Plank, Rudolf Alois Valerian 

Geburtsdatum/-ort: 06.03.1886; Kiew
Sterbedatum/-ort: 16.06.1973;  Ettlingen
Beruf/Funktion:
  • Kältetechniker
Kurzbiografie: 1886 nach dem in Russland damals üblichen Julianischen Kalender geb. am 22. Feb.
1895-1903 Klassisches Gymnasium in Kiew
1903-1909 Studien in Kiew und St. Petersburg bis 1905, dann des Maschinenbaues an der Technischen Hochschule Dresden
1909 Mai-1911 Mär. Assistent am Lehrstuhl für Mechanik der Technischen Hochschule Danzig; 1909 22. Nov. Promotion „mit Auszeichnung“ zum Dr. ing. der Technischen Hochschule Dresden: „Thermodynamische Untersuchung des Vorganges in der Absorptions-Kältemaschine auf Grund der Theorie der binären Gemische“; 1911 13. Mär. Habilitation in Danzig über die dynamische Zugbeanspruchung, Probevortrag: „Probleme der Tiefkühlung“
1911 Apr.-1913 Sep. Ingenieur der Kältemaschinen-Abteilung der Firma Borsig, Berlin
1913 Okt.-1925 Sep. ordentlicher Professor der Wärmelehre an der Technischen Hochschule Danzig
1915 Apr.-1916 Sep. Arbeit für „Reichseinkauf“ (später: Zentral-Einkaufsgesellschaft), Berlin, Kaltlagerung von Lebensmitteln
1916 Jun.-1926 Sep. Obmann der I. Abteilung (für wissenschaftliche Arbeit) des Deutschen Kälte-Vereins
1916 Okt.-1919 Jun. Arbeit für Schütte-Lanz AG, Zeesen Berlin, Flugzeugbau
1925 Okt.-1954 Mär. ordentlicher Professor der Maschinenlehre an der Technischen Hochschule Karlsruhe; Antrittsvorlesung: „Begriff der Entropie“
1926 Gründung des Kältetechnischen Instituts Karlsruhe
1930/31 und 1945/46 Rektor der Technischen Hochschule Karlsruhe
1936 Mai Gründung des Reichsinstituts für Lebensmittelfrischhaltung
1947 Jun. Neugründung des Deutschen Kältetechnischen Vereins (Eintragung 1948 13. Feb.; Vorsitzender bis Okt. 1959)
1949 Apr. Gründung der Zeitschrift „Kältetechnik“, Herausgeber bis Jun. 1969
1955/56 Gastprofessor an der Columbia University New York, USA
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: (Auswahl): Dr. phil. nat. h. c. der Universität Heidelberg (1951), Dr. sc. agr. h. c. der Universität Göttingen (1958); Dr. sc. h. c. der Universität Padua (1961); Dr.-Ing. h. c. der Technischen Universität Dresden (1967); Mitglied der Akademie der Wissenschaften Heidelberg (1942), der Akademie der Wissenschaften und Kunst Mainz (1956); Ehrenmitglied der Kältevereine bzw. Gesellschaften in Frankreich, Belgien, Italien, Großbritannien, USA, Australien; Goldene Kamerlingh-Onnes-Medaille der Niederländischen Vereinigung für Kältetechnik
Verheiratet: 1913 (Berlin) Charlotte, geb. Hupfert (1896-1976)
Eltern: Vater: Cäsar (1860-1917), Bankier, Direktor der Internationalen Handelsbank in Kiew
Mutter: Josephine, geb. Bormann
Geschwister: Egon (1884-ca. 1917)
Kinder: Karin Maria Veronika, verheiratete Funk (geb. 1921)
GND-ID: GND/118740989

Biografie: Alexander Kipnis (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 4 (2007), 269-271

Plank wurde in einer österreichischen Familie als Sohn des Direktors der Internationalen Bank in Kiew geboren. Deutsch und Russisch wurden zu seinen Muttersprachen; als Kind erlernte Plank auch Französisch. Hier liegt der Ursprung seiner internationalen Orientierung. Er beendete das klassische Gymnasium in Kiew, studierte dort anschließend ein Jahr Mathematik und Physik an der Universität und setzte dann sein Studium am Polytechnischen Institut in St. Petersburg fort. Die wiederholten Schließungen der Hochschulen wegen der Revolutionsbewegung in Russland 1904 und 1905 veranlassten Plank, an die Technische Hochschule Dresden zum Studium des Maschinenbaus zu wechseln, wo er schon mehrmals mit seinen Eltern gewesen war. Sein Lehrer war der bedeutende Thermodynamiker R. Mollier, der Planks weitere Tätigkeit beeinflusste. Schon vor der Promotion bekam Plank seine erste Stelle als Assistent an der 1904 gegründeten Technischen Hochschule Danzig bei dem bekannten Ingenieurwissenschaftler H. Lorenz. In der regen Atmosphäre der jungen Hochschule arbeitete Plank „wie im Rausch“ und konnte seine Dissertation (nach Molliers Thema über Theorie der Absorptions-Kältemaschinen) bereits in 6 Monaten fertigstellen. 