1741 ausübte. Danach trat erneut Maria Charlotta in die Besitzrechte ein und behielt sie bis zu ihrem Tod als Witwe 1764 in Frankfurt. Bereits 1750 waren im Zuge der österreichischen Staatsreformen die Zuständigkeiten der Oberämter auf die verliehenen und verpfändeten Herrschaftsteile Vorderösterreichs ausgedehnt worden. Die Stadt unterstand seitdem in dieser Hinsicht dem Oberamt Rottenburg und damit der neu eingerichteten Regierung in Freiburg. Stadt und Herrschaft wurden noch 1764 an die Freiherren von Pflummern verpfändet, die bis 1782 Pfandherren blieben. Auf Druck der österreichischen Verwaltung in Rottenburg und Freiburg gab Franz Josef von Pflummern die Herrschaft zurück. Bis zur Abtretung der Vorlande 1805 verblieb die Herrschaft unter unmittelbarer österreichischer Verwaltung der Regierung in Freiburg. Die bedeutendsten Grundherren auf der Stadtmarkung waren die jeweiligen Träger der Herrschaftsgewalt, bis ins 14. Jahrhundert die Herzöge von Teck beziehungsweise das Kloster St. Gallen. Die Besitzungen der Stadtherren umfassten 1402 Steuern, Hofstattzinse sowie weitere Hellerzinse aus fünf (teilweise damals nicht mehr bestehenden) Mühlen und einer Sägmühle, der Badstube, dem Allmendzehnt, der Tuchsteuer und den Wirtshäusern. An anderer Stelle nachweisbar sind darüber hinaus einige Zehntrechte von bestimmten Flächen sowie das Fischwasser von der Markungsgrenze bis in die Nähe des Augustinerklosters. Der ursprüngliche Umfang der stadtherrlichen Güter war bereits im Spätmittelalter durch Verkäufe und Stiftungen stark geschmälert worden. Die Einnahmen aus der Gerichtsbarkeit waren zwischen Stadt und Herrschaft geteilt, das Umgeld erhielt die Stadt, den Marktzoll dagegen die Herrschaft. Unmittelbares Zubehör der Herrschaft war außerdem die Burg Waseneck mit dem Aichhof (bis ins 18. Jahrhundert Wasenecker Hof), der in der Regel verliehen wurde. Der Stadtherr oder sein Vogt bewohnten innerhalb der Stadt das 1601 erstmals genannte Amtshaus (Kameralstr. 8) mit Fruchtscheuer, dessen Ursprünge ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Seit dem 17. Jahrhundert ist die Bezeichnung »Pfalz« für das 1766 neu errichtete Gebäude nachweisbar. Neben die Stadtherren als Grundherren traten bereits Ende des 13. Jahrhunderts Rechte von Bürgern, so zum Beispiel der Familie Hack. Einen deutlichen Besitzzuwachs in der Stadt und den umliegenden Orten erfuhren im 14. Jahrhundert die Oberndorfer Klöster, vor allem das Augustinerinnenkloster. Auch das Kloster Alpirsbach verfügte bereits im 13. Jahrhundert über Besitz in der Stadt, der in der Folgezeit weiter ausgedehnt wurde. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist ein Pfleghof des Klosters in der Stadt nachzuweisen, der bis 1581 bestand und dann an die Oberndorfer Klöster vertauscht wurde. Zur Pflege zählten 1491 neben der Stadt dreizehn weitere Orte. In der Stadt bezog das Kloster vor allem Hellerzinse, zum bedeutendsten Besitz gehörte eine Mühle. Weniger umfangreiche Güter besaßen seit Ende des 14. Jahrhunderts das Kloster Wittichen und seit dem 15. Jahrhundert das Dominikanerinnenkloster Rottweil. Die Entwicklung kommunaler Strukturen wird erstmals 1251 mit der Nennung eines ehemaligen Schultheißen (»scultetus«) erkennbar. Bereits fünf Jahre zuvor sind Zöllner (»thelonearii«) genannt, ein Münzer oder Geldwechsler (»monetarius«) 1254. An gleicher Stelle wie dieser werden mit der erstmaligen Nennung von Bürgern (»cives«) eindeutig städtische Strukturen belegt, die in den folgenden Jahrzehnten deutlicher werden. Das Ratsgremium (»scultetus et consules«) tritt erstmals 1271 in Erscheinung. Das älteste erhaltene Stadtsiegel stammt von 1311 und zeigt den Wappenschild der Herzöge von Teck. Die städtischen Rechte wurden 1300 von Herzog Hermann