Muschelkalkgestein an Kocher  und Jagst - das Muschelkalkmuseum Ingelfingen

Placunopsis- (Austern-) Riff des Oberen Muschelkalk vor dem Muschelkalk-Museum in Ingelfingen - Quelle LABW
Placunopsis- (Austern-) Riff des Oberen Muschelkalk vor dem Muschelkalk-Museum in Ingelfingen - Quelle LABW

Lesesteinriegel aus grauem Muschelkalkgestein kennzeichnen die Tallandschaften von Kocher und Jagst, und aus Muschelkalkquadern ist auch die Innere Kelter in Ingelfingen erbaut, in deren Dachgeschoss das Muschelkalkmuseum 1996 eingezogen ist. Viele seiner Exponate wurden im Hohenloher Land gesammelt. Dennoch erwartet den Besucher kein Heimatmuseum, sondern ein naturkundliches Spezialmuseum. Es führt ihn etwa 240 Millionen Jahre zurück, als Mitteleuropa zur Zeit der Trias vom Muschelkalkmeer überflutet war. Sammel- und Forschungsobjekt sind die Gesteine, Mineralien und vor allem Fossilien aus dem Muschelkalk und Lettenkeuper von Deutschland, Frankreich und Polen, aber auch aus gleichaltrigen Schichten anderer Kontinente. So entsteht auf über 300 qm Fläche ein lebendiges Bild von den Lebensbedingungen im Muschelkalkmeer, von Muschelriffen und Sturmflutschichten, Ceratiten und Armfüßlern, von Pflasterzahnsauriern und Urlurchen, und von den Seelilien, deren zerfallene Skelette meterdicke Werksteinbänke aufbauen. Der thematische Rahmen reicht vom geologischen Bau des Kochertals und der Tiefbohrung Ingelfingen von 1863 bis zur Stammesgeschichte der Seeigel und der Paläoökologie triaszeitlicher Seelilien aus Süd-China.

Zum Museum gehört ein Magazin mit mehreren zehntausend Fossilien, das der internationalen wissenschaftlichen Forschung offensteht. Besonders umfangreich ist die Sammlung triaszeitlicher Stachelhäuter aus der ganzen Welt, die auch die Grundlage der Forschungstätigkeit am Museum bildet. Darüber hinaus wird dort über die Paläoökologie und Stratigraphie des Muschelkalks gearbeitet, oft im Zusammenwirken mit Universitäten, Museen und geologischen Diensten des In- und Auslands.

Die Sammlung wurde in über vierzig Jahren durch den ehrenamtlichen Museumsleiter aufgebaut. Träger des Museums sind die Stadt Ingelfingen und die Friedrich von Alberti-Stiftung der Hohenloher Muschelkalkwerke, die regelmäßig den mit 10 000 Euro dotierten Alberti-Preis verleiht. Mittlerweile folgen weitere Privatpaläontologen dem Beispiel des Museumsleiters und übertragen das Eigentum an ihren Sammlungen der Alberti-Stiftung.

Hans Hagdorn

Veröffentlicht in: Der Hohenlohekreis. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Hohenlohekreis (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). Ostfildern 2006, Bd. 1, S. 12.

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