1911 habilitierte er sich für die Lehrgebiete Wärmelehre und Elastizitätslehre, fungierte aber nie als Privatdozent, sondern hielt es für wichtig, Erfahrungen in der Industrie zu erwerben und trat in die Kältemaschinen-Abteilung der Firma Borsig ein. Als Versuchs- und Abnahme-Ingenieur führte Plank zahlreiche Dienstreisen durch, u. a. nach Russland. Inzwischen erfand er ein Verfahren zur Leistungssteigerung von Kompressionskältemaschinen und erhielt ein Patent dafür. Gleichzeitig engagierte sich Plank im 1909 gegründeten Deutschen Kälte-Verein. Im Herbst 1913 kehrte Plank an die Technische Hochschule Danzig als ordentlicher Professor der Thermodynamik zurück, sollte aber nach Ausbruch des Krieges in Berlin für kriegswichtige Aufgaben arbeiten. Er begann sich mit der Frischhaltung von Lebensmitteln durch Kühlung zu beschäftigen – ein Gebiet, auf dem er noch maßgebend wirken sollte. Nach Danzig kehrte Plank im Herbst 1919 zurück. Dort bearbeitete er besonders die Thermodynamik als wissenschaftliche Basis der Kältetechnik, entwickelte u. a. Tabellen und Diagramme für mehrere Kältemittel und fand nützliche Vergleichsmethoden für Kälteprozesse. In die Danziger Periode fällt auch eine andere wichtige Leistung Planks: Unter seinem Vorsitz arbeitete eine Kommission seit 1920 an der an den „Regeln für Leistungsversuche an Kältemaschinen und Kühlanlagen“. Diese „Regeln“ sind im Wesentlichen sein Werk. Die 1. Auflage erschien 1922 und fand internationale Anerkennung. Die 5. Auflage, 1958, diente als Richtlinie für internationale Regeln.
Im Sommer 1925 wurde Plank an die Technische Hochschule Karlsruhe als Nachfolger W. Nusselts berufen. Er nahm diesen Ruf an mit der Bedingung, dass hier ein spezielles kältetechnisches Institut gegründet würde. Frühere Bemühungen in Danzig solch ein Institut zu schaffen, schienen hoffnungslos. Dank Planks guter Beziehungen zur Kälteindustrie wurde das Institut schon Ende 1926 in vorhandenen Räumen untergebracht; 1930 bekam es einen Neubau. Das war die erste Lehr- und Forschungsanstalt, die sich mit allen Fragen der Kälteerzeugung und -anwendung befassen sollte. Plank las über technische Thermodynamik und Kältetechnik und gab Sonderkurse. Gleichzeitig nahm er aktiv Anteil an der Entwicklung der Hochschule, besonders an der Einführung des „Chemie-Ingenieur-Wissens“, später „Verfahrenstechnik“ genannt. 1929/30 wurde Plank Dekan der Abteilung für Maschinenwesen und 1930/31 Rektor der Hochschule. Sehr geschickt und diplomatisch bemühte er sich nun, nach seinen Worten, „der wissenschaftlichen Forschung einen freien Weg durch das Chaos unserer wirtschaftlichen Bedrängnis zu bahnen.“
Plank war grundsätzlich gegen den Nationalsozialismus eingestellt; ab 1933 hatte er sich deswegen von jeder aktiven Tätigkeit innerhalb der Hochschulverwaltung gänzlich zurückgezogen und nur noch im Rahmen seines Lehrstuhles wissenschaftlich gearbeitet: er organisierte den Bau eines kleinen Instituts für die Probleme der Frischhaltung von Lebensmitteln. Im Mai 1936 wurde das „Kältetechnische Institut Abteilung II“ eingeweiht, woraus die „Bundesforschungsanstalt für Lebensmittelfrischhaltung“ hervorging.
