Gaus, Eugen Karl 

Geburtsdatum/-ort: 28.04.1850;  Fridingen
Sterbedatum/-ort: 30.04.1934;  Heidenheim/Brenz
Beruf/Funktion:
  • Lehrer und Heimatforscher
Kurzbiografie: 1865 Herbst Besuch der Oberrealschule Ravensburg
1867 Herbst Besuch der polytechnischen Schule
1869 Erstes Reallehrerexamen
1869-1870/71 Amtsverweser in Aalen, Hechingen, Ludwigsburg und Ulm, dann Zweites Reallehrerexamen
1898 4. Jan. Versetzung an die Realschule Heidenheim
1901 Einweihung der unter seiner Leitung entstandenen Altertümersammlung (Heimatmuseum Schloss Hellenstein)
1909 Ruhestand, Arbeiten auf dem Gebiet der Geologie
1924 Mitbegründer der Heidenheimer Volksschauspiele
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Goldene Medaille für Wissenschaft und Kunst (1904); Ehrenbürger von Heidenheim (1922)
Verheiratet: 14.7.1845 Mathilde Charlotte Caroline Amalie Lindner (13.10.1853-10.9.1927), ev., in Felldorf
Eltern: Vater: Nikolaus Gaus (gest. 1.5.1864 in Ravensburg), Musterlehrer
Mutter: Albina Custor (20.2.1822-6.5.1902)
Geschwister: 3
Kinder: Hermann Eugen
Gertrud Albina Dorothea
Ottward Wilhelm
Hedwig Paulina Dorothea
Leonie Mathilde
GND-ID: GND/101226551X

Biografie: Veit Günzler (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 88-89

Gaus war ein typischer Vertreter jener Lehrergeneration, die im 19. und 20. Jahrhundert weit über ihren eigentlichen Lehrauftrag hinaus Bildungspolitik gemacht haben; kaum eine Stadt im Südwesten, deren erste Chronisten oder Archivare nicht Lehrer waren, kaum ein Lehrer, der nicht in seinem Wohnort das Vereinsleben prägte.
Gaus betrieb sowohl Geologie als auch Archäologie und hatte dabei erstaunliche Erfolge: In der Geologie gilt er bis heute im Kreis Heidenheim als der „Entdecker“ des zur Zementherstellung wichtigen Mergel, was allerdings einer Korrektur bedarf: Schon in der Oberamtsbeschreibung des Jahres 1844 heißt es auf Seite 25 über die Kalkschiefer im Brenztal: „... Für die Kultur sind diese thonigen Kalke von höchster Wichtigkeit; denn sie enthalten nicht nur Wasseradern, sondern liefern auch einen, wenigstens für die Albfläche guten Mergelboden ...“ Der Ortsname des Heidenheimer Vororts Mergelstetten, in dem eines der größten Zementwerke der Region steht, leitet sich allerdings nicht, wie noch viele Mergelstetter glauben, vom geologischen Begriff Mergel, sondern von einem alemannischen Adligen namens Merchelino ab.
Gaus hatte in seiner Ehinger Zeit offenbar schon Beziehungen zu dem Ulmer Zementfabrikanten Carl Schwenk, der bereits im Blautal Steinbrüche abbaute und dessen Betriebsleiter des Blaubeurer Werkes mit Gaus persönlich bekannt, wenn nicht gar befreundet war. Als sich Carl Schwenk anschickte, im Brenztal ein Zementwerk zu errichten, zählte Gaus zu den begeistertsten Förderern dieses Planes und wurde auch zu der entscheidenden Gemeinderatssitzung in Mergelstetten am 6. Februar 1899 als Gutachter eingeladen und gehört. Trotz der Einwände des Mergelstetter Textilfabrikanten Zoeppritz konnte Schwenk die gewünschten Flächen im Stangenhau kaufen, nicht zuletzt weil er andeutete, dass die Nachbargemeinde Herbrechtingen, von der er bereits Land in ähnlicher Lage und Qualität gekauft hatte, ihn ohne Probleme aufnehmen werde. Gaus schrieb im Zusammenhang mit den Plänen Carl Schwenks folgenden aufschlussreichen Satz: „... Ich möchte das ganze Brenztal von ihm beherrscht sehen! ...“
Nicht so spektakulär, aber bedeutender war das Wirken Gaus' als Archäologe: obwohl seine Methoden nicht unumstritten waren, führte er doch zusammen mit ganzen Schulklassen Grabungen im Bereich des spätrömischen Castells Aquilea durch und sammelte die Funde mit großer Sorgfalt und Akribie. Nachdem Gaus in Heidenheim Vorsitzender des Verschönerungsvereins, der Volkskunstvereinigung und des Schwäbischen Albvereins war, gründete er 1901 den „Heimat- und Altertumsverein Heidenheim“ und mit ihm das „Museum Schloss Hellenstein“, das seinem Gründer die ersten Ausstellungsstücke verdankt. Bei solch eindrucksvollen bürgerschaftlichem Engagement konnten die entsprechenden Ehrungen nicht ausbleiben: 1904 erhielt er die „Goldene Medaille für Wissenschaft und Kunst“ und 1922 wurde er Ehrenbürger Heidenheims.
Quellen: StAL; StadtA Heidenheim; StadtA Ravensburg.
Werke: Verschiedene Publikationen in: Blätter des Schwäbischen Albvereins ab 1892.

Literatur: Gerhard Schweier, Namhafte Heidenheimer, Bd. 1, 1968; Wolfgang Hellwig, Vom Kaiser kamen die Gewehre, in: Heidenheimer Land 4 (1995), 20 ff.; Veit Günzler, In memoriam E. Gaus, in: Jb. des Heimat- und Altertumsvereins (2001/2002), 308 ff.
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