Gerabronn 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Stadt
Homepage: http://www.gerabronn.de
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Einwohner: 4207
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 104.0
Max. Höhe ü. NN (m): 496.41
Min. Höhe ü. NN (m): 298.34
PLZ: 74582, 74585

Das 40,39 qkm große Stadtgebiet von Gerabronn im Norden des Landkreises Schwäbisch Hall ist naturräumlich zweigeteilt. Der Nordosten mit der Kernstadt gehört zur leicht hügeligen Hochfläche der Hohenloher-Haller Ebene, der Südwesten zu den Kocher-Jagst-Ebenen. Sein Höhenmaximum erreicht das Gelände mit etwa 492 m NN nordwestlich von Oberweiler im Wald Eckertshagen, der mit 298 m NN tiefste Punkt ist am Übergang der Jagst über die westliche Stadtgrenze bei Hürden. Bereits 1938 wurde ein 7,2 ha umfassendes Areal der Reiherhalde Morstein auf der Gemarkung Dünsbach, die über Jahrhunderte Brutplatz von Graureihern war, als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Gerabronn, dessen alter Ortskern einen kreisförmigen Grundriss aufweist, wurde zwar schon 1369 als Stadt bezeichnet, erhielt das Stadtrecht aber erst 1886. Die vormals ansbachischen bzw. preußischen Gemeinden Amlishagen, Gerabronn und Michelbach an der Heide fielen 1806 an Bayern, zugleich gelangte das bis dahin den Herren von Crailsheim zugehörige Dünsbach an Württemberg. 1810 gehörten alle vier Orte zu Württemberg, das im Jahr darauf Gerabronn zum Sitz eines Oberamtes erhob. Am 1. Januar 1972 wurde Amlishagen, zu Jahresbeginn 1973 Dünsbach und Anfang 1975 Michelbach an der Heide nach Gerabronn eingemeindet, das heute als Unterzentrum eingestuft ist. Das heutige Gemeindegebiet, seit 1938 dem Landkreis Crailsheim zugeteilt, fiel mit dessen Aufhebung im Zuge der Kreisreform zum Jahresbeginn 1973 an den erweiterten Landkreis Schwäbisch Hall.

Die Stadt Gerabronn liegt 20 Kilometer nordöstlich von Schwäbisch Hall auf der Hohenloher-Haller Ebene. Obwohl umgeben von Kreisgemeinden liegt die Gemeinde eher an der Peripherie des Landkreises. Hier übernimmt der Hauptort die Funktion eines Unterzentrums im ländlichen Raum. An Schwäbisch Hall ist das Gebiet über die L 1037, die auch zur A 6 (Auffahrt Wolpertshausen) führt, und die L 2218 angebunden. Das ebenfalls wichtige Wirtschafts- und Verwaltungszentrum Crailsheim wird nach 23 Kilometern über die L 1033 und B 290 erreicht. Naturräumlich zählt das Gebiet zu den Neckar-Tauber-Gäuplatten. Die Hohenloher-Haller Ebene bildet weite, ausgeräumte, leicht hügelige Hochflächen ohne markante Erhebungen (höchster Punkt 492,5 Meter über Normalnull nordwestlich Oberweiler), die von den schmalen und bis zu 100 Meter tief eingeschnittenen, strukturreichen Tälern von Jagst, Brettach und Blaubach, in denen der Obere Muschelkalk schroffe, steil abstürzende Talränder bildet, durchschnitten werden. Blaubach und Brettach fließen dort in engen Kerbsohlentälern. Das Brettachtal weitet sich östlich Bügenstegen, wo die Talsohle den weicheren Mittleren Muschelkalk erreicht, und mündet östlich Elpershofen in die Jagst, deren Kastental durch Oberen und Mittleren Muschelkalk in Steil- und Flachstufe gegliedert ist. Zahlreiche Seitenklingen sind als steilwandige Kerbtäler ausgebildet. Auf der Hochfläche liegen dem Muschelkalk Unterkeuper und diesem inselweise entkalkte Lössdecken sowie kieselige Restschotter früheiszeitlicher Flusssysteme (»Feuersteinlehme«) auf. Wichtigstes Zeugnis der Fluss- und Landschaftsgeschichte sind die verkehrten