Haigerloch - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1095

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Oberstadt liegt auf einem schmalen Muschelkalksporn, der sich auf der linken Flussseite in eine Eyachtalschlinge herabsenkt, die wohl jüngere Unterstadt auf der engen Talsohle rechts des Flusses. Für beide Teile, die im 14. Jahrhundert vorübergehend zwei getrennte Städte bildeten, ist der Platz von Natur aus sehr beschränkt. Keimzelle der Oberstadt ist vielleicht ein Burgweiler. Am ehemaligen Oberstadttor auf dem nur 30 Meter breiten Hals des Bergsporns gabeln sich zwei parallele Gassen, die weiter unten wieder zur »Vorstadt« vereinigt sind. Östlich der Oberstadt seit dem 18. Jahrhundert der Stadtteil Haag mit großem, geometrisch begrenztem Platz; seit 1780 Judenviertel. In der Unterstadt kleiner unregelmäßiger Marktplatz, von dem am Fuß der steilen Talwand nur eine einzige, wohl planmäßig angelegte Straße ausgeht. Der Bergsporn der Gegenseite wird bekrönt von der Schlosskirche und dem Schloss, die zusammen das überaus reizvolle Stadtbild beherrschen. Eine Talstraße fehlte früher, der Verkehr ging durch die Oberstadt und querte am unteren Ende der Vorstadt die Eyach in Richtung Rangendingen. Großes Neubaugebiet mit neuem Schul- und Freizeitzentrum auf der westlichen Hochfläche. Gewerbegebiet an der Straße Richtung Weil­dorf.
Historische Namensformen:
  • Haigerloch
Geschichte: 1095 (Корie 17. Jahrhundert) Haigerloch (Flurname; wohl haiger = Reiher, loch = Wald). Im 15./ 16. Jahrhundert haftete der Name auch an der westlich der Sankt-Anna-Kapelle gelegenen Flur. Ver­mutlich Burganlage des 11. Jahrhunderts in der Nähe der Kapelle und des »Römerturms«. Sie war einer der namengebenden Sitze der Grafen vo Haigerloch-Wieseneck (castrum 1095). Nach deren Aussterben um 1170 Rechtsnachfolge der Grafen von Hohenberg. Diese nannten sich gelegentlich ebenfalls nach der Burg, die sie noch ausbauten. Bergfried im Oberstadtturm erhalten (»Römerturm«); Ende 12. Jahrhundert, Aufbau mit Glockenstuhl und Türmerwohnung 1746 (Christian Großbayer). Wohl infolge der beeng­ten Raumverhältnisse wurde diese Burganlage in der Oberstadt später aufgegeben, nachdem bereits um 1200 auch die ältesten Teile der Burg auf der gegenüberliegen­den Talseite entstanden waren. Dort wurde das heutige Schloss um 1580/85 erbaut, erweitert um 1660 und um 1700. Hauptgebäude im Süden teilweise 13. Jahrhundert, 1580 erweitert, 1660 umgebaut; Mitteltorturm Ende 17. Jahrhundert. Im Norden Zehntscheuer (um 1580), Hofkaplaneihaus mit Torturm (um 1580), Obervogtei (18. Jahrhundert) und »Neuer Bau« (18. Jahrhundert). Renoviert 1977 folgende. Erstmals 1225 ist auch Niederadel von Haigerloch erwähnt, wohl hohenbergi­sche Dienstleute. Stadterhebung durch die Grafen von Hohenberg, Bürger (cives) 1237 und 1260 genannt; Schultheiß (scultetus) 1237. Oberstadttor (13. Jahrhundert?) und Haagtor in der Ummauerung der Oberstadt. Mauer der Unterstadt mit dem Unteren Tor. Vorstadt mit Mittelwiestor. Die Unterstadt mit dem Marktplatz (1472) scheint im 13. Jahrhundert planmäßig angelegt worden zu sein. Im Haag, dem südöstlichen Teil der Oberstadt, errichteten die hohenbergischen Dienstleute von Wellendingen Ende 13. Jahrhunderts einen Adelssitz; 1749 durch Fürst Joseph Friedrich gekauft, der hier das Haagschlößchen erbaute. Im Оsten der Vorstadt, nahe der Eyachbrücke, erbaute vermutlich Marquard von Bubenhofen, Vogt der Oberstadt, um 1375/78 eine Burg. Heutiger Bau (Brauerei-Gasthof) wohl Ende 16. Jahrhundert, 1668 nach einem Brand wiederhergestellt. Im 16. Jahrhundert zwei Jahrmärkte. Die Stadt samt den zugehörigen Dörfern wurde 1354 verpfändet und in zwei Herrschaftsgebiete geteilt. Fortan in Ober- und Unterstadt je eigene Verwaltung. Spätestens 1381 wieder bei den Grafen von Hohenberg vereinigt, die ihre ganze Grafschaft an Österreich verkauften. In der Folge waren die Stadt und ihr Gebiet ständig verpfändet: Grafen von Hohenberg und von Sulz, Herren von Hailfingen, von Weitingen, von Stoffeln; 1449 an Württemberg, 1452 an Erzherzogin Mechthild, 1481 an Württemberg zurück; 1488 an Grafen von Zollern. Lehenshoheit 1490 von Herzog Sigmund an König Maximilian abgetreten. 1497 tauschweise an Zollern, wo es fortan blieb. Bei der Erbteilung 1576 entstand eine eigene Herrschaft und wurde die Stadt wiederum Residenz. Nach Aussterben der Linie Haigerloch 1634 fiel sie an die Fürsten von Hohen­zollern-Sigmaringen, die hier weiterhin eine Residenz unterhielten. 1850 Vereinigung der hohenzollerischen Fürstentümer mit Preußen; 1852 Regierung in Sigmaringen, Oberamt Haigerloch. 1925 zum Landkreis Hechingen. Die Stadteigenschaft ging 1883 verloren (Zuständigkeitsgesetz); Stadtrecht wieder seit 1952. Schulmeister 1472 erwähnt. Progymnasium seit 1954.
Ersterwähnung als Stadt: 1237

