Wellendingen 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.wellendingen.de
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Einwohner: 3026
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 173.0
Max. Höhe ü. NN (m): 933.85
Min. Höhe ü. NN (m): 593.39
PLZ: 78669

Im Südosten des Landkreises Rottweil gelegen, dehnt sich das 17,47 qkm große Gemeindegebiet vorwiegend auf das Keuper-Lias-Vorland der südwestlichen Schwäbischen Alb aus. Im Osten greift das Areal am Trauf des Zeugenbergs Lemberg auf die Schwäbische Alb aus, wo das Gelände auf rd. 935 m NN das Höhenmaximum erreicht. Den tiefsten Punkt markiert der Weiherbach, der im Südwesten an der Grenze zu Rottweil auf etwa 595 m NN das Gemeindegebiet verlässt. Während der Hauptort aufgrund seines dynamischen Siedlungswachstum in der Nachkriegszeit nach Westen und Norden expandierte, verlief die Entwicklung in Wilflingen verhaltener. Verantwortlich waren die verkehrsabgeschiedene Lage und die Terrainverhältnisse. Die Gemeinde hat Anteil an dem 1991 ausgewiesenen, kreis- und gemeindeüberschreitenden Landschaftsschutzgebiet am Albtrauf des Lembergs. Der Landesentwicklungsplan schreibt die Gemeinde dem Ländlichen Raum zu. Während Wellendingen durch die Mediatisierung der Freiherren von Freyberg 1805 an Württemberg fiel und am 18. März 1806 dem Oberamt (seit 30.1.1934 Kreis) Rottweil zugeschlagen wurde, aus dem zum 1. Oktober 1938 der gleichnamige Landkreis hervorging, verblieb Wilflingen bei Hohenzollern-Hechingen und bildete eine Exklave im Territorium des Königreichs. Am 8. April 1850 kam die Gemeinde zu Preußen und am 7. Dezember 1925 vom Oberamt Hechingen zum gleichnamigen Landkreis. Am 1. Januar 1969 wechselte Wilflingen zum Landkreis Rottweil und wurde am 1. Januar 1974 nach Wellendingen eingemeindet.

Die Gemeinde Wellendingen liegt circa 6,5 Kilometer südöstlich der Kreisstadt Rottweil und erstreckt sich mit 1747 Hektar im Lias-Vorland der südwestlichen Schwäbischen Alb. Die beiden Gemeindeteile Wellendingen und Wilflingen sind mit der Kreisstadt über die Kreisstraße K 5545 und die Bundesstraße B 14 verbunden. Durch Wellendingen führt die Landesstraße L 434, die unter Umgehung von Rottweil eine schnelle Querverbindung aus dem Raum Schömberg-Balingen zur B 14 (Neuhaus-Aldingen) nach Spaichingen-Tuttlingen beziehungsweise Villingen-Schwenningen ermöglicht. Von Wilflingen zweigen Kreisstraßen nach Gosheim und Schörzingen (Zollernalbkreis) ab. Die Nachbargemeinden sind im Süden Gosheim und Frittlingen (Landkreis Tuttlingen), im Westen und Norden die Stadt Rottweil mit den Stadtteilen Neufra, Göllsdorf und Zepfenhan sowie im Osten die Gemarkung Schörzingen (Stadt Schömberg, Zollernalbkreis). Den Untergrund der Gemeinde bilden Gesteine, die der Juraformation, das sind Lias (Schwarzer Jura), Dogger (Brauner Jura) und Malm (Weißer Jura), angehören. Auf engem Raum wechseln Kalkbänke und Mergelschichten. Sie bilden eine Abfolge der südwestdeutschen Jura-Schichtstufe, deren Basis die