Schweden, Victoria von Sophie Marie 

Geburtsdatum/-ort: 07.08.1862;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 14.04.1930; Rom, beigesetzt 12. 4. 1930 Stockholm, Riddarholmskirche
Beruf/Funktion:
  • Königin, geb. Prinzessin von Baden
Kurzbiografie: Schulbildung: Privatunterricht; seit 1871 Prinzessinschule in Karlsruhe
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1881 Oskar Gustav V. Adolf, König von Schweden 1858-1950
Eltern: Vater: Großherzog Friedrich I. von Baden
Mutter: Großherzogin Luise von Baden, geb. Prinzessin von Preußen
Geschwister: 2, Großherzog Friedrich II. von Baden (1857-1928), Prinz Ludwig Wilhelm (1865-1888)
Kinder: 3, König Gustav VI. Adolf (1882-1973), Prinz Wilhelm (1884-1965), Prinz Erik (1889-1918)
GND-ID: GND/11903090X

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 255-256

Victoria wuchs am großherzoglichen Hof auf, wo sie auch ihren ersten Unterricht erhielt. Später wurde sie in der eigens für sie gegründeten Prinzessinschule mit gleichaltrigen Mädchen verschiedener Gesellschaftsschichten unterrichtet. Ihre Vermählung mit dem schwedischen Kronprinzen, den sie 1879 kennengelernt hatte, fand in Karlsruhe am Tage der silbernen Hochzeit ihrer Eltern statt (20. 9. 1881).
Die ihr in der Ehe übertragenen Aufgaben waren maßgeblich durch ihre Rangstellung an der Seite des Thronanwärters und späteren Staatsoberhauptes vorgezeichnet. Dabei war Victoria nicht nur auf das Wohl ihrer Familie und des Königreiches bedacht; sie wollte auch der Eintracht unter den Völkern Europas dienen. Die internationale Geschichtsschreibung ist sich seit langem darin einig, daß sich Victorias Ehe sehr vorteilhaft auf die deutsch-schwedischen Beziehungen ihrer Zeit ausgewirkt hatte.
Für die Herzenswärme und die edle Denkweise der Fürstin gibt es viele Beweise. Im teilnehmenden Gespräch mit Freunden und Bekannten, aber auch der Notleidenden war sie rührend einfach, natürlich und liebevoll. Vor allem im Ersten Weltkrieg erwies sie sich als eine Frau der helfenden Tat. Schon 1914 bildete sich unter ihrem Vorsitz das „Zentralkomitee der Königin“; ihm oblag die Organisation und Leitung der privaten Hilfstätigkeiten, die damals von vielen schwedischen Vereinigungen entfaltet wurden, um die materielle Not in Deutschland zu lindern.
Obwohl sich Victoria ihrem königlichen Amt mit großer Hingabe widmete, pflegte sie dennoch regelmäßigen und herzlichen Kontakt zu ihrem Elternhaus. Häufig hat sie, soweit es in ihrer Macht lag, für das großherzogliche Haus auf diplomatischer Ebene vermittelnd gewirkt. Für ihre Angehörigen in Karlsruhe war es eine große moralische Stütze, daß ihnen Victoria in den unruhigen Tagen und Wochen des politischen Umbruchs (1918) nahe war, allein schon deshalb, weil sie als Fürstin eines neutralen Staates unter dem besonderen Schutz des Rates der Volksbeauftragten in Berlin und der Arbeiter- und Soldatenräte des Reiches stand.
Seit ihrer Jugend war Victoria von kränklicher Natur. Nach ihrer Heirat war sie häufig gezwungen, das harte Winterklima Schwedens zu meiden und neue Kräfte im wärmeren Süden, vornehmlich unter der Sonne Italiens, zu suchen. Schon im Winter 1890/91 hielt sie sich während einiger Monate aus gesundheitlichen Gründen in Ägypten auf; sie hat ihre Reiseeindrücke in einem ausführlichen Tagebuch niedergeschrieben. Nur die ihr Nahestehenden wußten um ihren leidenden Zustand. Kein Wunder, daß die jährlichen Reisen nach dem Süden häufig der öffentlichen Kritik ausgesetzt waren.
Victoria starb während eines Romaufenthaltes im April 1930. In Schweden war man sich darüber klar, mit dieser Frau eine der liebenswertesten Fürstinnen der jüngeren Geschichte verloren zu haben. Über Schweden hinaus wurde diese Ansicht in sämtlichen Ländern Skandinaviens geteilt.
Quellen: Victorias Briefwechsel – soweit vorhanden – im ReichsA Stockholm, laut testamentarischer Verfügung bis zum Jahre 2000 gesperrt.
Werke: Vom Nil. Tagebuchblätter während des Aufenthalts in Egypten im Winter 1890/91, Karlsruhe 1892.
Nachweis: Bildnachweise: Ölgemälde von Franz Xaver Winterhalter, in: BH 40, 1960, 373; Fotos StAF, Bildnissammlung; bei H. Müller und E. Fehrle (vgl. Lit.) und Friedrich I. und Friedrich II. Die letzten Großherzöge von Baden, hg. von Wilhelm Ilgenstein und Anna Ilgenstein-Katterfeld, 56, Karlsruhe 1954.

Literatur: Johann Baptist Trenkle, Zur Erinnerung an die Vermählung des Kronprinzen Oscar Gustav Adolf von Schweden und Norwegen und der Prinzessin Marie Victoria von Baden, Karlsruhe 1881; Hans Müller, Bad. Fürstenbildnisse, Bd. 2, Karlsruhe 1893; Eugen Fehrle, Die Großherzöge Friedrich I. und Friedrich II. und das badische Volk, Karlsruhe 1930; König Gustav V. und Königin Victoria, in: Große Männer, denen ich begegnete, hg. von Sven Hedin, Bd. 2, 7-27, Wiesbaden, 2. Aufl. 1952; Gerhard Kaller, Karlsruhe – Zwingenberg – Langenstein. Etappen der Abdankung des Großherzogs von Baden im November 1918, in: Hegau. Zs. für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebiets zwischen Rhein, Donau und Bodensee, 13. Jg. Heft 1 (25), 289-291, Singen 1968.
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