von Teck unter Bezug auf altes Herkommen erstmals schriftlich bestätigt. Unter anderem hatte die Stadt eine jährliche Steuer an den Stadtherrn zu entrichten. Auf der Grundlage dieser Urkunde fanden alle späteren Erneuerungen der Stadtrechte statt, die in der Regel bei jedem Herrschaftswechsel bestätigt und teilweise präzisiert wurden. Eine schriftliche Aufzeichnung des mittelalterlichen Stadtrechts, das bereits Ende des 13. Jahrhunderts als solches nachweisbar ist und in diese Zeit zurückgeht, ist nur als Abschrift des 15. Jahrhunderts überliefert. Als Vorbild diente dieses Recht nachweislich für das Stadtrecht von Binsdorf. In ihm ist unter anderem die Zusammensetzung der städtischen Organe und die Gerichtsbarkeit geregelt. Landesfürstliche Bestimmungen und österreichische Reformen des 17. und 18. Jahrhunderts, wie eine 1608 erlassene Polizeiordnung und die Magistratsreformen von 1756 und 1798, haben die städtische Verfassung ergänzt und verändert. In erneuerter und erweiterter Form gibt ein Bürgerbuch von 1625 die kommunale Verfassung wieder. Demnach wurde aus der Bürgerschaft ein sich selbst ergänzender Rat gebildet, für den 1608 24 Mitglieder belegt sind. Einige der Räte (in der Regel die Hälfte) bildeten das Gericht. Ein aus der Mitte des Gerichts jährlich bestimmter Bürgermeister verwaltete als höchster städtischer Amtsträger die Stadtkasse, ein weiterer Bürgermeister aus dem Rat hatte den Einzug der Strafen aus der städtischen Gerichtsbarkeit zu überwachen. Der Rat besetzte auch die anderen städtischen Ämter wie das des Schreibers und des Stadtknechts. Der vom Stadtherrn eingesetzte Schultheiß führte den Vorsitz im Rat und im Gericht. Er überwachte die städtische Verwaltung. Dem Vogt als weiterem Amtsträger des Stadtherrn unterstanden vor allem die Hoheitsrechte wie die Anklage bei Hochgerichtsprozessen und der Steuereinzug. Darüber hinaus war der Vogt im Gegensatz zum Schultheißen für die gesamte Herrschaft und zum Teil darüber hinaus zuständig. Württemberg beispielsweise ließ zwischen 1425 und 1462 das Vogtamt vom Vogt in Rosenfeld versehen, der (Ober-)Vogt der Grafen von Zimmern war meist auch für deren Herrschaft Vor Wald zuständig. Auch unter österreichischer Herrschaft wurden Obervögte eingesetzt. Zwischen 1626 und 1657 versahen mehrmals Mitglieder der Familie von Hohenberg dieses Amt, der die Herrschaft 1657 verpfändet wurde. In der Zeit der Pfandschaft trat an die Stelle des Obervogts der Obervogteiverwalter, der vom Pfandherrn eingesetzt wurde. Während der Vogt in der Regel aus dem niederen Adel stammte, kam der Schultheiß aus dem städtischen Bürgertum. Nur selten waren beide Ämter in einer Hand. 1756 wurde die von Österreich angeordnete Magistratsreform umgesetzt. Künftig bildeten der Bürgermeister und zwei Deputierte eine Deputation, von der unter Aufsicht des Schultheißen die Stadtverwaltung geführt wurde. Die Deputation und vier Gerichtsmitglieder traten zum »Inneren Rat« zusammen, der durch Hinzuziehung von sechs weiteren Ratsmitgliedern den »Äußeren Rat« bildete. Die Zuständigkeiten der drei Organe waren nicht immer klar gegeneinander abgegrenzt. 1789 wurde die Magistratsreform Kaiser Josephs II. umgesetzt. Künftig bestand der Innere Rat aus dem Bürgermeister, drei Räten und einem Juristen als Syndikus. Zusammen mit vier weiteren Räten bildeten diese den Äußeren Rat. Die meist gute Vermögenslage der Stadt ist seit dem 17. Jahrhundert erkennbar. Neben bedeutendem, zinsbarem Grundbesitz, der auch Güter auf umliegenden Dorfmarkungen umfasste, verfügte die Kommune über einen Anteil am Zehnten zu Bochingen, der 1604 mit anderen Gütern durch die Auflösung der Klause bei St. Remigius an die Stadt gefallen war. Die umfangreichen Allmendflächen (1776 rund 330 Jauchert) waren zum einen an die Bürger ausgegeben und dienten zum anderen als Viehweide. 