Walldürn - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0794 [Kopialüberlieferung 12. Jahrhundert]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Altstadt liegt mit von Südosten nach Nordwesten führender, zum Marktplatz erweiterter Hauptstraße und unregelmäßiger Rippenform am linken Hang des oberen Marsbachs. Im Süden schließt bis zum Bahnhof eine teils schon im 19. Jahrhundert entstandene Stadterweiterung an, die nach Süden und Südwesten durch ein ausgedehntes Neubauviertel in Hochflächen- und sanfter Hanglage vergrößert wurde. Industrie- und Gewerbeanlagen im Süden entlang der Bahnlinie nach Buchen. Im Westen in Waldrandlage, abgesetzt von der Stadt, Kasernen der Bundeswehr. Die Stadt im Süden, Westen und Norden bis an den Hang nördlich des Marsbachs von weiteren Neubaugebieten umschlossen.
Historische Namensformen:
  • in Turninu 0794 [Kopialüberlieferung 12. Jahrhundert]
  • in Turninen 0812 [Kopialüberlieferung 12. Jahrhundert]
  • Waldtdürn 1423
Geschichte: 794 in Turninu, 812 (beides Kopialüberlieferungen 12. Jahrhundert) in Turninen, 1423 Waldtdürn. Deutung als vorgermanisch umstritten, vielleicht = Turm vom Limes zu erklären. Nach Bedeutung und Lage bestand die Siedlung bereits in der Merowingerzeit. Um 800 Schenkungen unbekannten Umfangs an Lorsch. Entscheidender Grundherr wurde Kloster Amorbach, das seinen wohl schon frühen Besitz um 1100 abrunden konnte. Die Vogtei des Klosters Amorbach und damit Walldürn wurde gegen 1170 von Kaiser Friedrich I. an seinen Anhänger Rupert von Alfingen, der sich seit 1172 von Dürn nannte, übertragen. Um diese Zeit muss bereits bei Walldürn eine Burg bestanden haben, die Vorgängerin des im 15. Jahrhunderts umgebauten Schlosses. Diese nahezu quadratische Anlage mit Bergfried aus dem 13. Jahrhundert auf der West-Seite wurde um 1865 als Bezirksamtsgebäude durch Öffnung der West-Seite und Niederlegung des Bergfrieds völlig entstellt. Die Herren von Dürn, umstrittener ständischer Zugehörigkeit, aber wohl kaum nur ministerialischer Abkunft, nahmen als Besitzer eines weiten Territoriums in der alten Wingarteiba und südlich davon durch Verschwägerung mit einheimischen Edelfreien und schließlich den Grafen von Lauffen einen steilen Aufstieg. Nach dem Aussterben der Lauffener legten sie sich teilweise den Grafentitel zu. 1251 teilte sich die Familie in die Linien Dilsberg, Forchtenberg, Wildenberg und Walldürn. Mit dieser Zersplitterung begann der Niedergang. 1275 verpfändete Poppo III. Walldürn mit Zubehör an den Bischof von Würzburg, nachdem es schon 1262 dem Hochstift zu Lehen aufgetragen worden war. 1287 bzw. 1291 wurde Walldürn durch Poppo bzw. Ruprecht II. dem Grafen Rudolf von Wertheim auf Wiederkauf überlassen. Rudolf trat seine Rechte bereits 1293 an Erzbischof Gerhard von Mainz ab, der 1294 durch einen weiteren Kauf auch die Rücklösungsrechte der Dürner beseitigte. Die Edelherren von Dürn sind 1323 ausgestorben. In Walldürn und Umgebung blieben dagegen bis weit ins 16. Jahrhundert hinein die Junker von Dürn, eine ihrer Ministerialenfamilien, die sich im 13. und 14. Jahrhundert auch nach Amorbach nannte, ansässig. Walldürn wird erstmals anlässlich der Verpfändung von 1291 Stadt (oppidum) genannt. Es ist aber kaum denkbar, dass die Stadtwerdung erst in der Zeit, da es bereits an Würzburg verpfändet