Bühlertann - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1277

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Nach seinem Ortsnamen ist die Siedlung in der jüngeren Ausbauzeit entstanden. In der Ortsmitte liegt die Pfarrkirche Sankt Georg. Die Marktfunktion und die Entwicklung zur ›Stadt‹ standen wohl im Zusammenhang mit den Aufenthalten der Ellwanger Äbte auf der Tannenburg. Die Obermühle wird 1337 auch als Mühle in der Stadt bezeichnet. Die Stadtmauer mit den beiden Toren in Richtung nach Bühlerzell (abgebrochen 1848) und Schwäbisch Hall (abgebrochen 1855) ist vermutlich im 14. Jahrhundert entstanden. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann sich das Siedlungsbild zu ändern. Der herrschaftliche Rodungsweiler Fronrot wurde im Ellwanger Urbar 1337 erstmals erwähnt. Er gehörte 1380 zum Amt Adelmannsfelden, 1463 zum Amt Tannenburg. Sytz von Kottspiel, Bürger zu Hall, und seine Ehefrau Anna von Enslingen verkauften 1409 zwei Güter an Ellwangen, das 1578 Rechte von Limpurg ertauschte. 1651 war ein Kübler als Handwerker tätig. Fronrot und Kottspiel teilten sich Anfang des 18. Jahrhunderts den Schulmeister, während die Schulstube Fronrot allein gehörte. Die 1774 während einer Viehseuche gelobte Kapelle wurde 1782 errichtet und der Schmerzhaften Muttergottes geweiht. 1733 umfasste der Weiler einen Bauern, vier Halbbauern, sechs Lehner und neun Seldner. Halden entstand als Rodung und wurde wie die Avenmühle 1337 erstmals erwähnt. Der Weiler gehörte 1463 und 1472 zum Amt Tannenburg. Ende des 16. Jahrhunderts wurde ein Kornhaus gebaut; Anfang des 17. Jahrhunderts ein Zehntstadel; 1711 ein Jägerhaus und 1744 eine Kapelle. Der Amtsschreiber des Amts Tannenburg hatte seinen Sitz im Weiler. Als Handwerker wurden 1651 jeweils ein Schmied, Schneider und Müller erwähnt. Der als Rodung entstandene Weiler Hettensberg wurde 1337 erstmals erwähnt. Er gehörte 1380 zum Amt Adelmannsfelden, 1463 und 1472 zum Amt Tannenburg. Als Handwerker wurde 1651 ein Hafner genannt. 1733 umfasste der Ort vier Halbbauern, einen Lehner und sechs Seldner. Kaspar Rettenmaier und seine Frau Magdalena stifteten 1761 die der Heiligen Dreifaltigkeit geweihte Kapelle. Der als Rodung im Zusammenhang mit der Burg entstandene Weiler Kottspiel ging von der Abtei Ellwangen zu Lehen. Seit 1337 gehörte er zum Amt Tannenburg. Im Weiler ist 1532 ein Leibeigener des zu Brandenburg-Bayreuth gehörigen Amts Crailsheim nachgewiesen. 1533 ging die Schenkstatt und Badstube von Ellwangen zu Lehen. 1651 sind als Handwerker im Weiler ansässig je ein Kübler und Maurer sowie zwei Müller und zwei Schmiede. 1733 werden eine Mühle, drei Bauern, fünf Halbbauern, 17 Lehner und drei Seldner erwähnt. Die 1337, 1380, 1399 und 1538 erwähnte Weidenmühle gehörte zu Kottspiel. Die 1391 erstmals erwähnte Kapelle Sankt Leonhard war Filial von Bühlertann. Der heutige Kirchenbau stammt aus dem Spätmittelalter. Von den 1886 vorhandenen zwei Glocken wurde eine 1444 von Peter Keslschmid in Augsburg gegossen, die andere 1499 von Bernhard Lachaman. Lutz von Kottspiel stiftete 1403 eine mit Gülten und Gütern in Mangoldshausen, Bühlerzell und Kottspiel sowie mit einem Achtel des Zehnts zu Kottspiel und zwei Teilen am Gericht zu Bühlerzell dotierte Kaplanei. Sie wurde 1404 unter Vorbehalt des Präsentationsrechts von Ellwangen bestätigt. Wiederholt waren Ellwanger Stiftsherren Inhaber der Pfründe. Einige Kardinäle verliehen ihr 1481 einen Ablass. Der Schulmeister des Weilers wurde 1620 mit Bühlertann und 1701 mit Fronrot geteilt. Der als Rodung angelegte Weiler Vetterhöfe wurde erstmals 1337 im Ellwanger Urbar erwähnt und gehörte 1463 und 1472 zum Amt Tannenburg. Der Weiler bestand im 17. Jahrhundert aus zwei Höfen. 