Seiterich, Eugen 

Geburtsdatum/-ort: 09.01.1903;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 03.03.1958;  Freiburg i. Br.
Beruf/Funktion:
  • Fundamentaltheologe, Erzbischof von Freiburg i. Br.
Kurzbiografie: 1921 Abitur am Goethegymnasium Karlsruhe
1921-1925 Theologiestudium in Freiburg
1926 III Priesterweihe
1926-1928 Vikar in der Pfarrseelsorge
1928-1930 zum Studium beurlaubt, Promotion zum Dr. phil.
1930-1938 Repetitor am Theologischen Konvikt Freiburg
1935 Promotion zum Dr. theol.
1938 Habilitation
1938-1945 Professor und Subregens am Priesterseminar St. Peter
1945 Privatdozent an der Universität Freiburg
1947 außerordentlicher Professor in Freiburg
1949 ordentlicher Professor für Fundamentaltheologie in Freiburg
1952 Weihbischof von Freiburg
1954 Erzbischof von Freiburg, Ehrendomherr von Straßburg, Ehrensenator der Universität Freiburg und der TH Karlsruhe
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Eltern: Vater: Franz Anton Seiterich (1868-1943), Hofkutscher
Mutter: Adelheid, geb. Müller (1879-1948)
Geschwister: 1 Schwester
Dr. Ludwig (1904-1979), Landrat
GND-ID: GND/118613022

Biografie: Wolfgang Hug (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), 350-351

Seiterich wählte als Wahlspruch den Satz aus Johannes 3,30 „Jener muß wachsen“, ein Zeugnis für seine religiöse Grundhaltung, seine selbstlose Dienst- und Pflichtbereitschaft und den starken Offenbarungsglauben des profunden Bibelkenners. Daß Grünewald den Satz auch als Grundmotiv seines Isenheimer Altars verwendete, spiegelt Seiterichs enge Bindung zum Elsaß und zu Frankreich.
Schon als Schüler und Student war Seiterich vielseitig interessiert, bildungsfreudig und weltoffen. Als Theologe kreiste sein Denken um die Grundfrage nach dem Verhältnis von Glauben und Wissen, von Christentum und Philosophie, von Offenbarung und Erkenntnis. Er promovierte in Philosophie bei Honecker, in Theologie bei Straubinger und befaßte sich in seinen wissenschaftlichen Arbeiten (Publikationen und Vorlesungen) wiederholt mit dem Problem der Gottesbeweise. Aus einer systematischen, verstehend-kritischen Auseinandersetzung mit modernen philosophischen Richtungen (insbesondere in Frankreich, z. B. von Blondel) versuchte Seiterich, den Glauben ontologisch tiefer zu begründen. Er wandte sich gegen den modernen Agnostizismus sowie gegen rein immanente Ableitungen transzendentaler Erkenntnis. Seine Stärke lag in der intellektuellen Ordnung der Gedanken, die er als engagierter Lehrer mit ausgeprägt pastoralem Interesse zu vermitteln verstand. Eine Fülle von Rezensionen theologischer und philosophischer Neuerscheinungen veröffentlichte er vornehmlich im Oberrheinischen Pastoralblatt, um dem Diözesanklerus Zugänge zu geistigen Strömungen der Zeit zu erschließen und das Urteil zu schärfen. Er verband dabei stets wissenschaftliche Erkenntnis mit den Fragen der Praxis.
Seit seiner Ernennung zum Weihbischof verzichtete Seiterich auf weitere Forschungstätigkeiten. Er blieb aber Honorarprofessor der Universität und wurde aus Anlaß der 500-Jahr-Feier der Freiburger Alma Mater zu deren Ehrensenator erwählt. Als Erzbischof in der Nachfolge von Wendelin Rauch legte er den Schwerpunkt auf die geistliche Führung der Diözese. Den ersten Erosionen im Glaubensleben der Katholiken, die sich im Zuge des „Wirtschaftswunders“ einstellten, wollte Seiterich durch eine bessere Qualifikation des Klerus entgegenwirken. Als Grundlage für die religiöse Unterweisung des Volkes wurde der deutsche Einheits-Katechismus in der Diözese eingeführt. Nach Vorbereitungen durch einen von Seiterich berufenen Liturgischen Rat konnte das kirchliche Diözesan-Gesangbuch „Magnificat“ neu gestaltet werden. Die Rolle der Laien im Religionsunterricht wurde neu definiert.
Das Verhältnis der Kirche zum Staat sah Seiterich im wesentlichen als gut geordnet an. Das entsprach in der Zeit stabiler CDU-Mehrheiten im Land wie im Bund durchaus den Tatsachen. Seiterich bekräftigte das kirchliche Interesse an konfessioneller Lehrerbildung und Einhaltung christlicher Grundsätze in der Erziehung. Er setzte sich für die Einrichtung freier, privater Schulen in kirchlicher Trägerschaft ein.
Unter seiner Amtszeit wurde die Missions- und Ausländerseelsorge stark ausgeweitet. Seiterich machte sich um den Ausbau der weltkirchlichen Beziehungen der Freiburger Diözese verdient, insbesondere um eine enge Verbindung zum benachbarten Frankreich. Als Protector des Deutschen Caritas-Verbandes unterstützte er das breite soziale Engagement der Kirche im In- und Ausland.
Seiterich starb nach nur dreieinhalbjähriger Amtszeit an einer Lungenembolie.
Werke: 4 Bücher, 37 Aufsätze; Schriftenverzeichnis in: Oberrheinisches Pastoralblatt 60, 1959, 102-112
Nachweis: Bildnachweise: Foto in: Erzbischof Eugen Seiterich zum Gedenken, vgl. Literatur

Literatur: Beutter in: Oberrheinisches Pastoralblatt 60, 1959, 110 ff.; Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg, Erzbischof Dr. Eugen Seiterich zum Gedenken, Karlsruhe 1958; Nekrolog von W. Reinhard in FDA, 82/83 (NF 14/15) 1962/63, 470-472; Ludwig Seiterich, Erinnerungen, Privatdruck Konstanz 1968, 208 S.
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