Batschari, August Karl 

Geburtsdatum/-ort: 01.05.1854;  Baden-Baden
Sterbedatum/-ort: 11.07.1923;  Baden-Baden
Beruf/Funktion:
  • Tabakindustrieller
Kurzbiografie: 1860 Volksschule Baden-Baden, danach Eintritt als Kaufmannsgehilfe bei Zigarrenhändler Rheinboldt
1880 Mitinhaber der Rheinboldtschen Tabakmanufaktur
1899 Eigene Zigarettenfertigung im Hause Balzenbergstraße 64
1907 Neubau einer modernen Zigarettenfabrik in der Balzenbergstraße 1
1911 Errichtung der Batscharihütte und Schenkung an die Stadt
1912 Stiftung des Batschari-Preises für die Iffezheimer Rennen
1920 Ehrensenator der Universität Heidelberg
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1880 (Baden-Baden) Anna Maria Luise, geb. Rheinboldt (1852-1922)
Eltern: Vater: Karl (1818-1886), Gefangenenwärter
Mutter: Magdalena, geb. Goll
Geschwister: 4: Karolina, Gustav, Karl, Wilhelm
Kinder: 3: 2 Söhne, eine Tochter
GND-ID: GND/1012764346

Biografie: Reiner Haehling von Lanzenauer (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 5 (2005), 4-5

Ein ungewöhnlicher Lebensweg ließ den Wärtersohn aufsteigen zum Industriemagnaten. Während seiner Jugend musste Batschari sich täglich aus der väterlichen Dienstwohnung im Baden-Badener Amtsgefängnis auf den Schulweg machen. Nach der Schulentlassung trat er eine Stelle als Kaufmannsgehilfe an bei dem Zigarrenhändler Heinrich Rheinboldt. Dieser vertrieb seit 1834 Tabakwaren in seiner Verkaufsboutique an den Kurhauskolonnaden. In seinem Hause in der Langestraße 62 beschäftigte er einige Arbeiterinnen, die von Hand Zigarren drehten. Als um die Jahrhundertmitte junge Russen in Baden-Baden erstmals mit den bislang unbekannten Zigaretten auftauchten, nahm Rheinboldt diese Neuheit alsbald in sein Fertigungsprogramm auf.
Im Jahre 1880 ehelichte der junge Verkäufer Batschari Rheinboldts Tochter Anna. Diese Heirat führte zu einer Betriebsteilung: Während Rheinboldts Sohn die Zigarrenherstellung fortführte, übernahm Batschari die Zigarettensparte. Um 1898/99 errichtete Batschari in der Balzenbergstraße 64 ein selbständiges Geschäftshaus, wo einige Dutzend Arbeitskräfte unter Einsatz früher Füllmaschinen Zigaretten drehten und abpackten. Das Zigarettenrauchen war unterdes immer mehr in Mode gekommen, ein Markt mit ständig steigender Nachfrage öffnete sich. Mit unternehmerischem Weitblick erwarb Batschari nach der Jahrhundertwende das ausgedehnte Areal zwischen Balzenbergstraße und Mozartstraße, um hier 1906/07 einen großräumigen Fabrikkomplex zu erstellen. Das Werk war mit modernen Maschinen ausgestattet, die in den Vorkriegsjahren täglich 1,5 Millionen Zigaretten auswerfen konnten. Der Neubau verfügte über Kantinen und getrennte Aufenthaltsräume für Hunderte von weiblichen und männlichen Mitarbeitern. 1925 meldete die Firma 708 Arbeitskräfte. Zur günstigen Geschäftsentwicklung steuerten geschmackvoll ausgestattete Zigarettenmarken bei wie „Mercedes“, „Sleipner“ oder „Sultan“. Alle trugen sie das dreieckige ABC-Signum (August Batschari Cigarettes), das der bekannte Baden-Badener Graphiker und Puppenspieler Ivo Puhonny für seinen langjährigen Auftraggeber Batschari entworfen hatte. Im Zuge der fortschreitenden Expansion wurden mehrere Zweigfabriken, u. a. in Bingen, Mainz und Worms angeschlossen. Damit zählte Batschari in den Jahren vor dem I. Weltkrieg zu den bedeutendsten Zigarettenherstellern im südwestdeutschen Raum. Im Zuge seines wirtschaftlichen Erfolges engagierte sich Batschari freigebig für Anliegen der Gemeinde. Einen namhaften Zuschuss gab er für die 1909 im neoklassizistischen Stil erbaute Kunsthalle an der Lichtentaler Allee. Im Jahre 1911 schenkte er seiner Heimatstadt eine steinerne Schutz- und Aussichtshütte, das Waldhaus Batschari beim Korbmattfelsen. Eine Inschrift an der Hüttenwand überliefert Batscharis Worte bei der Einweihung: „Hier wo ein Größ’rer einst mit seiner mächt’gen Hand den Wundertempel der Natur erschuf, erstand ein kleines Heim und bittet Euch zu Gast ... So haltet Rast an diesem Ort und überseht den Weg, woher er kam, wohin er geht ...“ Für das Iffezheimer Pferderennen stiftete Batschari den mit 50 000 Goldmark dotierten Batschari-Preis. Förderung erfuhr die „Liedertafel Aurelia“ von ihrem aktiven Sangesbruder. Mit Urkunde vom 3. März 1923 ernannte die Universität Heidelberg Batschari wegen seiner mannigfachen Verdienste zum Ehrensenator. Nach seinem Tode im Juli 1923 fand er letzte Ruhe auf dem Hauptfriedhof Baden-Baden. Den Niedergang seines Lebenswerkes hat Batschari nicht mehr erfahren müssen: Im Jahre 1926 geriet der Betrieb infolge hoher Steuerschulden in finanzielle Bedrängnis. Die Firma ging durch verschiedene Hände, bis sie schließlich vom Zigarettenkonzern Reemtsma erworben wurde. Im Frühjahr 1963 wurde die Tabakwarenproduktion endgültig eingestellt. Doch das riesige Werksgebäude heißt noch heute im Baden-Badener Volksmund „Batschari-Fabrik“.
Quellen: UA Heidelberg B 1884/1 (Diplom Ehrensenator).
Nachweis: Bildnachweise: Foto im Stadtmuseum Baden-Baden.

Literatur: Rolf G. Haebler, Geschichte d. Stadt u. des Kurortes Baden-Baden, Bd. 2, 1969, 160; ders., Zs. „Baden-Baden“, Nr. 2, 1954, 71; Eva Puhonny, AQUAE, hg. vom Arbeitskreis für Stadtgesch. Baden-Baden, 1989, 42, 56. – Zur Firmengeschichte: Bad. Stat. Landesamt, Die Industrie in Baden im Jahr 1925, 1926, 264; Frankfurter Ztg., 2. Morgenbl. vom 26. 6. 1926 u. 1. Morgenbl. vom 2. 7. 1926; Vossische Ztg. vom 14. 4. 1929; Bad. Tagblatt vom 8. 7. 1960 u. vom 20. 11. 1962; Willi A. Boelcke, Wirtschaftsgesch. B-W.s, 1987, 221, 416.
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