Hoops, Johannes Ludwig 

Geburtsdatum/-ort: 20.07.1865; Rablinghausen/Bremen
Sterbedatum/-ort: 14.04.1949;  Heidelberg
Beruf/Funktion:
  • Anglist
Kurzbiografie: 1886-1889 Studium Anglistik, Germanistik, Geschichte Freiburg i. Br.
1889 Promotion, 1890 Staatsexamen für das höhere Lehramt
1893 Lektor der englischen Sprache, Universität Tübingen
1894 außerordentlicher Prof. Tübingen
1895 Habilitation Tübingen
1896 außerordentlicher Prof., 1902 ordentlicher Prof. Heidelberg
1906-1907, 1922-1923 Dekan der Philosophischen Fakultät
1920-1921 Rektor
1934 Emeritierung
1941-1947 Wahrnehmung der Dienstgeschäfte des anglistischen Lehrstuhls
1945 Apr. bis Aug. kommissarischer Rektor
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: 1908 Ritterkreuz I. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen; 1909 Mitglied der Akademie der Wissenschaften Heidelberg; 1910 Geheimer Hofrat; 1913 Geheimer Rat II. Klasse; 1920 korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften Wien; 1924 Mitglied der Gesellschaft der Künste und Wissenschaften Utrecht; 1933 Ehrenmitglied der Modern Language Association of America; 1935 ordentliches Mitglied der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften Uppsala; Mitglied der English Literary Society of Japan; 1936/37 Ehrenpräsident der Modern Humanities Research Association; 1939 korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften; 1940 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften; Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft; Ehrensenator der Universität Heidelberg
Verheiratet: 1895 (Stuttgart) Ida, geb. Schultz (1871-1951)
Eltern: Vater: Johann Jakob Hoops (1840-1916), Oberlehrer
Mutter: Gesine, geb. Blanke (1839-1920)
Kinder: 3 (2 Söhne, 1 Tochter)
GND-ID: GND/116981024

Biografie: Hans Käsmann (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 144-145

