Aichwald 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.gemeinde-aichwald.de
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Einwohner: 7392
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 504.0
Max. Höhe ü. NN (m): 481.5
Min. Höhe ü. NN (m): 277.23
PLZ: 73773
Gemeindenamen und Gemeindebildung: Neuer Gemeindename von 1974 mit Hinweis auf früheren Waldreichtum und die Hauptbaumart.

Die Gemeinde im äußersten nordwestlichen Zipfel des Landkreises Esslingen dehnt sich mit ihren drei bis 1974 eigenständigen Teilorten vornehmlich über die Hochfläche des vorderen Schurwaldes aus und greift leicht ins Neckar- und Remstal hinab. Im Norden, hat sie Anteil an der klimatisch begünstigten Remstaltraufbucht, weshalb hier u.a. Erd- und Himbeerkulturen sowie Reben gut gedeihen. Im Nordosten wird mit ca. 285 m über NN auch die tiefste Stelle erreicht, während die Höhe auf dem Schurwald, dem die Gemeinde naturräumlich hauptsächlich angehört, etwas über 480 m ansteigt. Unterjura und Keuperschichten bilden den Untergrund. Auf den dicht bewaldeten, unruhigen Keuperhänge haben die Bäche vielfach tiefe Klingen geschnitten, wie beim ‚Stettener Bach‘, der seines unverfälschten Schluchtwalds wegen unter Naturschutz steht. Auf der schwachwelligen, meist lößbedeckten, von Streuobstwiesen und Ackerland eingenommene Unterjurafläche liegen die Orte, die durch einzelne Zuzugswellen kräftig in die Fläche wuchsen. In Schanbach, dem einwohnerstärksten Teilort und Gemeindesitz, entstanden sogar mehrgeschossige Wohngebäuden. Obwohl im Ortsteil Aichschieß 2007 ein größeres Gewerbegebiet hinzukam, blieb Aichwald vorrangig Wohngemeinde mit Nebenerwerbslandwirtschaft und hohem Auspendleranteil. Als Verbindungen zum Rems- bzw. ins Neckartal bilden die L1201 und die K1212 die Hauptverkehrslinien. Von den Ortsteilen Aichschieß und Aichelberg, beide seit 1806 beim Oberamt Schorndorf, kam der erste bereits 1842 zum Oberamt Esslingen, der andere 1938 zum Landkreis. Schanbach gehörte zwischen 1806 und 1808 zum Oberamt Esslingen, kam dann zum Oberamt Cannstatt, um 1923 wieder an das Oberamt Esslingen zu fallen. Seit 1938 gehören alle Teilorte zum Landkreis Esslingen.

Die Gemeinde Aichwald, die nördlichste des Landkreises Esslingen, vereinigt auf einer Fläche von 14,68 Quadratkilometern Aichelberg, Aichschieß, Schanbach, Lobenrot und Krummhardt. Sie liegt auf dem Höhenrücken des Vorderen (westlichen) Schurwaldes zwischen Neckar- und Remstal in einer Entfernung von rund 6 Kilometern Luftlinie zur Kreisstadt Esslingen und etwa 16 Kilometern zur Landeshauptstadt Stuttgart. Die Gemeinde wird nach dem Landesentwicklungsplan dem Verdichtungsraum zugeordnet. Der größte Teil des Gemeindegebiets gehört naturräumlich zum Schurwald. Die Hänge über dem Baacher Tal (Beutelsbachtal) im äußersten Nordosten der Gemeinde werden wegen ihrer Klimagunst, die hier intensiven Obst- und Weinbau zulässt, zur Remstaltraufbucht gezählt, einer naturräumlichen Untereinheit am Ostrand des Neckarbeckens. Während die Teilorte auf der Hochfläche circa 460 Meter Höhe erreichen (höchster Punkt 480 Meter über Normalnull beim Wasserbehälter Lobenrot), fallen die Talhänge fast 200 Meter ab (tiefster Punkt 285 Meter über Normalnull bei der Zolterbachbrücke im Nordosten der Gemeinde). Keuperschichten und Unterjura bestimmen die Geologie. Die Teilorte liegen allesamt auf der schwach gewellten, stellenweise mit Lösslehm bedeckten Unterjura-Hochfläche des Schurwalds. Der Unterjura (Psilonotenton, Angulatensandstein, Arietenkalk) bildet eine