Dominikanerkloster Rottweil 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1266 [1266]
Zerstörung/Aufhebung: 1802 [1802]
Beschreibung: Die Gründung des Rottweiler Predigerkonvents erfolgte vermutlich von Esslingen und Freiburg aus über die Vorstufe einer Herberge. Hinter den entsprechenden Bemühungen standen nach späterer Überlieferung die Herzöge von Teck, aber wohl auch die Grafen von Sulz und die Herren von Zimmern. Im Jahre 1266 wurde der Predigerkonvent Rottweil von der Ordensprovinz Teutonia anerkannt. 1267 empfahl Herzog Konradin von Schwaben den neuen Konvent dem Schutz der Rottweiler Bürger. 1268 weilte Bischof Albert von Lauingen (Albertus Magnus) bei den Rottweiler Predigern und stellte einen Ablassbrief für den Bau ihrer Klosterkirche aus, die 1282 geweiht worden sein soll und das Patrozinium St. Peter und Paul erhielt. In der mit einem Lettner ausgestatteten Bettelordenskirche werden schon für 1324 eine Kanzel und der St. Michaelsaltar erwähnt. Seelsorgerische Befugnisse wurden gegenüber der Rottweiler Pfarrei von Heilig Kreuz 1307 abgeklärt. Bis um 1300 erfolgte der Aufbau eines Terminierbezirks für die Rottweiler Dominikaner vor allem auf Kosten der Nachbarkonvente Freiburg, Konstanz und Esslingen. Herbergen wurden für die Rottweiler Predigermönche nachweislich eingerichtet in Villingen, Ebingen, Rottenburg und Balingen. Seit 1303 ist im Rottweiler Predigerkloster ein "studium" belegt. Eine zweite Bücherei ist im Predigerkloster Rottweil 1477 nachzuweisen. Die cura monialium wurde schon seit etwa 1270 zumindest zeitweilig übernommen für Frauenklöster des Dominikanerordens in Villingen, Kirchberg bei Sulz, Stetten bei Hechingen oder Neudingen sowie für zahlreiche Klausen. Provinzialkapitel der Teutonia wurden in Rottweil in den Jahren 1396, 1427 und 1474 abgehalten. Nachweislich seit dem 15. Jh. sind mit den Rottweiler Dominikanern und in ihrer Klosterkirche Kult- und Laienbruderschaften verbunden, darunter 1478 eine Liebfrauenbruderschaft, aus der sich die Rosenkranz-Bruderschaft entwickelt haben könnte, die Bruderschaft der Bäcker- , Müller- und Schuhmachergesellen 1477 und noch früher die Sebastiansbruderschaft der Rottweiler Armbrustschützen. Großen Zulauf hatten die regelmäßigen Fastenpredigten der Rottweiler Dominikaner. Der Konvent erwarb bescheidenen Besitz wie eine Badstube, Zehntrechte in Neufra und Göllsdorf, Fischrechte am Neckar und an der Schwarzach sowie Weinberge in Rottenburg und Schaffhausen. Unter den Rottweiler Prioren des Spätmittelalters ist Konrad Keller (um 1442 - um 1474) zu erwähnen. Der Rottweiler Lektor Bruder Kaspar wurde 1444 immerhin Kaplan Herzog Albrechts VI. von Österreich. Die spätmittelalterliche Ordensreform der Dominikaner erreichte Rottweil erst spät, obwohl Missstände dort schon 1370 bei einer Visitation von Provinzial Johannes Cusin sichtbar wurden. Der Rottweiler Predigerkonvent galt lange als Hochburg des Widerstandes gegen die Bewegung der Observanten, trotz aller Kritik aus Rottweil selbst, aber auch von Seiten der Grafen von Württemberg (1464). Erst 1518 konnte Provinzial Eberhard von Kleve mit nachhaltiger Unterstützung des Rottweiler Rates den Predigerkonvent in Rottweil reformieren, nicht zuletzt mit Unterstützung von Dominikanern aus Klöstern im Elsaß. Vertraglich festgelegt wurde in diesem Zusammenhang, dass die Stadt Rottweil das Kloster in Schutz und Schirm nehmen solle. Wenige Jahre später war das Rottweiler Predigerkloster Hauptstützpunkt der altgläubigen Partei der Reichsstadt. Prior Georg Neudorffer beteiligte sich seit 1526 mit eigenen Schriften an der Auseinandersetzung mit dem Konstanzer Reformator Ambros Blarer, bis der Lesemeister des Klosters aus der Stadt verwiesen wurde. Nach der Entscheidung der Stadt Rottweil für das katholische Bekenntnis fanden die Ulmer Dominikaner 1534 in Rottweil Zuflucht