Mündungswinkel von Brettach und Blaubach, sowie deren nach Südosten ausgerichtete Talabschnitte. Sie zeugen von der einstigen danubischen Ausrichtung des heute dem Rhein tributären Flusssystems. Erst nach Umkehr der Entwässerungsrichtung zum Rhein hin haben sich Teile einstiger Paralleltäler zum heutigen Talsystem vereint, das dadurch eine Reihe unvermittelter Richtungsänderungen erlangt. Die im Muschelkalk-Untergrund ablaufende Verkarstung führt zur Entstehung zahlreicher Dolinen, oft in der Nähe der Talränder. Deshalb weist die Hochfläche auch kaum Fließgewässer auf. Die meisten führen nur zeitweise Wasser und enden in Erdfällen, wo sie im Karstuntergrund versickern. Bis auf den Elbersbach entwässern alle Fließgewässer in die Jagst. Sie tritt östlich Elpershofen in das Gemeindegebiet ein und verlässt es bereits nach circa 4 Kilometer wieder bei Hürden (tiefster Punkt 298 Meter über Normalnull, Gefälle circa 2 Promille). Brettach, Blaubach, Michelbach, Kühlstattbach und Hörlesklingenbach bilden ihre wichtigsten Zuflüsse. Die Brettach begleitet das Gebiet von Bemberg bis zur Mündung auf circa 12 Kilometer Länge. Wasserführung und -qualität der Muschelkalkgewässer schwanken stark. Im Sommer fallen die Seitenklingen trocken. Die im Mittel gute bis mittlere Wasserqualität wird durch in den Karst eingetragenes, nährstoffreiches Oberflächenwasser oft rasch und kurzfristig beeinträchtigt. Die Rückhaltebecken Beimbach (Brettach) und Bemberg (Blaubach) haben die natürliche Geschiebedynamik der Brettach stark verändert und die biologische Durchgängigkeit dieser Gewässer unterbrochen. Grundwasservorkommen sind kaum von Bedeutung. Alte Brunnenstuben in Talschottern von Brettach- und Jagsttal werden wegen Nitrat- und Keimbelastung nicht mehr genutzt, so dass die Bevölkerung ausschließlich mit Fremdwasser versorgt wird. Am Talboden des Brettachtals tritt bei der Stauwurzel des Beimbachstaubeckens schwach salzhaltiges Quellwasser (Natrium-Calcium-Chlorid-Sulfatwasser) aus, das dem circa 12 Meter unter der Talsohle anstehenden Mittleren Muschelkalk entstammt. Der Versuch der Salzgewinnung Mitte des 18. Jahrhunderts wurde wegen mangelnder Rentabilität schnell wieder eingestellt. Die Oberflächenformen prägen die Böden des Gebiets. In den Muschelkalktälern dominieren an den Steilhängen flachgründige, skelettreiche Böden aus Kalkstein-Hangschutt. Auf flacheren Hangbereichen haben sich etwas tiefgründigere, lehmige Braunerdeböden entwickelt. Die schwach entwickelten Böden auf kalkreichem Schwemmland der Talsohlen sind zum Teil grundwasserbeeinflusst. Auf den Gäuplatten haben sich aus lehmig-tonigen Fließerden mit beigemischten Sand- und Dolomitsteinen des Unterkeupers tonige Braunerden, in Senken auch stauwasserbeeinflusste Tonböden entwickelt, während auf den entkalkten Lösslehminseln zweischichtige Böden mit Vernässungstendenz produktive, aber erosionsanfällige Ackerstandorte bilden. Von der natürlichen Vegetation ist im Gebiet kaum noch etwas erhalten, da die Hochfläche seit Jahrtausenden gerodet und ackerbaulich genutzt ist. Lediglich die Täler spielen als Standorte für naturnahe Vegetation noch eine Rolle. Insbesondere in den tief eingeschnittenen Seitenklingen konnten sich Reste naturnaher Hangschluchtwälder halten, in Jagst- und Brettachtal sind an den für intensive forstliche Nutzung zu steilen Nordhängen Platterbsen-Buchenwälder guter Naturnähe vorhanden. Brettach- und Jagsttal bilden mit ihrem hohen Waldanteil, besonders aber mit