schützende Decke über den leicht verwitternden Sandstein- und Mergellagen des Keupers, die stark von Bächen zerschnitten sind. Die Bäche – im Westen der Stettener Bach, nördlich von Schanbach der Oberlauf des Strümpfelbachs, im Osten die Seitenbäche des Beutelsbachs – entwässern nach Norden zur Rems. Sie entspringen zumeist im Unterjura, erreichen aber nach kurzem Lauf den Keuper, wo sie den geringmächtigen Rhät, dann Knollenmergel, Stubensandsteinschichten, Obere Bunte Mergel, Kieselsandstein und Untere Bunte Mergel durchfließen. Der 20–30 Meter mächtige Knollenmergel ist im Gelände an den unruhigen, wulstigen und verrutschten Oberflächen zu erkennen. Ursache dafür sind die im Knollenmergel enthaltenen Tonminerale, die sehr viel Wasser aufnehmen können, aufquellen, plastisch werden und den Hang in Bewegung versetzen. Große Flächen nehmen die um die 80 Meter mächtigen Stubensandsteinschichten ein, ein Wechsel toniger und mehr oder weniger verfestigter sandiger Horizonte, die im Gemeindegebiet die zum Teil recht steilen, bewaldeten mittleren Hangbereiche aufbauen. In die härteren Sandsteinpartien haben die Bäche oft tiefe Klingen geschnitten (Spitzklinge, Reuteklinge etc.), die überall die Bergflanken in charakteristischer Form durchziehen. Während die darunter lagernden, leicht verwitternden Bunten Mergel morphologisch wenig in Erscheinung treten, bildet der etwa 10 Meter mächtige, harte Kieselsandstein eine deutliche Geländestufe am Nordabfall des Schurwaldes gegen das Remstal und erzeugt in den Bachbetten kleine Wasserfälle. Nutzbare Gesteine sind in verschiedenen Schichten vorhanden, jedoch heute wirtschaftlich nicht mehr von Bedeutung. Im Unterjura wurden bis etwa 1930 der sogenannte Vaihinger Pflasterstein (Angulatensandstein) und die Arietenkalke in kleinen Steinbrüchen bei Schanbach sowie zwischen Aichschieß und Krummhardt abgebaut. Die Gruben sind verfüllt. Bei Lobenrot und Aichelberg wurde früher Rhätsandstein als Baustein gebrochen. Die Gruben sind zugewachsen und kaum mehr sichtbar. Mancherorts sind noch alte Abbaustellen im Stubensandstein zu sehen, wo aus härteren Schichten Bausteine und aus weniger verfestigten Sandsteinlagen Bau-, Streu- und Fegesand gewonnen wurde. Die Unterjura-Sandsteine bilden einen Grundwasserleiter, dessen Wasser Aichwald in der Vergangenheit zur Trinkwasserversorgung genutzt hat. Heute bezieht die Gemeinde ihr Wasser von der Landeswasserversorgung, die Fernwasser aus dem Donauried und aus dem Karstgrundwasser der Ostalb liefert. Wasserschutzgebiete bestehen in den Quelleinzugsgebieten der auf dem Gebiet der angrenzenden Gemeinde Weinstadt (Rems-Murr-Kreis) vorhandenen Quellen: der Schachenquellen nördlich von Schanbach, der Guggenbronnquellen nordöstlich von Aichelberg und der Baacher Quelle nordöstlich von Krummhardt. Der westliche Schurwald ist infolge der Nähe zum Neckarbecken klimatisch bevorzugt, was sich günstig auf den landwirtschaftlichen Anbau auswirkt. Neben dem Getreideanbau ist Obst-, insbesondere Beerenanbau (Erdbeer- und Himbeerkulturen) möglich, bei Aichelberg am Sonnenhang über dem Baacher Tal sogar Weinbau. Die Landwirtschaftsfläche umfasst 38 Prozent der Gemeindefläche, davon sind 33 Prozent Ackerland, 57 Prozent Dauergrünland einschließlich Streuobstwiesen, 7 Prozent Rebland und 3 Prozent Obstanlagen. Für den Ackerbau wird bevorzugt die ebene, leicht zu bewirtschaftende Unterjurahochfläche genutzt. Typische Böden auf Unterjura wie auch auf Lösslehm sind Pseudogley-Parabraunerden, die zwar nährstoffreich sind, wegen der