Keuper-Landstufe über dem Primtal darstellt und deren Verlauf im Taleinschnitt des Weiherbachs gut verfolgt werden kann. Der Lias nimmt auf der Hochfläche weite Teile der Gemarkung Wellendingen ein. Die obersten Verebnungen liegen im mittleren Niveau von 680 Meter über Normalnull und gehören vorwiegend dem mittleren Lias an. Die hierher gehörenden Amaltheenschichten werden durch die rückwärts schreitende Erosion der Neckar-Prim-Zubringer aufgelöst. Sie gliedern das Albvorland in Teilflächen, Restkuppen und Quellmulden. Der Altberg und der Stöffelberg sowie der Weilenberg westlich der Starzel tragen noch Reste der Amaltheenschichten. Ostwärts der Starzel in fast gleichem Niveau stehen indessen die Posidonienschiefer des obersten Lias an, die durch ihre Härte der Erosion Widerstand leisten. Über den Taleinschnitten bilden sie steile, fast stufenartige Böschungen (Attenberg, Leineberg). Sie boten sich als Siedlungsplätze an, wie die Lage von Wilfingen zeigt. Weiter nach Osten zur Stufe des Malm hin folgen dann in einem schmalen Band die Tone, Mergel und Kalkbänke des Doggers. Das Gelände ist vor allem durch die stark quellenden Opalinustone rutschgefährdet. Der Anstieg zur Stufe des Malm setzt hier an, ist aber von den Rutschpaketen und dem Gehängeschutt der darüber lagernden mittleren und oberen Doggerschichten verdeckt. Lediglich im Pass zwischen den Zeugenbergen Hohenberg und Lemberg (924 Meter über Normalnull) ist der Weißjura Alpha aufgeschlossen. Hier am Trauf endet das Gemeindegebiet, so dass der eigentliche Malm bereits außerhalb der Gemeinde liegt und nur dort stratigraphisch verfolgt werden kann. Die Oberflächenformen werden neben der unterschiedlichen Schichtlagerung der Ausgangsgesteine auch von der Abtragung und Erosion bestimmt. Allein aus der Spanne von 595 Metern (tiefster Punkt im Weiherbachtal) und rund 925 Metern (Pass zwischen Lemberg und Hohenberg), das sind 330 Höhenmeter auf knapp 8 Kilometer Entfernung, resultieren hohe Reliefenergiekräfte. Die gesteinsbedingten Verebnungen, die als Schichtrippen der Lias-Landterrasse oder -hochfläche zu deuten sind, sind größtenteils bis auf kleine Reste abgetragen. Maßgebliche Ursache ist die über die Starzel rückwärts schreitende Erosion. Sie greift im Rutschungsgebiet des Doggers mit ihren Quellbächen (unter anderem Stapfelbach) die rund 350 Meter hoch aufragende Stirn des Malm an und hat die älteren, weit im Nordwesten wurzelnden und zur Donau führenden Täler der Unteren Bära und des Mühlbachs »geköpft«. Vorfluter des Gemeindegebiets ist die von Schörzingen kommende Starzel. Auf einer Strecke von rund 4,5 Kilometer entwässert sie das Albvorland und erhält aus Osten als stärkste Zuflüsse den Stapfelbach und den Wilflinger Hülbbach beziehungsweise den Gosheimer Bach. Diese Bäche haben ihre Ursprünge im Bereich der Wasser stauenden Tonschichten des Malm und des Doggers. Sie stellen die bedeutendsten Wasser führenden Horizonte dar. Der Weiherbach, der vom Primtal her die waldbedeckte