den noch freien südexponierten Lagen mit mageren Wiesen (Salbei-Glatthaferwiesen), Kalkmagerrasen, Steinriegeln und Feldhecken die wichtigsten Biotopkomplexe. Insbesondere im unteren Brettachtal und im Jagsttal westlich Elpershofen finden sich Steinriegel eindrucksvoller Mächtigkeit. Sie belegen als steinerne Zeugen die ehemalige, mühselige acker- und weinbauliche Nutzung der Steilhanglagen. Heute überwiegt auf der Ebene die ackerbauliche Nutzung, lediglich im Brettach- und Jagsttal findet sich noch Grünlandwirtschaft. Im Hangwald des Jagsttals liegt das Naturschutzgebiet »Reiherhalde bei Morstein«. Die Reiherkolonie ist jedoch vor Jahren abgewandert. Das gesamte Jagsttal und seine Seitentäler sind Landschaftsschutzgebiet; zahlreiche Dolinen, ehemalige Steinbrüche, etliche Feuchtbiotope und eine Vielzahl von Einzelbäumen sind darüber hinaus als Naturdenkmale ausgewiesen (46 Stück). Der gesamte Jagstlauf ist als NATURA 2000-Gebiet der EU gemeldet. Die Biotopkartierung von 1995 konnte 488 gesetzlich geschützte Biotope feststellen, die meisten in den Tälern, nur wenige auf der Ebene, die insgesamt wesentlich struktur- und artenärmer ist. Topographie und Baugrund um Gerabronn bieten zwar beste Voraussetzungen für eine bauliche Entwicklung, sie wird aber durch die verkehrstechnisch ungünstige Lage begrenzt, da die schmalen und tiefen Täler von Blaubach, Brettach und Jagst keine Verkehrsachsen darstellen, sondern eher hemmend wirken. Deshalb ist für den Kernort, der in den letzten Jahren eine relativ lebhafte Entwicklung im Norden erfuhr, die Anbindung an die B 290 über Blaufelden wichtig. Die alte Bahnlinie nach Blaufelden ist allerdings stillgelegt. Lediglich der Teilort Dünsbach hat eine vergleichsweise günstige Straßenanbindung an die Entwicklungsachse der Autobahn A 6. Die windreiche Hochebene begünstigt die Nutzung der Windenergie, wovon mehrere Windenergieanlagen zeugen.

Die vormals ansbachischen, ab 1792 preußischen Wohnplätze des heutigen Gerabronner Stadtgebiets wurden 1810 von Bayern an Württemberg abgetreten. Lediglich die Besitzungen der Herren von Crailsheim zu Morstein (unter anderem Dünsbach, Kleinforst, Morstein) waren bereits 1806 an Württemberg gekommen (Patrimonialamt Morstein, Oberamt Nitzenhausen, dann Ingelfingen). 1810 sollten die württembergischen Behörden zunächst in Blaufelden angesiedelt werden. Doch da in Gerabronn das Werdeck’sche Amtshaus leer stand, machte man dieses Dorf im folgenden Jahr zum Oberamtssitz. Oberamt und Oberamtsgericht wurden 1819 getrennt; letzteres verlegte man 1823 samt Oberamtsphysikat nach Langenburg. 1826 kam ein Oberamtstierarzt nach Gerabronn. Das Kameralamt für den größten Teil des Bezirks befand sich in Rot am See. Der Sitz der Oberamtspflege war von 1831–68 das spätere Pfarrhaus, später dann das neu erbaute Wohnhaus des Oberamtspflegers Gottlob Friedrich Egelhaaf (1831–87), der zugleich Stadtschultheiß, länger auch Verwaltungsaktuar und viele Jahre Landtagsabgeordneter war. 1906 bezog die Oberamtspflege ein eigenes Gebäude am Bahnhof, in dem ebenfalls die Oberamtssparkasse, das Wohlfahrtsamt und die Oberamtsgeometerstelle untergebracht waren. Mit der Aufhebung des Oberamts Gerabronn 1938 kam der gesamte Bezirk an den Landkreis Crailsheim, der seinerseits in der Kreisreform 1973 im wesentlich erweiterten Landkreis Schwäbisch Hall aufging. Der Zuschnitt der Gemeinden unterlag in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreichen Veränderungen. Zur Kostenersparnis wurden zunächst Stabsschultheißenämter eingerichtet. Die Orte Michelbach an der Heide und Beimbach samt Oberndorf wurden mit Gerabronn, zu dem bereits Rückershagen, Bügenstegen, Rechenhausen und der Kupferhof gehörten, zu einer Verwaltungseinheit zusammengelegt. 