Kempf, Friedrich 

Geburtsdatum/-ort: 26.10.1857;  Weinheim
Sterbedatum/-ort: 25.10.1932;  Freiburg i. Br.
Beruf/Funktion:
  • Münsterbaumeister
Kurzbiografie: 1864-1869 Volksschule Achern
1869-1876 Höhere Bürgerschule Karlsruhe; danach Heidelberg (1874/75); dann wahrscheinlich wieder Karlsruhe
1876-1879 Studium des Ingenieur- und Bauwesens am Polytechnikum Karlsruhe
1881-1884 Volontär beim Erzbischöflichen Bauamt Karlsruhe
1884-1888 Angestellter beim Erzbischöflichen Bauamt Freiburg
1888-1891 Angestellter beim Münsterbauamt Freiburg
1891-1932 Vorstand des Münsterbauamts Freiburg (Münsterarchitekt); seit 1911 als Münsterbaumeister
1922 Dr. phil. h. c. Universität Freiburg
1932 (1.4.) Zurruhesetzung
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 12.2.1889 Adelgunde Veneranda Rosa, geb. Huber
Eltern: Vater: Konrad Kempf, Steueroberaufseher
Mutter: Magdalena, geb. Bachmann
Geschwister: 3: Maria, Josef, Susanna
Kinder: 4: Frieda, Anna, Josef, Fritz
GND-ID: GND/116127074

