Eberbach, Otto 

Geburtsdatum/-ort: 20.09.1865;  Bretten
Sterbedatum/-ort: 13.01.1928;  Radolfzell
Beruf/Funktion:
  • Forstmeister, „Waldwirtschaftler“
Kurzbiografie: Bürgerschule Bretten
Großherzogliches Gymnasium Karlsruhe
1884-87 Studium der Forstwissenschaften an der Technischen Hochschule Karlsruhe
1888-92 Amts- und Taxationsgehilfe in verschiedenen Bezirksforsteien sowie bei der Domänendirektion Karlsruhe
1892-94 Forsttaxator (Forstlicher Planer) u. a. in den Bezirksforsteien Eppingen, Bretten, Radolfzell, Überlingen, Durlach, Stühlingen, Breisach, Freiburg
1894-99 Zweiter Beamter oder Dienstverweser bei den Bezirksforsteien Ottenhöfen, Neckargemünd, Wolfsboden in St. Blasien und Wendungen
1899-1914 Vorstand der Bezirksforstei Bonndorf
1914-1919 Vorstand der Bezirksforstei Konstanz
1914-1916 Kriegsdienst, Hauptmann bei der Landwehr
1919-1928 Vorstand des Forstamts Radolfzell
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1901 Karlsruhe, Rosa, geb. Dietz (geb. 1877)
Eltern: Vater: Karl Friedrich Eberbach, Bäcker
Mutter: Maria Barbara, geb. Harsch
Geschwister: 3 Stiefgeschwister (2 Brüder, 1 Schwester)
Kinder: 5, 3 Töchter, 2 Söhne
GND-ID: GND/135730074

Biografie: Erwin Lauterwasser (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 69-71

Zu den bemerkenswerten badischen Forstamtsvorständen zählt Eberbach, dem der Beruf nicht in die Wiege gesungen worden war, als er 1865 als Bäckerssohn in Bretten zur Welt kam. Die handwerkliche Gründlichkeit, verbunden mit der Bildungsbereitschaft des Bürgertums seiner Zeit, kam ihm jedenfalls zeitlebens zugute. Offenheit für neue Gedanken, die Fähigkeit, über das Fach hinaus Anregungen aufzunehmen und zu übersetzen, nicht zuletzt ein starker Schuß Sendungsbewußtsein zeichneten ihn aus.
Was heute manchem als neueste Notwendigkeit erscheint, hat Eberbach seit 1900, als er aus dem Schatten seiner Wander- und Ausbildungsjahre trat, stets gefordert: „Zurück zur natürlichen Waldbehandlung, zum gemischten ungleichaltrigen Wald“! Um diesen Zentralgedanken rankten sich seine Überlegungen, und es war Anerkennung, daß er 1907 Gelegenheit erhielt, bei der Tagung des Badischen Forstvereins über seine Sicht zur forstlichen Planung zu referieren. Er fand Beachtung, aber seine vorgesetzte Forst- und Domänendirektion in Karlsruhe verhielt sich zurückhaltend.
In seinem 1913 erschienenen Buch „Aus dem Walde“ setzte er sich mit seiner Obrigkeit auseinander, die eben die „Dienstweisung über Forsteinrichtung“ (Forstliche Zustandserfassung und Planung) erlassen hatte. Zu schematisch schien ihm dieses Reglement, das sich starr an zu einfache Merkmale hielt und mit postulierten Normalvorstellungen über ein reines Flächen- und Massen-Vorratsdenken allein dem altersklassenweise aufgebauten Wald den Vorzug gab. Eberbach meinte, daß zu lange die Sorge vor der Holznot im Vordergrund gestanden habe, und daß ihretwegen „insbesondere Rücksichten auf den Wald selbst“ gar keine Rolle mehr spielten. Zuerst kam die Ordnung, lange nachher kam der Wald. Der großherzoglichen Dienstweisung attestierte er, daß sie „zwar vermehrte Arbeit und manche Neuerungen von recht zweifelhaftem Wert, aber leider keinen Fortschritt in die Richtung gebracht hat, auf die allein Wert zu legen ist“.