1850 wurden die drei Gemeinden wieder eigenständig: Michelbach an der Heide erhielt die Wohnplätze Kupferhof und Rechenhausen, von Langenburg wurden die Weiler Binselberg und Liebesdorf und von Gaggstatt der Wohnplatz Seibotenberg zugewiesen, zu Beimbach kamen Kleinbrettheim und Oberndorf sowie von der Gemeinde Gaggstatt Heroldhausen mit Lenkerstetten und Werdeck. Bei Gerabronn verblieben Bügenstegen, Rückershagen und der Fuchshof. Amlishagen (zuvor Stab Lenkerstetten, Unteramt Kirchberg) war seit 1823 ebenso eine selbstständige Gemeinde wie Dünsbach (zuvor eigener Stab im Unteramt Langenburg) mit Windisch-Brachbach (ab 1849 bei Obersteinach), Elpershofen, Groß- und Kleinforst sowie Morstein, auf dessen Markung bis 1811 südöstlich des Schlosses der Galgen stand. 1886 erhielt Gerabronn das Stadtrecht. Gerabronn und Amlishagen erhielten 1908/09 neue Rathausgebäude. In Michelbach an der Heide wurde vermutlich das alte Schulhaus 1838 zum Rathaus erweitert, 1922/23 bekam es einen Anbau. In Dünsbach war 1909 offenbar die ehemalige jüdische Schule in ein Rathaus umgewandelt und 1936/37 umgebaut worden. Im Revolutionsjahr 1848 kam es bezüglich der Gutsherrschaft Amlishagen zu einem Zusammenstoß, als am 20. März rund 200 Mann aus Rot am See beim standesherrlichen Rentamtmann zu Amlishagen eindrangen und erzwangen, dass die Baulast am Schul- und am Pfarrhaus zu Rot durch die Gutsherrschaft als dem Inhaber der Zehntrechte übernommen werden sollte. 1855 wurde der Vorgang gerichtlich als ungültig erklärt. Bis 1846 wurde das »Bezirksblatt für das Oberamt Gerabronn« in Künzelsau gedruckt. Dann beschloss die Amtsversammlung die Ausschreibung einer Buchdruckerei mit Verlag. Ein Buchhändler aus Stuttgart richtete in Gerabronn eine Druckerei in einem zum Gasthof Lamm gehörenden Haus ein und veröffentlichte nun den »Vaterlandsfreund«. Ab 1851 war Marius Rückert (1829–1906) aus Hall Geschäftsführer, seit 1873 Besitzer der Druckerei. Rückert galt als »hitziger Demokrat«, der gelegentlich aufs Oberamt vorgeladen und dort aufgefordert wurde, »eine tüchtige Menge Wasser in seinen roten Wein zu gießen«. Rückerts Nachfolger ab 1899, Albert Wankmüller (gestorben 1921), errichtete 1910 ein neues Verlagsgebäude an der Blaufeldener Straße, in dem er auch eine Buch- und Schreibwarenhandlung betrieb. Nach seinem Tod ging das Unternehmen an seine beiden Söhne über. Ein Neubau von 1932 wurde 1954 vergrößert, als man sich mit dem Crailsheimer »Fränkischen Grenzboten« zum »Hohenloher Tagblatt« zusammenschloss. Zehn Jahre darauf bezog das Hohenloher Druck- und Verlagshaus ein modernes Gebäude. Nach dem Eintritt der Südwestpresse als Gesellschafter 1997 wurde im Gerabronner Industriegebiet ein neues Druckzentrum errichtet (1999), das vier Tageszeitungen herstellt; der Verlagssitz befindet sich seitdem in Crailsheim. Bei der Reichstagswahl 1874 konnte Fürst Hermann von Hohenlohe-Langenburg als Kandidat der konservativen Deutschen Reichspartei in Gerabronn, Amlishagen, Dünsbach und Michelbach an der Heide die meisten Stimmen für sich beanspruchen. Drei Jahre darauf war ihm in Gerabronn der Kandidat der Sozialistischen Arbeiterpartei (49,7 Prozent) ganz dicht auf den Fersen. In Michelbach an der Heide überflügelte der Sozialist aus Ellwangen mit 60,5 Prozent den Fürsten sogar, in Amlishagen rückte er ihm mit 38,4 Prozent beachtlich nahe; allein in Dünsbach erhielt er nur 10,3 Prozent der Stimmen. 