Kachel-Bender, Louise 

Geburtsdatum/-ort: 07.09.1842;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 25.10.1916; München
Beruf/Funktion:
  • Schauspielerin
Kurzbiografie: 1853 (27. 5.) Die Zehnjährige wirkt bei der Eröffnungsvorstellung („Die Jungfrau von Orleans“) des neuerbauten Karlsruher Hoftheaters mit
1858-1862 Kleine Rollen (Engagement von Fall zu Fall) ebenda
1862-1870 Erstes Engagement am Karlsruher Hoftheater („sentimentale Liebhaberin“)
1870-1871 Hoftheater Braunschweig („Heroine“)
1871-1883 Nach der Heirat Unterbrechung der Laufbahn
1883-1906 Zweites Engagement am Hoftheater Karlsruhe
1906 Übersiedlung nach München
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1871 Gustav Kachel, Direktor der Karlsruher Kunstgewerbeschule (gest. 1880)
Eltern: Vater: Michel Bender, Polizeisergeant
Mutter: Margaretha, geb. Metz
Geschwister: 2
Kinder: 1
GND-ID: GND/1012407160

Biografie: Horst Ferdinand (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 138-139

Die Neigung zum Theater erwachte bei Kachel-Bender schon in frühester Jugend. Das junge Mädchen wurde von einer bekannten Tragödin des Karlsruher Hoftheaters, Wilhelmine von Cornberg, angeleitet und gefördert und hatte das Glück, die Bühne in einer Zeit zu betreten, in der der berühmte Theaterdirektor Eduard Devrient auf der Höhe seines Erfolgs in Karlsruhe stand. Auch ihm verdankt sie für ihre weitere Laufbahn ausschlaggebende Unterweisung, insbesondere ging sie bei ihm in die Schule der natürlichen Darstellung und der Ausschaltung aller äußeren Effekthascherei. Devrient ließ sie in einem Ensemble sich entwickeln und wachsen, das in jenen Jahren vor allem in der Shakespearepflege eine Spitzenstellung unter den deutschen Bühnen einnahm. Den künstlerischen Durchbruch erlebte die junge Schauspielerin denn auch als Miranda („Der Sturm“) und sprengte schon bald die engeren Grenzen des „sentimentalen“ Fachs: in Rollen wie Jessica („Der Kaufmann von Venedig“), Cordelia („König Lear“) oder der Schillerschen Jungfrau von Orleans wußte sie das Publikum als ebenso vielseitiges wie wandlungsfähiges Bühnentalent zu überzeugen. Als Devrient 1870 das Karlsruher Theater verließ, wechselte auch Kachel-Bender – wenn auch nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit diesem tief in das Karlsruher Theaterleben einschneidenden Ereignis – die Szene, folgte dem Angebot einer „glänzenden Stellung“ (Kachel-Bender) beim Hoftheater in Braunschweig und eilte dort von Erfolg zu Erfolg; Emilia Galotti, das Faust-Gretchen, die Minna von Barnhelm und die Julia („Romeo und Julia“) sind nur einige der in Braunschweig gespielten tragenden Rollen.
Nach nur neunjähriger glücklicher Ehe starb Gustav Kachel, und Kachel-Bender entschloß sich, auf der heimatlichen Karlsruher Bühne ihre Karriere fortzusetzen. Sie wurde, in der Erinnerung an ihre Abwanderung nach Braunschweig, nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen und hatte, wie ihre Konkurrentinnen auch, zunächst einmal ihr Können „a. G.“ (als Gast) unter Beweis zu stellen. Sie setzte sich durch und wurde wieder engagiert, hatte aber in den folgenden 23 Jahren, in denen sie – das Vorbild Devrient immer vor Augen – zu einer der bedeutendsten Menschengestalterinnen wurde, die je die Karlsruher Bühne betraten, dann und wann über vermeintliche oder tatsächliche Zurücksetzungen zu klagen; aber welcher Theaterintendant kann allen an ihn herangetragenen Rollenwünschen der Mitglieder seines Ensembles zu allseitiger Zufriedenheit je entsprechen?
Dabei bedurfte Kachel-Bender keiner Hauptrolle, um ihre Schauspielkunst in hellstem Licht erstrahlen zu lassen; gerade in Darstellungen etwa der Kennedy („Maria Stuart“) oder der Gora (in Grillparzers Medea) machte ihre eindringliche Gestaltung dieser Nebenrollen das tragische Geschick der Heldinnen des Stücks erst richtig sichtbar. Auch dem – damals – modernen Drama gegenüber war sie nicht nur aufgeschlossen, sondern machte es, wie alle ihre Rollenverkörperungen, zu ihrer eigenen Sache. Dafür steht etwa die Darstellung der Gunhild in Ibsens „John Gabriel Borkman“. Als sich die vielgefeierte Künstlerin 64jährig von der Bühne zurückzog und zu ihrer Tochterfamilie nach München übersiedelte, durfte sie dessen gewiß sein, daß ihr Name auf immer mit glanzvollen Perioden des Karlsruher Hoftheaters verbunden sein würde.
Nachweis: Bildnachweise: in dieser Pers.-Akte.

Literatur: Wilhelm Zentner, L. Kachel-Bender (ungedr. Manuskript o. J.); Bernhard Müller, Die „Ära Devrient“, in: Karlsruher Theatergeschichte, Vom Hoftheater zum Staatstheater, bearb. von Günther Haass und anderen (Karlsruhe 1982, 61-77); Pers.-Akte Kachel-Bender im GLA Kachel-Bender 57 a/1120.
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