Neigung zu Staunässe jedoch Probleme bereiten können. Die rutschgefährdeten Knollenmergelhänge sind fast ausschließlich dem Grünland und den Obstbaumwiesen überlassen. Typische Bodenbildungen sind hier Pelosole, die durch ihren unausgeglichenen Wasserhaushalt problematisch sind. Knapp 44 Prozent der Gemeindefläche sind Wald, der vor allem auf Stubensandstein verbreitet ist. Dass hier kaum eine andere Nutzung möglich ist, liegt neben der tiefgreifenden Zerschneidung durch Kerbtäler auch an der minderen Bodenqualität. Auf sandigem Substrat herrschen Braunerden vor, die sich bei Rohhumusauflage zu sauergebleichten (podsoligen) Braunerden oder gar zu Podsolen (Bleicherden) entwickeln. Da oft tonige Zwischenlagen eingeschaltet sind, kann es zur Vernässung und Bildung von Pseudogleyen kommen. Die Schurwaldlandschaft am Rand des Verdichtungsraumes Stuttgart ist als Freiraum und Naherholungsgebiet von großer Bedeutung. Daher ist nahezu die gesamte Gemeindefläche außerhalb der Siedlungen als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Besonders schutzwürdige Landschaftsteile wie der Stettener Bach am westlichen Rand des Gemeindegebiets sind Naturschutzgebiet. In der tief eingeschnittenen Klinge ist die ganze morphologische Vielgestaltigkeit der Keuperrandstufe zu sehen, und darüber hinaus ist dort trotz des dicht besiedelten Umlandes noch eine naturnahe Schluchtwaldflora und -fauna erhalten geblieben.

Die Verfügung des württembergischen Kurfürsten Friedrich vom 19. November 1805, den ehemals vom Holtzischen Ort Aichelberg sowie die Stettischen Hälften von Schanbach und Lobenrot für Württemberg in Besitz zu nehmen, wurde durch den Pressburger Friedensvertrag vom 16. Dezember 1805 bestätigt. 1806 wurde Aichelberg dem neu eingerichteten Oberamt Schorndorf zugeordnet und verblieb dort bis zur Kreisreform 1938, bei der die Gemeinde dem Landkreis Esslingen zugeschlagen wurde. Die Gemeinden Schanbach und Lobenrot gehörten seit 1806 dem Oberamt Esslingen an, wechselten aber 1808 wegen besserer Verbindungen zum Oberamt Cannstatt. Nach dessen Auflösung 1923 kamen beide Orte wieder zum Oberamt Esslingen. Zum Oberamt Schorndorf gehörten seit 1806 auch die Gemeinden Aichschieß und Krummhardt. Beide wechselten per Gesetz vom 6. Juli 1842 zum Oberamt Esslingen, weil sich die Einwohner von alters her nach Esslingen orientiert haben. 1938 gehörten alle ehemals selbständigen Gemeinden dem Landkreis Esslingen an. Nach dem Erlass des Verwaltungsedikts vom 1. März 1822 änderten sowohl Aichschieß und Krummhardt als auch Schanbach und Lobenrot ihren Verwaltungsstatus und erließen 1824 (Aichschieß) beziehungsweise 1829 (Schanbach) Ortsstatute als zusammengesetzte Gemeinden. Zwischen 1877 und 1893 musste Aichschieß den Vorrang als Hauptgemeinde an Krummhardt abtreten, weil der Krummhardter Anwalt zum Schultheiß der Gesamtgemeinde gewählt worden war. Erst die württembergische Überleitungsverordnung vom 30. März 1935 zur Deutschen Gemeindeordnung ordnete die Auflösung aller Teilgemeinden an. Krummhardt verlor damals diesen Status und wurde nach Aichschieß eingemeindet. Lobenrot betraf die neue Gesetzeslage nicht mehr, da die Verschuldung der Gemeinde bereits zum 1. April 1934 die Vereinigung mit der Gemeinde Schanbach zur Folge hatte. Die Familie vom Holtz erhielt bis zum Verkauf der Einkünfte 1812 die Abgaben aus Grundstücken in Aichelberg. Die Gemeinde versuchte, diese Rechte zu erwerben, was erst 1832 gegen Zahlung einer hohen Geldsumme gelang. Bis auf Umgeld und Bürgerannahmegeld hob die Gemeinde