Landmann, Ludwig 

Geburtsdatum/-ort: 18.05.1868;  Mannheim
Sterbedatum/-ort: 05.03.1945; Voorburg/Niederlande
Beruf/Funktion:
  • Oberbürgermeister Verfolgter des NS-Regimes
Kurzbiografie: 1886 Abitur am Gymnasium Mannheim mit der Note „sehr gut“
1886-1890 Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Berlin, Heidelberg und München
1890-1891 Dienstzeit als Einjähriger
1891-1894 Rechtspraktikant in Mannheim und Offenburg
1894 Zweites juristisches Staatsexamen mit der Note „gut“
1894 juristischer Hilfsarbeiter bei der Stadt Mannheim
1898 Syndikus der Stadt Mannheim
1917 Dr. h.c. der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg
1917 besoldeter Stadtrat für Wirtschaft der Stadt Frankfurt a. M.
1924 Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt a. M.
1928 Dr. h. c. der Juristischen Fakultät der Universität Frankfurt
1933 Zurruhesetzung und Umzug nach Berlin
1939 Emigration nach den Niederlanden
Weitere Angaben zur Person: Religion: isr./konfessionslos
Verheiratet: 1. 1910 München Elisabeth, geb. Deutz (1877-1925)
2. 1927 Frankfurt a. M. Margarete, geb. Merens (1881-1960)
Eltern: Vater: Moritz Landmann, Handelsmann
Mutter: Rosa geb. Kaufmann
Kinder: keine
GND-ID: GND/116677619

Biografie: Karl Otto Watzinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 168-169

Als Syndikus der Stadt Mannheim war Landmann für alle Rechtsfragen zuständig, aber darüber hinaus wurde er zum engsten Mitarbeiter des Oberbürgermeisters Otto Beck, der ihm viele Sonderaufgaben übertrug. So übernahm Landmann die vakante Intendanz des Nationaltheaters in den Spielzeiten 1912/13 und 1914/15, wobei er sein künstlerisches Verständnis bewies. Aufgeschlossen für die sozialen Probleme der Zeit wurde Landmann Mitglied des „Vereins für Socialpolitik“ und des „National-Sozialen Vereins“ und hielt seit 1909 Vorlesungen an der Mannheimer Handelshochschule.
Nach erfolgreichen Jahren als Wirtschaftsdezernent wurde Landmann als Mitglied der Deutsch-Demokratischen Partei am 2. 10. 1924 von den Parteien der Weimarer Koalition zum Oberbürgermeister von Frankfurt gewählt. Unter seiner Führung wuchs die Stadt durch großzügige Eingemeindungen bis zum Jahre 1928 um 44 % ihrer Gemarkung, so daß Raum für neue Industrieansiedlungen geschaffen wurde. Zum Stadtbaurat berief Landmann den Architekten Ernst May, der moderne Wohnviertel im Stile der „Neuen Sachlichkeit“ erbaute, die in der ganzen Welt bekannt wurden. Als Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftungsuniversität Frankfurt bemühte sich Landmann selbst um die Berufung angesehener Gelehrter. Das Theater, das sich modernen Dramatikern eröffnete, unterstützte er mit allen seinen Kräften. Im politischen Bereich knüpfte Landmann an die Tradition der Paulskirche an, um das demokratische Selbstverständnis der Bürgerschaft zu fördern. In seiner Verfassungsrede in der Paulskirche am 11. 8. 1926, die mit der Einweihung des Denkmals für Friedrich Ebert verbunden war, bekannte er sich zur Weimarer Verfassung, deren sozialen Inhalt er besonders hervorhob.
Durch die Machtübernahme des Nationalsozialismus wurde seine achtjährige fruchtbare Arbeit für die Stadt Frankfurt jäh beendet. Der alte Magistrat konnte noch sein ordnungsgemäße Zuruhesetzung zum 12. 3. 1933 beschließen, doch mußte Landmann um seine wohlerworbenen Ruhestandsbezüge kämpfen, die ihm schließlich bei einer Kürzung um ein Viertel gewährt wurden. Er zog sich nach Berlin zurück und emigrierte im August 1939 in die Niederlande, wo er von der Familie seiner Frau aufgenommen und vor der Deportation gerettet wurde.
Werke: Die rechtlichen und sozialen Grundlagen sowie die Verfassungs- und Verwaltungsorganisation der Stadt Mannheim (Schriften des Vereins für Socialpolitik, Bd. 120, H. 3, 77-125). Leipzig 1906; – Das Siedlungsamt der Großstadt, in: Landmann-Hahn-Gretscher, Kommunale Wohnungs- und Siedlungsämter, hg. vom Deutschen Verein für Wohnungsreform, Stuttgart 1919, 1-24.
Nachweis: Bildnachweise: StadtA Mannheim.

Literatur: Bibliographie zur Geschichte der Frankfurter Juden 1871-1945, Frankfurt a. M. 1978, 516 f.; – Bibliographisches Handbuch der deutschen Emigration nach 1933, Bd. 1, 415; Dieter Rebentisch, Landmann Landmann, Wiesbaden 1975; ders. L. Landmann in: NDB 13, 1982, 504; Karl Otto Watzinger, Geschichte der Juden in Mannheim 1650-1945, 2. Aufl. Stuttgart 1987, 115 f.
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