Kollegiatstift St. Maria Betenbrunn 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1399 [1399]
Zerstörung/Aufhebung: 1803 [1803 Transferierung nach Donaueschingen 1801]
Beschreibung: Die Pfarrei Betenbrunn wird erstmals 1275 erwähnt, das Patronatsrecht besaßen die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg. Ein von ihnen 1373 gegründetes Franziskanerkloster hatte nur etwa 15 Jahre Bestand, dann zog der Konvent nach Überlingen. In den 1390er Jahren betrieb in Gestalt von Albrecht IV. von Werdenberg-Heiligenberg und dessen Frau Anna von Montfort die Familie einen neuen Gründungsplan; dieses Mal richteten sie jedoch ein nicht reguliertes Chorherrenstift ein. 1399 war der Gründungsprozess abgeschlossen. Die Grafenfamilie stattete das Stift mit der Propstei und drei Chorherrenbenefizien aus, bis zum 17. Jh. kamen noch zwei weitere Kanonikate hinzu. Die Chorherren wählten den Propst, der allerdings gewohnheitsgemäß der Approbation der Grafen bedurfte, die auch letztlich über die Aufnahme der Pfründanwärter bestimmten. Die Benefizieninhaber stammten meist aus der näheren ländlichen Umgebung oder der Stadt Überlingen, in erster Linie versorgte das Stift Kleriker der gräflichen bzw. fürstlichen Umgebung. Das Stift Betenbrunn war das 'Hausstift' der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg bzw. ab 1535 der Grafen und späteren Fürsten von Fürstenberg: Die Kanoniker feierten zahlreiche Jahrzeiten für Familienangehörige, außerdem diente Betenbrunn seit 1414 als Grablege. Mit der Anlage einer Gruft in der Burgkapelle des Schlosses Heiligenberg verlor das Stift zwar nach 1586 immer mehr an Bedeutung, dennoch profitierte es weiterhin von Zuwendungen der Fürstenberger, die das vor allem in der näheren Umgebung von Betenbrunn liegende Stiftsgut sukzessive erweiterten. Spannungen mit den Grafen und Fürsten um Besitzfragen und Personalentscheidungen blieben gleichwohl nicht aus, das Stift strebte aber nie nach völliger Autonomie. Bereits seit dem Ende des 18. Jh. gab es Pläne der Fürstenberger, das Stift Betenbrunn nach Donaueschingen zu verlegen. Im Zuge der Säkularisation wurde das Marienstift 1801 formell dorthin transferiert; zwei Jahre später hob man es endgültig auf und übergab das Vermögen dem Gymnasiumsfond in Donaueschingen. Die Kirche in Betenbrunn wurde zur Pfarrkirche und blieb ein regionaler Wallfahrtsort. Die Chorherren waren für die Seelsorge und den Unterricht in den ihnen unterstehenden Pfarrbezirken zuständig. Die kleine Bibliothek des Marienstifts wurde nach dessen Auflösung der Fürstenbergischen Hofbibliothek einverleibt, Ende des 20. Jh. ließ das Haus Fürstenberg die Bände versteigern. Im Jahr 1731 richtete man am Stift eine Rosenkranzbruderschaft ein. Der Turm der Maria geweihten Kirche dürfte aus dem Beginn oder der Mitte des 13. Jh. stammen. Bereits bei der Etablierung der Franziskaner in Betenbrunn fanden größere Umbauten an der Kirche statt, Teile des 1387 errichteten Chors sind heute noch erhalten; außerdem erhöhte man den Turm und baute die Sakristei an. Das 30 Meter auf 9 Meter messende Langhaus ließen die Fürstenberger bis 1743 in weiten Teilen erneuern und zeitgemäß ausgestalten; um 1900 erfolgte abermals eine Renovation der Kirche. Die Gebäude des Stifts und die Kurien des 17. und 18. Jh. bilden den Kern des um die Kirche gelegenen heutigen Ortsteils Oberbetenbrunn. Auf dem Wallfahrtsbrunnen vor der Kirche steht ein spätgotisches Steinrelief aus dem Ende des 15. Jh., das Maria mit dem Kind zeigt. Im Inneren finden sich das Gnadenbild in der Wallfahrtskapelle, eine spätgotische Pietà, und eine Muttergottesstatue mit Kind von 1657. Der Taufstein wurde 1549 geschaffen, die Altäre und die übrige Ausstattung der Kirche stammen vornehmlich aus der Umbauzeit des 17. und 18. Jh. In der Hohlkehle über dem Chorbogen zeigen Malereien links das Wappen der Familie Werdenberg, rechts das der Montforter, in der Mitte ist das Wappen der Fürstenberger angebracht.
Autor: ANDREAS BIHRER
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Chorherren, weltliche 1399-1803
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Freiburg,
fiel an: Fürstenberg (1802)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=759

Adresse Heiligenberg

Literatur:
  • Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz. Beschreibende Statistik. Bearb. v. F. X. Kraus (Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden Bd. I). Freiburg i. B. 1887. 421f.E. SCHULZE-BATTMANN: Die Kirchen und Kapellen der Gemeinde Heiligenberg (Schnell Kunstführer 1428). Regensburg 2. Aufl. 2002 (Lit.).
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