Die Fossilienfunde von Holzmaden und das Urwelt-Museum Hauff

Steinplatte des Ichthyosaurus (Fischsaurier) aus Holzmaden im Landtag von Baden-Württemberg - Quelle LMZ BW
Steinplatte des Ichthyosaurus (Fischsaurier) aus Holzmaden im Landtag von Baden-Württemberg - Quelle LMZ BW

Den Grundstein für das Urwelt-Museum Hauff legte Bernhard Hauff sen. (1866–1950) mit seinen ersten Fossilfunden, die er schon vor 1900 für seine damalige Sammlung präparierte. Bernhard Hauffs Interesse galt den Versteinerungen. Er fand sie bei der täglichen Arbeit im väterlichen Schieferbruch. Er begann sie zu präparieren, entwickelte spezielle Werkzeuge, die er laufend verfeinerte. Oft saß er schon mit dem ersten Tageslicht über seinen Präparaten. Aufsehen erregte die Mikroskop-Präparation eines Ichthyosauriers mit vollständiger Hautbekleidung. Es war für die damalige Zeit eine sensationelle Entdeckung, die ihn über Fachkreise hinaus weltweit bekannt gemacht hat. Es gelang ihm im Laufe der Jahre weitere Fossilien zu präparieren, die wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse erbrachten. Noch heute weisen sie in den Naturkundemuseen auf der ganzen Welt auf die außergewöhnlich gute Erhaltung von Fossilien in der Fossilfundstätte Holzmaden hin.

Seine jahrzehntelangen Beobachtungen und Erkenntnisse, die er in den Schieferbrüchen und beim Präparieren der Fossilien gewonnen hatte schrieb er 1921 in seiner Veröffentlichung Untersuchung der Fossilfundstätten von Holzmaden im Posidonienschiefer des Oberen Lias Württembergs nieder. Sie ist bis heute ein Standardwerk für jeden, der sich mit den Schiefern von Holzmaden beschäftigt. Die Universität Tübingen hat dem Autodidakten Bernhard Hauff im Jahr 1921 den Titel des Ehrendoktors der Naturwissenschaften verliehen als dem Sammler und Präparator von Weltruf, der das Leben der Vorzeit in einzigartiger Weise wieder entdeckt hat.

Unter der Federführung von Bernhard Hauff jun. (1912–1990) entstand 1936/37 aus der Privatsammlung des Vaters das erste Museum. Es barg eine Auswahl besonders gut erhaltener Präparate. Seit damals machen Hinweisschilder an der Autobahn bei Gruibingen und Aichelberg auf das Urwelt-Museum Hauff aufmerksam. Sie wurden zum Dank für die geologische Beratung B. Hauffs bei der Fundamentierung der Brücken am Albaufstieg der alten Reichsautobahn aufgestellt. Die Urweltfunde von Holzmaden werden damit Tausenden von Autofahrern Tag für Tag in Erinnerung gebracht. 1972 wurde das 1937 eingerichtete Grabungsschutzgebiet Holzmaden neu ausgerichtet.

Von 1967–71 entstand in einem ersten Bauabschnitt unter B. Hauff jun. das rund 500 qm große Hauptgebäude des heutigen Museums. Klar und zielgerichtet wird der Haupteindruck des Besuchers auf die Ichthyosaurier, Plesiosaurier, Krokodile, Flugsaurier, Fische und wirbellosen Tiere gerichtet. Zu den bekanntesten Ausstellungsstücken gehört ein fast 4 m langes Ichthyosaurier-Muttertier mit einem bereits geborenen Jungen und fünf Embryonen im Leib und die über 100 qm große Seelilienkolonie. Sie ist das weltweit größte Exemplar, das bisher gefunden und präpariert wurde. Die Sammlung zeigt die besterhaltenen Funde der Fossilfundstätte Holzmaden, die in den letzten 150 Jahren gemacht wurden.

1993 wurde vom Enkel des Museumsgründers, Rolf Bernhard Hauff, der zweite Bauabschnitt fertiggestellt. Ein idealisierter Schichtaufbau der Posidonienschiefer mit den jeweils typischen Fossilien im Maßstab 1:1, mit 16 m Länge und 5 m Höhe, bildet die zentrale Inszenierung. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der didaktischen Ausgestaltung mit Dioramen, Filmvorführungen, lebensechten Modellen und Computeranimationen.

Das Urwelt-Museum Hauff ist heute das größte private Naturkundemuseum Deutschlands. Es wird in Form einer Stiftung verwaltet, die zu Ehren des Museumsgründers Bernhard Hauff Stiftung genannt wird.

Rolf Bernhard Hauff

Veröffentlicht in: Der Landkreis Esslingen. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Esslingen (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). Ostfildern 2009, Bd. 2, S. 41.

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