1805 wurden diese Flächen unter der Bürgerschaft aufgeteilt. Die Einnahmen der Stadt setzten sich außerdem aus verschiedenen Steuern und Abgaben zusammen. Neben dem Umgeld und dem Marktgeld sind vor allem eine städtische Vermögenssteuer, Bürgeraufnahmegebühren sowie ein Anteil an den Strafgeldern zu nennen. Zu den Vermögenswerten sind auch die kommunalen Gebäude zu rechnen. Neben der 1315 erstmals genannten Stadtmauer mit vier Türmen und drei Toren, die allesamt während des 19. Jahrhunderts abgetragen wurden, zählten dazu 1784 Rathaus, Schulgebäude, Stadtschreiberei, Stadtscheuer, Kleemeisterei, Siechenhaus, Schlachthaus und das Spitalhaus. Ein »altes Rathaus« ist 1455 erstmals genannt. Wenig später scheint das Rathaus an die heutige Stelle am Marktplatz in ein früheres Privatgebäude verlegt worden zu sein. 1612, 1699 und 1780 zerstörten Brände das Haus, die jeweils zu grundlegenden Umgestaltungen führten. Ein 1599 am Marktplatz (Hauptstraße 28) angekauftes Haus beherbergte die Stadtschreiberei. Zwischen 1533 und 1649 fanden vor dem herrschaftlichen Gericht zahlreiche Hexereiprozesse statt, bei denen insgesamt mehr als fünfzig Männer und Frauen angeklagt waren und viele Todesurteile gesprochen wurden. Die rund 1,8 Kilometer südlich der Stadt auf einem Bergsporn über dem Neckartal gelegene Burg Waseneck ist in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (1271, gesichert 1289) erstmals erwähnt, ihr Alter ist unklar. Sie diente den Herzögen von Teck zeitweise als Wohnsitz und war als Teil des St. Galler Schenkenlehens stets Zubehör der Herrschaft. Nach der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde sie bereits als Burgstall bezeichnet und war demnach nicht mehr dauerhaft bewohnt. Die Grafen von Zimmern als Pfandherren erhielten daher die Erlaubnis, näher bei der Stadt einen neuen Sitz zu errichten, was aber nicht geschehen ist. Von Waseneck sind neben Halsgräben nur noch Mauerreste erhalten. Der Zehnt von den Burggütern war bereits im 14. Jahrhundert Lehen der Herren von Falkenstein und gelangte später unter württembergische Lehenshoheit. Die nach der Burg benannten Maier von Waseneck waren ein 1295 erstmals genanntes teckisches Dienstleutegeschlecht, das ursprünglich den Burghof verwaltete. Sie scheinen mit der 1254 erstmals auftretenden Oberndorfer Familie Hack versippt gewesen zu sein, denn ein Zweig der Hack führte das gleiche Wappen. Die Familie hatte zeitweise einen Sitz in Waldmössingen und starb 1440 aus. Der südöstlich der Ruine gelegene Unteraichhof (bis ins 17. Jahrhundert Wasenecker Hof, danach Aichhof) war der zur Burg gehörende Wirtschaftshof, der meist an Bürger verliehen wurde. Unter zimmerischer Herrschaft wurden die Güter (über 300 Jauchert Feld, Wald und Wiesen) als städtische Weide genutzt und von Bürgern bebaut. 1684 ließ die Herrschaft mit dem Oberaichhof einen zweiten Wirtschaftshof errichten und zog die Bewirtschaftung wieder an sich, bevor der Hof 1740 wieder an die Stadt und später an Privatleute verpachtet wurde. Nach einem Brand war der Hof bereits 1715 neu errichtet worden. Das Rathaus wurde 1817/18 erneuert, 1939 umgebaut. Durch die Ummauerung der Stadt führten das Obere und das Kirchtor (1820 bzw. 1839 abgebrochen). Zusätzlich bot im Westen ein Graben Schutz. Der Amtsort Oberndorf kam 1805 an Württemberg, 1807 Oberamt Rottweil, 1810 Oberamt Oberndorf gebildet, 1938 Landkreis Rottweil. Der Stadt Oberndorf wurde Aistaig 1937 teilweise, 1939 zusammen mit Altoberndorf vollständig eingemeindet; dies 1950 rückgängig gemacht. Aus Oberndorf stammten: Johannes Hoffmeister, Provinzial des Augustinerordens (* 1509, † 1547). Eduard Ortlieb, Reformator der katholische Kirchenmusik (* 1807, † 1861).
