Breitinger, Karoline 

Geburtsdatum/-ort: 04.05.1851;  Künzelsau
Sterbedatum/-ort: 06.09.1932;  Esslingen
Beruf/Funktion:
  • erste Ärztin in Württemberg
Kurzbiografie: 1886 Lehramtsprüfung in Markgröningen
1889-1891 Studium der Naturwissenschaften in Zürich
1891-1895 Studium der Medizin in Bern
1896 Dissertation über den Kindsmord, Promotion in Bern
1897 Niederlassung als Ärztin in Esslingen
1903 1400 Esslinger unterzeichnen eine Eingabe an die Landesversammlung, Breitinger zur ärztlichen Vorprüfung in Tübingen zuzulassen
1907 Das Ministerium von Elsaß-Lothringen genehmigt die Zulassung zur ärztlichen Vorprüfung; anschließend zweites Medizinstudium in Straßburg
1909 Staatsexamen, danach Praktika in Weinsberg, Stuttgart und Breslau
1911 Rückkehr nach Esslingen, Wiedereröffnung der Praxis
1929 Breitinger setzt sich zur Ruhe
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Eltern: Vater: Christian Jakob Heinrich Breitinger (1790-1871), Kupferschmied
Mutter: Susanne Elisabeth, geb. Bauer (1805-1856)
Geschwister: 6
GND-ID: GND/1012179192

Biografie: Iris Sonnenstuhl-Fekete (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 30-31

Nach dem frühen Tod ihrer Mutter lebte Karoline Breitinger bei ihrem ältesten Bruder in Salzburg. Dort besuchte sie eine Höhere Töchterschule und absolvierte anschließend eine Lehrerinnenausbildung in Linz. Dann kehrte sie nach Deutschland zurück und legte 1886 in Markgröningen eine zweite Lehramtsprüfung ab, um ihren Beruf auch in Württemberg ausüben zu können. Mit erspartem Geld und der Erbschaft von ihrem Vater konnte sie sich einen Traum erfüllen und ein Medizinstudium finanzieren. Da dies für Frauen in Deutschland nicht möglich war, siedelte sie in die Schweiz über und konnte ihr Studium 1896 in Bern mit der Promotion abschließen. In ihrer Dissertation über den Kindsmord beleuchtete sie das Thema nicht nur aus medizinischem, sondern auch aus soziologischem und juristischem Blickwinkel.
Da Karoline Breitinger in Württemberg arbeiten wollte, versuchte sie, an den Universitäten Tübingen und Heidelberg die Zulassung zum Staatsexamen zu erreichen. Nachdem dies abgelehnt worden war, ließ sie sich als praktische Ärztin in Esslingen nieder und durfte den Doktortitel führen, solange klar blieb, dass sie nicht in Deutschland approbiert sei. Dies bedeutete das größte Hindernis bei ihrer Berufsausübung, denn aus diesem Grund konnte sie keine Medikamente verordnen. Bei der Behandlung ihrer Patienten war sie auf Hausmittel angewiesen. Von Seiten der Esslinger Ärzteschaft wurde sie angefeindet und in öffentliche Auseinandersetzungen hineingezogen. Erst nach einem zweiten Medizinstudium in Straßburg, wo sie Albert Schweizer kennen lernte, und der ärztlichen Prüfung, konnte Karoline Breitinger noch einige Jahre in Esslingen ungehindert praktizieren.
Quellen: NL im UA Tübingen, (Archiv der Lehrerinnenvereinigung B-W).
Nachweis: Bildnachweise: Helene Agner (vgl. Lit.).

Literatur: Helene Agner, Leben und Kampf der ersten württ. Ärztin, in: Die Frau. Beiblatt zum Stuttgarter Neuen Tagblatt Nr. 20 vom 3. 10. 1932, 2; Beate Szerelmy, „Ihrer Persönlichkeit war der Stempel des Männlichen aufgeprägt“ – Dr. K. Breitinger, die erste württ. Ärztin, in: „Frauenart sei: Helfen wollen“. Frauenleben in Esslingen zu Beginn des Jh.s, 1992, 6-17; Barbara Jost, K. Breitinger. Erste württ. Ärztin, in: Frauen leben Geschichte. Ein Weg durch Esslingen, 1996, 108-113.
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