1881 siegte in Gerabronn, Amlishagen und Michelbach an der Heide der Bewerber der liberalen Deutschen Volkspartei, nur Dünsbach blieb auf der Seite des Fürsten. Auch 1884 und 1887 wichen die Dünsbacher mit ihrem Votum von denen der übrigen Orte ab: Hier gewann der Kandidat der Nationalliberalen, während in den drei anderen wiederum der Bewerber der Volkspartei die meisten Stimmen bekam. Dieser konnte sich auch von 1890–1907 die Mehrheit sichern, gefolgt von den Bewerbern der SPD und – seit 1898 – des konservativen Bundes der Landwirte. Ebenso sah es in Michelbach an der Heide aus, wobei die SPD hier jedoch schwächer abschnitt. Auch in Dünsbach neigte man nun zu dem Bewerber der Volkspartei, gab aber dem Bund der Landwirte immerhin rund ein Drittel aller Stimmen. Vor 1903 galt die Dominanz der Volkspartei ebenfalls für Amlishagen; in diesem Jahr jedoch trug der Kandidat der SPD mit beachtlichen 46,75 Prozent den Sieg davon. 1891 war der Arbeiter-Verein Gerabronn gegründet worden, der Geselligkeit, Vorträge und Gesang pflegte. Bei der Reichstagswahl 1907 bevorzugten die Amlishagener ebenso wie die Dünsbacher und die Michelbacher – vor dem Bund der Landwirte und der SPD – die Volkspartei. Ihr Kandidat war seit 1898 Wilhelm Augst, Kupferschmied aus Gerabronn, der in seinem Heimatort ebenfalls gewann; hier erhielt die SPD – anders als in den drei Dörfern – mehr Stimmen als der Bund der Landwirte. In diesem Jahr existierte ein SPD-Ortsverein Gerabronn-Langenburg mit 13 Mitgliedern. Bei den ersten Wahlen in der Weimarer Zeit – den beiden Wahlen zur Verfassunggebenden Württembergischen Landesversammlung und Deutschen Nationalversammlung im Januar 1919 – erzielte die SPD in Gerabronn, Amlishagen und Dünsbach jeweils die absolute Mehrheit, nur in Michelbach an der Heide lag die DDP vorne. 1930 war die Beteiligung an der Reichstagswahl verhalten. In Gerabronn führte die SPD vor dem Bauern- und Weingärtnerbund, an dritter Stelle kam die Wirtschaftspartei. In Amlishagen und Michelbach an der Heide gab man dem Bauern- und Weingärtnerbund die meisten Stimmen; es folgten die NSDAP und die SPD. Ähnlich verhielt es sich in Dünsbach, nur dass hier an dritter Stelle der protestantisch-konservative Christlich-Soziale Volksdienst stand. Bei den Landtagswahlen im April 1932 hatte sich das politische Klima bereits gewandelt: In allen vier Altgemeinden ging die NSDAP als stärkste Partei aus der Wahl hervor (Gerabronn 27,9 Prozent, Amlishagen 35,9 Prozent, Dünsbach 54,6 Prozent, Michelbach an der Heide 44,5 Prozent), in Gerabronn jedoch nur knapp vor der DNVP und in Amlishagen vor dem Bauern- und Weingärtnerbund. Die SPD konnte selbst in der Amtsstadt mit 14,6 Prozent nicht mehr an die früheren Ergebnisse anknüpfen, zumal die KPD mit 14,5 Prozent stark zugelegt hatte. Bei der Reichstagswahl im März 1933 konnte die NSDAP starke Gewinne machen. In Gerabronn (NSDAP: 48,7 Prozent) und Amlishagen (66,2 Prozent) hatten vorherige Wähler der KPD und des Bauern- und Weingärtnerbunds zu Gunsten der Nationalsozialisten gestimmt. In Dünsbach (71,6 Prozent) und Michelbach an der Heide (65,7 Prozent) verhalf ihnen vor allem die hohe Wahlbeteiligung zum Sieg. Dem im April gleichgeschalteten Gerabronner Gemeinderat gehörten nur noch Mitglieder der NSDAP und