Hasemann, Wilhelm 

Geburtsdatum/-ort: 16.09.1850; Mühlberg an der Elbe (Provinz Sachsen)
Sterbedatum/-ort: 28.11.1913;  Gutach im Schwarzwald
Beruf/Funktion:
  • Maler
Kurzbiografie: 1867-1871 Schüler der Berliner Akademie
1870/71 Unterbrechung des Studiums während des Deutsch-Französischen Krieges und freiwilliger Krankenträger im Sanitätskorps der Berliner Turnerschaft
1873-1879 Fortsetzung seines Studiums an der Weimarer Kunstschule; Zusammentreffen mit Adolf Menzel (1815-1905), auf dessen Rat hin noch im selben Jahr Übersiedlung nach München
1880 Wegzug von München, erster Aufenthalt in Gutach im Schwarzwald
1880-1882 Schüler der Karlsruher Akademie
1889 Anläßlich seiner Vermählung Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Gutach „als Anerkennung für den Ruf und Verkehr, den er dem Thale verschafft hat“ (Kunst für Alle V, 1890, 125). Wenig später ließ er sich neben seinem bisherigen Heim, das ihm fortan als Atelier diente, ein neues Wohnhaus errichten
1898 Ehrenmitglied des badischen Schwarzwaldvereins und der Sektion Hornberg (Kunst für Alle XIII, 1898, 205)
1899 Professorentitel, verliehen durch Großherzog Friedrich I. von Baden, Errichtung der Hasemann-Hütte durch die Schwarzwaldvereine Haslach, Hornberg und Triberg auf dem Farrenkopf bei Gutach
1906 Reise nach Italien (Portofino)
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 26.9.1889 Marie Emilie Luise, geb. Lichtenberg (1870-1962), in Mühlberg an der Elbe
Eltern: Vater: Wilhelm Gottfried Johann Hasemann, Ökonom und Mechaniker
Mutter: Christiana Henrietta, geb. Leithold
Geschwister: Schwester Marie
Kinder: Walter (1890-1961), Dr. phil., Regierungsgeologe an der Badischen Geologischen Landesanstalt in Freiburg i. Br.
Hans (1896-1915), Maschinenbaupraktikant
GND-ID: GND/116511656

Biografie: Rudolf Theilmann (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 120-121

Schon im Knabenalter machte Hasemann auf sein künstlerisches Talent aufmerksam, und Bekannte gaben den Eltern den Rat, dem Jungen auf der Berliner Akademie eine gründliche Ausbildung zu ermöglichen. Nach der Schulentlassung sollte er jedoch zunächst das Schlosserhandwerk erlernen. Nach einer ersten Ausbildung an der Berliner Akademie wechselte Hasemann an die Kunstschule in Weimar. Er ging zunächst in die Klasse von Carl Gussow (1843-1907), um seine Kenntnisse als Figurenmaler zu vervollkommnen. Nach Gussows Berufung an die Karlsruher Akademie (1874) trat er in das Atelier des Landschaftsmalers Theodor Hagen (1842-1919) ein, dessen Kunst die Freilichtmalerei in Deutschland entscheidend beeinflußte. Hasemann sah sich damals mit zwei einander widerstrebenden Kunstströmungen konfrontiert: Auf der einen Seite hatte Gussows Schule ihn in seinem Hang zur genrehaften Erzählung, zur Anekdote, bestärkt, andererseits erarbeitete er sich bei dem Landschaftsmaler Hagen die Fähigkeit, subtil differenzierte atmosphärische Stimmungswerte sowie genau beobachtete, vielfältige Erscheinungsweisen des Lichts – also rein künstlerische Probleme – mit unkonventionellem Pinsel festzuhalten. Landschaft und figürliche Staffage sind auf seinen Bildern in eine enge, wechselseitige Beziehung gebracht, wobei das ruhige Beieinander zurückhaltend agierender Personen dramatische Konfliktsituationen gänzlich ausklammert. Reizvolle Einzelheiten sind geschickt arrangiert, und der Betrachter wird nicht aufgeschreckt oder gar in seinen Denkschablonen irritiert.
In München, wo Hasemann seit 1878 ansässig war, erreichte ihn der Auftrag der berühmten Stuttgarter Verlagsbuchhandlung Cotta, Berthold Auerbachs Schwarzwaldgeschichte „Lorle, die Frau Professorin“ zu illustrieren. Um geeignete Motive für die Ausschmückung dieser Publikation zu finden, war er im April 1880 nach Gutach gereist. Aber die eingereichten Entwürfe entsprachen nicht den hochgesteckten Erwartungen des anspruchsvollen Verlegers. Im Winter desselben Jahres schrieb er sich in der Karlsruher Akademie ein, um seine Studien in der Landschaftsklasse von Gustav Schönleber abzuschließen.
Nachdem sich Hasemann entschlossen hatte, im Schwarzwald wohnhaft zu bleiben, baute ihm der Architekt Koßmann in Gutach ein Haus. Diese Entscheidung markiert auch das Gründungsdatum der Gutacher Malerkolonie, einer lockeren Vereinigung geistesverwandter Künstler, die in der Abgeschiedenheit einer noch urwüchsigen Landschaft Muße und Geborgenheit fanden, um im intimen Zwiegespräch mit der Natur all ihre Schönheiten und vielgestaltigen Aspekte zu ergründen und auf die Leinwand zu bannen. In all den Bildern jener Jahre spielen die stets in der malerischen Tracht dieser Region auftretenden Männer, Frauen und Kinder als Einzelmotiv oder im Gruppenverband eine dominierende Rolle. Die bereits während der Weimarer Studienzeit zu beobachtende enge Verflechtung von Figur und umgebendem Landschaftsraum erfährt eine letzte Steigerung. Viele dieser Gemälde sind nicht nur künstlerische Zeugnisse von Rang, sondern dokumentieren vor allem auch für die volkskundliche Forschung zeitgenössisches Brauchtum. Zu Recht gilt Hasemann als Initiator dieser Malerkolonie, und diese von ihm gestiftete Tradition des Zusammenschlusses gleichgesinnter Künstler, zu denen sich in den 1890er Jahren sein Schwager Kurt Liebich (1868-1937) gesellte, hat bis zum heutigen Tage kaum etwas von ihrer Attraktivität eingebüßt.
Hasemann, der 1887 in Dresden ein Ehrendiplom erhalten hatte, war Mitglied der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft und des Verbandes Deutscher Illustratoren.
Werke: Ein Großteil des malerischen Œuvres in zahlreichen deutschen Privatsammlungen; größere Werkgruppen von Gemälden und Zeichnungen im Augustinermuseum Freiburg i. Br. und in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (hier u. a. 32 Illustrationsentwürfe zu Wilhelm Jensens 1890 erschienenem Buch „Der Schwarzwald“).
Nachweis: Bildnachweise: Abb. in H. E. Busse, Der Schwarzwaldmaler W. Hasemann, Bühl o. J., 5.

Literatur: J. A. Beringer-Theilmann, 249/250 (mit ausführlichen Literaturangaben).
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