Politisch derart unbelastet nahm Plank das Amt des ersten Nachkriegsrektors der zerstörten Hochschule auf sich und verstand es, Gehör bei der Besatzungsmacht zu finden. Es gelang ihm, schon im Februar 1946 das erste Nachkriegssemester beginnen zu lassen. Auch der Wiederaufbau der Institute verlief erfolgreich und ab 1947 wurden Forschungsarbeiten wieder aufgenommen. Durch die Neugründung des Deutschen Kältetechnischen Vereins schuf Plank gleichzeitig die Verbindung seiner Institute mit der Fachwelt.
In seiner Forschungs-, Lehr- und Organisationstätigkeit verfolgte Plank immer die Bearbeitung der „Grenzgebiete“, was er in seiner Rektoratsrede (1930) und danach in mehreren Artikeln, insbesondere am Beispiel der Lebensmitteltechnik, betonte. Im Werk Planks trafen sich Thermodynamik, Verfahrenstechnik, Probleme der Kälteerzeugung und der verschiedenen Kälteanwendungen, etwa Gefrierkonservierung, Eiserzeugung, Kühlung in Bergwerken. Gleichzeitig strebte er immer nach internationaler Zusammenarbeit; das Karlsruher Kälteinstitut fand schon Anfang der 1930er Jahre engen Kontakt zu gleichartigen Institutionen in der ganzen Welt, und nach dem Kriegsende gelang es Plank, die unterbrochenen internationalen Beziehungen seines Instituts und des Deutschen Kältetechnischen Vereins in wenigen Jahren wieder aufleben zu lassen; Sprachgewandtheit und häufiges Arbeiten im Ausland trugen dazu bei. Schon 1912 und 1913 hatte er Kälteanlagen in Holland und Russland in Betrieb genommen. 1923, während einer 8-monatigen Reise nach Ostasien, beschäftigte er sich mit der Entwicklung eines neuartigen Fisch-Gefrierverfahrens und hielt Vorlesungen an der deutsch-chinesischen Technischen Hochschule in Schanghai. Im Sommer 1925 erfüllte Plank eine ähnliche Aufgabe in Südamerika. Im Frühjahr 1929 und im Herbst 1932 las er Thermodynamik und Kältetechnik in der UdSSR. 1926, 1931 und 1937 machte er Studienreisen nach Nordamerika, 1936 und 1938 auf Einladung der südafrikanischen Regierung nach Südafrika. 1947/48 und 1955/56 war Plank Gastprofessor in den USA. Außerdem nahm Plank an zahlreichen Fachversammlungen in der ganzen Welt teil.
Nach der Emeritierung blieb Plank noch 15 Jahre als Herausgeber der Zeitschrift „Kältetechnik“ und des 12-bändigen „Handbuches der Kältetechnik“ tätig. Für fast alle Hefte seiner Zeitschrift schrieb er kleine Artikel. Er widmete sie nicht nur Fachproblemen und -neuigkeiten, sondern auch allgemeinen Fragen, wie z. B. „Internationale Zusammenarbeit“ oder „Die Sprache der Naturwissenschaft und Technik“. Gelegentlich konnte er dort sogar Scherzdichtungen zum passenden Fall publizieren, was dem wissenschaftlichen Niveau der Zeitschrift nicht abtrug.