Ersterwähnung als Stadt: 1277
Wirtschaft und Bevölkerung: Erst in der Neuzeit lassen die Quellen vereinzelt Rückschlüsse auf die Einwohnerzahl zu, für das Mittelalter liegen nur Schätzungen für benachbarte Städte vor. Wagt man einen Vergleich, so könnten im 15. Jahrhundert in der Stadt 500 bis 600 Menschen gelebt haben. Um 1630 hatte die Stadt rund 600 Einwohner (136 Steuerpflichtige). Die folgenden Kriegsereignisse dürften die Bevölkerung um rund ein Viertel reduziert haben, bevor sie bereits im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts den Vorkriegsstand wieder erreicht hatte. Ein deutliches Wachstum ist dann erst Ende des 18. Jahrhunderts zu verzeichnen, als rund 1000 Einwohner gezählt wurden. Im Mittelalter bestand die Oberschicht aus rund zehn Familien, von denen größtenteils die städtischen Gremien besetzt wurden und die häufig mit dem niederen Adel versippt und auch Amtsträger der Herrschaft waren. Neben der Familie Hack sind hier beispielsweise die Bernhart, Hutneck und Winmann zu nennen, die auch in umliegenden Orten zum Teil bedeutende Besitzungen an sich brachten. Enge Verbindungen dieser Oberschicht bestanden zu führenden Rottweiler Familien. Daneben gab es eine große Zahl von Bürgern, die einer Tätigkeit als Handwerker oder Bauer nachgingen, aber durchaus auch über eigenen Besitz verfügen konnten; einige Berufe sind bereits im 13. Jahrhundert genannt. Über die Handwerker und die unterbürgerlichen Schichten geben erst Quellen der Neuzeit besseren Aufschluss. 1626 galten nur sieben von 136 Bürgern als vermögend. Mehrere Faktoren hatten diese schlechte wirtschaftliche Situation, die bis ins 18. Jahrhundert anhielt, verursacht. Durch die Lage der Stadt zwischen den Territorien Rottweils und Württembergs und hohe Zollschranken hatte sich ihr Hinterland und damit die Arbeits- und Erwerbsmöglichkeiten der Handwerker und Händler mehr und mehr verkleinert. Die meisten der zahlreichen Gewerbetreibenden übten daher mehrere Berufe aus. Zudem floss der Verkehr inzwischen an der Stadt vorbei, der seit dem Mittelalter vor allem in West-Ost-Richtung den Neckarübergang passiert hatte, wodurch auch der Marktort an Bedeutung verlor. Im Mittelalter reichte sein Einzugsgebiet rund 10 Kilometer im Umkreis, wie die Verbreitung des Oberndorfer Getreidemaßes nahelegt. Erst seit dem 17. Jahrhundert sind die einzelnen Märkte nachweisbar. Neben dem Wochenmarkt fanden 1605 zwei Jahrmärkte an St. Margarethen und an Michaeli statt. Seit 1657 traten daneben weitere Jahrmärkte an Bartholomäi, Heilig Kreuz (1658) und an Martini (1704). Aus der schmalen, vermögenden Oberschicht, teilweise von außerhalb, wurde auch in der Neuzeit das Amt des Bürgermeisters besetzt. Vor allem die Wirte und einige Händler zählten im 18. Jahrhundert zu den wenigen Reichen am Ort. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts etablierte sich mit dem Wachstum der Stadt und ihren strengen Bürgeraufnahmekriterien eine relativ breite bürgerliche Mittelschicht, während noch bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts die größte Zahl der Bürger zu den Armen gerechnet werden musste. Handwerksordnungen sind erstmals von 1625 für Bäcker, Färber, Fischer, Kürschner, Metzger und Müller überliefert; das städtische Schlachthaus ist bereits 1577 belegt. Einige der Zunftordnungen orientierten sich an Vorbildern aus Rottenburg, viele wurden im 18. Jahrhundert neu erarbeitet. 