Schöner, Georg 

Geburtsdatum/-ort: 21.03.1864;  Steinach/Baden
Sterbedatum/-ort: 10.02.1941; Santa Clara/Kalifornien
Beruf/Funktion:
  • katholischer Pfarrer, Botaniker
Kurzbiografie: 1883-1887 Gymnasium des Benediktinerstiftes Engelberg/Schweiz
1887-1889 Gymnasium des Benediktinerstiftes Einsiedeln/Schweiz
1889-1890 (Herbst) zwei philosophische Kurse am bischöflichen Seminar Eichstätt/Bayern (Kollegium Willibaldinum)
1890 Auswanderung nach den USA
1890-1892 Studium der Theologie am Benediktinerseminar St. Vincent in Latrobe/Pennsylvania
1892 Primiz in Pittsburgh
1892-1896 verschiedene Hilfspfarrer-Stellen um Pittsburgh
1896 Pfarrer in Meyersdale/Pennsylvania
1897 Pfarrer in Perrysville bei Pittsburgh
1899-1909 Pfarrer in Rochester/Pennsylvania; Kirchenneubau St. Cecilia
1909 (Juni)-1910 (Okt.) Krankenaufenthalt in Milwaukee/Wisconsin
1910-1915 Pfarrer in Oregon (St. Louis und Brooks)
1915-1917 Kaplan in Portland
1917-1939 Pfarrer und Pflanzenzüchter in Santa Barbara/Californien
1939-1941 Universität Santa Clara/Californien
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Xaver Schöner, Landwirt in Steinach
Mutter: Franziska, geb. Wernet
Geschwister: 5
GND-ID: GND/101230356X

Biografie: Peter Schwörer (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 249-251

