Heymann, Stefan 

Geburtsdatum/-ort: 14.03.1896;  Mannheim
Sterbedatum/-ort: 04.02.1967; Berlin (Ost)
Beruf/Funktion:
  • KPD-Politiker, Mitglied des Landtags, Verfolgter des NS-Regimes
Kurzbiografie: 1911 Mittlere Reife am Gymnasium Mannheim
1911-1914 Lehre als Bankkaufmann
1914-1918 Kriegsdienst
1919 Austritt aus der jüdischen Gemeinde und Eintritt in die KPD
1919-1923 Angestellter bei der Süddeutschen Discontogesellschaft Mannheim
1923 Kampfleiter der KPD in Unterbaden
1926-1930 Redakteur der „Arbeiterzeitung“ in Mannheim
1928-1929 Mitglied der KPD-Fraktion des Badischen Landtags
1930-1932 Redakteur der „Roten Fahne“ in Berlin
1933 Chefredakteur der „Arbeiterzeitung“ in Breslau
1933-1945 im Zuchthaus und in Konzentrationslagern
1945-1950 in Kulturabteilungen der SED in Thüringen und Berlin
1950-1953 Botschafter der DDR in Ungarn
1953-1957 Botschafter der DDR in Polen
1957-1960 Leiter der Hauptabteilung „Presse“ im Ministerium für auswärtige Angelegenheiten der DDR in Berlin
1960-1965 Prof. an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften „Walter Ulbricht“ in Potsdam-Babelsberg
1966 Ehrendoktor der Akademie
Weitere Angaben zur Person: Religion: isr./konfessionslos
Verheiratet: 1. 1921 Mannheim Erika Lassalia, geb. Geck (1895-1950) Tochter von Adolf Geck (1854-1942), sozialdemokratischer Landtags- und Reichstagsabgeordneter in Offenburg, geschieden 1948
2. 1949 Berlin Elise, geb. Martin (1907-1961)
3. 1963 Berlin Helene, geb. Kleine (geb. 1917)
Eltern: Vater: Julius Heymann, Kaufmann
Mutter: Alice, geb. Friedenheim
Kinder: aus 1. Ehe 1 Sohn, 1 Tochter
aus 2. Ehe 1 Sohn
GND-ID: GND/1012407152

Biografie: Karl Otto Watzinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 124-125

Im Jahre 1914 meldete sich Heymann freiwillig zum Kriegsdienst, bei dem er als Flieger zweimal verwundet wurde. Durch das Kriegserlebnis wurde er Anarchist und rief mit Erich Mühsam in Mannheim im Februar 1919 die Räterepublik aus, die nur einen Tag bestand. Bei der Süddeutschen Discontogesellschaft wurde Heymann Betriebsratsvorsitzender und zweiter Vorsitzender des Allgemeinen Verbandes der deutschen Bankangestellten. Aufgrund seiner politischen Arbeit gab es Differenzen mit seinen Vorgesetzten, die im Herbst 1923 zu seiner Entlassung führten.
Im September 1923 beteiligte sich Heymann am oberbadischen Aufstand, wo es – vor allem in Lörrach – zu gewalttätigen Ausschreitungen kam. Im Herbst 1924 wurde Heymann vom Staatsgerichtshof in Leipzig zu einer Gefängnisstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt. Nach der Amnestie vom Sommer 1926 wurde Heymann Redakteur und später Chefredakteur der „Arbeiterzeitung“ in Mannheim. Seit 1927 Gauführer des Rotfrontkämpferbundes im Gau Baden-Pfalz rückte er im Frühjahr 1928 in den Badischen Landtag nach, dem er bis zum Ablauf der Legislaturperiode am 4. 6. 1929 angehörte. Als Chefredakteur der „Arbeiterzeitung“ wurde Heymann 1930 vom Reichsgericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, nachdem er schon mehrfach vom Amtsgericht Mannheim Geldstrafen wegen beleidigender Artikel erhalten hatte. Im April 1930 übersiedelte er nach Berlin, wo er politischer Redakteur des Zentralorgans der KPD „Rote Fahne“ wurde. Im Januar 1933 wurde er Chefredakteur der „Arbeiterzeitung“ in Breslau.
Nach seiner Verhaftung im Mai 1933 verurteilte ihn das Oberlandesgericht Breslau zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus, anschließend kam Heymann in die Konzentrationslager Kislau, Dachau, Buchenwald und Auschwitz, wo er als Schreiber im Krankenlager Monnowitz überlebte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Heymann im kulturellen Bereich der SED tätig, um im Jahre 1950 in den diplomatischen Dienst überzuwechseln. Seine Laufbahn beschloß er mit einer Professur für den Fachbereich Internationale Beziehungen an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften „Walter Ulbricht“ in Potsdam-Babelsberg, die ihm im Jahre 1966 die Würde eines Ehrendoktors verlieh.
Werke: Antifaschisten in Buchenwald, in: Thüringer Volkskalender 1946. Weimar 1945; Die politischen Aufgaben der Opfer des Faschismus, in: Wer ist Opfer des Faschismus? Weimar 1946; Heute wie damals. Zu Ferdinand Lassalles Verfassungsvorträgen, Weimar 1947; Kampf um Wahrheit und Freiheit, Weimar 1948; Marxismus und Rassenfrage, Berlin 1948; Volkskatechismus der Altenburger Republikaner, Weimar 1948; Wirtschaft Horatio-Wirtschaft, Weimar 1949; Konzentrationslager Buchenwald. Bericht des Internationalen Lagerkomitees von W. Bartel, S. Heymann, K. J. Jenniges. 3. Aufl. Weimar 1949; Räterepublik Kurpfalz, in: Vorwärts und nicht vergessen. Hg. v. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Berlin 1958; Arbeitereinheit siegt über Militaristen, Berlin 1960; Lieder aus den faschistischen Konzentrationslagern, Leipzig 1962, 77; Unsere Vorträge fanden aufmerksame Zuhörer, in: Vereint sind wir alles, Berlin 1966.
Nachweis: Bildnachweise: StadtA Mannheim.

Literatur: A. Abusch, Der Deckname. Berlin 1981, 215; B. Baum, Widerstand in Auschwitz, Berlin 1961; O. Betlen, Leben auf dem Acker des Todes. Berlin 1962; Buchenwald. Mahnung und Verpflichtung. Dokumente und Berichte. Berlin 1983, 172, 226, 450 u. 756; J. Kuczynski, Memoiren, Berlin 1981, 62 u. 231; Karlheinz Mundhenke, Versuch einer sozialpsychologischen Analyse des oberbadischen Aufstands im September 1923. Diss. Heidelberg 1930; Nachruf in: Neues Deutschland, Berlin (Ost) Nr. 36 v. 5.2.1967; Hermann Weber, Die Wandlung des deutschen Kommunismus – Die Stalinisierung der KPD in der Weimarer Republik, Bd. 2. Frankfurt a. M. 1969; W. Schneider, Kunst hinter Stacheldraht. Leipzig 1976, 103 f.; Karl Otto Watzinger, Geschichte der Juden in Mannheim 1650-1945, 2. verbess. Aufl. 1987. 101 f.
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