der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot an, darunter der Verleger Adolf Wankmüller, der Sägewerksbesitzer Georg Hofacker und der Fabrikant Fried¬rich Burkert. Bürgermeister war seit 1926 Jakob Wiedmann; er blieb bis 1945 im Amt und wurde – im Anschluss an seine Suspendierung wegen Mitgliedschaft in der NSDAP – von 1948–60 wiederum gewählt. Eduard Landauer, Geschäftsführer der Schüle-Hohenlohe AG, starb 1932, so dass im Jahr der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten keine Juden mehr in der Stadt ansässig waren. Seine Witwe Else und der Sohn Alfred konnten sich 1937 mit der Hilfe David von Landauers nach England retten. In Dünsbach hatten Unbekannte bereits 1930 Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof umgestürzt; 1933 lebten im Ort noch acht Juden. Die sechsköpfige Familie Adler betrieb bis 1938 einen Gemischtwaren- und Stoffhandel; nur ein Familienmitglied konnte flüchten. Alle anderen kamen ums Leben. In Amlishagen hatte sich 1912 der aus Berlin stammende Maler Otto Albrecht niedergelassen. Er machte aus seiner Gegnerschaft gegenüber den Nationalsozialisten keinen Hehl, wurde 1942 denunziert und zusammen mit seiner Frau von der Gestapo verhaftet. 1943 kam er im KZ Sachsenhausen um. Sechs Erwachsene und vier Kinder von Frauen aus Polen, Russland und der Ukraine wurden von 1943–45 auf dem Gerabronner Friedhof bestattet; fünf Gräber der Zwangsarbeiter sind noch erhalten. Beim Näherrücken der Amerikaner leisteten vereinzelte Gruppen aus den Wäldern heraus Widerstand. Ein deutscher Soldat und ein Gerabronner kamen dabei ums Leben. Mehr als 50 Gebäude in der Stadt wurden beschädigt, eines zerstört; der Wasserturm wurde von amerikanischen Truppen gesprengt; in Rückershagen brannte eine Scheune nieder. Anfang Juli 1945 kamen durch die Explosion eines amerikanischen Sprengstoffdepots im Norden der Stadt zahlreiche Menschen ums Leben. In Amlishagen ging bei der Beschießung durch die Amerikaner am 12./13. April 1945 der Ziegelhof, in dem sich deutsche Soldaten aufgehalten haben sollen, in Flammen auf. Dank der Vermittlung eines polnischen Zwangsarbeiters konnten die Bewohner das Haus verlassen. In Michelbach an der Heide kamen zwei Menschen durch Störfeuer ums Leben; Sprenggranaten beschädigten eine Reihe von Scheuern und Ställen. Liebesdorf wurde beschossen und die Brücke gesprengt. Ein Mann in Seibotenberg starb durch eine Panzergranate. In Dünsbach wurde eine amerikanische Vorausabteilung von deutschen Einheiten abgedrängt; acht Tage darauf folgte am 17. April die endgültige Besetzung. Den besten Start bei der ersten Bundestagswahl 1949 hatte in der Gesamtgemeinde Gerabronn die FDP mit 40,4 Prozent; CDU und SPD blieben jeweils unter 20 Prozent. Nach einem nochmaligen Höhepunkt 1961 verlor die FDP an Zuspruch und erreichte 2002 nur noch 7,9 Prozent. Die Stimmenmehrheit fiel von 1953–90 an die CDU, während die SPD ständige Zweite blieb, bis es 1994 zum Gleichstand bei rund 36 Prozent kam. Nach einem Sieg der SPD 1998 ist die CDU seit 2002 wieder im Aufwind. Die KPD verschwand 1953. Der Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) spielte von 1953–61 eine Rolle, wobei er 1957 etwas mehr als 10 Prozent erreichte. Die NPD fand zwischen 1965 und 1972 einige Wähler, überschritt jedoch nie die 5 Prozent-Marke – das Gleiche gilt seit 1990 für die Republikaner. Die GRÜNEN erreichten 2002 mit 13,4 Prozent der Stimmen ihren bisherigen Höchststand. Bei den Landtagswahlen erlebte die FDP 1952 mit 16,7 Prozent einen schlechten Start, steigerte sich aber bis 1964 auf 41 Prozent. Ein Tiefpunkt war 1988 mit 7,6 Prozent der Stimmen erreicht; seitdem ist ein leichter Anstieg in der Wählergunst festzustellen (2001: 13,8 Prozent). CDU und SPD wechselten sich in der führenden Position ab, wobei die CDU 1980 mit 49,9 Prozent, die SPD 1988 mit 45,8 Prozent ihre besten Ergebnisse erreichten. 