Person, Hermann 

Geburtsdatum/-ort: 06.09.1914;  Radolfzell
Sterbedatum/-ort: 29.01.2005;  Freiburg im Br.
Beruf/Funktion:
  • Mitglied des Landtags – CDU, Regierungspräsident
Kurzbiografie: 1933-1936 Abitur am Realgymnasium Freiburg, dann Studium der Mathematik und Physik in Freiburg und Karlsruhe
1936-1938 Militärdienst
1938-1940 Wiederaufnahme des Studiums an der Universität Freiburg mit Abschluss Promotion zum Dr. rer. nat.: „Orientierung und Größe der Kristallite in polymerhomologen Fasercellulosen“
1940-1945 Tätigkeit als Hilfsregierungsassessor bzw. seit 1942 als Hilfsregierungsrat im Wetterdienst der Kriegsmarine
1945-1947 Französische Kriegsgefangenschaft
1947-1949 Meteorologe beim Deutschen Meteorologischen Dienst der französischen Besatzungszone in Freiburg
1949-1952 Leiter des badischen Landeswetterdienstes, nach Wahl zum Landtagsabgeordneten Versetzung in den einstweiligen Ruhestand (bis 1953)
1952-1967 Mitglied des Landtags – CDU für den Wahlkreis Offenburg (bis 1956), anschließend für den Wahlkreis Lahr
1952-1956 Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion
1955-1967 Erneut Leiter der Wetterwarte Freiburg
1956-1960 Vorsitzender des Petitionsausschusses
1960-1964 Stellvertretender Vorsitzender des Finanzausschusses
1964-1989 Präsident des Badischen Sportbundes
1967-1979 Regierungspräsident von Südbaden
1979-1990 Präsident des Schwarzwaldvereins
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Ubootkriegsabzeichen; Eisernes Kreuz II. Klasse (1944); Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1967); Großoffizierskreuz des Verdienstordens der Republik Italien (1976); Commandeur dans l'Ordre National de Mérite (1978); Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg (1983)
Verheiratet: 1940 (Freiburg) Elisabeth, geb. Zimmermann (geb. 1919)
Eltern: Vater: Karl
Mutter: Lina, geb. Nico (1885-1980)
Geschwister: 4:
Elisabeth (geb. 1917)
Hans (1921-1944 vermisst)
Paul (1921-1944 vermisst)
Karl Friedrich (geb. 1923)
Kinder: 5:
Klaus (geb. 1943)
Hans (geb. 1948)
Christian (geb. 1951)
Bernhard (geb. 1954)
Franz (geb. 1955)
GND-ID: GND/1012708411

Biografie: Michael Kitzing (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 4 (2007), 256-259

Wie schon sein Vater, der nachmalige badische Landtagspräsident Karl Person, studierte Person zunächst in Freiburg, später in Karlsruhe Mathematik und Physik, wobei er sich während des Studiums verstärkt dem Fachbereich Meteorologie zuwandte. Nach zweijähriger Unterbrechung seines Studiums infolge der Einberufung zur Wehrmacht konnte dieses schließlich 1940 mit der Promotion, wiederum in Freiburg, abgeschlossen werden. Während des II. Weltkrieges fand Person zunächst als Hilfsregierungsassessor, später als Hilfsregierungsrat beim Wetterdienst der Kriegsmarine an verschiedenen Orten Verwendung; am Ende des Krieges geriet er schließlich in der Wetterwarte Drontheim in Norwegen in Kriegsgefangenschaft.
Den Franzosen überstellt, wurde Person im April 1947 entlassen und bewarb sich sogleich mit Erfolg um die Übernahme in den Deutschen Meteorologischen Dienst der französischen Besatzungszone in Freiburg, nach dessen Auflösung er 1949 zum Leiter des Badischen Landeswetterdienstes wurde. Nachdem er im November 1949 aus dem politischen Reinigungsverfahren als unbelastet hervorgegangen war, wurde er im März 1950 zum Regierungsrat, im darauffolgenden Jahr zum Beamten auf Lebenszeit ernannt. Wegen seiner Wahl zum Landtagsabgeordneten erfolgte 1952 die Versetzung in den einstweiligen Ruhestand, 1953 wurde Person jedoch nach zähem Ringen reaktiviert.