Name: Burgen; Schloss
Datum der Ersterwähnung: 1095

Ersterwähnung: 1237
Kirche und Schule: Die Oberstadt war zunächst Filial der Pfarrei Weildorf (Kirche Sankt Ulrich 1366; in der Nähe des Oberstadtturms, 1837/39 abgebrochen), die Unterstadt Filial der Pfar­rei Trillfingen. Unter den Grafen von Hohenberg Entwicklung zur selbständigen Pfarrei (1237 Pleban, 1245 Dekan; 1350 Pfarrkirche und 1447 Friedhof in der Unterstadt erwähnt), die jedoch wieder abbrach. Die Pfarrer übersiedelten allerdings später in die Stadt, weshalb danach die Pfarrorte als Filialen erscheinen. Die »Union« 1683 erhob die 1584 bis 1607 erbaute Schlosskirche zur katholischen Pfarrkirche, wobei Weildorf und Trillfingen durch Kapläne versehen werden sollten (1609 Weihe zur Heiligen Dreifal­tigkeit). Inneres 1748 von Christian Großbayer umgebaut. Stukkaturen von dem Wes­sobrunner Nik. Schütz, Deckengemälde von Meinrad von Aw. Holzplastiken von J. G. Weckenmann. Chorgitter um 1500, frühbarocker Hochaltar. Renoviert 1905/06. In der Unterstadt die Kirche Sankt Nikolaus (1350 Sankt Maria und Nikolaus). Langhaus wohl Mitte 13. Jahrhunderts, Chor 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Dachreiter 18. Jahrhundert. Innenrenovierung 1957. In der Oberstadt Sankt-Anna-Kapelle, 2. Hälfte 14. Jahrhundert erwähnt, als Wallfahrtskirche 1753/55 erbaut. Reizvollstes Rokokobauwerk Hohenzollerns (Bauleitung Christian Großbayer, Innenausstattung J. M. Feichtmayr, J. G. Weckenmann, A. M. von Aw). Im Westen des ummauerten Sankt-Anna-Hofs Kaplaneihaus von 1746. Dominikanerinnen-Klause an der Ulrichskirche 14. bis 16. Jahrhundert. Spital seit dem 16. Jahrhundert erwähnt. Missionshaus der »Weißen Väter« seit 1903; heute auch Niederlassung des Missionsbunds vom Unbefleckten Herzen Maria. Evangelische Kirche 1861/63, mit Nachbildung des Heiligen Abendmahls nach Leonardo durch Fr. Schüz und andere 1954. Seit 1864 Vikariat, 1873 Pfarrei.
Patrozinium: Sankt Nikolaus
Jüdische Gemeinde: Jüdisehe Einwohner seit dem 16. Jahrhundert (1792: 36 Familien). Nach 1780 siedelten sie sich, einem fürstlichen Schutzbrief zufolge, im Haag an (zunächst im »Haagschlößchen«), wo 1805 bereits die meisten Juden der Stadt wohnten (1927: 30 Judenhäuser mit 65 Haushaltungen). Jüdische Schule 1832 bis 1939. Die Synagoge von 1793 wurde 1938 zerstört. Deportation der Juden 1941/42, nur 11 kehrten zurück.

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