Stirn der Keuperstufe auflöst, entspringt indes in den Arietenkalken des Lias Alpha. Aus diesem Horizont treten viele Quellen aus, die früher den Äckern und Wiesen der Wellendinger Markung (Flurname Brunnen, Waldbrunnen, In der Binte) Feuchtigkeit spendeten, oft zuviel, so dass sie in den 1920er Jahren entwässert wurden. Für die Trinkwasserversorgung sind sie aber heute wegen ihrer geringen Schüttung und der Beimischung von Schwefelwasserstoff von geringem Belang. Was die Wasserführung der Starzel angeht, so liegt sie bei der Unteren Mühle von Wellendingen bei circa 100 Liter pro Sekunde. Damit ließen sich in der Vergangenheit Mühlräder antreiben. Angaben über die Gewässergüte der Starzel liegen nicht vor. Das offene Land der Lias-Hochfläche trägt auf weiten Strecken in flacher Lagerung tiefgründige Tonböden; auf Hanglagen treten eher flachgründige Tonmergelböden auf. Die Liasböden sind mit Nährstoffen gut versorgt. Insbesondere die aus den Arietenkalken hervorgegangenen Böden eignen sich für den Ackerbau und bringen im Allgemeinen hohe Erträge. Weniger günstige Eigenschaften besitzen die Dogger-Böden, die wegen ihrer lehmig-tonigen Struktur insgesamt schwieriger zu bewirtschaften sind. Aus diesem Grund blieben sie früher der Grünlandnutzung und der Viehweide vorbehalten oder wurden forstwirtschaftlich genutzt. Die Tonböden auf der westlichen Wellendinger Gemarkung bildeten auch einen wertvollen Rohstoff für die Ziegelherstellung. In der Gemeinde Wellendingen ist der Wald auf die der Landwirtschaft ungünstigen Lagen zurückgedrängt worden. Vor allem auf den Hanglagen der Taleinschnitte von Weiherbach und Starzel sowie auf der von Rutschungen geprägten Stirnseite des Lembergs wächst Wald. Jüngere Aufforstungen wurden auch auf den hängigeren Partien der Allmende vorgenommen. Der Gemeindeteil Wilflingen ist dabei etwas waldreicher als der Hauptort. Dort sind fast zwei Fünftel der Markung von Nadelmischwäldern besetzt, in Wellendingen ist es gut ein Drittel. Auf den Hanglagen kommt dem Wald eine Schutzfunktion für die Siedlungen zu. Während der Hauptort Wellendingen ein dynamisches Siedlungswachstum aufweist, verläuft die Entwicklung in Wilflingen eher verhalten. Verantwortlich sind die verkehrsabgeschiedene Lage, aber auch die Terrainverhältnisse. Die weiten Ebenheiten, wie sie in Wellendingen zwischen dem ehemaligen Bahnhof und dem Sportplatz beziehungsweise der Ziegelhütte vorherrschen, begünstigen die Erschließung von Industrie- und Gewerbegebieten und stellen einen positiven Standortfaktor dar. Dass dadurch den Aussiedlerhöfen wie überhaupt der Landwirtschaft wertvolle Produktionsflächen verloren gehen, wird gerade in diesem Bereich besonders augenfällig. Ob die auf Wilflinger Gemarkung nachgewiesenen Ölschiefervorkommen mit ihrem Ölgehalt von circa 8 Prozent die Entwicklung in eine andere Bahn lenken können, wird sich erst in Zukunft erweisen. Auf dem Attenberg steht die seltene Sibirische Schwertlilie (»Iris sibirica«) unter Schutz.

Bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gehörten beide Orte unterschiedlichen Staaten und Ländern an. Während Wellendingen durch die Mediatisierung der Freiherren von Freyberg 1805 an Württemberg fiel, verblieb Wilflingen bei Hohenzollern-Hechingen und bildete eine Exklave im Territorium des Königreichs, das in der Nachfolge überkommener vorderösterreichischer Rechte Ansprüche auf den Ort erhob und ihn 1806 besetzte. Kauf- und Tauschangebote bis 1821 sollten Klarheit bringen, doch Wilflingen blieb bis 1849 beim Fürstlichen Amt Hechingen. Durch den Regierungsverzicht des Fürsten und den Abtretungsvertrag vom 7. Dezember 1849 gelangte die Gemeinde am 8. April 1850 an Preußen und gehörte dort, zusammen mit dem Sigmaringer Teil, zu den Hohenzollern’schen Landen. Aus dem für Wilflingen zuständigen Fürstlichen Amt ging 1862 das Oberamt Hechingen, 1925 der gleichnamige Landkreis hervor. Wellendingen wiederum wurde dem sich 1806/08 ausformenden Oberamt Rottweil zugeschlagen. 1806/08 bildete es ein Patrimonialamt der Freiherren von Freyberg. Nach der Kreisordnung vom 27. Januar 1934 wurde das Oberamt in Landkreis Rottweil umbenannt. Erst nach 1945 erstand beiden Gemeinden ein gemeinsames »Haus«, zuerst in dem unter der französischen Besatzung stehenden Land Württemberg-Hohenzollern, dann 1952 im Südweststaat. Am 1. Januar 1969 wechselte Wilflingen zum Altkreis Rottweil, aus dem vier Jahre später der neue Landkreis wurde. Damit gab das Dorf am Lemberg den Status einer Exklave auf. Am 1. Januar 1974 wurde Wilflingen nach erregten Debatten und gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit nach Wellendingen eingemeindet. Für die Verbindung von »Mußpreußen« und »Wüaßtabergern« sprachen althergebrachte Verbindungen, unter anderem die seit dem 19. Jahrhundert sich verdichtenden wirtschaftlichen Beziehungen, die gemeinsame Postversorgung 1875 und der seit 1918 bestehende gemeinsame Wahlkreis bei Reichstagswahlen. 1975 trat die neue Gemeinde der Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Rottweil, Deißlingen, Dietingen und Zimmern ob Rottweil bei. Die politische Ausrichtung bestimmten primär die konfessionellen und sozioökonomischen Verhältnisse, die auch zur Beteiligung an der Revolution 1848/49 motivierten. Während der zweiten Radikalisierungsphase im September 1848, im Rahmen derer Gottlieb Rau in Rottweil die Republik aus- und zum Zug nach Stuttgart aufgerufen hatte (24.9.), marschierten Rottweiler Jugendliche mit roten Fahnen los, gefolgt von der Bürgerwehr und berittenem Bürgermilitär. Ihnen schlossen sich auch Wellendinger Bauern an, doch der »Zwetschgenaufstand« brach bereits in Balingen (26.9.) zusammen. In Wilflingen machten sich am 11. März 1848 zwei Dutzend Männer auf nach Hechingen, um Fürst Friedrich Wilhelm Constantin zu zwingen, ihre Märzforderungen anzunehmen, die rückwärts gewandt eher Auswüchse des Feudalsystems beseitigen als den gesellschaftlichen Umsturz einleiten sollten. Die Wahlen zum Reichstag des Kaiserreichs prägte in Wellendingen anfänglich der für Württemberg typische Dualismus der beiden liberalen Parteien. 