Kultrelief für Mithras 

Datierung :
  • 1. Drittel 3. Jh. [Herstellung]
  • provinzialrömisch [Herstellung]
  • Römische Zeit (Nordwesteuropa; 58 v. Chr.-476) [Herstellung]
  • Späte römische Kaiserzeit (193-305) [Herstellung]
Ortsbezüge (Werk):
  • Römisches Reich / Provinzen [Herstellungsort]
  • Germania superior [Herstellungsort]
Objekttyp: Relief
Weitere Angaben zum Werk: Buntsandstein [Material], Steinmetzarbeit [Technik], skulptiert [Technik], Bildhauerei [Technik], gemeißelt [Technik], Höhe: 176.0 cm, Breite: 170.0 cm, Tiefe: 19.0 cm
Kurzbeschreibung:

Die Mysterien des Mithras waren ein bildnisreicher Kult; zur Ausstattung eines Heiligtums gehörten Statuen, Reliefs und Wandmalereien. Unverzichtbarer Bestandteil des Kultraums war die Wiedergabe des Ereignisses, das in der mithrischen „Glaubenslehre“ von zentraler Bedeutung war, die Tauroktonie (Stiertötung): Mithras überwindet und tötet einen Stier. Sicherlich ist diese Opferszene symbolisch zu verstehen, vielleicht als Schöpfungsakt von Welt und Kosmos (Kosmogonie).

In den Resten eines Mithräums beim Limeskastell von Osterburken wurde ein nahezu unversehrtes Sandsteinrelief entdeckt, das diese "Heilstat" abbildet. Es gehört zu den qualitätvollsten Funden dieser Art. Zu sehen ist, wie der jugendliche Gott den Stier erdolcht, dem im Augenblick des Sterbens Ähren aus dem Schwanz sprießen. Flankiert wird die Szene von den Fackelträgern Cautes und Cautopates. Sie sind wie Mithras mit Hosen und sog. phrygischer Mütze gekleidet – Zeichen der ihnen bzw. dem Gott von den Römern zugeschriebenen „orientalischen“ bzw. östlichen, sogar persischen, Herkunft. Der eine hält die lichtspendende Fackel empor, der andere senkt sie zu Boden. Im unteren Teil der Szene windet sich eine Schlange um ein Gefäß, daneben sitzt ein Löwe und von rechts springt ein Hund heran, um das aus der Wunde des Stiers spritzende Blut aufzulecken. Ein Skorpion greift in die Hoden des Tieres. Über der Tötungsszene wölbt sich das Band des Tierkreises, das links mit dem Sternzeichen des Widders einsetzt.

Fünfzehn kleinere Bildfelder rahmen das Motiv, ihre Bedeutung konnte bisher nur teilweise entschlüsselt werden. Über Mithras haben sich im Zentrum die zwölf olympischen Götter versammelt. In der linken oberen Ecke lenkt der Sonnengott Sol - mit der Sonnenscheibe hinter dem Haupt - sein Viergespann aufwärts, rechts sprengt die Mondgöttin Luna - bekrönt von der Mondsichel - auf ihrem Zweigespann abwärts. Die Bilder der Seiten erzählen vom Wechsel der Weltzeitalter und verherrlichen die Taten des Mithras.

Die Stifterinschrift auf der Basis verrät, dass ein gewisser Mercatorius Castrensis das Mithrasheiligtum inklusive Kultbild auf seinem Grundstück errichtete. Stilistische Merkmale datieren das Relief in das erste Drittel des 3. Jh. n. Chr.

Quelle/Sammlung: Archäologie - Provinzialrömische Archäologie
Identifikatoren/​Sonstige Nummern: C 118 [Inv.Nr.]
Weiter im Partnersystem: https://katalog.landesmuseum.de/object/8483FA114C13E9E439F6288C14D87084

Autor/Urheber:
  • Thomas Goldschmidt [Fotograf]

Schlagwörter: Mithras, Tauroktonie, Stiertötung, Griechenland / Götter, Orientalische Religion, Mithraskult, phrygische Mütze, Cautes, Cautopates, Sol, Gott, Luna, Mithräum
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