Die badische Bahn in Hohenzollern

StAS Ho 235 T 11-12 Nr. 758 Kartenausschnitt mit Einzeichnung der bestehenden bzw. projektierten Bahnstrecken, 1871. Quelle LABW (StAS Ho 235 T 11-12 Nr. 758)
Kartenausschnitt mit Einzeichnung der bestehenden bzw. projektierten Bahnstrecken, 1871. Quelle LABW

Nach der Fahrt der ersten Eisenbahn auf deutschem Boden von Nürnberg nach Fürth 1835 wurden in den verschiedenen deutschen Ländern Überlegungen über mögliche Eisenbahnstrecken angestellt. Für den preußischen Regierungsbezirk Hohenzollernsche Lande, der sich zwischen Baden und Württemberg erstreckte, kam bei der Eisenbahnfrage nur eine staatenübergreifende Lösung infrage. Eine eigene Eisenbahn, die Hohenzollerische Landesbahn, deren Liniennetz vor allem den Regierungsbezirk überzog, sollte erst Anfang des 20. Jahrhunderts verwirklicht werden. Seit 1856 wurden zahlreiche Verhandlungen über mögliche Bahnprojekte im Oberamt Sigmaringen, das sowohl an Baden als auch an Württemberg grenzte, geführt. Auch bei den Nachbarstaaten bestand großes Interesse, sich mit Preußen zu einigen, da bei mehreren Planungen eine Durchquerung der Hohenzollernschen Lande nicht vermieden werden konnte. Im Jahr 1865 gelang schließlich der Abschluss eines Vertrags über den Bau der badischen Bahnlinie von Meßkirch (Baden) über Krauchenwies (Hohenzollern) nach Mengen (Württemberg). Diese wurde 1871 fertiggestellt. Die Einweihung der badischen Seiten-Bahnlinie von Krauchenwies nach Sigmaringen erfolgte zwei Jahre später, am 6. September 1873.

Nachdem Fürst Karl Anton von Hohenzollern (1811–1885) nach jahrzehntelanger Abwesenheit dauerhaft nach Sigmaringen zurückgekehrt war, wählte er das wenige Kilometer entfernt gelegene Krauchenwies als Sommerresidenz. Bereits in napoleonischer Zeit war es Klein-Paris genannt worden, da durch die aus Frankreich stammende Erbprinzessin Antoinette von Hohenzollern- Sigmaringen (1793–1847) viel französisches Flair in Krauchenwies eingezogen war.

Das stattliche Bahnhofsgebäude von Krauchenwies, das von der Großherzoglich Badischen Eisenbahnverwaltung erbaut worden war, wurde von den zahlreichen Besuchern der Fürsten von Hohenzollern rege genutzt. Dank des guten Verhältnisses von Fürst Karl Anton zum stammverwandten deutschen Kaiserhaus waren Kaiser Wilhelm I. und seine Frau Augusta mehrfach Gäste in der Sommerresidenz. Nach einem dieser Besuche wurde 1875 eine Sitzbank im Fürstlichen Park gestiftet, für die sich in der Bevölkerung schnell der Name Kaiserstuhl etablierte.

Das Bahnhofsgebäude schließt direkt an den Fürstlichen Park an und liegt nur wenige hundert Meter von dem so genannten Landhaus entfernt, welches Fürst Karl Anton in den Sommermonaten bewohnte. Die hochrangigen Gäste des Fürsten gelangten vom Bahnhof durch ein einflügeliges Tor mit zwei Ziegelmauerpfeilern in den Fürstlichen Park und hatten so einen direkten Zugang zum Landhaus. Dank einer Blickachse konnten sie bereits bei ihrer Ankunft den Kaiserstuhl sehen.

Trotz der anfänglich regen Nutzung durch das Fürstenhaus konnten weder die Bahnstrecke Meßkirch-Mengen noch die Verbindung von Krauchenwies nach Sigmaringen die wirtschaftlichen Erwartungen jemals erfüllen. Jahrelangen Gerüchten über die Stilllegung der beiden Strecken folgte im Jahr 1969 das tatsächliche Aus.

Corinna Knobloch

Quelle: Archivnachrichten 43 (2011), S.20-21.
 

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