Das literarische Erbe Planks umfasst mehr als 210 Aufsätze und etwa ebenso viel kurze Notizen und Rezensionen von großer Vielseitigkeit. So unterschiedliche Themen wie Mechanik, Thermodynamik, Kältetechnik, Geschichte der Naturwissenschaft und Technik, Probleme der Organisation der Wissenschaft und des Hochschulwesens, Philosophie der Wissenschaft, bis hin zur Literatur Russlands sind behandelt; denn auch Kunst und Literatur spielten immer eine große Rolle in seinem Leben. Sein Ideal war die „lebendige Harmonie von Natur und Geist“, wie er im Zusammenhang mit Alexander von Humboldt formulierte. Planks Tätigkeit fand weltweite Anerkennung und wurde mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet, darunter vier Ehrendoktorate. Er war ein Mensch von hohen ethischen Standards, „Weltbürger“ schlechthin. Als einer der Begründer moderner Kältetechnik ging er in die Geschichte der Wissenschaft ein.
Quellen: GLA Karlsruhe 76/2990; UA Karlsruhe Biogr. Sammlung, O/2a-7 u. 8/70, Nachlass Plank, Auskünfte; UB Karlsruhe IV E 1332; A d. Heidelberger Akad. d. Wiss. 1, 11-Plank; UA Dresden Auskunft.
Werke: Auswahl: Thermodynamik elastischer u. bleibender Formänderungen, in: Zs. des VDI 54, 1910, 1854-1859; (mit E. Kallert), Über die Behandlung u. Verarbeitung von gefrorenem Schweinefleisch, 1915; Die thermodynamischen Kreisprozesse zur Beurteilung von Kraftmaschinen, in: Zs. des VDI 64, 1920, 221-227; Das Kältetechnisches Institut d. Karlsruher TH, in: Zs. für die gesamte Kälte-Industrie 33, 1926, 164-169 u. 181-193; Haushaltkältemaschinen, 1928; Die TH als geistige Einheit, Karlsruher Rektoratsrede, 1930; Stellung d. Technik im Rahmen moderner Kultur, in: Zs. des VDI 75, 1931, 641-648; Hans Lorenz zum 70. Geburtstag, in: Zs. für die gesamte Kälte-Industrie 42, 1935, 42-46; Die Ausbildung von Kälte-Ingenieuren, ebd. 43, 1936, 97-105; Der ideale Vergleichungsprozess von Kältemaschinen, ebd. 44, 1937, 147-151; Über die Wahl eines Bewertungsschemas für die Qualitätsprüfung von Gefriererzeugnissen, in: Vorratspflege u. Lebensmittelforschung 6, 1943, 4-27; Ein Ende – oder ein Anfang?, Karlsruher Rektoratsrede, 1946; Russische Dichtung. Ein Querschnitt u. Übertragungen, 1946; Der naturwiss. Humanismus als philosoph. Grundhaltung des Ingenieurs, in: Zs. des VDI 93, 1951, 145-152; Hg. u. Verf. mehrerer Beiträge in: Handb. d. Kältetechnik, 12 Bde., 1953-1969; Zur Geschichte des Dt. Kältetechnischen Vereins, in: Kältetechnik 12, 1960, 2-8; Abschied. Übertragungen aus alter u. neuer russischer Dichtung, 1966; Aus dem Leben von Eugen Willbuschewich, dem Erfinder des Rapid-Ice-Verfahrens, in: Kältetechnik 23, 1971, 282-283; Aus meinem Leben, 1964-1971 (Masch., UA Karlsruhe).
Nachweis: Bildnachweise: UA Karlsruhe; Zs. für die gesamte Kälte-Industrie 35, 1928, 93; ebd. 47, 1940, 191; Die TH Fridericiana Karlsruhe. FS, 1950, 110; Nachrichten aus Chemie u. Technik 4, 1956, 50; Dokumentation, 150 Jahre Univ. Karlsruhe, 1976, 39.

Literatur: Poggendorffs Biogr.-lit. Handwörterb. V, 1926, 983, VI, 1938, 2028 u. VIIa, 1959, 588-590 (mit Bibliographie); Anon. R. Plank zum 70. Geburtstag, Kältetechnik 8, 1956, 69-72 (mit Bild u. Schriftenverz.); H. Hausen, R. Plank als Lehrer u. Forscher, ebd. 13, 1961, 73-78 (mit Bild); R. Thévènot, Hommage au professeur Plank pour son 80e anniversaire, in: Bull. de l'Institut International du froid 46, 1966, 382-413 (mit Schriftenverz.); Fr. Seewald, R. Plank, in: Jb. d. Akad. d. Wiss. u. d. Literatur Mainz 1973, 96-99.
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