Aichelberg danach die Abgaben auf. In Aichschieß hatten 1848 Pfarrer Friedrich Hasenauer und der neu gewählte Pfarrgemeinderat darunter zu leiden, dass einige Mitbürger sie beschimpften, die Pfarrgemeinderatswahl sabotierten und während der feierlichen Einsegnung der Räte vor der Kirche demonstrierten. Sämtliche Aktivitäten schob Pfarrer Hasenauer auf die Demokratie und die Märzerrungenschaften. Aichelbergs Bevölkerung hatte schon vor 1914 einen relativ hohen Anteil an Arbeitern, die in den Industrien im Remstal und im Neckartal beschäftigt waren. So berichtete Pfarrer Johannes Merz 1918 über 15–17-jährige Arbeiter, die Parolen skandierend durch den Ort zogen. In der ersten Reichstagswahl 1871 konnte die konservative Deutsche Partei noch alle Stimmen in allen drei Orten auf sich vereinigen. Von 1874 bis 1890 stimmten die meisten Wahlberechtigten für die nationalliberale Deutsche Reichspartei. Von 1894 bis 1912 erhielt wieder die Deutsche Partei die meisten Stimmen. Sowohl die Sozialdemokraten als auch die linksliberale Volkspartei erreichten ab 1874 (SPD) beziehungsweise 1877 (VP) in Aichschieß Anteile von 13 Prozent (SPD) beziehungsweise 45 Prozent (VP). In Schanbach wurde die Volkspartei ab 1884 und in Aichelberg ab 1887 gewählt, wo sie auch ab 1893 regelmäßig 40 Prozent der Stimmen und mehr erreichte. Die Sozialdemokraten wurden erstmals in Schanbach 1893 und in Aichelberg 1898 gewählt. Die letzte Wahl vor dem Ersten Weltkrieg fiel zugunsten der linken und linksliberalen Parteien aus. Lediglich in Aichschieß siegte die Deutsche Partei mit 55 Prozent und auch der Bauernbund erhielt 18,8 Prozent der Stimmen. Auch bei den Wahlen zur Nationalversammlung 1919 zeigte sich die liberale Haltung der Bevölkerung und gab gleichzeitig ein deutliches Bekenntnis zu den demokratischen Parteien ab. Die Deutsche Demokratische Partei (DDP) erhielt in allen Orten die Mehrheit, gefolgt von der SPD. Die restlichen Stimmen gingen an die rechtskonservative Bürgerpartei beziehungsweise Deutschnationale Volkspartei. Die Ergebnisse der Reichstagswahlen zwischen 1930 und 1933 zeigen deutlich den Vertrauensverlust gegenüber den demokratischen Parteien; DDP und SPD sanken in Aichschieß und Schanbach auf unter 10 Prozent, während die NSDAP mit über 40 Prozent ungewöhnlich hohe Gewinne erzielte. In Aichelberg wurde dagegen überwiegend der Bauern- und Weingärtnerbund gewählt, die NSDAP errang hier mit 17 Prozent und 28 Prozent geringe Stimmgewinne. Linksradikale Parteien erhielten weniger als 10 Prozent der Stimmen. Bei der Reichstagswahl im März 1933 gewann die NSDAP in allen Orten die Stimmenmehrheit. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und die damit verbundene Verfolgung der linken Parteien spürten drei Aichelberger Bürger als Erste. Nach einem Erlass zur Gleichschaltung der Feuerwehr verloren ein KPD-Mitglied und zwei Mitglieder der SPD ihre Posten. Die Gemeinderäte setzten sich nach der Neubildung im April 1933 etwa je zur Hälfte aus den Mitgliedern des Bauern- und Weingärtnerbunds und der NSDAP zusammen. In Aichelberg und Schanbach gehörten auch die jeweiligen Stützpunktleiter, die späteren Ortsgruppenleiter, dem Gemeinderat an. Die Bürgermeister aller drei Gemeinden, noch durch Wahlen ins Amt gekommen, konnten ihre Arbeit nach der politischen Prüfung durch die Oberämter bis zum Ende des Dritten Reichs fortsetzen. Allerdings wurde mit der Aufhebung der Teilgemeinden Lobenrot und Krummhardt das Amt des Anwalts in beiden Orten abgeschafft. Die Bevölkerung spürte den Krieg zunächst