In die Politik gelangte Person auf dem Umweg über die Badische Zentrumspartei, deren Vorsitz er kurze Zeit innehatte. 1951 trat er in die CDU über, für die er 1952 erfolgreich im Wahlkreis Offenburg als Nachfolger Leo Wohlebs für die Verfassunggebende Landesversammlung bzw. den Baden- Württembergischen Landtag kandidierte. Im Landtag, dem Person bis zu seiner Ernennung zum Regierungspräsidenten von Südbaden angehörte, war er finanzpolitischer Sprecher der CDU und galt als Experte für Fragen des Beamtenrechts und der Beamtenbesoldung. Zugleich war er zwischen 1952 und 1956 parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion, wobei ihm die Aufgabe zukam, erst einmal die Geschäftsstelle der CDU-Fraktion aufzubauen.
Aus seiner Überzeugung, dass der Südweststaat auf ungerechte Weise zustande gekommen war, hat Person nie einen Hehl gemacht; gerade deshalb verstand er sich immer als Sachwalter südbadischer Belange, der, wenn es einmal hart auf hart komme, „auch in Stuttgart ein kräftiges Wort badisch“ reden werde. Als einziger Volksvertreter stimmte er gegen die neue Landesverfassung, weil diese nicht wie noch die Verfassungen der beiden Vorgängerstaaten Baden und Württemberg dem Volke zur Abstimmung vorgelegt wurde. Im Landtag hat Person, ganz gleich ob es sich um Fragen der Gewerbeförderung oder ob es um wichtige landwirtschaftliche Fragen handelte, dann auch engagiert die Interessen seines Sprengels vertreten: als es um die finanzielle Hilfe für Erschließung von Industriegelände an die Stadt Lahr ging, bei der Errichtung einer Ausbildungsstätte für badische Winzer, bei der Hilfe für hagelgeschädigte Tabakbauern und auch bei der Beschaffung eines Zuschusses für den Bau der Lahrer Landwirtschaftsschule.
Besonders am Herzen lag Person als Mitglied des Wirtschaftsausschusses die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur des wirtschaftlich benachteiligten südbadischen Landesteiles. Aus diesem Grund legte er bereits in der ersten Legislaturperiode zusammen mit seinem Landtagskollegen Jäger den sogenannten Generalverkehrsplan vor, der erstmalig in einem deutschen Bundesland die Investitionen für alle Verkehrsadern, also Straßen, Schienen und Wasserstraßen, in einem gemeinsamen Programm zusammenfasste. In diesem Zusammenhang forderte Person auch immer wieder die Verwirklichung alter badischer Projekte wie die Schiffbarmachung des Hochrheins und die Elektrifizierung der Schwarzwaldbahn zwischen Offenburg und Konstanz. Durch den Einsatz Persons wurde nach hartem politischem Ringen die Elektrifizierung der Schwarzwaldbahn in das Förderprogramm des Landes aufgenommen, zusammen mit der Elektrifizierung der Gäu-Neckar-Bahn von Stuttgart nach Singen.
Auf Initiative Persons forderte der Landtag 1963 die Landesregierung auf, sich nachdrücklich dafür einzusetzen, dass der Hochrhein zwischen Basel und Waldshut gemeinsam mit der Schweiz für die Großschifffahrt ausgebaut werde. Die natürlichen Verhältnisse des Flusses sollten dabei möglichst wenig verändert und die erforderlichen Schleusen und Hafenanlagen organisch in die Landschaft eingefügt werden. Nachdem dennoch in den nächsten sechzehn Jahren keinerlei Schritte zur Realisierung dieses Vorhabens unternommen wurden, erinnerte Person nochmals anlässlich seiner Verabschiedung als Regierungspräsident an den Weiterbau des Schifffahrtsweges über Basel hinaus nach Waldshut und wies auf bestehende vertragliche Verpflichtungen und politische Versprechungen hin. Die Schiffbarmachung des Hochrheins hielt er für dringend geboten, um die periphere Industrie zu stützen, Arbeitsplätze zu sichern, die Straßen zu entlasten und Energie zu sparen. Aus einer von Person vorgelegten Studie ging hervor, dass der Ausbau des Hochrheins zum Großschifffahrtsweg je Kilometer vier Millionen DM koste, die im „Nutzen-Vorteils-Verhältnis“ von der Schweiz und dem Land Baden-Württemberg aufgebracht werden müssten.