1733 wurden ein Bauer und zwei Halbbauern genannt. Eine ganze Anzahl abgegangener Siedlungen sind bekannt: Altensusenberg und Wehen waren 1337 abgegangen. Der Bechrer, 1337 erstmals erwähnt, verödete bis 1407. Im 14./15. Jahrhundert gingen die Siedlungsplätze Gagernberg, Klumpertshof, Neherer, Rattelshofen, Suorenberg und Tanbach ab. Die in Treutlershof 1545 genannten beiden Höfe, die schon 1463/65 erwähnt wurden, wurden nach ihrer Zerstörung 1628 nicht wieder aufgebaut. Der Ortskern von Bühlertann gruppiert sich links des Flusses (zu Füßen der Lauenburg) um die Straße Ellwangen—Schwäbisch Hall. Wachstumsgebiete entstanden im Süden und jenseits der Bühler im Tal sowohl als auch am Hang. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen Siedlungen in den Gewannen »Mühlgarten« (ab 1948) im Süden, »Kreuzäcker« (ab 1948) im Westen, »Rakelshofen« (ab 1975) im Nordosten, »Moosbach« (ab 1950) im Оsten und »Eierbach« (ab 1973) im Nordwesten hinzu.
Historische Namensformen:
  • in Tannen 1277
  • die Stat zu Tanne 1337
  • Markt Tann
  • oppidum Tann
  • Tanne
Geschichte: Das als Rodungssiedlung angelegte und 1277 erstmals erwähnte »Tanne« gehörte bis 1802 Ellwangen, fiel an Neuwürttemberg und kam mit diesem 1806 als Teil des Oberamts Ellwangen an Württemberg. Die heute sichtbare Tannenburg mit Gräben, Ring- und Schildmauer ist im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts errichtet worden. Über einen Vorgängerbau ist nichts bekannt. Seit 1283 haben die Ellwanger Äbte wiederholt auf der Burg geurkundet. Sie war Sitz der aus der Ellwanger Ministerialität hervorgegangenen niederadeligen Familie von Tanne. Diese wurde zwischen 1238 und 1371 genannt. Die Mitglieder der im 13. Jahrhundert auftretenden Familie von Tannenberg standen mit der Tannenburg nicht in Verbindung. Im Ellwanger Urbar von 1337 war die Tannenburg als eine der vier Burgen der Abtei Sitz eines im 13. Jahrhundert entstandenen und nach ihr benannten Amts, das bis zur Säkularisation bestand. Die Vögte (1536 Obervögte) sind ab 1394 bekannt. Neben ihnen war ein Amtsschreiber (seit 1721 Amtmann) tätig, den sie bis ins 17. Jahrhundert auswählten, aber auch besoldeten. Die Tannenburg wurde 1463 von Ellwangen mit Zubehör verpfändet und 1472 in fast identischem Umfang eingelöst. Die Rechnungen weisen immer wieder Baumaßnahmen auf der Burg nach. Die Burgkapelle Sankt Maria Magdalena von 1632 mit eigener Kaplanei bis 1803 steht am Westrand des die Vorburg bildenden Viehhofs; sie hatte vermutlich eine spätmittelalterliche Vorgängerin. Die Güter der Burg wurden 1793/95 verkauft und der Bergfried wurde abgebrochen. Erst nach dem Verkauf von 1821 an einen Privatmann wurde mit der Sanierung begonnen. Die Burg Kottspiel lag beim gleichnamigen Weiler in der Talaue der Bühler. Dem Ortsnamen liegt ein Personennamen zugrunde. Die Burg wurde wohl zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut und von dem ortsadeligen Geschlecht bewohnt, das aus der Ministerialität Ellwangens hervorgegangen ist. Es wurde 1230–1416 erwähnt, wobei ein Zweig ab 1351 in Schwäbisch Hall Besitz hatte. Die Burg kam um 1360 an die Familie von Talheim und wurde wohl vor 1400 geteilt, denn 1400 besaßen die eine Hälfte Arnold von Morstein und Konrad von Talheim, Bürger in Hall, während die andere Besitz der Familie von Schechingen gewesen sein dürfte. Die Herren von Schechingen waren 1468 die alleinigen Inhaber der Burg, die 1502 abbrannte. Die Güter fielen an Ellwangen heim. Neben den Rechten Ellwangens ist wenig anderer Besitz nachweisbar, den Ellwangen überwiegend erwarb: 1380 drei Güter mit einem Viertel des Groß- und Kleinzehnts; 1501 ein vogt- und zinsbares Haus; 1527 Lehengüter und Gülten. 