Schöner entstammt einer einfachen Steinacher Bauernfamilie, deren tiefe Religiosität und Naturverbundenheit sicherlich den Ausschlag für den späteren Werdegang gab. Der von Schöner schon sehr früh bejahte Wunsch seiner Mutter, daß er Geistlicher werde, bedeutete für die übrigen Familienmitglieder in damaliger Zeit große Entbehrungen und Verzicht, zumal ein Schulbesuch in der Heimat entsprechend der Zeitumstände nicht möglich war. Der Schulbesuch im Ausland (Engelberg/Einsiedeln) war auch nach dem Schulabschluß ein Hemmnis mehr, ohne besondere Empfehlungsschreiben und Bittbriefe einen Studienplatz in Deutschland zu finden, zumal Schöner auch bereits über 25 Jahre alt war. So war es verständlich, dem Ruf seiner Tante in Pittsburgh zu folgen, um in den USA Theologie studieren zu können. An seinen ersten Einsatzorten als Hilfspriester (Assistant Pastor) führt er voller Begeisterung seinen priesterlichen Dienst als Seelsorger aus. Erster Höhepunkt seines Wirkens als verantwortlicher Pfarrer einer Gemeinde wird seine Tätigkeit in Rochester (Pennsylvanien), wo er den Neubau der Kirche St. Cecilia auch unter großen persönlichen Opfern und Anstrengungen durchführt. Er war als Planer, Bauleiter, Vorarbeiter und selbst als Handwerker tätig, was sich dann allerdings sehr nachteilig auf seine Gesundheit auswirkte, so daß ein ganzes Jahr Sanatoriumsaufenthalt notwendig wurde. Freilich hatte er sich mit der Finanzierung etwas übernommen und auch den Bau der Kirche zu sehr nach dem Modell der Kirche St. Vincent/Latrobe gestaltet, so daß er während des Baues mit Schuldscheinausgaben die Finanzierung zu retten suchte, was ihn eben sehr belastete. Hier schon zeigte es sich, daß der Umgang mit Finanzen ein Metier war, das für ihn an letzter Stelle der Bedeutung nach rangierte. Auch später war er zu keiner Minute der gewiefte Kaufmann und Rechner, sondern durch und durch Wissenschaftler.
Zur Botanik und hierbei besonders zur Rosenzucht kam Schöner während seiner Missionstätigkeit im Nordwesten der USA. Innerhalb von nur vier Jahren gelingen ihm Züchtungen, die in der Fachwelt Bewunderung und Anerkennung hervorrufen und ihm die erste Goldmedaille (1915 Panama-Pacific International Exposition in San Francisco) einbringen. Ein Feuer macht seine Züchterarbeit über Nacht zunichte: außer sämtlichen Pflanzen werden seine Aufzeichnungen und seine wertvolle Bibliothek (über 5000 Bände) vernichtet. Sogar ein goldenes Ciborium, ein persönliches Geschenk von Kaiser Wilhelm II., das zudem von einem Karlsruher Künstler angefertigt worden war, wird ihm bei diesem Brand gestohlen. Völlig niedergeschlagen nimmt er einen Kaplandienst in Portland an, um gleichzeitig für die Handelskammer einen Rosengarten aufzubauen. Doch die dortige Rose Society ist ihm eine Nasenlänge voraus und richtet einen heute noch bestehenden Rosentestgarten ein, den er persönlich als Endziel zu errichten vorhatte.
Nach dieser zweiten Enttäuschung ermuntern ihn Freunde zu einem neuen Start im Süden, in Kalifornien. Eine Spende von 150 000 Dollar ermöglicht ihm den Neubeginn in Santa Barbara (1917). Dort endlich gelingen ihm wieder neue Erfolge vornehmlich mit Rosen, Dahlien und Gladiolen, aber auch anderen Pflanzen. Zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften berichten von seinen Züchtungen: von stachellosen Rosen, himmelblauen und sogar schwarzen Rosen, von eßbaren Rosenäpfeln und Rosenbäumen von über 11 Metern Höhe. So kam er auch zu seinem Ehrennamen: Rosenvater/Rosenpfarrer. Erstaunlich aber war, daß Schöner nur die Mendelschen Regeln an den Rosen ausprobierte und sogar vorhersagte, was aus der Züchtung jeweils herauskommen mußte. In seinen Aufzeichnungen ist die immense Arbeit dokumentiert: allein im Jahre 1931 keimten von 49 364 Rosensamen ganze 15 847 Stück, wovon nur ein kleiner Prozentsatz eine neue Züchtung darstellte. Seine Absicht, auch in Santa Barbara einen City-Rose-Garden einzurichten, blieb ohne Resonanz. Deshalb entschließt er sich, obwohl bereits 75jährig, dem Ruf der Universität Santa Clara zu folgen. Mit 5 000 Rosenbüschen legt er dort einen Rosengarten an und lehrt in den Fächern Biologie, Katholische Literatur und Kunst der Neuzeit. Ein Herzversagen macht seiner Arbeit nach bereits zwei Jahren ein jähes Ende.
Schöners Verdienst ist es, die Mendelschen Regeln an Rosenzüchtungen erprobt zu haben. Sicherlich war er als Schwarzwälder manchmal kein angenehmer Partner, wenn er „dickköpfig und zielbewußt“ seinen Vorstellungen Gehör zu verschaffen suchte, die jedoch, wie Zeitgenossen bestätigten, auf einem enormen Wissen beruhten. So kam es nicht von ungefähr, daß er 1932 als einziger Amerikaner einen Beitrag zum Weltkongreß der Pflanzenzüchter in Paris liefern durfte. Bedingt durch die beiden Weltkriege wurden Schöners Verdienste und Bedeutung in seiner badischen Heimat erst in jüngster Zeit bekannt und gewürdigt, wie etwa durch die Benennung der Grund- und Hauptschule seines Geburtsortes mit seinem Namen.
Quellen: Nachlaß: Archives of the University of Santa Clara, unter: The George M. A. Schoener Collection.
Werke: (Auswahl) Deutsche Weisen aus Amerika, ein Gedichtband mit 81 Gedichten, Paderborn 1895; Solemn Reducation New St. Cecilias Church Rochester-Beaver Country, PA (1906, Rochester PA); Breeding Better Roses, in: American Rose Annual 1931, 45-51; Rosa Gigantea and Its Species, in: Ebd. 1932, 91-98.
Nachweis: Bildnachweise: Heimatmuseum Steinach, 7611 Steinach, Ständige Ausstellung über G. Schöner mit Bild- und Textmaterial; Fotos StAF, Bildnissammlung; Archives of the University of Santa Clara, Santa Clara, CA 95053.

Literatur: Jesse A. Currey, Father Schöner's Endeavours, in: American Rose Annual 1916, 41-43; N. N., Germinating Hybrid Rose Seeds, in: Ebd. 1937, 34-36; Joseph Müller, G. Schöner aus Steinach, der Odysseus unter den Schwarzwalddichtern, in: Ekkehart, 1966, 155-166; Erich Obert, G. Schöner – ein Steinacher in Amerika, in: Die Ortenau 61, 1981, 238-241; Peter Schwörer, Pfarrer Schöners Rosen hatten keine Stacheln, in: Zeitzeichen, Mittelbadische Presse vom 10. 12. 1983; ders., Im Zeichen der Schwarzen Rose, in: Schwarzwälder Bote, Heimatrundschau, Ausgabe B4, Nr. 267, 285 u. 297 / Nov. u. Dez. 1983; Bishop Francis P. Leipzig (†), Oregon Priest Was Famous For Hybridization of Roses, in: Catholic Sentinel, 10. 6. 1977.
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