Person, Karl 

Geburtsdatum/-ort: 12.05.1887;  Ringsheim
Sterbedatum/-ort: 08.07.1956;  Freiburg im Br.
Beruf/Funktion:
  • Mitglied des Landtags – Zentrum/CDU, (Süd-)Badischer Landtagspräsident
Kurzbiografie: 1897-1906 Realgymnasium in Ettenheim
1906-1911 Studium der Mathematik und Naturwissenschaft in Freiburg und Heidelberg, Staatsexamen, anschließend Promotion zum Dr. phil. nat. bei Leo Königsberger in Heidelberg: „Die invarianten Gebilde erster Ordnung bei projektiven Transformationen der Ebene und des Raumes mit Anwendung auf die Klassifikation der eingliedrigen, projektiven Gruppen der Ebene und des Raumes“
1911-1912 Vertretungen an Gymnasien in Bruchsal, Mannheim und Heidelberg
1912-1914 Praktikant am Gymnasium Donaueschingen
1914-1918 Kriegsdienst im 110. Landwehr-Infanterie-Regiment
1917 Eisernes Kreuz I. und II. Klasse; Ritterkreuz vom Zähringer-Löwen mit Schwertern
1919-1934 Mathematiklehrer am Realgymnasium Freiburg
1929-1933 Mitglied des badischen Landtages, zugleich stellvertretender Vorsitzender der Zentrumsfraktion und des Haushaltsausschusses
1933 Ritter des St. Gregorius-Ordens
1934 Versetzung aus politischen Gründen an das Helmholtz-Gymnasium in Karlsruhe
1940-1945 Erneuter Kriegsdienst, zuletzt als Major beim Oberkommando der Wehrmacht, im Stabe von Admiral Canaris
1945-1953 Oberstudiendirektor und Leiter des Kepler-Gymnasiums in Freiburg
1946 Gründungsmitglied der BCSV, Kreisabgeordneter, Mitglied und Präsident der (Süd-) badischen Beratenden Landesversammlung
1947-1951 Mitglied und Präsident des badischen Landtages
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1913 (Radolfzell) Lina, geb. Nico (1885-1980)
Eltern: Vater: Johannes (1852-1926), Landwirt und Ölmüller
Mutter: Anna, geb. Wieber (1857-1949)
Geschwister: 4:
Heinrich (1888-1979)
Franz (1889-1982)
Karoline (1891-1978)
Anna (1894-1976)
Kinder: 5:
Hermann (1914-2005)
Elisabeth (geb. 1917)
Hans (1921-1944 vermisst)
Paul (1921-1944 vermisst)
Karl Friedrich (geb. 1923)
GND-ID: GND/1012293017

Biografie: Michael Kitzing (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 4 (2007), 259-261

Person wurde als der älteste Sohn des Ölers der alten Ölmühle zu Ringsheim geboren, die zum Zeitpunkt seiner Geburt der Familientradition gemäß in den Besitz des ältesten Sohnes überging; er war in der neunten Generation Nachfahre des nach dem Dreißigjährigen Krieg in Ringsheim eingewanderten Bauern und Erblehenmeiers des Klosters Ettenheimmünster Hans Person, des Stammvaters aller badischen Persons. Der Ursprung dieser Familie ist ungeklärt, sie könnte aus Lothringen oder aus Schweden stammen.
Ermutigt durch seinen Ringsheimer Lehrer und mit Hilfe eines Stipendiums konnte Person in den Jahren 1897 bis 1906 das Realgymnasium in Ettenheim besuchen, das er mit der Note „sehr gut“ abschloss. Zu den Mitabiturienten Persons gehörten u.a. der spätere politische Weggefährte Karl Waeldin, gleich Person in der Endphase der Weimarer Republik Landtagsabgeordneter und schließlich erster Regierungspräsident von Südbaden, sowie Ernst Ochs, für dessen „Badisches Wörterbuch“ Person in der Zwischenkriegszeit Ringsheimer Belegmaterial zum Bereich Mundart und Brauchtum lieferte.