1572 gehörten 1 1/2 Morgen Acker den Erbschenken zu Limpurg-Speckfeld-Obersontheim; 1785 besaß das Rittergut Neidenfels drei Untertanen in Bühlertann. Die Marienkirche in Ellwangen besaß ein 1529 erstmals erwähntes Lehengut, das 1639 letztmals erwähnt wurde. Bei der ersten Erwähnung 1277 wird die Siedlung nur als »Tanne« genannt. 1337 wird sie im Ellwanger Urbar als Stadt genannt. In kaiserlichen Privilegien für Ellwangen wurde das »oppidum Tann« 1347 und der »Markt Tann« 1359, 1444 und 1454 erwähnt. Auf Bitten Ellwangens verlieh Maximilian I. 1510 dem Markt ein Wappen (gespaltener Schild, vorne von Gold und Schwarz dreimal geteilt, hinten auf grünem Berg ein grüner Tannenbaum in Silber). Die Gemeindeordnung des »freien Marktflecken« wurde 1643 erneuert. Die Gemeinde besaß nach ihr zwei Bürgermeister, von denen der eine von der Herrschaft ernannt und der andere von der Gemeinde gewählt wurde. Seit 1619 wurden die Zwölfer des Gerichts jeweils auf zwei Jahre gewählt. Jedes Jahr wurden sechs von ihnen neu gewählt. Sie durften nur in Anwesenheit der Bürgermeister und des Schultheißen tagen. Letzterer wurde vom Fürstpropst ernannt. Er führte bei den Sitzungen das Protokoll und schrieb die Rechnungen der Bürgermeister. Von den sieben Brunnen im Marktflecken wurden sechs von der Gemeinde unterhalten, während der siebte nach einem Vertrag von 1628 jeweils zur Hälfte von der Gemeinde und vom Inhaber der Ziegelhütte zu unterhalten war. Flurer, Hirte und Wasenmeister ergeben sich aufgrund der Gemeindeordnung als Bedienstete der Stadt. Das Amt Tannenburg dürfte von Anfang an die Hochgerichtsbarkeit besessen haben. Die Flurbezeichnung »Alter Galgenberg« an der Straße nach Schwäbisch Hall weist auf die Hochgerichtsstätte hin. Das Hochgericht wurde 1604, 1624 und 1698 nachweislich neu errichtet. Es war auf den Galgenberg westlich des Orts verlegt worden. 1624 wurde gefordert, das Hochgericht wieder an den alten Ort zurückzuverlegen, doch konnte sich diese Absicht nicht durchsetzen. Es bestanden neben der Gerichtsstube auch ein Pranger, ein Zehntstadel und eine Schlaguhr am Ort. Im 30 Jährigen Krieg fast ganz zerstört. Bühlertann gehört seit 1938 Landkreis Schwäbisch Hall.
Wirtschaft und Bevölkerung: Das Ellwanger Urbar von 1337 erwähnt sechs Huben, 14 Lehen, zwei Höfe, eine Badstube, die Mühle in der Stadt, die Untermühle und 91 Hofstätten. Dagegen wurden 1411 neben der Badstube, der Ober- und Untermühle nur vier Güter und 22 Gültzahler erwähnt; 1482 dann 34 Anwesen, die beiden Mühlen, die Badstube und die Ziegelhütte. Bis 1545 wuchs der Ort auf fünf Höfe, sieben Halbbauern, 29 Lehen, 24 Selden, die beiden Mühlen, die Ziegelhütte und die Badstube. Der Rückgang der Einwohner zwischen 1337 und 1411 lässt sich durch die Auswirkungen der Pest 1348/49 und die nachfolgenden Pestwellen ebenso erklären wie durch die Aufgabe des Plans, Bühlertann zur Stadt auszubauen. 1643 sind fünf Bauern, acht Halbbauern, 38 Lehner, 36 Seldner und die beiden Mühlen nachgewiesen; 1733 die beiden Mühlen, vier Bauern, neun Halbbauern, 31 Lehner und 39 Seldner. 