Bohnert, August 

Geburtsdatum/-ort: 06.11.1856;  Lahr
Sterbedatum/-ort: 05.07.1940;  Neckarsulm
Beruf/Funktion:
  • Oberbergrat
Kurzbiografie: 1874–1875 nach Besuch der Lahrer Volksschule Privatunterricht in Stuttgart
1875–1877 Einjährig-Freiwilliger im Grenadier-Regiment Königin Olga (1. Württ.) Nr. 119
1878–1881 TH Stuttgart, Fachschule für Berg- und Hüttenwesen, I. Dienstprüfung im Berg-, Hütten- und Salinenfach
1881–1883 Bergkadett in Friedrichshall, Wasseralfingen, Dürrheim und auf der Kanzlei des Kgl. Bergrats, II. Dienstprüfung im Berg-, Hütten- und Salinenfach, Ernennung zum Leutnant der Reserve des Grenadierregiments König Karl (5. Württ.) Nr. 123
1884–1889 Bergkadett in Königsbronn, Unterstützung des Salinenverwalters in Friedrichshall
1889 Bergwerksinspektor in Friedrichshall
1892 Ernennung zum Oberleutnant der Landwehr
1896 Leitung zur Erschließung eines neuen Salzbergwerks in Kochendorf
1901 Salinenverwalter beim Bergwerk Kochendorf
1905 Ernennung zum Bergrat
1908 Vorstand der Saline Friedrichshall
1912 Ernennung zum Oberbergrat, Vorstand im Kgl. württ. Bergratskollegium Stuttgart
1914 nebenamtlich Leiter des Kgl. württ. Münzamts
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Auszeichnungen: Ritterkreuz 1. Kl. des Friedrichsordens (1899); Ritterkreuz des Ordens der württ. Krone (1910); Ehrenbürger der Gemeinde Jagstfeld (1912); Ehrenbürger der Gemeinde Kochendorf (1912)
Verheiratet: 1. 1885 (Stuttgart) Agnes Ottilie, geb. Bohnert (1860–1888)
2. 1891 (Heilbronn) Anna, geb. Frank (1866–1949)
Eltern: Vater: August Bohnert, Schreinermeister in Lahr
Mutter: Wilhelmine, geb. Hockenjos
Kinder: K 2: Friedrich (1888–1966 aus 1.); August (1893–1980 aus 2.), Regierungsbaudirektor
GND-ID: GND/101256715X

Biografie: Hans Riexinger (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 21-23