durch die Einberufung vieler Männer zur Wehrmacht. Die erhöhte Arbeitsbelastung der zuhause Gebliebenen, vor allem der Frauen, konnte durch den Einsatz von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen aus Russland und Polen gemildert werden. Die Auswirkungen des Bombenkriegs auf Stuttgart machten sich ab 1943 bemerkbar. Die schweren Bombenangriffe konnten von Aichelberg und Aichschieß aus beobachtet werden, einzelne Bomben fielen auch auf Felder und in den Wald. Bei Schanbach wurden 1944 zwei abgesprungene englische Flieger festgenommen. Außerdem kamen in den letzten Kriegsjahren immer mehr Luftkriegsevakuierte in die Schurwaldorte. Seit Anfang April 1945 zogen flüchtende deutsche Truppen durch alle drei Orte. Zuletzt verließ eine deutsche Einheit mit 700 Soldaten in der Nacht vom 21. auf den 22. April 1945 Aichschieß. Bald darauf marschierten amerikanische Truppen ein, noch am Abend des 21. April 1945 in Schanbach, um 2.30 Uhr in Aichelberg und gegen 5.00 Uhr in Aichschieß. In den Ortschaften wurden weder Menschen verletzt, noch Gebäude zerstört. Allerdings fielen bei Kämpfen außerhalb von Aichschieß zwei deutsche Soldaten und in Schanbach starb ein Einwohner nach der Explosion eines Sprengsatzes. Nach zwei Tagen verließen die Amerikaner die Orte und wurden für kurze Zeit von den Franzosen als Besatzungsmacht ersetzt. Allerdings wurde die Bevölkerung in den ersten Friedensmonaten durch Plünderungen und Einbrüche marodierender Zwangsarbeiter heimgesucht. Im Oktober 1945 wurde nur der Aichelberger Bürgermeister Friedrich Zaiger als Parteimitglied aus seinem Amt entlassen. Ihn ersetzte Hermann Krauter als Amtsverweser. Die Bürgermeister in Aichschieß, Christian Kißling, und in Schanbach, Karl Scheldörfer, blieben bis auf weiteres im Amt. Im April 1946 setzte der Esslinger Landrat in Aichschieß Robert Gläser und in Schanbach Friedrich Scharpf als neue Bürgermeister ein und ernannte Hermann Krauter zum Bürgermeister. Alle drei wurden bei den Bürgermeisterwahlen 1948 mit überwältigender Mehrheit bestätigt und blieben bis auf Friedrich Scharpf, der schon 1966 in den Ruhestand trat, bis 1973 im Amt. Bei den ersten demokratischen Gemeinderatswahlen am 27. Januar 1946 setzten sich in Aichschieß und Schanbach nur Vertreter der konservativen Bürgervereinigung durch. Lediglich in Aichelberg erhielt die SPD einen Sitz im Gemeinderat. Die Aichwalder Bevölkerung stimmte seit der ersten Bundestagswahl 1949 überwiegend für die CDU, die 1972 ihr höchstes Ergebnis mit 72 Prozent der Stimmen erzielte. An zweiter Stelle folgte bis 1957 die Notgemeinschaft GB/BHE mit bis zu 30 Prozent. Es schlossen sich die SPD mit 15,8 Prozent und die FDP mit 14,8 Prozent an. Die besten Ergebnisse erreichten die SPD 1976 mit 34 Prozent und die FDP 1961 mit 23,8 Prozent. Außerdem erhielt die KPD bis 1956 1 bis 2 Prozent der Stimmen. Die GRÜNEN waren seit 1980 mit bis zu 11,9 Prozent vertreten. Parteien am rechten und linken Rand, wie NPD und PDS, erhielten nie mehr als 5 Prozent der Stimmen. Bei der Bundestagswahl 2005 kam die CDU auf 52,3 Prozent, die SPD auf 35,8 Prozent, Bündnis 90/GRÜNE auf 6,2 Prozent und die FDP auf 2,6 Prozent. Die restlichen 3,1 Prozent entfielen auf sonstige Parteien, darunter die Linke mit 1,7 Prozent und die NPD mit 1,1 Prozent. Bei den Landtagswahlen von 1952 bis 2006 zeigte sich zunächst ein anderes Abstimmungsverhalten. Bis 1960 war die SPD jeweils stärkste Partei, ab 1964 nach der CDU nur noch zweitstärkste Kraft. FDP und BHE wechselten sich zwischen 1952 und 1968 mit