1730 gab es in der Stadt 137 Meister, die elf verschiedenen Zünften angehörten. Der Bereich dieser Zünfte erstreckte sich nicht nur auf die Stadt, sondern auf die gesamte Herrschaft mit den zugehörigen vier Dörfern. Bedeutendste Gewerbezweige waren neben den Wirten seit dem 17. Jahrhundert die Gerber (vor allem Rotgerber) und die Tuchmacher. 1681 zählte man 17 Wirte, davon acht Schildwirte. Ihre Zahl nahm im Lauf des 18. Jahrhunderts weiter zu. Als Mühlenstandort hatte die Stadt bereits im Mittelalter Bedeutung. Innerhalb der Stadt bestanden Ende des 14. Jahrhunderts drei Mühlen, einige weitere in unmittelbarer Nähe. Neben dem Kloster Alpirsbach, dessen Mühle bereits 1277 belegt ist, verfügte auch das Augustinerkloster über eine eigene Mühle. 1577 gab es acht Mühlen, darunter auch eine Säge und eine Walke. Im 17. Jahrhundert wurde zudem eine Papiermühle eingerichtet, die bis ins 18. Jahrhundert arbeitete. Um 1800 zählte man sechs Mahlmühlen, drei Säge-, zwei Öl-, drei Loh- und zwei Walkmühlen. Eine Ziegelhütte in der oberen Vorstadt ist seit 1577 nachweisbar, dürfte aber bereits im Mittelalter bestanden haben. Die Wirtschaft der Stadt erfuhr ihren Aufschwung durch die Errichtung der staatlichen Gewehrfabrik im Jahr 1812. 1872 Gründung einer Waffenfabrik durch die Gebrüder Mauser.

Name: Burg Waseneck
Datum der Ersterwähnung: 1295

Ersterwähnung: 0912
Kirche und Schule: Bei der 912 genannten Taufkirche, die zu dem wohl aus Königsgut stammenden Hof gehörte, dürfte es sich um die Remigiuskirche gehandelt haben, die östlich des Neckars lag. Das Patrozinium dieses fränkischen Heiligen, der schriftlich 1359 erstmals erwähnt wurde, deutet auf eine Entstehung der Kirche spätestens im 8. Jahrhundert hin. Im 14. Jahrhundert war die Stadt im Wechsel mit Rottweil und Sulz-Kirnbach zeitweise Sitz des Dekanats (des späteren Landkapitels Rottweil), das wiederum Teil des Archidiakonats Vor Wald war. Zum Pfarrsprengel der Remigiuskirche zählten im 14. Jahrhundert Boll und Beffendorf, jedoch dürfte er im Frühmittelalter wesentlich größer gewesen sein. Aus der Abgrenzung zu umliegenden Pfarreien, Zehntverhältnissen des Spätmittelalters und den Patrozinien benachbarter Kirchen lässt sich ein Pfarrsprengel skizzieren, der neben den genannten Orten auch Denkenhausen, Wittershausen, Römlinsdorf, Bochingen, Altoberndorf, Hochmössingen und Aistaig umfasst haben könnte. Die Kirche war als Bestandteil der erwähnten Schenkung an das Kloster St. Gallen gekommen. Von diesem gelangte das Patronat – wohl als später entfremdetes Lehen – an die Herzöge von Teck, die es wie auch ihre Nachfolger mit den Herrschaftsrechten weitergaben. Einige Mitglieder der Herzogsfamilie wurden in der Pfarrkirche bestattet. Der kleine Pfarrsprengel des Spätmittelalters erfuhr eine weitere Veränderung, nachdem im benachbarten Württemberg 1534 die Reformation eingeführt wurde. Boll, das als Ort des Klosters Alpirsbach unter württembergischer Hoheit lag, kam zur Pfarrei Wittershausen. Ein Neu- oder Umbau des Kirchengebäudes unter zimmerischer Herrschaft ist für die Zeit nach 1513 zu erschließen. Die kirchliche Nutzung des Gebäudes hörte spätestens Ende des 18. Jahrhunderts auf, als Heu und Stroh darin gelagert wurden, 1794 wurde die letzte Glocke abgenommen. 