Neckarhausen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1284

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Auf der Gemarkung von Neckarhausen konnten mehrere jungsteinzeitliche Siedlungsfunde lokalisiert werden. Neckarhausen lag an der Römerstraße von Rottenburg nach Köngen, demzufolge wurden im Ortsbereich auch römische Spuren entdeckt: bei Grabungen 1949 wurde am Ortsausgang ein Teil der römischen Straße aufgedeckt und auf der rechten Neckarseite wurden die Grundmauern eines römischen Gutshofes ergraben. Gleichwohl bleiben die Umstände der Besiedlung Neckarhausens unklar. Eine von Nürtingen ausgehende Anlage des Ortes zwischen 500 und 700 kann nicht nachgewiesen werden. Aus der schon genannten Verkaufsurkunde des Berthold von Neuffen 1284, mit der er seinen Besitz dem Kloster Salem übergibt, werden zwei Fischgewässer beim späteren Neckarhausen lokalisiert. Eines dieser Gewässer erstreckt sich »a rivo qui dicitur Stainach, usque in Husen«; das andere Gewässer reicht »de Husen usque in Liebinowe«. Die ersten urkundlichen Nennungen bezeichnen den Ort stets als »Husen«; 1310 präzisiert durch den Zusatz »Husen bi Niurtingen«, 1369 begegnet die Bezeichnung »ze Neckerhusen«, bis sich im 15. Jahrhundert die heutige Bezeichnung durchsetzt. Die Feldflur ist in die übliche Form von drei Zelgen aufgeteilt, deren Namen jedoch wechseln: Im 14. Jahrhundert lassen sich die Namen »Becheader« (beziehungsweise »Braitenbrunne«), »Ensinger Berg« und »Engelt« ermitteln. Im 16. Jahrhundert begegnen als Namen der Zelgen: »Grötzingen«, »Mittelberg« und »gen Ensingen«. Eine eigene Mühle war im Ort nicht vorhanden, dagegen gestattete im September 1503 Herzogin Elisabeth von Württemberg den Bau einer Kelter im Ort, als erster Inhaber dieses Erblehens erscheint Peter von Alat aus Nürtingen. Der Ort an der Bundesstraße 327 ist nach dem Zweiten Weltkrieg baulich vor allem im Osten (»Im Maueracker« 1949, Sucher-, Mozartstraße 1955, »Auchterweg« 1957, Beethoven-, Nürtinger Straße 1960) und Westen (»Halde«, »Sand«, »Kerner« 1966) gewachsen.
Historische Namensformen:
  • Husen 1284
  • Neckerhusen 1366
Geschichte: 1284 verkaufte Berthold von Neuffen dem Kloster Salem seinen Besitz, seine Einkünfte und Eigenleute in Nürtingen. Die umfangreiche Besitzangabe umfasst auch zwei Fischgewässer bei »Husen«. Hinter dieser Ortsbezeichnung verbirgt sich das spätere Neckarhausen. Als erste adelige Vertreter am Ort tauchen 1284 die Maier von »Husen« auf, ein niederadeliger Zweig der Familie von Züttelmann von Nürtingen; urkundlich sind sie bis 1397 in Neckarhausen fassbar. Deren Herrschaftssitz lokalisiert eine spätere Überlieferung im Bereich des sogenannten Reminhofs. Urkundliche oder bauliche Spuren einer Burg fehlen, sodass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Herrenhof gehandelt haben dürfte. Wie das benachbarte Nürtingen gelangte Neckarhausen wohl noch in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an die Grafen von Württemberg. Als Grundbesitzer tauchen verschiedene weltliche Adelige und geistliche Institutionen auf. Im 14. Jahrhundert erscheinen als Besitzer von Rechten und Besitz im Ort: die Truchsessen von Magolsheim (1310 und 1362), die Edlen von Altensteig (ebenfalls 1310), die Mager beziehungsweise Speth (1362 bis in das 15. Jahrhundert), die Herren von Herrlingen sowie von Boll (1398); Mitte des 15. Jahrhunderts Kaspar von Schlatt, wenig später die Kaib von Hohenstein (1460). Das Kloster Salem hatte noch 1610 Besitz im Ort, ebenso das Esslinger Spital. Besitz und Abgaben aus dem Ort bezogen weitere geistliche Pfründen, vor allem Pfründen an der Nürtinger Pfarrkirche. Das Stift Tachenhausen erwarb im 15. Jahrhundert Besitz: 1442 verkaufte der Tübinger Bürger Wernher Lutz 35 Leibeigene im Ort an das Stift, vier Jahre später überließ der Edelknecht Volmar Magerl dem Stift verschiedene Gülten. 1455 und 1476 tätigte das Stift weitere Zukäufe von Besitz und Gülten in Neckarhausen. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war es das Nürtinger Spital, das wiederholt Hofstätten in Neckarhausen aufkaufte (1575 und 1576). Das altwürttembergische Lagerbuch von 1526 verzeichnet insgesamt zehn Höfe, die an verschiedene Pächter verlehnt waren. Gemessen an der bewirtschafteten Fläche war der bedeutendste unter ihnen der schon erwähnte Reminhof. Diesen Hof verkaufte Kaspar von Schlatt 1437 an den Nürtinger Keller Konrad Remin; schon 1438 verlieh dessen Witwe Barbara den Hof weiter an Burckhart Labengir. Das Lagerbuch der Geistlichen Verwaltung Nürtingen dokumentiert 1587 eine Reihe von geistlichen Institutionen, die Einnahmen und Grundbesitz im Ort hatten. Grundbesitz hatten etwa 1587 auch das ehemalige Waldbrüderhaus am Betzenberg sowie die Mochenhalder Brüder. Die Ausbildung kommunaler Strukturen verläuft in den herkömmlichen Bahnen, Schultheiß und Gemeinde sind wiederholt genannt bei Gütertransaktionen oder anderen Angelegenheiten. Bis 1972 war stets Nürtingen Sitz der zuständigen unteren Verwaltungsbehörde.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Bevölkerungsentwicklung in Neckarhausen verläuft in typischen Bahnen: 1605 zählte der Ort 420 Einwohner, nach dem drastischen Rückgang infolge des 30-jährigen Krieges verzeichnet das Visitationsprotokoll 1654 nur mehr 127 Personen im Ort. Doch wuchs die Bevölkerung im Verlauf der folgenden Jahrzehnte rasch an: 1676 waren es 255, 1690 bereits 349 Einwohner; dann stagnierten die Zahlen leicht und erst 1725 war die Ausgangsbasis von vor dem Krieg wieder erreicht. Erst im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts setzte ein nennenswertes Wachstum der Bevölkerungszahlen ein: 1783 waren es 499 Einwohner, 1794 bereits 558 und 1805 schließlich verzeichnete Neckarhausen 634 Einwohner. 1735 waren im Ort insgesamt 102 Gebäude, davon zehn Hofstätten und 25 Häuser mit Scheunen steuerpflichtig. Die gesamte Wirtschaftsfläche umfasste im gleichen Jahr 1778 Morgen, davon entfallen auf Wald 448 Morgen, die als Ganzes Gemeindebesitz darstellen, auf Ackerflur und sogenannte Mähfelder 1020 Morgen. Durchaus beachtlich ist die gewerbliche Struktur, die den Steuereinschätzungsakten 1735 zu entnehmen ist: Als Handwerker und Gewerbetreibende sind genannt ein Bäcker, zwei Metzger, drei Schmiede, je ein Schuhmacher und Wagner, 18 Weber sowie drei Schneider und ein Zimmermann. Einen Eindruck über die Lage Neckarhausens gibt die kolorierte Federzeichnung aus Kiesers Forstlagerbuch 1683.

