Bach, Else Bernhardine 

Geburtsdatum/-ort: 07.09.1899;  Heidelberg
Sterbedatum/-ort: 25.04.1951;  Ittersbach, bestattet in Pforzheim
Beruf/Funktion:
  • Bildhauerin
Kurzbiografie: 1906 Umzug mit den Eltern nach Mannheim
1907 Umzug mit den Eltern nach Karlsruhe
1915 Umzug nach Pforzheim; Mittlere Reife; Ateliergemeinschaft mit Emil (eigentlich Maximilian Karl Josef) Salm (1878–1938)
seit 1926 Ausstellungsbeteiligungen beim Künstlerbund Pforzheim, Frühjahrsmesse Leipzig u. a.
seit 1935 Entwürfe für die Staatl. Majolika- Manufaktur Karlsruhe
1935–1938 Kunstgewerbeschule Pforzheim
1936 Entwurf d. Tierplastik „Bambi“
1937 Grand Prix bei d. Weltausstellung in Paris
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: unverheiratet
Eltern: Vater: Emil (* 1874), Postamtsdirektor in Pforzheim.
Mutter: Paula, geb. Cremer (* 1876).
Geschwister: keine
Kinder: keine
GND-ID: GND/1012774333

Biografie: Clemens Ottnad (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 6 (2011), S. 11-13

Neben ihrer Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Pforzheim bei Adolf Sautter (1872–1956), Bert Joho (1877–1963) und Adolf Hildenbrand (1881–1944) beeinflusste Bach nach ersten malerischen Anfängen die Arbeit des ortsansässigen Bildhauers Emil Salm nachhaltig, mit dem sie zeitweise im Pforzheimer Alten Waisenhaus ein Atelier teilte. Auf Reisen nach Berlin, Düsseldorf, München und in anderen Städten besuchte Bach mit besonderer Vorliebe zoologische Gärten, wo sie Wildtiere studierte, um sie anschließend im Atelier in Ton zu modellieren und in kleinformatigen Keramik- oder Bronzearbeiten umzusetzen. Seit 1935 entwickelte Bach so vor allem Darstellungen von Tierjungen sowie von weiteren Tier- und Figurengruppen, vereinzelt auch Portraitbüsten als Kleinplastiken und Gartenkeramik im Auftrag der Karlsruher Majolika, die ein exklusives Vermarktungsanrecht an den Entwürfen der Künstlerin besaß.
Zusammen mit Bildhauerinnen wie Lilli Hummel-König (1901–1975) gehört Bach zu den Vertreterinnen konservativer Zierkeramik, deren Augenmerk in erster Linie dem handwerklich versierten Kunstgewerbe galt. Zwar genießen besonders die kleinteiligen Tierkinderplastiken bis in die Gegenwart eine gewisse Beliebtheit und erzielen bei Sammlern beachtliche Preise. Angesichts der bildnerischen Entwicklungen der Avantgarden in der zeitgenössischen bildenden Kunst müssen sie jedoch als sentimentalistische Reminiszenzen an vergangene Jahrhunderte an der freilich variablen Grenze zu „Nippes“ und „Kitsch“ gesehen werden. Diese rückwärtsgewandte Grundhaltung künstlerischer Auffassung und Arbeitsweise sicherte ihr in der NS-Zeit eine gewisse Wertschätzung, die aber wohl auf die gesellschaftliche Wirklosigkeit apolitischen Zierrates zurückzuführen sind. Ohne Neuerungen im Umgang mit dem Ausdrucksmedium der Keramik beizusteuern wurden nach dem II. Weltkrieg noch bis in die 1990er Jahre besonders Bachs Tierdarstellungen von der Karlsruher Majolika weiter produziert. Darstellungen des menschlichen Körpers, von Aktfiguren, Bildnisbüsten sowie Portraits etwa der regionalen Pforzheimer Prominenz blieben eher die Ausnahme. Im Jahr 1936 schuf Bach mit der Tierplastik eines Rehkitzes ihr bekanntestes Werk, dessen ursprünglicher Entwurf in überarbeiteter Form (vgl. Sutor, BWB V) 12 Jahre später als Vorlage für einen der bedeutendsten deutschen Medienpreise, den „Bambi“, diente. Der Karlsruher Verleger der in Baden-Baden erscheinenden Zeitschrift „Film- und Moderevue“ Karl Fritz sah 1948 in dieser Tierdarstellung Bachs offenbar die ideale Verkörperung seines ursprünglich alljährlich an die beliebtesten Kinostars verliehenen Publikumspreises. Zur eigentlichen „Taufpatin“ wurde jedoch die damals vierjährige Tochter der ersten weiblichen Preisträgerin Marika Rökk (1913–2004), Gaby, was ein Jahr später zum bis heute gebräuchlichen Namen führte. In der Trophäe des seinerzeit noch schneeweißen Porzellanrehes nach dem Vorbild Bachs glaubte das Kind die Hauptfigur des Zeichentrickklassikers von Walt Disney wiederzuerkennen. Als dann im Jahr 1962 Franz Burda (BWB I 50) mehrheitlich die „Neue Verlagsanstalt Karlsruhe“ und damit auch auflagenstarke Zeitschriften wie „Film-Revue“, „Freundin“ u. a. übernahm, ging der Medienpreis in die Regie seines Verlagshauses über. Jahr für Jahr schmückt sich die internationale Prominenz der Medien- und Glamourwelt bis heute mit der mittlerweile vergoldeten Tierfigur, deren Urheber in Wort und Bild, der österreichische Schriftsteller Felix Salten (eigentlich Siegmund Salzmann 1869– 1945), der im Jahr 1923 den Roman „Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“ verfasste, und die Tierbildhauerin Bach selbst heute weitgehend vergessen sind.
Quellen: StadtA Heidelberg; GLA Karlsruhe 69, Majolika A98, A135; StadtA Pforzheim V12.
Werke: Bad. Landesmuseum Karlsruhe, Majolika-Manufaktur; Reuchlinhaus Pforzheim
Nachweis: Bildnachweise: Pforzheimer Allg. Ztg. vom 28./29. 4. 1951.

Literatur: Hermann L. Mayer, Die Bildhauerin Else Bach, in: Die Kunst, Monatshefte für freie u. angewandte Kunst Bd. 77, 1938, 208 f.; Helmut Klausing, in: Süddt Allgem. Ztg. vom 6. 8. 1947; Pforzheimer Allg. Ztg. vom 28./29. 4. 1951; Vollmer I, 1953, 87; AKat. Bad. Landesmuseum Karlsruhe, Karlsruher Majolika, 1979, 198 f., 343; G. K. Nagel, Schwäb. Künstlerlexikon vom Barock bis zur Gegenwart, 1986, 18; AKat. Bad. Landesmuseum Karlsruhe, Karlsruher Majolika, 1992, 28, 96, 112; Saur, Allg. Künstler-Lexikon Bd. 6, 1992, 131; Karl-Ludwig Hofmann, Alfred Hübner, In u. aus Pforzheim Bd. 1, 1992, 15 f.
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