1877 gewannen die antipreußisch-großdeutsche und föderalistische Volkspartei alle Stimmen, auch 1871 und 1890 (64,8 beziehungsweise 58,5 Prozent) stellten die Demokraten die absolute Mehrheit. Die konservativere Deutsche Partei sicherte sich 1878 die meisten Stimmen (38,6 Prozent), 1884/87 errangen die Nationalliberalen mit 92,4 beziehungsweise 84,8 Prozent die absolute Majorität. Daneben trat auch das Zentrum als Partei des katholischen Milieus hervor (1881: 52,3 Prozent). Der Dreikampf weitete sich seit den 1890er Jahren mit dem Übergang zum politischen Massenmarkt um die SPD als Partei neuen Typs, die sich seit 1898 (23,1 Prozent) als drittstärkste Fraktion behauptete. Um die Mehrheit stritten sich nun der politische Katholizismus (1903 mit 40,6 Prozent), der nach dem Ausfall der als elitärer Honoratiorenversammlung überkommenen DP das kirchennahe-konservative Lager vertrat, und die VP, seit 1907 die einzige liberale Partei. Die stärker als Mitgliederpartei ausgerichteten Linksliberalen waren die Gewinner der Wahlen von 1893/98 (74,1 und 41,9 Prozent) sowie 1907/12 (44,4 und 40,4 Prozent) und bildeten mit der SPD zusammen das liberal-antikirchliche Lager. Auch in Wilflingen teilte sich die politische Öffentlichkeit in die Lager der »Roten« und der »Schwarzen«, deren Zwist unter anderem bei den Kulturkampf-Wahlen 1874 und 1884 aufbrach. Bei den Bürgermeisterwahlen 1906 und den sich über ein Jahr hinziehenden Gemeinderatswahlen 1913/14 zeigte sich die Unversöhnlichkeit nicht nur in Wahlanfechtungen sowie einem politischen und emotionalen Patt, sondern auch in körperlicher Gewalt: 1906 warfen Anhänger der beiden Parteien sich gegenseitig Fensterscheiben ein, und die Körperverletzungen gipfelten in einer gerichtsanhängigen Messerstecherei. Auch die Wahlen in der Weimarer Republik kennzeichnete der Gegensatz zwischen bürgerlich-katholischem und Arbeiter-lager. Schon während der Revolution 1918/19 hatte sich in Wilflingen bezeichnenderweise ein Soldaten- und ein Bauernrat gebildet. In Wellendingen erhielt die SPD 1919 mit 47,2 Prozent die meisten Stimmen, dicht gefolgt vom Zentrum (41,7 Prozent), das in Wilflingen dominierte (64,7 Prozent), während die linksliberale DDP in beiden Orten (7,7 beziehungsweise 4,6 Prozent) ebenso abfiel wie die KPD, die nur in Wellendingen gewählt wurde (1,1 Prozent). Schon bald, bei der Dezemberwahl 1924, lagen in Wellendingen wie schon vor 1919 Katholikenpartei und Linksliberale dicht beieinander (44,3 beziehungsweise 41,9 Prozent). Den seit den 1930er Jahren einsetzenden Niedergang der Weimarer Koalition, vor allem durch den Ausfall der SPD, begleitete der Aufstieg der republikfeindlichen Parteien, am linken Rand der KPD, am rechten der DNVP und der NSDAP. Zwar hatte bei der Reichspräsidentenwahl 1932 der vom Zentrum und der SPD unterstützte Amtsinhaber Hindenburg sich in Wellendingen ebenso klar durchgesetzt (75,9 zu 19,8 Prozent) wie im Rottweiler Oberamt (64,5 zu 25,1 Prozent), doch hatte Hitler in Wilflingen bereits die absolute Mehrheit (54,9 Prozent) erhalten und das Hechinger Kreismittel (23,9 Prozent) weit übertroffen. Dort erfuhr die braune Bewegung bei der Märzwahl 1933 mit 57,3 Prozent mehr Zuspruch als alle Mitbewerber zusammen (Zentrum 27,1 Prozent, SPD 8,7 Prozent und KPD 3,5 Prozent). Dass das katholische Milieu in Wilflingen als Resistenzfaktor ausfiel, obwohl dessen Bekenntnis reichsweit die negative Wahlnorm gegen den Nationalsozialismus schlechthin bildete, war nicht zuletzt dem Dauerzwist zwischen den beiden feindseligen Lagern geschuldet. Die so genannten Volksabstimmungen in der NS-Zeit halten demokratischen Maßstäben nicht stand; sie geben aber Aufschluss über die Rahmenbedingungen der Urnengänge in der voll entfalteten NS-Diktatur. Wahlbeteiligungen von 99,6 Prozent (November 1933) und 99,7 Prozent (1938) sind die Folge der spezifischen politischen und psychologischen Herrschaftsmechanismen von Gewalt und Verführung. Die Ergebnisse sind auch ein Hinweis für das Einverständnis der Zeitgenossen mit dem NS-Regime. 