Müller, Karl Friedrich Ludwig 

Geburtsdatum/-ort: 14.06.1881;  Meßkirch
Sterbedatum/-ort: 13.03.1955;  Freiburg
Beruf/Funktion:
  • Botaniker, Direktor des Weinbauinstituts Freiburg i. Br.
Kurzbiografie: 1901 Abitur Freiburg
1901-1905 Studium der Botanik und Chemie in Freiburg und München
1904 Chemisches Verbandsexamen
1905 Promotion zum Dr. phil.
1906-1916 Die Lebermoose Europas (3. Aufl. 1951)
1907 Assistent am Kaiser-Wilhelm-Institut für Landwirtschaft, Bromberg
1909 Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Augustenberg, Durlach
1918 Ehrenmitglied des Oberbadischen Weinbauvereins
1921-1937 Direktor des Badischen Weinbauinstituts in Freiburg im Breisgau
1922-1935 Herausgeber der Zeitschrift „Weinbau und Kellerwirtschaft“
1930 Weinbaulexikon
1938 Geschichte des badischen Weinbaus
1947 Ehrenmitglied des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz, 1950 Ehrenvorsitzender
1949 Ehrenmitglied des Badischen Weinbauverbandes
1952 Ehrenmitglied der British Bryological Society, London
1953 Ehrenmitglied der Bayerischen Botanischen Gesellschaft, München
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1908 Anna geb. Dorner
Eltern: Vater: Ludwig Müller, Oberförster
Mutter: Anna, geb. Roßknecht
Geschwister: 3
Kinder: Walter, geb. 1911, Oberregierungsbaudirektor
Dr. Trutpert, geb. 1921, Regierungspräsident
1 Tochter (verstorben)
GND-ID: GND/128587733

Biografie: Günter Staudt (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 216-217