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 155-156

In Weinheim geboren und in Achern aufgewachsen, besuchte Kempf die seit den sechziger Jahren in Baden bestehende siebenklassige Höhere Bürgerschule, die zum Eintritt in das Karlsruher Polytechnikum berechtigte. Noch vor Beginn seines Architekturstudiums hatte er beim Erzbischöflichen Bauamt in Heidelberg ein Praktikum abgeleistet. Wahrscheinlich reifte schon damals in ihm der Entschluß, später eine Tätigkeit im Bereich des kirchlichen Bauwesens anzustreben.
Seine 1. Volontärstelle trat Kempf 1881 beim Erzbischöflichen Bauamt in Karlsruhe an. Bereits in dieser frühen Berufsphase wurde ihm die Planlegung der Kirche in Stadelhofen sowie die Bauführung der Kirche in Weiler-Fischerbach anvertraut. Seit 1884 bei derselben Behörde in Freiburg angestellt, übertrug ihm Bauinspektor Franz Baer die Beaufsichtigung der seit längerer Zeit anstehenden Restaurierungsarbeiten am Münster. Als 1888 ein eigenständiges, vom Erzbischöflichen Bauamt losgelöstes Münsterbauamt errichtet wurde, ging die Verantwortlichkeit für das ins Auge gefaßte Großprojekt der Münsterrestaurierung verstärkt auf Kempf über, und nach Baers frühem Tod (1891) wurde er als Münsterarchitekt mit deren Gesamtleitung betraut. Volle vier Jahrzehnte – seit 1911 als hauptamtlicher Münsterbaumeister – stellte er seinen Idealismus und seine Schaffenskraft in den Erhalt des Münsters und konnte so das ihm übertragene Erneuerungswerk über eine schwierige Periode des Krieges und großer materieller Entbehrungen zu einem zufriedenstellenden Abschluß bringen.
Nach der von Oberbürgermeister Winterer initiierten Gründung des Münsterbauvereins (1890) erwies sich im Hinblick auf die Münsterpflege Kempfs Berufung zum leitenden Architekten als besonders glücklich. Neben den Münsterbauverein traten alsbald auch die Münsterlotterien. Beides organisatorisch auszubauen und im Bewußtsein der Bevölkerung wachzuhalten, oblag vor allem dem Münsterarchitekten und späteren Münsterbaumeister, obwohl dessen hauptberufliche Tätigkeit nicht in einer auf Werbewirkung ausgerichteten Öffentlichkeitsarbeit bestand. Sie vollzog sich weit mehr in der Abgeschiedenheit der Münsterbauhütte. Zwischen 1890 und 1910 wurden im wesentlichen die Außeninstandsetzungen am Langhaus durchgeführt. Danach folgte als größte und schwierigste Aufgabe die durchgreifende Restaurierung des Westturmes sowie des Turmhelms (1913). Daß sie sich volle sieben Jahre hinzog, war eine unausweichliche Folge des 1. Weltkrieges.
Mit der Aufrichtung der neuen Kreuzblume (1920) sah Kempf sein eigentliches Lebenswerk gekrönt. Seine kurz danach erfolgte Promotion zum Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät (1922) war die wohlverdiente Auszeichnung für einen Mann, der sich als Wissenschaftler und Techniker in herausragender Weise um den Erhalt eines unschätzbaren Kulturgutes verdient gemacht hatte.
Mit der Inflation schwand unerwartet die finanzielle Basis des gesamten Restaurierungswerkes und damit auch Kempfs wirtschaftliche Existenz. Als Ergebnis langwieriger Verhandlungen zwischen Staat, Kirche und Stadt wurde die Münsterbauhütte für nahezu ein Jahrzehnt dem Bezirksbauamt Freiburg und somit einer staatlichen Behörde angegliedert. Damit war für die nahe Zukunft die Finanzierung der noch ausstehenden Restaurierungsarbeiten gesichert. Kempf selbst erhielt den Status eines Landesbeamten.
Kempfs Aufgabe erschöpfte sich nicht nur in der baulichen Pflege des Münsters; auch für die wissenschaftliche Erforschung schuf er wichtige Grundlagen. Mit großer Umsicht trug er Dokumente zum Aufbau eines Münster- bzw. Denkmälerarchivs zusammen und legte eine Sammlung von ausgewechselten Originalstücken und Gipsabdrücken an. Durch zahlreiche Studien über bautechnische und baugeschichtliche Fragen wollte er zugleich bei der Bevölkerung Interesse für das kostbare Juwel wecken. Er tat dies in Zeitschriften und in verschiedenen Buchveröffentlichungen, vor allem aber in den von ihm mitbegründeten „Münsterblättern“.
Kempf war wahrscheinlich der älteste badische Staatsbeamte, als er 1932 im Alter von 74 Jahren in den Ruhestand verabschiedet wurde. Doch auch nach seiner Pensionierung beschäftigte ihn die Baugeschichte des Münsters. Auf seinem Schreibtisch, neben dem er am Vortag seines 75. Geburtstages tot zusammenbrach, lagen Entwürfe für eine Studie über die beim Einbau einer Heizungsanlage gemachten Funde vom frühesten Münsterbau, dessen Anfänge in die Gründungszeit der Stadt Freiburg zurückreichen.
Werke: Eine Bibliographie liegt nicht vor; zufriedenstellender, nicht vollständiger Zugang zum umfangreichen Gesamtwerk in: BbG, Bd. 9, 130; Gesamtverz. d. dt.sprachigen Schrifttums (GV); 1911-1965, Bd. 67, 275, München 1978; BH, 51. Jg., H. 4, Freiburg 1971, 77; Schau-ins-Land, Zs. d. Breisgau-Geschichtsvereins, 100. Jheft, Freiburg 1981, 69; ferner in: Freiburger Münsterblätter. Halbjahresschrift f. d. Gesch. u. Kunst d. Freiburger Münsters, Hg. Münsterbauverein, 1.-16. Jg., Freiburg 1905/22.
Nachweis: Bildnachweise: Fotos StAF, Bildnissammlung; 75 Jahre Münsterpflege, a. a. O., 119.

Literatur: J. Sauer, Münsterbaumeister Dr. F. Kempf zum 70. Geb., in: Freiburger Tagespost, 20. (63.) Jg., Nr. 245, 2. Ausgabe, Freiburg 1927, 1; N. N., Münsterbaumeister Dr. h. c. F. Kempf †, in: Freiburger Tagespost, 25. (68.) Jg., Nr. 250, 2. Ausgabe, Freiburg 1932, 1; N. N., Münsterbaumeister Dr. Kempf, in: Konradsblatt, 16. Jg., Nr. 46, 1932, 688; W. Kratt, Münsterbaumeister F. Kempf, in: Die Pyramide. Wochenschrift z. Karlsruher Tagblatt, 21. Jg., Nr. 49, Karlsruhe 1932, 1-2; Allgem. Geschäftsbericht d. Vorstandes d. Freiburger Münsterbauvereins f. d. Jahr 1932, Freiburg 1933, 5-6; 75 Jahre Münsterpflege, Freiburger Münsterbauverein (1890-1965), hg. v. P. Booz, Freiburg 1965, 113-176.
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