F. Eichhorn, zuständiger Referent bei der Forst- und Domänendirektion in Karlsruhe, hat seine Meinung dazu 1921 veröffentlicht: „Zu Richtlinien für die deutsche Forstwirtschaft eignen sich Eberbachs Vorschläge nicht. Aber aus seiner scharfen, wenn auch häufig übertriebenen und unbegründeten Kritik des Bestehenden und aus seinen positiven Vorschlägen kann manches Wertvolle entnommen werden. Daß Eberbachs Gedanken Beachtung finden, dafür sorgt schon die eindringliche Art, in der sie gepredigt werden“.
Für Eberbach war es kennzeichnend, sich klare Vorstellungen zu verschaffen und dafür hinzustehen. Für seine Überzeugung stritt er, ob es genehm war oder nicht.
Dieser Charakterzug kam auch im privaten Bereich, gelegentlich hartnäckig, zum Ausdruck. In der Zeit, da er das Forstamt Bonndorf leitete, legte er sich 1912 mit dem katholischen Stadtpfarrer an, dem er als „Protestant und Nationalliberaler“ einen angeblich geplanten Besuch seiner Dienstmädchen untersagte. Daran knüpfte sich eine ganze Reihe von gegenseitigen Beschuldigungen an, und der Streit, der in der Presse öffentlich ausgetragen wurde, füllte über zwei Jahre hinweg Gazetten bis in den Heidelberger Raum. Das badische Finanzministerium wurde bemüht, und auch das erzbischöfliche Ordinariat hatte sich mit dieser Spätfolge des Kulturkampfes zu beschäftigen. In Karlsruhe ließ man sich nicht sehr beeinflussen und bescheinigte Eberbach, daß es sich um eine persönliche Angelegenheit handele und er sich keiner disziplinarisch zu ahndenden Handlung schuldig gemacht habe. Den Hinweis auf gebotene Zurückhaltung und Klugheit schluckte er, allerdings mit Groll.
Seiner Aufgabe bei den ersten ab 1896 in Baden eingerichteten Ausbildungskursen für Forstwarte, bei denen Eberbach als Lehrer für „sämtliche forstlichen Fächer mit Ausnahme des Waldbaus“ eingesetzt war, entsprang 1900 eine Veröffentlichung „Der Forstwart“. Damit bewies er, daß er keineswegs ein reiner Theoretiker, sondern sehr wohl ein praktisch denkender und führungsbewußter Forstmann war.
Seine waldbaulichen Vorstellungen und die Art, zu planen und zu kontrollieren, waren von dem hervorragenden Schweizer Kollegen, Kantonsförster Biolley, beeinflußt, der wesentliche methodische Arbeiten zur Gestaltung des Plenterwaldes geleistet hatte. Beide sahen in dieser ungleichaltrigen Waldaufbauform alle Vorteile für den Massen- und den Wertzuwachs.
Eberbach hat waldbaulich vieles vorgedacht, was später übernommen werden konnte. Er war aber nicht der nur naturbesessene Waldbauer. Vielmehr widmete er der wirtschaftlichen Gestaltung des Waldes hohe Aufmerksamkeit und begründete seine Vorstellungen in mehreren Veröffentlichungen: „Ein Wald, der keinen oder nur noch einen bescheidenen Gewinn abwirft, ist in der Mehrzahl der Fälle für den Besitzer nur eine Last, wird als Last empfunden und entsprechend bewertet und behandelt. ... So besteht heute auch ein allgemeines, ein öffentliches Interesse daran, daß die Entwicklung unserer Waldungen künftig nach der Gewinn- und Kapitalseite hin zuverlässig verfolgt wird“. Dazu bedürfe es des betriebswirtschaftlichen Denkens und der kaufmännischen Überwachung und Beobachtung mit Hilfe der besonderen Art von Buchführung, der sich gut geordnete wirtschaftliche Unternehmungen seit langem bedienen.
Diese Gedanken faßte er in seinem 1927 erschienenen Buch „Die forstliche Erwerbswirtschaft“ zusammen, in dem er auch die Meinung vertrat, „daß mit der wirtschaftlichen Seite unserer Forstbetriebe von Anfang an nicht kaufmännisch erfahrene Praktiker, sondern Forstmathematiker befaßt waren“.
