Lörrach - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1102

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Südwestlichste Kreisstadt der Bundesrepublik am Rande des Schwarzwaldes und seiner südlichen Vorbergzone mit enger Verflechtung zum benachbarten Basel. Die Stadt liegt im breiten unteren Wiesental, eingegrenzt von den Ausläufern des Schwarzwaldes im Nordosten, dem Markgräfler Hügelland im Nordwesten und dem Dinkelberg im Südwesten, auf der linksseitigen Niederterrasse und dem Schwemmfächer des Rüttegrabens. Das Stadtzentrum wurde in den letzten Jahren funktional aufgegliedert: ein Verwaltungszentrum um den Bahnhof, ein Einkaufsbereich um den alten und neuen Marktplatz sowie ein kultureller Schwerpunkt um die Burg, dem ältesten Siedlungsteil. Neuere Ausbauten im gesamten Stadtgebiet, vor allem jedoch an den westexponierten Hängen der Dinkelbergscholle. Industrie- und Gewerbebetriebe finden sich im Wiesental entlang der Bahn und der Bundesstraße.
Historische Namensformen:
  • Lorach 1102
  • Lorracho 1102
Geschichte: 1102 Lorach, Lorracho, Ortsname nicht sicher gedeutet, mit großer Wahrscheinlichkeit vorgermanisch. Ein Reihengräberfeld mit Bestattungen seit dem 6. Jahrhundert im Stadtteil »Ufhabi« (Innenstadt). 1102 erhielten die Herren von Rötteln die Schirmvogtei über die Besitzungen des Basler Cluniazenserklosters St. Alban, darunter das Dorf Lörrach mit Kirche und Pfarrsatz. St. Alban war 1083 durch Bischof Burkhard von Basel gegründet und mit vielen Gütern begabt worden. Vorgänger der Basler Grundherrschaft in und um Lörrach dürfte das Kloster Säckingen gewesen sein. In Lörrach saß ein 1238 erstmals genanntes Ministerialengeschlecht der Herren von Rötteln, nach anderen auch der Herren von Usenberg. Es besaß ein Wasserschloß am Hochgestade der Wiese. Die Herren von Lörrach wurden 1311 auch mit dem Dinghof des Klosters und mit dem Meieramt belehnt. Bereits 1342 war das Schloß in Händen der Herren von Eptingen, die sich von Lörrach nannten. Ihre Rechte an Dorf und Burg Lörrach verkauften sie 1361 an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg. Diese waren schon 1315 Erben der Herren von Rötteln geworden, zu deren Herrschaft Lörrach gehörte. Im 15./16. Jahrhundert wurde das Burglehen Lörrach an mehrere aufeinanderfolgende adlige Geschlechter vergeben. Das Schloß wurde im 30jährigen Krieg 1638 verbrannt. Neben dem Dorfgericht bestand das Dinggericht des Klostermeiers von St. Alban. Die Rechte des Klosters gingen 1529 nach Einführung der Reformation in Basel an diese Stadt über und wurden erst 1820 endgültig abgelöst. Für die hohe Gerichtsbarkeit war das sogannte Kapfgericht der Markgrafen in Rötteln zuständig (siehe Haagen). Nach der Zerstörung der Burg Rötteln 1678 verlegten die Markgrafen von Baden, seit 1503 Nachfolger der Sausenberger in der Herrschaft, den Sitz ihres Oberamts Rötteln-Sausenberg nach Lörrach und erhoben 1682 den seit 1403 privilegierten Marktflecken zur Stadt. Ein neues Stadtprivileg erhielt Lörrach 1756, um den Ort für ausländische, besonders Schweizer Unternehmer attraktiver zu machen. Im selben Jahr Bau eines Rathauses. 1809 wurden ein Oberamt und eine Landvogtei Lörrach eingerichtet, 1809-1815 war die Stadt Hauptort des Wiesenkreises, der außer Lörrach noch elf Ämter umfaßte. Danach wurde das Oberamt in ein Bezirksamt und 1936/39 mit Einschluß der Amtsbezirke Schönau und Schopfheim in den Landkreis Lörrach umgewandelt. Eingemeindung von Stetten 1908, von Tüllingen und Tumringen 1935.
Wirtschaft und Bevölkerung: Weinbau bis ins 19. Jahrhundert auf großen Flächen. Seit dem 15. Jahrhundert Papierherstellung für Basler Druckereien; gegen 1700 drei Papiermühlen, vor 1800 war das Gewerbe erloschen. Von dauernder Wichtigkeit wurde seit Mitte des 18. Jahrhunderts die Textilindustrie (Kattundruckerei, Spinnerei- und Webereifabriken).

Ersterwähnung: 1102 [1102/03]
Kirche und Schule: Die 1102/03 erstmals genannte Kirche war wohl schon 1083 vom Bischof von Basel an das Kloster St. Alban geschenkt worden. Als Peterskirche dürfte sie ein noch höheres Alter haben. 1317 und 1362 dem Kloster inkorporiert. Nach Einführung der Reformation 1556 wurde Lörrach Sitz des evangelischen Spezialsuperintendenten der Herrschaft Rötteln. Von dem alten Kirchengebäude ist nur der Turm mit dem Sternengewölbe der Turmhalle erhalten. Im übrigen Neubau im Weinbrennerstil von 1815/17. Im Laufe des 20. Jahrhunderts entstanden in Lörrach noch fünf weitere evangelische Pfarreien: Die Johannespfarrei, älteste Pfarrei, trug nach 1906 zur Unterscheidung von der neuen Nordpfarrei, heute Pauluspfarrei, die Bezeichnung Südpfarrei. Die Ostpfarrei, heute Matthäuspfarrei, kam 1949 hinzu. Zu ihr zählt auch Inzlingen. 1956 wurde als vierte Pfarrei die Markuspfarrei errichtet. 1969 entstand im Neubaugebiet die evangelische Salzertgemeinde, 1974 in der Homburgsiedlung die evangelische Friedensgemeinde, seit 1981 Pfarrei. Die Matthäuspfarrei bedient sich der Stadtkirche, die Johannespfarrei seit 1975 des neuen Gemeindezentrums in der Suttersmattstraße. Die 1956 gebaute Christuskirche dient der Paulus- und der Markuspfarrei. Die neuromanische katholische St.-Bonifatius-Kirche wurde 1864/67 erbaut. Pfarrkuratie 1867, Pfarrei 1882. Daneben eine Kuratie mit der 1964 erbauten Kirche St. Peter. Eine 1522 erwähnte St.-Anna-Kapelle wurde Anfang des 18. Jahrhunderts abgerissen. Seit 1666/70 befand sich in Lörrach der Zentralfriedhof der Juden der Oberen Markgrafschaft. Höchststand jüdischer Einwohner in Lörrach 1875 mit 248 Personen. Die 1808 erbaute Synagoge 1938 zerstört. Eine Schule wurde nach 1678 von Rötteln nach Lörrach verlegt, 1697 Kapitelschule (Lateinschule) genannt, im 18. Jahrhundert Pädagogium und Progymnasium, 1883 humanistisches Gymnasium (Hebelgymnasium), 1948 Hans-Thoma-Gymnasium, vorher seit 1927 Oberrealschule.
Patrozinium: St. Bonifatius
Ersterwähnung: 1864 [1864/67]

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