war, einsetzte. Über die dörfliche Vorgängersiedlung ist nichts bekannt. Die Stadt ist eine regelmäßige Anlage im Anschluss an die bereits auf der Hochfläche gelegene Burg. Im frühen 14. Jahrhundert im Südosten und Südwesten davon die Untere und die Obere Vorstadt. Schon zur Zeit der Dürner Herrschaft war die Stadt Verwaltungszentrum, so auch unter dem Erzstift, zuletzt als Amtsvogtei des Oberamtes Amorbach. Die 1294 ebenfalls an Mainz gekommene Zent Walldürn, zuerst als Zent Reinhardsachsen erwähnt, war stets das für die Stadt zuständige Blutgericht und durch Vereinigung von Zentgrafen- und Schultheißenstelle lange Zeit eng mit der Stadt verbunden. Die Bürger kamen 1346 von der Leibeigenschaft frei, doch wurde die Freiheit 1527 wegen der Teilnahme am Bauernkrieg wieder entzogen und erst 1667 erneut gewährt. 1803 fiel Walldürn an das Fürstentum Leiningen und geriet mit diesem 1806 unter badische Souveränität. Das in der Stadt eingerichtete Bezirksamt wurde 1872 mit Buchen vereinigt. 1924 verlor Walldürn auch sein Amtsgericht. Personen: Petrus Meyer, 1475-1531, Dompfarrer in Frankfurt, Angriffsziel der Dunkelmännerbriefe. Hans Junker, 1582-1625, Bildhauer. Theobald Fuchs, gestorben 1626, baufreudiger Abt von Schöntal.
Ersterwähnung als Stadt: 1291

Name: Burg Walldürn. Schloss Walldürn.
Datum der Ersterwähnung: 1100 [12. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 1244
Kirche und Schule: Die Kirche, ab 1244 durch die Erwähnung eines Pfarrers belegt, war dem Hl. Georg (16./17. Jahrhundert) geweiht. Der Kirchensatz ging von den von Dürn an den Mainzer Erzbischof über, doch hatte Würzburg ebenfalls gewisse Rechte daran erworben, auf die es erst 1656 verzichtete. Vom frühen 15. Jahrhundert an ist die Heiligblutwallfahrt bezeugt. Ihre Entstehung wird einem Wunder von etwa 1330 zugeschrieben. An diese Wallfahrt - heute am 1. bis 4. Sonntag nach Pfingsten - schlossen sich große Märkte an. Die Kirche des 14. Jahrhunderts, offensichtlich für die Wallfahrt 1620 verändert, wurde 1684-1714 durch einen Neubau unter Benutzung von gotischen und späteren Bauteilen in Chor und Querhaus ersetzt. Es sind verschiedene Mainzer Baumeister, nicht aber der Schöpfer des Plans bekannt. Große Barockkirche mit zwei Türmen im Winkel zwischen dem polygonalen Chor und dem Querhaus, Schiff zu 4 Achsen mit Seitenkapellen und Emporen darüber. Das Innere mit reichem Stuck italienischer (Decken) und französischer (Wände) Manier ausgeschmückt. Hochaltar von 1722, Heiligblutaltar von 1622/26 von Zacharias Junker. 1632-1830 war unmittelbar neben der Burg ein Kapuzinerkloster eingerichtet. Seit 1938 Augustinerkloster. Die Pfarrei umfasste ursprünglich auch den zur Zent gehörigen Odenwaldteil bis nach Rippberg. Seit der Abtrennung von Glashofen 1908 ist sie auf die Stadt beschränkt. Filialkirche St. Marien im Neubauviertel. Die Evangelischen bildeten ab 1933 eine eigene Kirchengemeinde der Pfarrei Buchen und erhielten 1947 eine Pfarrstelle, 1951 eine Kirche. Die Pfarrei ist für ein weites Diasporagebiet zuständig und hat in Rippberg einen Gottesdienstraum zu betreuen.
Patrozinium: Hl. Georg
Ersterwähnung: 1500 [16./17. Jahrhundert]
Jüdische Gemeinde: Schon im 13. Jahrhundert Juden nachweisbar. 1770 eigener Betsaal, nie Gemeinde im vollen Sinne.

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