1805/6 und 1811 wurde die Kirche endgültig abgebrochen und das Beinhaus zu einer Kapelle umgebaut. Als Pfarrkirche diente längst die ehemalige Michaelskapelle. Die Lage der Pfarrkirche St. Remigius außerhalb der Stadt hatte bereits im 13. Jahrhundert zu Schwierigkeiten geführt, nachdem die Kirche des noch jungen Augustinerinnenklosters offenbar zunehmend in Konkurrenz zu St. Remigius trat und der Pfarrherr um seine Einkünfte fürchtete. Die 1272 erstmals genannte, wohl ins 12. Jahrhundert zurückgehende Michaelskapelle übernahm anscheinend nach und nach immer mehr Funktionen der Pfarrkirche und hat frühestens Ende des 16. Jahrhunderts die Remigiuskirche als Sitz der Pfarrei abgelöst. Der Friedhof wurde an alter Stelle beibehalten. Als Kirche innerhalb der Stadt erhielt die Michaelskapelle bereits im Mittelalter viele fromme Stiftungen. Zu nennen sind die Altäre der Jungfrau Maria 1315 (Frühmesse), St. Nikolaus und St. Martin 1424 und St. Johannes 1475 sowie ein Katharinenaltar. Die beiden ersteren verschwanden im 16. und 17. Jahrhundert, während die anderen bis ins 19. Jahrhundert Bestand hatten. Den Herren von Zimmern diente das nach einem Brand 1445 neu errichtete Kirchengebäude zeitweise als Grablege. Nach erneutem Brand 1699 wurde die Kirche 1702 und 1706 wesentlich umgebaut und erweitert. Der große Stadtbrand 1780 zerstörte den Kirchturm, welcher 1786 neu errichtet wurde. Der Heiligenpflege der Pfarrkirche unterstanden auch mehrere Kapellen außerhalb der Stadt. Neben der St. Leonhards- (1803 abgebrochen), der St. Germans- und der Appoloniakapelle war dies vor allem die so genannte Bitzenkapelle zwischen Tal- und Oberstadt (Rosenbergstr. 22), die dem Heiligen Kreuz geweiht war und bereits 1634 nachweisbar ist. Ihre Blütezeit fiel ins 18. Jahrhundert. 1728 wurde die Kapelle neu errichtet, 1760 daneben ein Eremitenhäuslein erbaut. Jeweils donnerstags wurde darin Messe gelesen, die auch aus den umliegenden Orten besucht wurde. 1872 fiel die Kapelle einem Fabrikbau zum Opfer. 1662 gründeten die Stadtgemeinde und der Pfarrer eine Rosenkranzbruderschaft, die nur über ein geringes Vermögen verfügte und 1783 aufgelöst wurde. Sie stiftete einen Rosenkranzaltar in der Pfarrkirche und sollte monatlich eine Prozession abhalten. Eine weitere, noch kleinere Bruderschaft vom heiligen Augustinus und der heiligen Monika wurde während des 30jährigen Krieges vom Augustinerkloster errichtet. Bei der Pfarrkirche St. Remigius bestanden im Mittelalter zeitweise zwei Klausen, die sich nicht klar voneinander unterscheiden lassen. Die älteste Nennung einer Klause datiert von 1341. Den nach dominikanischer Regel lebenden Klausnerinnen stand eine Priorin vor, 1497 zählte man sechs Schwestern. Vor allem durch Käufe kam die Gemeinschaft zu beachtlichem Besitz in der Stadt und in Bochingen. 1602 wurde sie aufgelöst, ihr Vermögen ging bis 1624 an die Stadt über. Eine zweite Klause scheint dort 1477 bestanden zu haben. Das damals unbesetzte Sammlungshaus wurde von Graf Eberhard von Württemberg an eine ehemalige Klausnerin verkauft. 1486 ging es an die Herren von Zimmern über, welche die Klause offenbar neu errichten ließen. 1546 übertrug die letzte Klausnerin mit Einwilligung der Grafen von Zimmern die Einkünfte an die Stadt. Bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist neben der Michaelskapelle eine Dominikanerinnensammlung entstanden, die 1272 vom Stadtherrn ein Steuerprivileg erhielt. Von dieser Gemeinschaft hat sich zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Rottweiler Sammlung abgespalten. Vor allem während des 14. Jahrhunderts gelang es der Sammlung, in der Stadt und ihrer Umgebung Besitzungen anzukaufen und sich eine gute wirtschaftliche Grundlage zu schaffen. Im 16. Jahrhundert scheint der Konvent sehr klein gewesen zu sein, der sich fast ausschließlich aus bäuerlichen und bürgerlichen Frauen der Umgebung zusammensetzte. 