und bewohnten für zehn Jahre einen eigenen Flügel des Rottweiler Dominikanerklosters, bevor sie weiter nach Schwäbisch Gmünd zogen. Noch um 1560 entwickelten sich die Verhältnisse im Rottweiler Predigerkonvent trotzdem auffallend unsicher. Erst gegen 1600 beruhigte sich das Leben im Rottweiler Predigerkloster wieder. Das Kloster in Rottweil gehörte seit 1608 zum Vikariat Elsaß der neu eingerichteten Ordensprovinz Teutonia und blühte im Zeichen der Rosenkranz-Frömmigkeit auf. 1630 übernahmen die Patres auch das Gymnasium der Stadt Rottweil, obwohl sich in den folgenden Jahren ihre wirtschaftlichen Verhältnisse rasch verschlechterten. Während der zweiten Belagerung Rottweils durch Marschall Guébriant im November 1643 wurde an der Muttergottesstatue des Rosenkranz-Altares der Predigerkirche von zahlreichen Gläubigen zweimal das Wunder der Augenwende beobachtet. Der schon 1642 auf nur noch fünf Patres zusammengeschmolzene Konvent erholte sich nach Kriegsende nur allmählich. Dazu trug erneut vor allem die Rosenkranz-Frömmigkeit bei. Sie ließ im weiten Umkreis Tochterbruderschaften der Rottweiler Rosenkranz-Erzbruderschaft entstehen, welche das Gnadenbild von der Augenwende in Rottweil besonders verehrte. Dies löste eine blühende Wallfahrt aus und hatte letztlich auch die 1739 einsetzende, barocke Erneuerung von Predigerkloster und zugehöriger Kirche zur Folge. Um diese Aufgabe kümmerte sich vor allem der aus Rottweil stammende Prior Hermenegild Linsenmann, der mit Künstlern wie Joseph Wannenmacher und Meinrad von Aw zusammenarbeitete. Spannungen zwischen Kloster und Magistrat ergaben sich auch weiter aus der Forderung der reichsstädtischen Obrigkeit, die Wirtschaftsführung des Klosters überwachen zu dürfen. Seit 1709 zählte der Rottweiler Predigerkonvent zur wieder ins Leben gerufenen Ordensprovinz Saxonia. Nach der Besetzung der Reichsstadt Rottweil durch württembergische Truppen wurde den Rottweiler Dominikanern die Aufhebung ihres Klosters im Auftrag des neuen Landesherrn am 29. Dezember 1802 eröffnet. Die Predigerkirche wurde sofort geschlossen, das Gnadenbild der Muttergottes von der Augenwende nach Heilig Kreuz übertragen; die Patres räumten ihr Kloster schon bis zum 2. Januar 1803. Noch im gleichen Jahr erfolgte die Ausräumung von Kirchenschätzen, Mobiliar und Bibliothek. Die Predigerkirche wurde 1806 evangelische Garnisonskirche und 1818 evangelische Stadtkirche und blieb in ihrem barocken Glanz weitgehend erhalten. Das Kloster diente zunächst dem württembergischen Militär, wurde 1827 Schule und mit seinen Resten 1972 abgerissen. An seinem Platz steht heute das Dominikanermuseum Rottweil, Zweigmuseum des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart.
Autor: WINFRIED HECHT
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Dominikaner 1266-1802
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Rottenburg-Stuttgart,
fiel an: Württemberg (1802)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=425

Adresse Kriegsdamm 02, Rottweil

Literatur:
  • M. Erzberger: Die Säkularisation in Württemberg von 1802 bis 1810. Ihr Verlauf und ihre Nachwirkungen. Stuttgart 1902, ND Aalen 1974. 272ff.W. Zimmermann / N. Priesching (Hg.): Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Stuttgart 2003. 420-422 (W. HECHT).Die Kunst- und Altertumsdenkmale im Königreich Württemberg. Inventar Schwarzwaldkreis. Bearb. v. E. von Paulus. Stuttgart 1897. OA Rottweil, 316-318.W. HECHT: Das Dominikanerkloster Rottweil (1266- 1802) (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Rottweil 13). Rottweil 1991.DERS.: Ergänzungen zur Geschichte des Rottweiler Dominikanerklosters. In: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte. Hg. v. Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart, 1 (1982) ff. 17 (1998) 263f.
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