Der hochverdiente königlich württembergische Oberbergrat Bohnert ist eng mit der Geschichte der Saline Friedrichshall verbunden und im Besonderen mit dem Steinsalzbergwerk Kochendorf, das unter seiner Leitung erschlossen wurde.
Weit über den lokalen Bereich hinaus ist Bohnert durch seine spätere Tätigkeit an herausragender Stelle bekannt geworden. König Wilhelm II. berief den Friedrichshaller Salinenverwalter 1912 an die Spitze des württembergischen Bergratskollegiums nach Stuttgart.
Bohnert wurde am 6. November 1856 im badischen Lahr geboren. Nach Besuch der Lahrer Volksschule erhielt der begabte Jüngling Privatunterricht in Stuttgart, wechselte dann in die Stuttgarter Oberrealschule und legte 1877 die Reifeprüfung ab. Anschließend meldete sich Bohnert als Einjährig-Freiwilliger zum Wehrdienst. In der Wahl seines künftigen Berufes entschied sich Bohnert für die Ausbildung zum Fachmann im Salinen-, Hüttenwesen und Bergbau. Nach der Militärdienstzeit nahm er 1878 seine Studien an der Polytechnischen Hochschule auf, um sich die technischen und naturwissenschaftlichen Grundlagen für diesen Beruf zu erwerben. Schon 1881 konnte er mit der ersten Dienstprüfung im Berg-, Hütten- und Salinenfach sein Studium abschließen. Vor Ort hatte er nun reichlich Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln.
Die Salzindustrie im damaligen Württemberg war in jener Zeit, als der Bergkadett Bohnert seine praktische Tätigkeit in Friedrichshall aufnahm, ein wichtiger Industriezweig.
Zur Ausbildung eines künftigen Salinisten gehörte aber außer der Halurgie auch die Praxis der Erzgewinnung und -verhüttung. Bohnert praktizierte mehrmals in Wasseralfingen, wo Erz verhüttet wurde. Mehrere Jahre war er im Hüttenwerk Königsbronn beschäftigt. Im Mai 1883 legte Bohnert seine zweite Dienstprüfung im Berg-, Hütten- und Salinenfach ab. Die Ernennung zum Bergwerksinspektor erfolgte im Oktober 1889.
Umschattet wurde der berufliche Aufstieg seiner Karriere durch den frühen Tod seiner Gemahlin. Seine Ehefrau starb im April 1888, wenige Tage nach der Geburt seines Sohnes Friedrich. Ihr Leichnam wurde im Kochendorfer Friedhof beigesetzt. Drei Jahre später ging der Witwer eine zweite Ehe ein. Er vermählte sich in Heilbronn mit Anna Frank. Seine zweite Gemahlin schenkte ihm 1893 den Sohn August, den späteren Regierungsbaudirektor.
Wenige Jahre vor der Jahrhundertwende, als die Salzgewinnung aus Saline und Bergwerk gut florierte und dem württembergischen Staat erhebliche Gewinne einbrachte, wurde Friedrichshall von einer schweren Katastrophe, die niemand voraussehen konnte, betroffen. Das von Bergrat Friedrich August von Alberti (1795 – 1878) unter großen Anstrengungen und technischem Aufwand im Jahr 1859 fertiggestellte Salzbergwerk Friedrichshall in Jagstfeld, brach 1895 unter erdbebenartigen Erschütterungen, nach dem Einsturz einer Decke, ein. Durch Wassereinbruch „ersoff“ das Bergwerk und musste aufgegeben werden. Die württembergische Regierung ließ sich durch diesen Rückschlag nicht entmutigen und beschloss, bei Kochendorf einen neuen Schacht abzusenken. Bergwerksinspektor Bohnert fiel die verantwortungsvolle Aufgabe zu, die schwierigen Arbeiten zur Erschließung des neuen Bergwerks zu leiten und zu überwachen. Die fortgeschrittene Technik erlaubte es, trotz der in ca. 100 Metern Tiefe vorkommenden stark wasserführenden Schichten, den Schacht abzuteufen.
Ende des Jahres 1899 wurde der neue Schacht „König Wilhelm II.“ fertiggestellt und mit der Salzförderung begonnen. Damit verlagerte sich der Schwerpunkt der württembergischen Salzgewinnung wieder nach dem verkehrstechnisch günstig gelegenen Friedrichshall, denn der für die Industrie bedeutsame Rohstoff Steinsalz konnte auf dem Wasserweg wesentlich billiger, als auf der Schiene befördert werden.
Mit Wirkung vom 1. April 1901 wurde Bohnert in die neuerrichtete Salinenverwalterstelle bei dem Bergwerk Kochendorf eingesetzt. Vier Jahre später erhielt er Titel und Rang eines Bergrats. Bei der Saline Friedrichshall wurde 1908 die Vorstandsstelle frei. Sie kam dann am 7. November 1908 „vermöge allerhöchster Entschließung seiner königlichen Majestät“ an Bergrat Bohnert. In das Jahr 1910 fällt die Verleihung des Ritterkreuzes der württembergischen Krone an Bergrat Bohnert, Oberleutnant der Landwehr außer Dienst, Bezirksobmann des württembergischen Kriegerbundes für Neckarsulm. Schon 1899 erhielt der Salinenverwalter das Ritterkreuz 1. Klasse des Friedrichsordens.
Beim königlichen Bergratskollegium war 1912 die Stelle des Technischen Rates ausgeschrieben worden. Der König entsprach Bohnerts Bitte um Übertragung dieser Ratsstelle. In der Anstellungsurkunde wurde ihm gleichzeitig Titel und Rang eines Oberbergrats verliehen. Wenig später erreichte Oberbergrat Bohnert den Höhepunkt seiner beruflichen Karriere: König Wilhelm II. übertrug ihm die Stelle des Vorstandes im traditionsreichen königlich württembergischen Bergratskollegium.
Beim Abschied von Jagstfeld wurde Bohnert vom Jagstfelder Gemeinderat das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde angetragen. „Der hervorragenden Tätigkeit des Herrn Bohnert bei der Saline und dem Bergwerk Kochendorf während fast 30 Jahren ist die bedeutende Entwicklung und Erweiterung derselben zuzuschreiben und ihm sind die Schaffung von vielen Arbeitsplätzen und nicht zuletzt die erhöhten Steuereinkünfte zu danken“.
Oberbergrat Bohnert brachte seine Erfahrungen und sein Wissen über viele Jahre in verschiedenen Verbänden und Vereinen, wie die „Deutsche Salinen-Vereinigung“, „Verein der Neckarsalinen“, „Süddeutsche Salinengruppe“ und dem „Verband der rechtsrheinischen Salinen Süddeutschlands“, oftmals als Vorsitzender ein. Die Tagungen und Versammlungen dieser Einrichtungen wurden in verschiedenen Städten Deutschlands abgehalten. Bei der Generalversammlung am 1. September 1924 in Lindau gab Präsident Klaiber bekannt, dass Herr Oberbergrat Bohnert in den Ruhestand getreten sei und deshalb den Vorsitz niederlegen werde. Der Präsident widmete dem scheidenden Oberbergrat herzliche Abschiedsworte. Das Gremium wählte ihn danach einstimmig zum Ehrenvorsitzenden des Verbandes. Den Lebensabend verbrachte der gebürtige Badener im württembergischen Unterland, dort wo er Jahrzehnte seines Lebens als bekannter und erfolgreicher Salinist gewirkt hatte, und das ihm zur Heimat geworden war.
Nicht ganz 84-jährig starb Bohnert 1940 im Neckarsulmer Krankenhaus. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und im Beisein hoher Vertreter von Behörden und anderen Institutionen wurde er im Kochendorfer Friedhof an der Seite seiner in jungen Jahren verstorbenen ersten Gemahlin bestattet.
Quellen: Archivalien des StadtA Bad Friedrichshall und des PfarrA Bad Friedrichshall Kochendorf, NL Bohnert.

Literatur: OAB Neckarsulm, 1881.
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