Sein entschiedenes Eintreten für badische Belange prädestinierte Person 1967 als Nachfolger von Anton Dichtel im Amt des südbadischen Regierungspräsidenten – ein Amt, in dem Person sein endgültiges politisches Profil als Sachwalter der Landschaft im Dreiländereck gefunden hat. Er verstand sich dabei keineswegs nur als ranghoher, aber doch an Weisungen aus Stuttgart gebundener Beamter. Gerne pflegte er zu formulieren, es gebe in Baden-Württemberg „drei Regierungspräsidien – und Südbaden“. Und in diesem Landstrich nur „Stuttgarts Statthalter“ zu sein, das schien ihm nun wirklich nicht angemessen.
Dementsprechend stieß die Landespolitik auf den härtesten Widerstand Persons, als vor allem Innenminister Krause, die vier Regierungspräsidien abschaffen wollte. Wenngleich es gelang, den Erhalt der Regierungspräsidien zu sichern, so musste sich Person doch mit der Bezirksreform abfinden, die die alten Landesgrenzen verwischte und bei der badischen Gebiete am Bodensee an das Regierungspräsidium Tübingen kamen, während die württembergischen Landkreise Rottweil und Tuttlingen dem Regierungsbezirk Freiburg zugeschlagen wurden. Schmerzlich empfunden wurde auch der Übergang der drei mittelbadischen Kreise Rastatt, Bühl und Baden-Baden an den Regierungsbezirk Nordbaden. Wirtschaftsvertreter dieses Gebiets hatten sich zuvor wiederholt für einen Verbleib beim Regierungsbezirk Südbaden ausgesprochen und darauf hingewiesen, dass es gerade die Grenzlandinteressen seien, welche die Industrie- und Handelskammern von Baden-Baden bis Konstanz miteinander verbänden. In Karlsruhe seien diesbezüglich keinerlei Erfahrungen vorhanden.
Als Regierungspräsident intensivierte Person die Kontakte ins Elsass und zu den Schweizer Nachbarn weiter und bereitete ungewöhnlich früh am südlichen Oberrhein die Basis für „Euro-Distrikte“. Im Sommer 1968 lud er deswegen zum Treffen der elsässischen Präfekten und Unterpräfekten mit den südbadischen Landräten nach Schloss Bürgeln. Der Meinungsaustausch über anstehende Probleme, ein eigenmächtiger Vorstoß Persons, sorgte zunächst bei deutschen, vor allem aber bei französischen Behörden für Irritationen, dennoch gelang Person damit ein entscheidender Impuls zur Institutionalisierung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Von 1971 bis 1975 gab es im Süden des Oberrheingebietes zweimal jährlich Treffen der Chefs der Verwaltungen zur „Conférence tripartite permanente de coordination régionale“. Auf Verwaltungsebene wurden diese Konferenzen durch die „PIK-Runde“ (Periodische Internationale Koordinierungsrunde) vorbereitet und organisiert. In erster Linie ging es hierbei um den Austausch von Informationen. Noch während der Amtszeit Persons einigten sich die Regierungen Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz im Bonner Abkommen vom 22. Oktober 1975 auf einen stabilen Kooperationsrahmen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Oberrheingebiet, die nunmehr vom Kanton Baselland im Süden über das Elsass, die badischen Gebiete am mittleren Oberrhein bis in die Südpfalz im Norden reichte.
