Weisser, Johann 

Geburtsdatum/-ort: 17.12.1894;  Peterzell
Sterbedatum/-ort: 15.04.1951;  St. Georgen/Schwarzwald
Beruf/Funktion:
  • Unternehmer, Staatskommissar für Verkehr, Mitglied des Landtags – DP
Kurzbiografie: 1904-1911 Bürger- und Oberrealschule in Villingen bis zur Primareife
1911-1937 2 Jahre Praxis im väterlichen Betrieb, Hochschulreife und Studium Hoch- und Tiefbau an der Technischen Hochschule Karlsruhe, Kriegsfreiwilliger, Studienabschluß als Dipl. Ing., Architekt im väterlichen Betrieb
1937 Inhaber der Firma Bauunternehmen Johann Weisser
1946-1951 Nachkriegspolitiker in (Süd-)Baden, seit 1946 DP/FDP-Mitglied, ab Okt. 1947 als Schriftführer im erweiterten Vorstand, seit der ersten Landtagswahl 1947 Mitglied des Landtags
1946-1947 Staatskommissar für Verkehr
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: (St. Georgen) Emma, geb. Wintermantel, Tochter des Dr. Oskar Wintermantel, St. Georgen
Eltern: Vater: Gottlieb Weisser (1868-1946), Maurermeister in Peterzell
Mutter: Karoline, geb. Fleig (1868-1920)
Geschwister: 7
Kinder: 3
GND-ID: GND/1012561992

Biografie: Bernhard Mörmann (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 318-319