Wohl auch unter dem Eindruck der Bonndorfer Querelen bewarb sich Eberbach um das Forstamt Konstanz, wo er im Januar 1914 den Dienst antrat. Im Juli dieses Jahres wurde ihm das Ritterkreuz 1. Klasse verliehen. Kurz nach Beginn des ersten Weltkrieges rückte er als Kompanieführer bei der Landwehr ein. Im April 1916 erlitt er einen Schlaganfall, und erst im Januar 1917 konnte er die Leitung des Forstamtes Konstanz wieder aufnehmen. Seine Schaffenskraft war ungebrochen, und als er 1919 das Forstamt Radolfzell übernahm, setzte er alles daran, seine theoretischen Überlegungen in die forstliche Praxis zu übertragen.
Bei den Kollegen war Eberbach weithin angesehen. Geschätzt war auch seine unterhaltende, geistreiche Art. „Wo er im fröhlichen Kreis erschien, war er selbstverständlicher Mittelpunkt der Gesellschaft“. (Eichhorn).
Werke: (Auswahl) Der heutige Stand der Forsteinrichtungsfrage und das in Baden übliche Forsteinrichtungsverfahren, in: Ber. üb. d. 49. Vers. d. Bad. Forstver. zu Mannheim 1907. Freiburg i. Br.; Die Feststellungen des Abgabesatzes in Hochwaldungen, in: Forstwiss. Centralblatt, Berlin, Hamburg, 30, 368-387; Über die Beziehungen zwischen Massen- und Geldverzinsung in Hochwaldbetriebsklassen, in: ebda, 33, 357-377; Verjüngungs- und Zuwachswirtschaft, in: Silva 1913 407 ff.; – Der deutsche Wald und die deutsche Not, in: Silva 1920, 57 f.; Forstwirtschaft und Gegenwart (betr. Wirtschaftsziel, Ertragsregelung), in: Silva, S. 113-117 Dauerwaldwirtschaft, in: Zs. f. Forst- u. Jagdwes. 52, 1920, 545-566; Freie Wirtschaft und Forsteinrichtung, in Silva 1921, 285-290; Die beste Bestandsform und das beste Forsteinrichtungsverfahren in: Zs. f. Forst- u. Jagdwes. 53, 192, 466-474; Übersetzung von O. Eberbach: Die Forsteinrichtung auf der Grundlage der Erfahrung und insbesondere das Kontrollverfahren (H. E. Biolley). Karlsruhe 1922; Forsteinrichtung ohne Umtriebszeit in: Zs. f. Forst- u. Jagdwes. 55, 1923, 90-112; Die Erntemessung als Grundlage der forstlichen Bilanzierung, Silva 12, 1924, 281-287; Die Kaufmännische Bilanz beim forstlichen Unternehmen, in: Zs. f. Forst- u. Jagdwes. 57, 1925, 357-373; Wirtschaftliches Unternehmen, Bodenwert und Rente und insbesondere der forstliche Bodenertragswert. Der Dt. Forstwirt 7, 1925; Der Bodenertragswert der Faustmann'schen Formel, in: Silva 14, 1926, 101-102; Tagesfragen aus dem Gebiet der forstlichen Betriebslehre, in: Silva 15, 1927, 89-92.
Nachweis: Bildnachweise: Foto von 1901 in Privatbesitz und in STAF Bildnissammlung

Literatur: W. Hodapp, O. Eberbach, in: Biographie bedeutender Forstleute aus Baden-Württemberg, Selbstverlag Landesforstverwaltung 1980; – Fritz Eichhorn, Die beste Bestandesform und das beste Forsteinrichtungsverfahren, in: Zs, f. Forst- und Jagdwesen 53, 38-44; Eberbach Wimmer, Die forstliche Erwerbswirtschaft, in: Der Deutsche Forstwirt 1927 Nr. 117 u. 118; Kurt Mantel, O. Eberbach, in: NDB4, 1971, 225 f.
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