Der in Meßkirch geborene Müller wuchs in Stühlingen, Kreis Waldshut auf, wo sein Vater Oberförster beim Forstamt war. Mit neun Jahren begann für ihn ein Abschnitt seines Lebens, den er selbst als ausschlaggebend für sich bezeichnet hat. Sein Vater wurde Amtsvorstand des Forstamtes Kirchzarten, und Müller bekam in der herrlichen Umgebung dieses Ortes und dem Feldberggebiet die Impulse, die sein weiteres Leben bestimmt haben. Daraus resultierte die Liebe zur Natur und sein spezielles Interesse an den Lebermoosen.
Nach dem Abitur am Berthold-Gymnasium bezog er die Universität in Freiburg, um sich dem Studium der Botanik, Chemie und der Physik und Geologie als Nebenfächer zu widmen. Während eines Semesters in München gehörten die Professoren Goebel, von Bayer und Röntgen zu seinen Lehrern. Nach Ablegung des Chemischen Verbandsexamens promovierte er 1905 in Freiburg mit der Arbeit „Beiträge zur Chemie der Kryptogamen“.
Anschließend an die Militärzeit konnte sich Müller während seiner Tätigkeit als Assistent am Institut für Pflanzenkrankheiten des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Landwirtschaft in Bromberg mit der Problematik des damals im Aufbau befindlichen Pflanzenschutzdienstes vertraut machen. Diese Kenntnisse führten dazu, daß ihm, bald nach Antritt einer Beschäftigung als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt in Durlach, die Leitung der Hauptstelle für Pflanzenschutz und die Organisation des badischen Pflanzenschutzdienstes übertragen wurden. Bei den verheerenden Auswirkungen, die die Rebschädlinge zu dieser Zeit in den badischen Weinbaugebieten hatten, mußte sich Müller auch mit dem Weinbau befassen. Bei seinen stetigen Bemühungen, den Winzern in ihrer Not zu helfen, widmete er sich nicht nur der Schädlingsbekämpfung, sondern auch anderen aktuellen Problemen des Weinbaues und der Kellerwirtschaft. Voller Begeisterung arbeitete er sich in ein Aufgabengebiet ein, das ihn bis an sein Lebensende gefesselt hat. 1909 wurde Müller die Staatliche Reblausbekämpfung übertragen und wenig später erhielt er den Auftrag, eine Rebenzüchtung aufzubauen. So kam es zur Gründung der Rebzuchtanstalt am Jesuitenschloß bei Freiburg, die später zur Keimzelle des Badischen Weinbauinstituts geworden ist. Auf Grund einer von Müller verfaßten Denkschrift beschloß 1920 der Badische Landtag auf Antrag der badischen Winzer ein Weinbauinstitut zu errichten. Zum ersten Direktor dieses Instituts, in dem alle Maßnahmen der staatlichen Weinbauförderung koordiniert werden sollten, wurde Müller ernannt. Trotz der beschränkten Arbeitsmöglichkeiten während der Jahre des Aufbaues, konnten nun die wichtigsten Probleme des Weinbaues bearbeitet werden: die Bekämpfung der Rebschädlinge, die Prüfung von reblauswiderstandsfähigen Unterlagen zur Umstellung des Weinbaues auf Pfropfreben, die Züchtung besserer Ertragssorten und die Modernisierung der Kellerwirtschaft. Auf allen Gebieten war Müller selbst oder mit seinen Mitarbeitern unermüdlich tätig. Es besteht kein Zweifel, daß schon damals die Grundlagen für die Prosperität des heutigen badischen Weinbaues gelegt worden sind.
Besondere Verdienste hat sich Müller um die Bekämpfung des Pilzes Peronospora erworben, indem er den Inkubationskalender entwickelte, der noch heute bei der Vorausbestimmung der Termine zur Bekämpfung dieses Pilzes angewandt wird. Die Neuzüchtung Fr 21-5, die später den Namen Freisamer erhielt, geht ebenfalls auf seine Arbeiten zurück. In der Kellerwirtschaft führte er die Mostschwefelung ein und erreichte dadurch eine bedeutende Qualitätsverbesserung der badischen Weine. 1930 bezog das Institut in der früheren Bismarckstraße einen Gebäudekomplex und Müller konnte dort den langgehegten Wunsch verwirklichen, ein Weinmuseum zu errichten. Leider sind fast alle Bestände dieses Weinmuseums beim Bombenangriff am 27. 11. 1944 vernichtet worden. Nach 17jähriger Leitung des Weinbauinstituts mußte er 1937 aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand treten. In Anerkennung seiner Verdienste wurde Müller 1951 zum Professor ernannt.
In 392 Veröffentlichungen hat sich Müller mit den verschiedensten Problemen der Botanik, des Weinbaues und der Flora seiner geliebten Heimat befaßt. Mit den Büchern „Rebschädlinge und ihre Bekämpfung“ (1922), „Weinbaulexikon“ (1930), „Die Geschichte des badischen Weinbaues“ (1938 und 1954) und der Herausgabe der Zeitschrift „Weinbau und Kellerwirtschaft“ hat er sich ein bleibendes Denkmal gesetzt. Seine Forschungen an Lebermoosen fanden ihre Krönung in dem Werk „Die Lebermoose Europas“, das in drei Auflagen, zuletzt 1951 erschienen ist. Wissenschaftliche Gesellschaften des In- und Auslandes haben die Leistungen von Müller gewürdigt; so ernannte ihn der Badische Landesverein für Naturkunde und Naturschutz zu seinem Ehrenmitglied (1947) und Ehrenvorsitzenden (1950), der Badische Weinbauverband (1949), die British Bryological Society, London (1952), und die Bayerische Botanische Gesellschaft zum Ehrenmitglied.
Werke: Bibliographie, bis 1949 reichend, im StAF, Nachlaß Karl Müller.
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung.

Literatur: Prof. Dr. K. Müller zum Gedächtnis, in: Staatliches Weinbauinstitut, Jb 1955/1956.
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