jeweils zweistelligen Ergebnissen auf Platz drei ab. NPD und KPD waren nur bei ein bis zwei Wahlen vertreten. Seit 1980 erhielten auch die GRÜNEN oft zweistellige Ergebnisse, am meisten 1996 mit 13,2 Prozent. Die Republikaner traten 1988 erstmals auf, erhielten 1992 ihr bestes Ergebnis mit 13,1 Prozent und sanken danach ab, bis sie 2006 mit 3,4 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis einfuhren. Bei dieser Landtagswahl kam die CDU auf 43,8 Prozent, die SPD auf 27,8 Prozent, Bündnis 90/GRÜNE auf 10,1 Prozent und die FDP auf 11,8 Prozent. Die restlichen 6,5 Prozent entfielen auf sonstige Parteien, darunter die WASG mit 1,9 Prozent und die Republikaner mit 3,4 Prozent. In den seit 1979 durchgeführten Europawahlen dominierte die CDU als stärkste Partei vor der SPD. Auf dem dritten Platz standen Bündnis 90/GRÜNE vor der FDP. Die letzten Europawahlen von 2004 brachten der CDU 47,3 Prozent, der SPD 19,1 Prozent, Bündnis 90/GRÜNE 14,4 Prozent, die FDP 7,2 Prozent, die Republikaner 3,8 Prozent und die sonstigen Parteien 7,9 Prozent. Auch im Gemeinderat erwiesen sich die bürgerlichen Parteien als die stärkste Kraft. Im 2004 gewählten Gemeinderat gehörten sieben Mitglieder der CDU an, fünf den Freien Wählern Aichwald, vier der SPD und zwei Bündnis 90/GRÜNE. Die Neugliederung der Landkreise zum 1. Januar 1973 brachte für die drei Gemeinden die Zuordnung zum neu gebildeten Landkreis Esslingen. Nachdem Aichelberg, Aichschieß und Schanbach schon in den fünfziger und sechziger Jahren Gelegenheiten zur Zusammenarbeit fanden, favorisierten sie in der Verwaltungsreform 1969 den Zusammenschluss vor einer Eingemeindung nach Esslingen. 1971 wurde ein Ausschuss zur Vorbereitung der Bildung einer Einheitsgemeinde geschaffen. 1972 unterstützte das Ergebnis einer Bürgerbefragung dieses Vorgehen. Am 1. Januar 1974 entstand die Gemeinde Aichwald mit dem Verwaltungssitz Schanbach als Zentrum. Der Übergangsgemeinderat trat bereits am 4. Januar 1974 zusammen und wählte den Schanbacher Bürgermeister Peter Kuhn zum Amtsverweser. Allerdings wurde die von der Landesregierung bevorzugte Eingemeindung nach Esslingen erst durch die Entscheidung des Landtags vom Juli 1974 abgewiesen. Mit der Einsetzung von Richard Hohler als Bürgermeister am 1. Oktober 1974 war die Neubildung der Gemeinde abgeschlossen. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Schanbach. Nach 32 Amtsjahren trat Richard Hohler 2006 in den Ruhestand und übergab die Amtsgeschäfte an Nicolas Fink. Die Gesamtgemeinde umfasst 1468 Hektar und wies 7681 Einwohner am Jahresende 2007 auf. Mit der Marktgemeinde Finkenstein am Faaker See in Kärnten, Österreich und der Stadt Böhlen in Sachsen werden freundschaftliche Beziehungen gepflegt.

Wappen von Aichwald

In Blau ein goldener (gelber) Schrägbalken, darüber eine steigende goldene (gelbe) Eichel, darunter das goldene (gelbe) Fleckenzeichen von Aichschieß (stilisierte Armbrust).

Beschreibung Wappen

Die am 1. Januar 1974 aus der Vereinigung von drei Orten hervorgegangene Gemeinde verbindet in ihrem Wappen Motive aus den erloschenen Wappen ihrer Vorgängerinnen. Der goldene Schrägbalken in Blau wurde von dem auf dem Ortsadelswappen fußenden Wappen der ehemaligen Gemeinde Schanbach übernommen, während die goldene Eichel und die stilisierte Armbrust zuvor schon „redende" Wappenfiguren von Aichelberg beziehungsweise Aichschieß gewesen sind. Am 5. September 1977 hat das Landratsamt Esslingen dieses Wappen und die Flagge verliehen.

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