1802 lebten 511 Einwohner am Ort. Die Landwirtschaft war der bedeutendste Wirtschaftsfaktor. Die Namen von Inhabern der 1337 Hofstätten (»Pfister«, »Smit«, »Smid«, »Ledergerwen«, »Snider«, »Bader«) sprechen für Handwerker. Die Ziegelhütte wird erstmals 1430 erwähnt, die Badstube schon 1337. Sie ist im 30-jährigen Krieg abgegangen. 1514 und 1545 sind umfangreiche Weinberge bewirtschaftet worden. Die drei Märkte der Gemeinde wurden 1539 nach altem Vorbild erneuert: Der erste an Georgi (23. 4.); der zweite an Kirchweih 14 Tage nach Sankt Jacobi (8. 8.); der dritte am Sankt Burkhardstag (14. 10.). Die drei Umgeldzahlungen 1411–19 lassen auf drei Wirtshäuser rückschließen. 1478 wurde im Ort ein Tanzhaus errichtet. Auch im 17. Jahrhundert werden Handwerker am Ort erwähnt: 1619 wird die Errichtung einer Schmiede beantragt; 1626 sind drei Bäcker nachgewiesen und 1696 erhielten die Bäcker und Müller einen Artikelbrief für ihr Handwerk; 1651 waren sieben Zimmerleute, drei Schneider, je zwei Schmiede, Bäcker, Müller, Schreiner und Schuhmacher sowie je ein Maurer, Schlosser, Metzger, Kübler, Färber, Ziegler und Bader gemeldet. Im 18. Jahrhundert gestattete die Herrschaft die Errichtung von Metzigbänken. Das 1398 einmalig nachgewiesene Bühlertanner Maß erscheint später nicht mehr.

Name: Tannenburg – Burg Kottspiel (1230)
Datum der Ersterwähnung: 1283

Ersterwähnung: 1285
Kirche und Schule: Die Sankt Gangolfskapelle wurde 1500 errichtet. Das in der Karolingerzeit häufigere Patrozinium könnte auf einen älteren Vorgängerbau deuten, der nicht nachweisbar ist. Ende des 19. Jahrhunderts war noch die Sage bekannt, Bühlertann sei früher größer gewesen und anders genannt worden. Westwand und Turm der Kapelle waren in die Befestigung einbezogen. Die Pfarrei dürfte von der Urpfarrei auf der Stöckenburg (Vellberg) aus entstanden sein. Die Pfarrkirche Sankt Georg soll von Heinrich von Stetten im 13. Jahrhundert gestiftet sein. Sie wird 1285 im Würzburger Pfarrverzeichnis erwähnt. Ober- und Untersontheim, Kottspiel, Halden, Fronrot, Hettensberg und Holenstein waren Filialgemeinden. Die Pfarrkirche wurde 1379 Ellwangen inkorporiert, was der Papst 1399 bestätigte. Das württembergische Patronat trat 1802 an die Stelle des ellwangischen. Die schon 1620 baufällige Kirche wurde 1661 neu gebaut. Sie erhielt 1672 eine Kanzel. 1722 und 1739 wurde die innere Ausstattung der Kirche ergänzt. Die Einsturzgefahr der Kirche ließ es 1765–67 zu einem teilweisen Neubau kommen, der die Innenausstattung wenig berührte. Der Kirchturm war 1759–61 errichtet worden. Erneute Baufälligkeit hat dann 1860–63 zum Abbruch und Neubau der heutigen Kirche geführt. Der Pfarrhof umfasste 1400 Haus, Stadel, Garten, 2 Tagwerk Wiesmahd und 7 Morgen Acker. Der Pfarrer hatte ein Gemeinderecht wie ein Vollbauer. Das Pfarrhaus wurde 1577 erbaut. Die Schule wurde 1629 beim Tod des Schulmeisters Jakob Weikhmann nach 47 Jahren und vier Tagen Dienst erstmals erwähnt, was die Schule mindestens 1582 gegründet sein lässt. Das Haus Weikhmanns wurde angekauft und als Schulhaus mit Lehrer- und Mesnerwohnung genutzt. Katholische Pfarrkirche St. Georg, Neubau (neuromanisch) 1861 unter Erhaltung des spätgotischen Turms, 1945 beschädigt, 1962/63 im Innern umgestaltet. Pietà von 1500 und Darstellung des Marientodes für Seitenaltäre verwendet, weitere spätgotische Heiligenfiguren. Kapelle St. Gangolf 1956 instandgesetzt, spätgotische Schnitzbilder, 1974 renoviert. Evangelische zu Obersontheim.
Patrozinium: St. Georg
Ersterwähnung: 1500 [16. Jahrhundert]

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