2001 zogen beide Parteien mit rund 36 Prozent gleich. Der BHE bekam 1964 nur noch 1 Prozent der Stimmen, der KPD geschah das Gleiche schon 1956. Einmalig, nämlich 1968, wurde die NPD mit 12,9 Prozent gewählt. Die GRÜNEN erlebten 1984 mit 17,9 Prozent der Stimmen eine Hochphase, mussten danach aber Verluste hinnehmen; 2001 erreichten sie nur 7,4 Prozent. Die Republikaner (seit 1988 dabei) fuhren 1996 mit 11,3 Prozent ihr bestes Ergebnis ein; fünf Jahre darauf gaben ihnen nur noch 4,6 Prozent der Wähler ihre Stimmen. Auf lokaler Ebene spielten in Gerabronn freie Wählervereinigungen eine wichtige Rolle. Die erste entstand 1949, als bereits eine Ortsgruppe der SPD existierte. Seitdem stellen die freien Wähler die Mehrheit der Gemeinderäte. Bei den Kommunalwahlen 2004 errangen sie zwölf von 23 Sitzen (CDU: 5, SPD: 6). Einen Stadtverband der CDU gibt es seit 1974. Die Beteiligung an den Europawahlen unterliegt in Gerabronn wie auch anderswo starken Schwankungen (1994: 66,6 Prozent, 1999: 38,1 Prozent). Ausgeglichener sind die Wahlergebnisse, die denen im Kreis ähneln: Die CDU bewegt sich seit 1979 um die 40 Prozent, die SPD um die 30 Prozent, die GRÜNEN um zehn Prozent; lediglich die Republikaner lassen eine stetige Abwärtsbewegung erkennen (2004: 2,8 Prozent). Eine wesentliche Erweiterung erfuhr die Stadt im Zuge der Ge-bietsreform, als Amlishagen (1. 1. 1972), Dünsbach (1. 1. 1973) und Michelbach an der Heide (1. 1. 1975) auf der Basis von Eingliederungsvereinbarungen eingemeindet wurden. Zudem wurden zum 1. Juni 1972 die beiden Wohnplätze Ober- und Unterweiler von Wittenweiler abgetrennt und der Stadt Gerabronn zugewiesen. Seit 1967 unterhält Gerabronn eine Städtepartnerschaft mit Nouan-le-Fuzelier (Département Loir-et-Cher) in Frankreich. Initiiert wurde sie vom damaligen Chefredakteur des Hohenloher Tagblatts, Manfred Wankmüller (1924–88), der in französischer Kriegsgefangenschaft gewesen war. Die Partnerstadt ernannte ihn 1986 zum Ehrenbürger. Die Stadtkapelle pflegt Partnerschaften mit Reinswald in Südtirol und Zele in Belgien.

Wappen von Gerabronn

In von Silber (Weiß) und Schwarz geviertem Schild im ersten und vierten Feld je ein aufspringendes schwarzes Roß.

Beschreibung Wappen

Dem angeblich seit 1545 geführten Stadtwappen liegt der von Silber und Schwarz gevierte „Zollernschild" der Markgrafen von Branden-burg-Ansbach zugrunde. Als Unterscheidungsmerkmal zum Stammwappen der Stadtherren zeigt das Stadtwappen die beiden Rosse, die sich — der Tradition zufolge — auf die einst bedeutende Pferdezucht beziehen. Während in früheren Darstellungen des Wappens von Gerabronn, so in einer farbigen Abbildung von 1719, silberne Rosse in unterschiedlicher Stellung auf den schwarzen Feldern des Zollernschildes wiedergegeben sind, erscheinen die Rosse spätestens seit 1902 schwarz auf den silbernen Feldern. Diese Form und die Darstellung steigender Rosse wurde 1953 durch Gemeinderatsbeschluss verbindlich eingeführt. Das Landratsamt hat die Flagge am 16. Mai 1980 verliehen.

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