Von 1906 bis 1911 studierte Person Mathematik und Naturwissenschaft in Freiburg und Heidelberg, wo er 1911 das Staatsexamen in Mathematik und Physik ablegte und anschließend promovierte. Als Lehramtspraktikant war Person in Bruchsal, Mannheim, Heidelberg und bei Ausbruch des I. Weltkriegs am Fürstlich-Fürstenbergischen Gymnasium in Donaueschingen tätig, in dessen Osterbericht 1914 Persons „auf tiefer wissenschaftlicher Grundlage ruhender und wohldurchdachter Unterricht“ erwähnt wird, „der in hohem Maße geistesbildend wirkt“. Zugleich folgte Person mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen weiterhin der Linie der „Königsberger-Schule“ und seiner später vielfach gerühmten mathematischen Begabung. Nachdem Person den I. Weltkrieg verwundet und mit Auszeichnung überstanden hatte, wurde er auf die Stelle Josef Wirths berufen, als dieser 1919 in die Politik ging.
Über Vorträge und Diskussionsabende beim Volksverein und beim Freiburger Zentrum, das ihn 1929 als Spitzenkandidaten für die Landtagswahl aufstellte, fand Person den Weg in die Politik. Als Landtagsabgeordneter verwandte Person in den Jahren 1929 bis 1933 seine gesamte Energie auf die Bekämpfung des Nationalsozialismus, vor dem er in über 600 Zentrumsversammlungen eindringlich warnte, während er gleichzeitig als Redner bei den Verfassungsfeiern der Jahre 1928 bis 1932 wie auch vor Schulklassen um ein republikanisch-demokratisches Bewusststein in der Bevölkerung warb. Im Landtag war Person nicht nur stellvertretender Vorsitzender der Zentrumsfraktion, sondern auch des Haushalts- und des Rechtspflegeausschusses. 1930 setzte er sich für das Dotationsgesetz ein und noch im März 1933 war er unter NS-Tumulten an der Ratifikation des Konkordats zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Lande Baden beteiligt. Papst Pius XI. ernannte ihn hierfür zum Ritter des Gregorius-Ordens, was dann unter dem NS-Regime eher als Belastung wirkte.
Nach dem erzwungenen Verlust des Landtagsmandates 1933 wurde Person 1934 auf Befehl des NS-Kreisleiters Kerber versetzt, „damit dieser zersetzende, hier in Freiburg immer noch wirkende Zentrumsgeist gebrochen wird“ (Kerbers Brief an das Kultusministerium vom 8. 3. 1934). Weitere bösartige dienstrechtliche Maßregelungen und Schikanen folgten, unter anderem wurde Person von einem Schüler angezeigt, er habe den Hitlergruß nicht ordnungsgemäß vollführt. In diesem Fall konnte sich Person jedoch mit einem Hinweis auf eine Verwundung an der rechten Hand geschickt aus der Schlinge ziehen.
In den Karlsruher Jahren suchte der degradierte Volksvertreter der Weimarer Republik Ablenkung in regionalgeschichtlichen Studien, die er, meist anonym, in den Jahren 1936 bis 1939 in der „Herbolzheimer Zeitung“ veröffentlichte. Es handelt sich um ortsgeschichtliche Arbeiten über Ringsheim und andere Gemeinden entlang der ortenau-breisgauischen Grenze.
Im II. Weltkrieg sofort eingezogen teilte Person mit seiner Familie das Schicksal vieler: Neben zwei Söhnen verlor er auch den Schwiegersohn, er selbst war gegen Kriegsende als Major beim Oberkommando der Wehrmacht und zwar im Dienstbereich des Abwehr-Chefs, Admiral Canaris, tätig. Nur durch einen Zufall ist er der Verhaftungswelle nach dem 20. Juli 1944 entkommen, sein direkter Vorgesetzter, Oberst Hansen, wurde dagegen sofort erschossen. Ein emigrierter amerikanischer Oberleutnant hat Person bald aus der Kriegsgefangenschaft heimgeholfen.
