Blase, Therese 

Geburtsdatum/-ort: 06.05.1873; Craula/Thüringen
Sterbedatum/-ort: 02.05.1930;  Mannheim
Beruf/Funktion:
  • Sozialpolitikerin, MdL-SPD
Kurzbiografie: 1905 Mitbegründerin d. Frauenabteilung des sozialdemokratischen Vereins
1912–1930 Mitglied d. Armenkommission im Mannheimer Jugendamt; Mitglied im Landesvorstand d. bad. SPD
1917 Mitglied d. Zentralen Kriegsfürsorge
1919–1930 MdL-SPD u. Mitglied des Mannheimer Bürgerausschusses
1925–1930 Mitglied d. Krankenhauskommission in Mannheim
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Mitgliedschaften: Mitglied d. Armenkommission im Mannheimer Jugendamt; Mitglied im Landesvorstand d. bad. SPD; Mitglied d. Zentralen Kriegsfürsorge; Mitglied des Mannheimer Bürgerausschusses; Mitglied d. Krankenhauskommission in Mannheim
Verheiratet: (vor 1894) Heinrich Blase (1865–1945), Kupferschmied
Eltern: Vater: Adam Knauf, Landwirt
Mutter: unbekannt
Geschwister: unbekannt
Kinder: 3; Paula (* 1894, † zw. 1921 u. 1930), Oskar (1895–1968) u. Robert (1914 –1998)
GND-ID: GND/1012715086

Biografie: Susanne Schlösser (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 6 (2011), S. 31-32

Als Tochter eines Landwirts war Blase nur der Besuch der Volksschule möglich. Ob sie alleine oder bereits mit ihrem aus Schlesien stammenden Mann in die Pfalz kam, ist unklar, ebenso, ob sie vor der Eheschließung berufstätig gewesen ist. Jedenfalls wohnte das Ehepaar in den 1890er Jahren in Ludwigshafen, wo auch ihre beiden ersten Kinder geboren wurden. Die Familie siedelte 1903 nach Mannheim über als Heinrich Blase eine Stelle bei den Enzinger-Union-Werken in Neckarau annahm. Von da an wird das Engagement von Blase für die SPD aktenkundig. Offenbar war sie aber auch schon vorher politisch tätig gewesen, ursprünglich angeregt durch ihren Ehemann, der gewerkschaftlich organisiert war. Er wurde 1910 Gründungsmitglied der „Gartenstadt Genossenschaft“, die auch Blase unterstützte, ohne selbst Mitglied zu sein. 1922 bezog die Familie in der Almenhofsiedlung ein Haus in der Mönchwörthstraße 171, nachdem sie die Jahre vorher in verschiedenen Mietwohnungen in der Schwetzinger Stadt gewohnt hatte.
1905 zählte Blase zu den Gründerinnen der Frauenabteilung des sozialdemokratischen Vereins, der in Mannheim entstand und später als Frauengruppe der SPD auf ganz Baden ausgeweitet wurde. Zunächst war sie dessen 2. Vorsitzende, dann für viele Jahre die Vorsitzende. Offensichtlich hatte sie keine Scheu vor öffentlichen Auftritten, denn bei den Feiern zum 1. Mai 1905 hielt sie im Saalbau eine engagierte Ansprache, in der sie die anwesenden Frauen zum Beitritt aufforderte, „damit endlich auch die Frauen in der Lage seien […], um die Erringung der Menschenrechte zu kämpfen.“ Schon 1910 und 1911 war Blase Delegierte auf Parteitagen der SPD. 1912 wird sie als erste Frau Mitglied des bad. Landesvorstandes ihrer Partei.
Der Kampf um das Frauenwahlrecht gehörte zu den umstrittenen politischen Themen, für die sich Blase vor dem I. Weltkrieg vehement einsetzte. Beim ersten Internationalen Frauentag am 19. März 1911, der unter dem Motto „Heraus mit dem freien Wahlrecht für die Frauen“ stand, trat sie in Mannheim als einzige örtliche SPD-Frau neben der Hauptrednerin Klara Zetkin vor das Publikum. Als 1919 das aktive und passive Wahlrecht für Frauen endlich eingeführt wurde stellte Blase sich sofort als Kandidatin zur Verfügung. Die errungenen Mandate für den Mannheimer Bürgerausschuss und für den bad. Landtag konnte sie bis zu ihrem Tod verteidigen; um den Einzug in den Reichstag bewarb sie sich 1919, 1920 und 1924 vergebens. Als die erste SPD Abgeordnete im bad. Landtag erreichte sie aber eine Sonderstellung, die zu einem beachtlichen Bekanntheitsgrad im Lande führte.
Blase setzte sich auch außerhalb der engen Parteiarbeit für soziale Themen ein. Von 1912 an arbeitete sie in der Armenkommission im Mannheimer Jugendamt mit, ab 1925 auch in der Krankenhauskommission. Schon vor dem I. Weltkrieg war sie Mitinitiatorin eines Ferienprogramms für Arbeiterkinder, das diesen erholsame Ferientage im Grünen ermöglichte. Diese Einrichtung der Kindererholung wurde in den 1920er Jahren von der „Arbeiterwohlfahrt“ übernommen. Viele Jahre fungierte Blase auch als Vorsitzende des Otto-Perl-Bundes, einer Selbsthilfeorganisation für Körperbehinderte.
Als Blase 1930 im Alter von 57 Jahren starb, schrieben auch bürgerliche Zeitungen, nicht nur sozialdemokratische, lobende Nachrufe.
Quellen: StadtA Mannheim Kl. Erw. 881, Lebenserinnerungen von Robert Blase, 1989, ZGS S 1/2562 – Therese Blase
Nachweis: Bildnachweise: StadtA Mannheim Bildsammlung, Kleinformate Nr. 08164, 08312, 08608, 37508, 38974 u. 38976

Literatur: Ina Hochreuther, Frauen im Parlament: südwestdt. Abgeordnete seit 1919, 1992, 57 f.; Frank Raberg, Therese Blase – Großer Einsatz für die Armen, Momente – Beiträge zur Landeskunde von B-W Nr. 2/2003, 23.
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