Die Rolle eines Vordenkers hat Person auch in Fragen des Umweltschutzes eingenommen: Als Regierungspräsident wandte er sich zum Ärger zahlreicher Kommunen und Landkreise gegen die Zersiedelung der Landschaft und verfügte einen Baustopp, solange die Abwasser der Freiburger Bucht nicht ordnungsgemäß gesammelt und gereinigt würden; auch verlangte er, dass ihm sämtliche Genehmigungen zum Kiesabbau vorgelegt würden, worüber er mit dem Waldshuter Landrat in Konflikt geriet. Gerne wurde Person daher als Baden-Württembergs erster „grüner“ Regierungspräsident bezeichnet – und das zu einer Zeit, als es die „Grünen“ noch gar nicht gab.
Nach seiner Pensionierung trat Person weiterhin offensiv für die als richtig erkannten Ziele ein, war aktiv in zahlreichen Vereins- und Verbandsvorständen, so im Münsterbauverein oder im Badischen Sportbund. Als Präsident des Schwarzwaldvereins engagierte er sich weiterhin nachdrücklich für den Umweltschutz. Person wollte die Schwarzwaldlandschaft von Hochhäusern und „Agrarfabriken“ freihalten und klagte erfolgreich gegen den Bau der „Schwarzwaldautobahn“ Freiburg – St. Märgen – Donaueschingen. Person sprach sich übrigens schon früh für die Einführung des Katalysators und autofreie Sonntage sowie für ein Tempolimit auf deutschen Straßen aus.
Quellen: StAF Nachlass H. Person.
Werke: Orientierung u. Größe d. Kristallite in polymerhomologen Fasercellulosen, Diss. rer. nat. Freiburg 1942; Entwicklung u. Einsatz von unbemannten automatischen Wetterfunkstationen im Polargebiet, in: Polarforschung Bd. II, 1948, 7-9; Baden ein Almosenempfänger? Badens Steuer u. Wirtschaftskraft, in: Badenerland Flugschriften Nr. 2 vom 1. 1. 1959, 1-8; „...und dunte ruuscht dr' Rhii“ : 30 Jahre Hochrheinpolitik: eine Studie zum Nachdenken, 1978; Baden-Württemberg – Grenzland im Dreiländereck. Nachbarschaftliche Kontakte mit Frankreich – Schweiz – Österreich, in: Das Parlament Nr. 31 vom 7. 8. 1982, 11; Das Badische im Bindestrichland, in: Bunte Illustrierte vom 17. 1. 1983; Ein Badener in Stuttgart, in: Paul-Ludwig Weinacht (Hg.), Gelb-rot-gelbe Regierungsjahre, 1988, 373-376; Schwarzwaldverein u. Geschichtsbuch, in: Schwarzwaldverein: 125 Jahre Schwarzwaldverein e. V., 1989, 6 f.; Neue Naturschutzverordnung für die Wutachschlucht, in: Der Schwarzwald, 1989, 77-80; Das Geburtstagskind B-W, ein „Modell deutscher Möglichkeiten“?, in: BH 72, 1992, 357 f.
Nachweis: Bildnachweise: Ölgemälde von Herbert Kämper (1989) im Regierungspräsidium Freiburg, Basler Hof; Foto in: v. Ungern-Sternberg, 2002, 187 (vgl. Lit.).

Literatur: Herbert Wiedemann, „Porträt“ Regierungspräsident Dr. H. Person, in: Carnets du Rhin No. 436 vom 1.2.1974, 1-13; Die CDU in Baden-Württemberg u. ihre Geschichte, hg. von Paul-Ludwig Weinacht, 1978; Ders./Tilman Mayer, Ursprung u. Entfaltung christlicher Demokratie in Südbaden, 1982; Sven v. Ungern-Sternberg, Südbad. Wegmarkierungen – Rückblick u. Vorschau, in: Paul-Ludwig Weinacht (Hg.): Die bad. Regionen am Rhein, 2002, 179-192; Martin Carl Häußermann: Das Regierungspräsidium Freiburg – Die Geschichte einer staatlichen Mittelinstanz im dt. Südwesten, ebd., 193-208; Conrad Schroeder: Von der „bad. Außenpolitik“ zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit des Landes B-W, ebd., 231-246.
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