Ersterwähnung: 1420
Kirche und Schule: Neckarhausen war zunächst in die Struktur der Pfarrei Nürtingen eingebunden, aus den Konstanzer Investiturprotokollen lassen sich für die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zahlreiche Namen der Kapläne gewinnen. Auf Betreiben Herzogin Elisabeths von Württemberg und Pfarrer Andreas Rimpus wurde am 29. Mai 1507 aus Neckarhausen und der Filiale Raidwangen eine eigene Pfarrei gebildet. Die 1420 dem Heiligen Bernhard geweihte Kapelle wurde zur Pfarrkirche erhoben. Die Zustände in der neu gebildeten Pfarrei sind unklar, 1514 wird die Baulast am Pfarrhaus neu geregelt, doch schon 1534 erwähnen die Visitationsakten die Baufälligkeit des Pfarrhauses. Die Lehenschaft der Pfarrei (Kirche, Kastenvogtei, Patronat und jurisdiktionelle Rechte) gehörte dem Herzogtum, das entsprechend die Reformation einführte. Im Lagerbuch von 1587 sind detailliert die anteilige Verteilung von Besitz und Rechten der Pfarrei verzeichnet. Der Pfarrer unterrichtete bereits im 16. Jahrhundert auch schon im Sommer die Kinder im Ort; gegen Ende des Jahrhunderts werden die Kinder allerdings nach Nürtingen zur Schule geschickt. Schon 1601 dokumentiert das Visitationsprotokoll, dass im vergangenen Winter 20 Jungen nach Nürtingen in die Schule gingen. Nach dem 30-jährigen Krieg ist für 1653 wieder eine Schule im Ort belegt, 1654 besuchen 22 Kinder die Schule, und bis zum Ende des 17. Jahrhunderts steigt die Zahl auf 59, auch die Abhaltung einer ganztägigen Sommerschule ist angeordnet. Die Schülerzahlen stiegen weiter kontinuierlich an, 1783 wird ein zweiter Lehrer erwähnt, der Bau eines neuen Schulhauses wurde ebenfalls nötig. Evangelische Pfarrkirche St. Bernhard hat im Chor und Turm noch spätgotische Bestandteile des 15. Jahrhunderts; das Langhaus 1606 neu erbaut. Katholisch zu St. Johannes Evangelist in Nürtingen gehörig.
Patrozinium: Hl. Bernhard
Ersterwähnung: 1420

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