Senge, Paul 

Geburtsdatum/-ort: 15.04.1891; Hagenau im Elsaß
Sterbedatum/-ort: 08.09.1913; Grevenbroich
Beruf/Funktion:
  • Flugpionier
Kurzbiografie: Volksschule und Schuhmacherlehre in Karlsruhe
1908/09 Geselle in Darmstadt
1910/11 Flugversuche mit Eigenkonstruktion nach Blériot in Karlsruhe
1912/13 Versuchspilot in Mannheim
1912 Mai Fliegerexamen, abgenommen durch den Mannheimer Luftsportverein
1913 Anstellung als Einflieger bei den Aristoplanwerken in Wanne-Eikel
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Franz Senge, Schuhmachermeister und Kaufmann
Mutter: Anna Elise, geb. Gleissberg
Geschwister: Bruder Hermann (1888-1966)
GND-ID: GND/1012561925

Biografie: Renate Liessem-Breinlinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 273-274

1968 benannte die Stadt Karlsruhe eine Straße nach Senge in der Nähe des Geländes, wo dieser 1910 mit einem selbstkonstruierten Eindecker seine ersten Flugversuche unternommen hatte. Die Anregung zur Fliegerei hatte er aus Darmstadt mitgebracht, wo er 1908/09 als Geselle arbeitete und in seiner Freizeit die Aktivitäten des Piloten und Flugzeugfabrikanten August Euler beobachtete. Eigentlich war ihm eine Tätigkeit im väterlichen Schuhgeschäft in der Karlsruher Körnerstraße zugedacht, aber spätesten seit 1912 kann man ihn als Berufspiloten bezeichnen. Damals war er in Mannheim für den Konstrukteur Dr. Hübner als Einflieger tätig, gelegentlich auch für das Team Pippart und Noll. Auf einem Dr.-Hübner-Wasserdoppeldecker nahm er im Sommer 1912 am ersten deutschen Wasserflugzeugwettbewerb im Seebad Heiligendamm teil. Im Mai 1912 führte er im Rahmen der deutschen Zuverlässigkeitsflüge am Oberrhein Schauflüge über Karlsruhe aus. Auch beim Mannheimer Maimarktrennen 1912 erschien er am Himmel, was großen Jubel auslöste. Senges Fliegerkarriere ist insofern beachtlich, als er weder eine Flugschule besucht noch eine Förderung beim Bau seiner ersten Flugzeuge erhalten hatte, abgesehen davon, daß 1911 der Pforzheimer Lamprecht mit ihm zusammenarbeitete, beziehungsweise -experimentierte.
Im Generallandesarchiv Karlsruhe findet sich nur ein marginaler Hinweis auf Senge: Der Vorstand des Karlsruher Luftfahrtvereins Professor Paulcke meldete im November 1911 auf eine Rundfrage der Militärbehörde, in Karlsruhe gäbe es keine Flugzeuge und daher keine Piloten, nur einige Ballonführer. Ein Polizeikommissar aus der Weststadt berichtete hingegen, daß der Sohn des Geschäftsmannes Franz Senge Flieger sei. Vor einigen Monaten habe dieser einen Unfall erlitten, wobei er „schwer verletzt und der Apparat vollständig zerstört wurde. Senge ist wieder gesund, und sind auch 2 Flugapparate (nach Art Blériot-Eindecker) nahezu fertiggestellt, so daß Senge nach Angabe seines Vaters im Dezember mit dem Fliegen wieder beginnen wird. Sonst sind in Karlsruhe keine Flugzeuge.“ Die Reaktion des Vereins steht im Gegensatz zu der Überlieferung, die Flugversuche Senges auf dem Karlsruher und später auf dem Forchheimer Exerzierplatz hätten großes Aufsehen erregt. Eine weitere Quelle zur Biographie sind die Daten der Mannheimer Meldekartei. Sie zeigen für 1912/13 ein unruhiges Hin und Her zwischen Mannheim, Neustadt/Haardt, Speyer und Berlin. Dorthin meldete sich Senge im Juli 1913 ab, kurz bevor ihn die Aristoplanwerke unter günstigen finanziellen Bedingungen als Einflieger anstellten. Als er dem Firmengründer Kommerzienrat Kayser (Kaffee Kayser) an dessen Wohnort Viersen einen Besuch aus der Luft abstatten wollte, stürzte er in der Nähe von Grevenbroich ab. Die Erinnerung an Senge ist weder in Karlsruhe noch in Mannheim erloschen. Besonders lebhaft war das Gedenken in den 30er und 60er Jahren. Die Geburtsstadt Haguenau meldet dagegen, daß der Aviateur Senge dort heute völlig unbekannt sei.
Quellen: GLAK 357/22027; StadtA Karlsruhe 8/ZGS/Senge; StadtA Mannheim, Zeitungsausschnitte, Auszüge aus der Meldekartei; Musées, Bibliothèque et Archives de la Ville de Haguenau: Geburtsurkunde v. Hermann Senge 1888-1966.
Nachweis: Bildnachweise: StadtA Karlsruhe.

Literatur: Willi Hackenberger, Die alten Adler. Pioniere d. dt. Luftfahrt, München 1960, 109, 115, 136.
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