1699 brannte das Sammlungshaus nieder, das bereits 1700 wieder errichtet wurde und nun auch über eine eigene, 1709 geweihte Kirche verfügte, die seit 1742 von den Augustinern versehen wurde. Mitte des 18. Jahrhunderts lebten 13 Schwestern im Kloster. Wie andere Gebäude auch brannte das Kloster 1780 nieder und wurde bis 1782 neu gebaut. Im 19. Jahrhundert dienten die Gebäude als Sitz der Oberamtsverwaltung, 1975 wurden sie abgerissen. Nur kurze Zeit ist nach der Mitte des 14. Jahrhunderts eine Barfüßerherberge bei der Michaelskirche fassbar, über die nichts weiteres bekannt ist. Mit dem Augustinerinnenkloster wird 1264 die bedeutendste klösterliche Niederlassung in Oberndorf erstmals erwähnt. Als Gründer gelten die Herzöge von Teck. Nach dem Aussterben der Schwestern wurde das Kloster von seinem Schirmvogt Graf Froben Christoph von Zimmern 1559 den Augustinereremiten übergeben. Über das Schulwesen der Stadt ist aus dem Mittelalter nur wenig bekannt. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist ein Schulmeister nachweisbar. Zeitweise versah der Stadtschreiber dieses Amt mit. Erst nach dem Übergang in unmittelbare österreichische Verwaltung Anfang des 17. Jahrhunderts tritt auch das Schulwesen stärker in den Quellen hervor. Für 1625 lassen sich rund 60 Schulkinder erschließen. Dem Schulmeister wurden von der Stadt ein Haus und Besoldung gewährt. Das Schulhaus in der Nähe des Pfarrhauses ist 1605 erstmals genannt. Eine 1650 erlassene und bereits 1653 überarbeitete Schulordnung sah ganzjährig sowohl lateinischen als auch deutschen Unterricht vor. Sie wurde erst durch die österreichische Allgemeine Schulordnung von 1774 abgelöst. Eine Mädchenschule richtete die Stadt 1780 auf Drängen der Regierung ein, im gleichen Zug entstand die neue Stadtschule, an der neben zwei Lehrern ein Augustinermönch als Katechet sowie zwei Dominikanerinnen für die Mädchenschule unterrichteten. Neben dem alten Schulhaus standen nun auch zwei Räume im Rathaus zur Verfügung. Nach dem Stadtbrand 1780, dem das Schulhaus zum Opfer fiel, wurden die Mädchen im Dominikanerinnenkloster unterrichtet. Die Schülerzahl war auch im 18. Jahrhundert vergleichsweise niedrig, für 1785 sind 171 Kinder belegt. Das in der Talvorstadt gelegenen Augustinerinnenkloster erfuhr 1559 eine Umwandlung in ein Männerkloster. 1772-1777 Neubau des Klosters und der Kirche. 1806 aufgehoben, 1807 Kaserne, 1811 Umbau zur Waffenfabrik. Im Konventsgebäude seit 1974 Rathaus und Polizeidienststelle. Stadtpfarrkirche seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts ist St. Michael, als Kapelle seit 1272 belegt, 1780 durch Brand zerstört, danach wieder aufgebaut, 1926 umgebaut. Oberndorf hat heute eine katholische Pfarrei, zu deren Sprengel auch der Stadtt. Aistaig gehört. Seit 1964 ein Gemeindezentrum, 1975 erweitert. Ab 1820 evangelischer Gottesdienst in der Kirche des ehemaligen Augustinerklosters, 1836 eigene Pfarrei. Evangelische Stadtkirche von 1916. Der Stadtteil Lindenhof bildet mit Beffendorf eine eigene Pfarrei mit Gemeindezentrum von 1968.
Patrozinium: St. Remigius
Ersterwähnung: 1359
Jüdische Gemeinde: Jüdische Einwohner sind zwischen 1316 und 1385 nachzuweisen. Sie waren als Geldverleiher tätig und im Übrigen gleichgestellte Stadtbürger.

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