1938 lag die Zustimmungsquote in Wellendingen (99,4 Prozent) und Wilflingen (99,7 Prozent) über dem Mittel der Kreise Rottweil und Hechingen (96,7 beziehungsweise 96,9 Prozent). Umgekehrt lag der Anteil der Wellendinger Nein-Stimmen (5,2 Prozent) beim Diktaturreferendum 1934 unter dem Oberamtsmittel (11,5 Prozent). Der demokratische Neubeginn nach 1945 erlebte eine Wiederauflage der althergebrachten Rivalität zwischen beiden Lagern – allerdings mit einseitigen Kräfteverhältnissen. Die Union, die das Zentrum und dessen Vorfeldorganisationen beerbte, sicherte sich als antisozialistische Sammlungsbewegung Anhänger über das konservativ-kirchentreue Lager hinaus und konnte als christlich-antikommunistische Volkspartei rechts der SPD unangefochten eine absolute Mehrheit nach der anderen erobern. Schon bei der ersten Bundestagswahl 1949 stimmten in beiden Orten mehr als vier Fünftel der Wähler für die Union. Die SPD dagegen erreichte in Wilflingen lediglich jeden siebten, in Wellendingen sogar nur jeden 22. Abstimmenden. Gemessen am Gebietsstand der Gemeindereform, profilierte sich Wellendingen als CDU-Hochburg. Auch in den 1950er Jahren waren ihr Mehrheiten von mehr als vier Fünftel sicher (1953 z.B. 85,6 Prozent). Zwar nahm der Zuspruch auf die Dauer ab, sank aber außer 1998 (49,7 Prozent) nicht unter die 50 Prozent-Marke. Die SPD konnte aus diesem Schrumpfungsprozess nur mäßig Kapital schlagen. In den 1950er Jahren eine Randpartei mit weniger als 10 Prozent, erzielte sie bei der »Willy-Wahl« 1972 ihr vorläufiges Höchstergebnis (23,1 Prozent), das sie 1980 nochmals bestätigte und 1998 und 2002 übertraf (30,4 und 25,2 Prozent). Die übrigen Parteien spielten eine noch stärker untergeordnete Rolle. Die Landtagswahlen brachten dieselbe Kräftekonstellation hervor, lediglich mit geringfügigen Abweichungen: Zum einen startete die Union 1952 von einem niedrigeren Niveau (69,3 Prozent) aus und musste zum anderen einen Wählerrückgang erst in den 1980er Jahren hinnehmen. Noch 1980 band sie mehr als vier Fünftel aller Wähler. Danach erfolgte eine Angleichung an die Ergebnisse der Bundestagswahlen, doch verlor die Union bei keinem Urnengang die absolute Mehrheit. Darüber hinaus kam die SPD mit Ausnahme von 1956 auf bessere Resultate, kletterte aber bei keiner Wahl über die 30 Prozent-Marke. Die kleinen Parteien schnitten wie bei den Urnengängen zum Bundestag ab, wenngleich die Freidemokraten noch weniger, die Republikaner dagegen etwas mehr Stimmen sammelten.

Wappen von Wellendingen

In Silber (Weiß) über erhöhtem blauen Wellenschildfuß ein schreitender, hersehender roter Löwe (Leopard).

Beschreibung Wappen

In den Schultheißen- und Bürgermeisteramtssiegeln der Gemeinde erscheint nachweislich seit 1930 kein Wappen, sondern eine von zwei Lorbeerzweigen umkränzte Tanne. Dieses Motiv dürfte als bloße Verzierung des Siegels anzusehen sein. Nach 1945 wurde das Siegelbild in einen Wappenschild gesetzt. Bei den Bemühungen um ein rechtsgültiges Gemeindewappen sah man davon ab, die Tanne zu übernehmen, da sie in vielen kommunalen Wappen vertreten ist. Statt dessen wählte man den Wellenschildfuß als für den Ortsnamen „redendes" Bild und den Leoparden aus dem Wappen der Herren von Wellendingen. Diese waren im 13. und 14. Jahrhundert Lehensleute der Grafen von Hohenberg. Die Farben Rot-Silber weisen auf die frühere Zugehörigkeit des Ortes zur Grafschaft Hohenberg hin. Wappen und Flagge wurden am 22. Mai 1970 vom Innenministerium verliehen.

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