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Von Burgen und Spukschlössern – das Haus Zimmern und seine Residenzen

Die eindrucksvollen Reste der Burg Herrenzimmern am oberen Neckar, Quelle Landesarchiv BW
Die eindrucksvollen Reste der Burg Herrenzimmern am oberen Neckar, Quelle Landesarchiv BW

Der bekannteste Spross des Hauses Zimmern war Froben Christoph (1519-1566), Verfasser der Zimmernschen Chronik. Über die reine Geschichtsschreibung hinaus, die, wie damals üblich sehr früh bei den Kimbern einsetzt und den Aufstieg der Familie bis zum Grafenstand dokumentieren und untermauern sollte, enthält sie eine Vielzahl spannender und detailreicher Anekdoten, die das Werk zu einer Art literarischem Roadmovie des 16. Jh. machen. Die Chronik entstand in Meßkirch, wo der weitgereiste Froben als weiteres Zeichen seiner Herrschaft ab 1557 anstelle des alten Schlosses eine neue Renaissance-Anlage erbauen ließ.

Die Stammburg des Hauses Zimmern befindet sich am oberen Neckar, wo wenige Kilometer von Rottweil entfernt noch die beeindruckenden Reste der Burg Herrenzimmern zu sehen sind. Sie bildete zusammen mit einer weiteren Burg im benachbarten Seedorf das Zentrum der kleinen zimmerischen Herrschaft Vor Wald, die außerdem die Orte Talhausen, Winzeln und Hochmössingen umfasste. Gemäß der Familienchronik der im 11. Jh. erstmals nachweisbaren Zimmern befand sich der Familiensitz zunächst auf der benachbarten Lußburg, auch Nussburg genannt, von der nichts erhalten ist. Im 14. Jh. sollte die Burg Herrenzimmern mit der Anlage eines Städtchens einen repräsentativeren Charakter erhalten. Um dieselbe Zeit wurden jedoch schon andere Weichen gestellt. Mit der Heirat des Werner von Zimmern mit Anna von Rohrdorf und dem Mitte des 14. Jh. durch Kauf bestätigten Erwerbs von Meßkirch verlagerte sich der Schwerpunkt an den oberen Donauraum. Die Gebiete der Herrschaft Vor Wald kamen Schritt für Schritt an Rottweil. Das Städtchen Herrenzimmern wechselte 1513 den Besitzer. Das imposante Aussehen – bis heute sind Spuren spätgotischer Wandmalereien und Reste der kreuzrippengewölbten Kapelle erkennbar – bekam das Schloss nach einem Brand und Wiederaufbau ab 1503. Das noch Anfang des 19. Jh. bewohnbare Gebäude wurde in der Folgezeit größtenteils abgetragen.

Auch in Seedorf treten die Herren von Zimmern im frühen 14. Jh. in Erscheinung. Der Ort und das dortige Schloss werden als Witwengut der Anna von Falkenstein genannt, der Ehefrau des 1289 verstorbenen Werner von Zimmern. Beim Seedorfer Schloss, dass wohl auf den früheren Ortsadel zurückgeht, handelte es sich um eine Wasserburg. Gemäß der Quellen erlebte das Schloss nur eine kurze Blütezeit unter Johann von Zimmern, der das ramponierte Gebäude in der ersten Hälfte des 15. Jh. instandsetzen ließ und als Residenz nutzte. Rund 100 Jahre später hatte der Verfall erneut Besitz ergriffen. In der Beschreibung des Oberamts Oberndorf aus dem Jahr 1868 heißt es dazu: „Auf dem Schloß starb die Wittwe Johann Werners von Zimmern, Katharina von Erbach [1549], nach deren Ableben das ohnehin fast zerfallene Schloß ganz leer stund, zumal da es hieß, daß ein Gespenst darin spucke.“ Die Ortsansicht von Seedorf auf der Rottweiler Pürschgerichtskarte von 1564 zeigt einige nichtssagende Mauern, die von Vegetation bewachsen sind. Anstelle des Schlosses wurde später der Gasthof Lamm errichtet, die Wassergräben sind eingeebnet.

Ein Schloss und „aim gespenst“ sind auch Bestandteil einer Episode der Zimmernschen Chronik, die der Freiherr Albrecht von Zimmern am Stromberg im Zabergäu 1134 erlebt. Dort verfolgt er einen Hirsch, worauf ein großer edler Herr erscheint, der ihn zu einem wunderbaren Palast führt. Dort begegnet er seinem Oheim, der „vil wider die ungleubigen gestriten“ und dabei auch viel Unrecht begangen hat, weshalb er keine Ruhe finden kann. Dieser Legende nach wurde daraufhin das Kloster Frauenzimmern erbaut. 1594 starben die Zimmern im Mannesstamm aus.

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