Nach seiner Ausbildung schien für Weisser der Lebensweg vorgegeben. Er trat als Architekt in die 1896 gegründete Firma seines Vaters ein, übernahm 1937 den väterlichen Betrieb, den er zu einem mittelständischen und in der Region angesehenen und führenden Bauunternehmen ausbaute (bei Kriegsausbruch ca. 50 Beschäftigte).
Nachdem Weisser 1939 als Oberleutnant der Reserve eingezogen, 1940 aber krankheitsbedingt wieder entlassen worden war, wurde er mit seiner Firma, die überwiegend mit Kriegsgefangenen arbeiten mußte, zu Heimateinsätzen, im weiteren Verlauf des Krieges verstärkt zur Beseitigung von Bombenschäden (u. a. auch Ulm, Friedrichshafen), verpflichtet. So war es dann auch naheliegend, daß die französische Besatzungsmacht das noch intakte Unternehmen zum Wiederaufbau, auch der Schwarzwaldbahn heranzog (Kriegsfolgebeseitigung im Sommerauer Tunnel).
Die Zusammenarbeit und der gute Kontakt mit der Besatzungsmacht waren für Weisser eine wichtige Grundlage für den Wiederaufbau seiner Firma und die bald einsetzende politische Aufbauarbeit. Nachdem Wilhelm Stahl, Dr. Paul Waeldin, Friedrich Vortisch und Berthold Goldschagg seit August 1945 sich um den Aufbau der Demokratischen Partei bemühten, am 20.1.1946 die Gründungsversammlung in Freiburg stattgefunden hatte, engagierte sich Weisser ab 1946 im Kreis Villingen, da er „motorisiert“ war vornehmlich im überörtlichen Bereich. Weisser, der bereits 1919 Mitglied der DP (später DVP) geworden, von 1933 bis 1945 aber parteilos geblieben war, wurde im Kreis Villingen Parteivorsitzender, seit den Kreistagswahlen (13.10.1946) bis zu seinem Tode Mitglied des Kreistages sowie seit der Landtagswahl auch (18.5.1947) Landtagsabgeordneter.
Mit der Berufung zum Staatskommissar für Verkehr (3.12.1946) kamen auf Weisser schwierige überörtliche und für den Wiederaufbau (Süd)Badens entscheidende Aufgaben zu. Man erhoffte sich auch eine baldige Erleichterung sowie Verbesserung der insgesamt schlechten Verkehrsbedingungen. Am 01.11.1946 waren in (Süd) Baden insgesamt 4 616 Lkw ermittelt worden, davon waren aber nur rund 2 000 Kfz betriebsfähig. Betriebsstoff und Ersatzteile fehlten, ebenso Werkstätten. Man war von der Besatzungsmacht abhängig. Bei Post und Bahn hatte die Zonenbildung dazu geführt, daß im süddeutschen Raum Direktionsbezirke (Sitz Karlsruhe) zerschnitten wurden; neben Mangel an Transportmitteln kam folgendes hinzu: Die Sprengung des Ravennaviadukts unterbrach die Höllentalbahn, unterbrochen waren die Strecken Rastatt/Freudenstadt und Offenburg/Donaueschingen (am 1. 4. 1947 wurde der Triberger Kehrtunnel wieder in Betrieb genommen, nachdem zuvor die Firma Weisser den Sommerauer Tunnel betriebsfähig gemacht hatte). Entsprechend den anstehenden Aufgaben gliederte Weisser, der am 31. 1. 1947 dem Kabinett auch einen Wiederaufbauplan für das Kommissariat Wiederaufbau vorlegte, sein Verkehrskommissariat in drei Referate, nämlich: Belange Eisenbahn, Post und Telegraphie sowie Straßenverkehrsamt Land Baden (bisher DSt Badisches Wirtschaftsmimisterium, Abteilung Kfz-Wesen). Die 19 Außenstellen des Straßenverkehrsamtes in den Kreisstädten, welche auch Beschlagnahmen im Auftrag des Verkehrskommissars durchzuführen hatten, wurden Zug um Zug besetzt und leisteten vorzügliche Arbeit. Besondere Aufmerksamkeit widmete Weisser der Erarbeitung der Betriebsvereinbarung mit den Südwestdeutschen Eisenbahnen. Am 25. 6. 1947 wurde zwischen den Ländern Baden, Rheinland-Pfalz, Württemberg-Hohenzollern das entsprechende Abkommen unterzeichnet und die Betriebsvereinigung als gemeinnützige Anstalt des Öffentlichen Rechts gegründet, mit dem Ziel einheitlicher Betriebs-, Vermögens- und Geschäftsführung. Das entsprechende Organ war der Eisenbahn-Verkehrsrat, dem Weisser als Vertreter des Landes Baden auch nach der Regierungsneubildung angehörte und mitwirkte. Zentrale Aufgaben waren 1947 u. a.: Ausbesserung von Loks, Verhandlungen mit Belgien und der Schweiz (Ausbesserung und Lieferung von Güterwagen), Wagenaustausch innerhalb der Besatzungszonen. Zum 31.5.1948 gab Weisser, der sich verstärkt seinem Betrieb widmen wollte, diese Funktion auf; die Landtagstätigkeit, die auch die Mitarbeit im für Energiefragen zuständigen Ausschuß mit einschloß, behielt er bis zu seinem Tod bei.
Die Achtung und Wertschätzung, die Weisser als Mann der ersten Stunde genoß, beruhten auf seinem sachbezogenen Engagement.
Quellen: StAF, Bestand A 1 u. 2; Mitteilungen von: Gisela Duttlinger, geb. Weisser, Staufenbergstraße 27, 78652 Deißlingen; Hans Martin Müller, Hermann-Köhler-Weg 2, 76571 Gaggenau.
Nachweis: Bildnachweise: Fotos im Besitz von Gisela Duttlinger.

Literatur: Stephan Sauthoff, Die Demokrat. Partei in Süd- und Mittelbaden 1946 – Gründung, Entwicklung, Problematik, ZGO 1990, 391 ff.; Paul Rothmund, Erhard Wiehn, Die F.D.P/DVP in B.-W. u. ihre Geschichte, Schriften zur polit. Landeskunde Baden-Württemberg, Bd. 4, 1979; Hans Martin Müller, Ein Mann der ersten Stunde, Südkurier, Nr. 136 v. 16.6.1989.
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