Am 14. März 1945 verfügt der Rektor der Universität Heidelberg, daß „für den Fall der Abwesenheit der Universitätsbehörden in Heidelberg infolge der Kriegslage“ Hoops die Interessen der Universität wahrnehmen solle. Im April, 25 Jahre nach seinem ersten Rektorat in schwieriger Nachkriegszeit, wird Hoops kommissarischer Rektor. Am 15. August, kurz nach seinem 80. Geburtstag, übergibt er das Amt an seinen gewählten Nachfolger, und die Universität kann in Teilbereichen die Arbeit wieder aufnehmen.
Hoops, der aus einem dörflichen Schulhaus bei Bremen stammte (die Großeltern waren Bauern), ist Heidelberg über ein halbes Jahrhundert verbunden gewesen. Nach dem Abitur in Bremen leistet er 1885/86 seinen Wehrdienst in Jena ab und ist gleichzeitig an der Universität eingeschrieben, zunächst für Mathematik und Naturwissenschaften, im zweiten Semester für Theologie und Philosophie. Ab Herbst 1886 studiert er in Freiburg Anglistik (bei Arnold Schröer). Germanistik (bei Hermann Paul) und Geschichte. Der Promotion bei Arnold Schröer folgt ein längerer Aufenthalt in England und Schottland. Im März 1890 legt er in Karlsruhe das Staatsexamen ab und tritt in den Vorbereitungsdienst ein, zunächst in Freiburg, 1891-92 in Heidelberg. In diese Zeit fallen Übersetzungen zeitgenössischer amerikanischer Literatur (u. a. Edward Bellamys Utopie „Looking Backward“). 1893 geht Hoops als Lektor nach Tübingen, wird dort 1894 außerordentlicher Titularprofessor und habilitiert sich 1895 mit einer Arbeit über „Keats' Jugend und Jugendgedichte“ (gedruckt in Englische Studien 21, 1895, 209-310). Neuere englische Literatur ist später in seinem Lehrangebot vertreten; in seiner Forschung hat sie nach dieser frühen Studie keinen Platz.
1896 wird Hoops auf eine außerordentliche Professur nach Heidelberg berufen. Nach Ablehnung von Rufen an die Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften Frankfurt/M. und an die Handelshochschule Köln wird er am 1. 1. 1902 in Heidelberg zum ersten ordentlichen Professor für Englische Philologie ernannt. 1910 lehnt er einen Ruf nach Leipzig, 1913 nach Wien ab.
Hoops' wissenschaftliche Interessen und seine Arbeitsweise sind entscheidend von der germanistischen Forschung seiner Zeit beeinflußt worden, haben aber durch Neigungen, die man wohl mit seiner Herkunft in Verbindung bringen kann, eine charakteristische persönliche Prägung erfahren. Philologie ist für ihn immer zugleich sprach- und sachbezogen und sucht die wechselseitige Erhellung beider Bereiche. So ist die Sachforschung schon in seiner Dissertation „Über die altenglischen Pflanzennamen“ (1889) eine gewichtige Komponente. Noch deutlicher wird diese Akzentuierung in der großen Monographie „Waldbäume und Kulturpflanzen im germanischen Altertum“ (1905), mit der sich Hoops, weit über sein engeres Fachgebiet hinausgehend, als ein führender Vertreter der germanischen Altertumskunde auswies, auch aus heutiger Sicht noch ein Markstein in der Forschungsgeschichte, nicht zuletzt als Anstoß fruchtbarer germanistischer Forschung zu den germanisch-römischen Grenzregionen. Ergebnisse dieser Studie sind in die etwa 100 Artikel eingegangen, die Hoops zum „Reallexikon der germanischen Altertumskunde“ beitrug. Er hatte 1908 die Herausgabe dieses über zweitausend Artikel umfassenden Sammelwerkes übernommen, dessen vierten und letzten Band er trotz Kriegsdienstes 1914-1916 (beim Roten Kreuz) bereits 1919 vorlegen konnte. Im letzten Jahrzehnt seines Lebens ist Hoops mit der „Geschichte des Ölbaums“ (1942/43) noch einmal zu seinen alten botanischen und vorgeschichtlichen Interessen und zu der für ihn typischen weit ausgreifenden Verbindung von Sprach- und Sachforschung zurückgekehrt. Hoops' Leistung für die Englische Philologie in einem engeren Sinne hat ihren Mittelpunkt in seinen Arbeiten zum altenglischen Beowulf-Epos, vor allem dem „Kommentar zum Beowulf“ (l932), einer kritischen Aufarbeitung der schon damals kaum mehr überschaubaren Literatur, die die Probleme in eindringlicher Klarheit hervortreten läßt und die Lösungsversuche mit überlegenem Sachverstand und fairem Urteil an den Quellen prüft, bewertet und oft weiterführt – eine Arbeitsweise, die Hoops stets in besonderer Weise gemäß war. Sie bewährt sich auch in seiner unermüdlichen Herausgebertätigkeit (siehe Werke), die als ein wesentlicher Teil seines Lebenswerks gesehen werden muß, und ebenso bei der Betreuung von insgesamt 75 Dissertationen mit Gegenständen, die vom Altenglischen bis zur englischen und amerikanischen Literatur des ausgehenden 19. Jahrhunderts reichen. Unter seinen Doktoranden waren viele Amerikaner.
Als Rektor regt Hoops 1920 die Gründung des Vereins der Freunde der Universität Heidelberg an, dem er bis zu seinem Tode als Geschäftsführer vorstand. 1922 richtet er mit dem Germanisten Panzer die Ferienkurse für ausländische Studenten ein, die über die Jahrzehnte nichts an Anziehungskraft eingebüßt haben. Seine persönlichen Beziehungen haben maßgeblich dazu beigetragen, daß 1929-31 mit den Geldern einer amerikanischen Stiftung die Neue Universität gebaut werden konnte. 1904 besucht Hoops mit Unterstützung des Ministeriums die Weltausstellung in St. Louis und schließt eine dreimonatige Studienreise durch die Vereinigten Staaten an. 1925 ist er erster deutscher Austauschprofessor in Berkeley, im Sommersemester 1930 Gastprofessor ebendort, Oktober bis Dezember 1933 an der Johns Hopkins University in Baltimore. Nach der Emeritierung vertritt er sein Fach weiter bis zur Berufung eines Nachfolgers 1937. Es folgen zwei Jahre an amerikanischen Universitäten (Berkeley, Los Angeles, Honolulu). Kurz vor Kriegsausbruch kehrt er zurück und nimmt seine Lehrtätigkeit wieder auf, ab 1941, als der Nachfolger zum Kriegsdienst eingezogen wird, in vollem Umfange. Den Abend vor seinem Tode soll Hoops mit einer Besprechung mit Studenten verbracht haben.
Werke: (Auswahl): Über d. altengl. Pflanzennamen (Diss., Freiburg, 1889); Waldbäume u. Kulturpflanzen im german. Altertum (Straßburg, 1905); Engl. Sprachkunde (Stuttgart, 1923); Kommentar z. Beowulf (Heidelberg, 1932); Beowulf-Studien (Heidelberg, 1932); Shakespeares Name u. Herkunft, SB d. Heidelberger Ak. d. Wiss. 1940/41, V; Die Gesch. d. Ölbaums, ebda. 1942/43, III. – Hg.: Engl. Textbibliothek (21 Bde., 1898-1936), Engl. Studien (49 Bde., 1900-1944); Anglist. Forschungen (88 Bde., 1901-1943); Reallexikon d. german. Altertumskunde, 4 Bde. (Straßburg, 1911-1919).
Nachweis: Bildnachweise: Bildersammlung UA Heidelberg; Büste von Otto Schießler (1933), Univ. Heidelberg.

Literatur: H. M. Flasdieck, Neue Heidelberger Jb., NF, 1950, 1-18; NDB, 9, 606 f.; Friedrich Brie, GRM 13, 1925, 241 f.; Gunta Haenicke, Biograph, u. bibliograph. Lexikon z. Gesch. d. Anglistik (Augsburg, 1981), 79-81; Dagmar Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932 (Berlin, 1986), 120.
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