Wieder in Freiburg unterstützte Person dann zunächst Prälat Föhr bei dem Versuch, die alte Zentrumstradition wieder aufleben zu lassen, indem er am 10. August 1945 bei der informellen Konstituierung den Vorsitz der Freiburger Zentrumsgruppe übernahm. Im Unterschied zu Föhr versperrte sich Person jedoch nicht prinzipiell gegen den Gedanken einer interkonfessionellen, christlichen, geschichtsbewussten und sozial verpflichteten Partei, wie sie von der christlichen Arbeitsgemeinschaft unter geistiger Leitung von Prof. Franz Büchner verfochten und von Erzbischof Conrad Gröber massiv unterstützt wurde. Dementsprechend gehörte auch Person dann zu den Gründungsvätern der Badisch-Christlich-Sozialen-Volkspartei, in deren ersten Vorstand er im Februar 1946 eintrat. Für diese bzw. die CDU wurde Person in den Jahren 1946 und 1947 erst in die Kreisversammlung, später in die Beratende Landesversammlung bzw. in den Landtag gewählt, wo ihm jeweils das Präsidium übertragen wurde. Den Höhepunkt der parlamentarischen Tätigkeit Persons stellte am 23. Mai 1949 die Unterschrift unter das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland an der Spitze der Landtagspräsidenten aller Länder dar.
Aus der Zentrumstradition des Karlsruher Landtages kommend war Person ein Gegner der Entwicklung der Südweststaatsidee, was seine letzten politischen Jahre verdüsterte und schließlich 1951 zu seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik führte.
Auf dem schmalen Grad zwischen harter Notwendigkeit des Alltags auf der einen und der Besatzungsherrschaft auf der anderen Seite forderten die ersten Gehversuche auf einen demokratischen Staat zu Person wie allen Abgeordneten der Badischen Beratenden Landesversammlung viel Geschick, aber auch viel Härte und Ausdauer ab. Person hat diese Bürde hervorragend bewältigt. Er blieb auch als Politiker stets geprägt von seiner humanistisch-christlichen Überzeugung und Lebenserfahrung, und er blieb immer ein höchst engagierter Pädagoge.
Quellen: StAF Nachlass K. Person, Personal- u. Staatsdienerakte.
Werke: Die invarianten Gebilde erster Ordnung bei projektiven Transformationen d. Ebene u. des Raumes mit Anwendung auf die Klassifikation d. eingliedrigen, projektiven Gruppen d. Ebene u. des Raumes, Diss. phil. Heidelberg 1911; Die Kroneckersche Charakteristikentheorie als Verallgemeinerung des Sturmschen Satzes, 1913; (mit Paul Huber), Anfangsgründe d. Physik, 1936; Der Bad. Landtag u. die Bad. Regierung im Jahre 1933, in: Karl Josef Rößler (Hg.), Der Bad. Landtag, 1949, 41-54.
Nachweis: Bildnachweise: Büste im Landtag B-W; Rößler, 1949, 100 u. Kewitz, 1987, 47 (vgl. Lit.).

Literatur: Albert Köberle, Dorfsippenbuch Ringsheim, 1956; Hermann Person, Dr. K. Person Mathematiker, Pädagoge, Politiker 1887-1956, in: Festbuch zum 125-jährigen Jubiläum des Gymnasiums Ettenheim, 1966, 119-123; Die CDU in Baden-Württemberg u. ihre Geschichte, hg. v. Paul-Ludwig Weinacht, 1978; Ders./Tilman Mayer, Ursprung u. Entfaltung christlicher Demokratie in Südbaden, 1982; Hubert Kewitz, In Memoriam Dr. K. Person (1887-1956), in: Die Ortenau 67, 1987, 47-50.; Herbert Wiedemann, Gedenkblatt für Dr. K. Person 1887-1956, in: Geroldsecker-Land 30, 1988, 44-50, Wolf Middendorff, Landtagspräsident Dr. K. Person, in: Freiburger Almanach 47, 1996, 83-86.
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