Tuttlingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0797

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Planmäßige Stadtanlage im oberen Donautal am Fuß der Ruine Honberg. Dicht bebauter, streng gitterförmiger Stadtkern mit quadratischem Marktplatz. Die breite, die Stadt in West-Ost-Richtung durchziehende Hauptstraße ist heute eine fast reine Geschäfts- und Ladenstraße mit teilweise modernen Bauten. Gitterform wurde bei älterer Siedlungserweiterung nach Südwesten in Richtung Bahnhof und nach Nordosten beibehalten. Im Оsten der Stadt liegt ein großer Krankenhausbezirk in Hanglage, eine Anlage, deren Anfänge in die Jahre 1908/09 zurückreichen. Junge Wachstumsgebiete im Оsten und Süden um den Honberg. Im Norden auf der gegenüberliegenden Hangseite der Donau ebenfalls ausgedehntes Neubaugebiet mit überwiegend individuell gestalteten Mehrfamilienhäusern und mehreren Wohnhochhäusern. Neubaubereiche befinden sich auch im Donautal westlich der Stadt, wo große Wohnblöcke mit Flachdächern stehen. Im Norden zwischen Bahnlinie und Donau und im Südwesten Gewerbegebiete.
Historische Namensformen:
  • Tutilingas 0797
Geschichte: 797 Tutilingas, von Personenname Tutilo. Innerhalb der Stadt wurden im 19. und 20. Jahrhundert mehrfach Reihengräber freigelegt. Nach ihnen wurde die Siedlung nicht nur vor der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts gegründet, sondern war anscheinend auch Sitz einer reichen Adelsfamilie. Tuttlingen, erstmals anläßlich einer Schenkung an Kloster St. Gallen urkundlich erwähnt, wurde zur gleichen Zeit, vermutlich von Graf Gerold, zum größten Teil dem Kloster Reichenau geschenkt. Dieses bezog nachweislich 843 umfangreiche Gefälle am Ort und noch sehr spät gehörten Kloster Reichenau die beiden Kelhöfe und 16 Lehen. Im späteren 13. Jahrhundert wurde neben der bäuerlichen Vorgängersiedlung am Fuß des Honbergs um die Martinskirche herum die Stadt an der Donau gegründet. Die Stadtmauer verlief bis 1803 entlang des rechten Donauufers und des Seltenbachs sowie eines künstlichen Grabens im unregelmäßigen Viereck von ca. 300x250 m. Kloster Reichenau belehnte 1289 die Herren von Wartenberg mit der Vogtei über seinen Besitz in Tuttlingen, Öfingen, Oberbaldingen und Sunthausen. Ein Zweig der Familie von Wartenberg nahm nach dieser Belehnung ihren Sitz in Tuttlingen. Besitz des Klosters Amtenhausen ist 1312 und Besitz des Klosters Alpirsbach 1463 nachgewiesen. Seit 1356 mußten die Herren von Wartenberg ihre Lehen mit den Steußlingen, Blumberg und Dießenhofen teilen. Oswald von Wartenberg verkaufte 1372 die Vogtei über Stadt und Burg Tuttlingen an Graf Rudolf von Sulz. Von diesem kam sie auf unbekannte Weise vor 1377 an Württemberg, denn 1377 wurde sie im Städtekrieg als württembergischer Besitz von den Reichsstädten, allen voran Rottweil, erstürmt und zerstört. Württemberg verpfändete Tuttlingen 1381 an die Grafen von Lupfen, von denen es 1384 Österreich auslöste. 1420 war es wieder württembergisch. Erneut wurde die Stadt 1434 an die Herren von Zimmern verpfändet, nachdem sie anscheinend vorher im Pfandbesitz der Schenken von Limpurg gewesen war. Württemberg löste Tuttlingen 1444 aus der Pfandschaft aus. Zoll und Geleit kamen an Hohenberg, 1381 an Österreich, das beides an die Familie von Hornstein und anschließend an Herzog Reinold von Urslingen verpfändete, von dem es 1422 die Grafen von Sulz erwarben. Über Rottweiler Bürger (1451, 1475) gelangten auch diese Rechte 1539 an Herzog Ulrich von Württemberg. Als einer der wichtigsten strategischen Plätze Württembergs war Tuttlingen stark in das Kriegsgeschehen verwickelt. 1635 starben ca. 550 Personen an der Pest. Durch den Krieg sank die Zahl der Bürger von 350 auf 130. Dazu war die Befestigung eingerissen; 70 Häuser und eine Kirche waren zerstört. Die Stadt war bis 1755 Sitz einer württembergischen Obervogtei, anschließend eines Oberamtes, das 1938 in den Landkreis umgewandelt wurde. Der Stadtbrand von 1803 vernichtete nahezu die alte Bausubstanz und machte dadurch den Weg zur heutigen Stadtanlage mit einer in Ost-West-Richtung verlaufenden Hauptachse und rechtwinkliger Straßenführung frei.

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: Der Abt des Klosters Reichenau war bis zur Reformation 1534 Patron der Pfarrei, der Frauenkapelle und der St. Martinskaplanei. Die bei der bäuerlichen Vorgängersiedlung außerhalb der Stadt gelegene Martinskirche wurde 1275 als Pfarrkirche der Stadt erwähnt und blieb dies bis nach 1525. Wohl erst nach ihrer Zerstörung 1643 trat die Stadtkirche (St. Peter und Paul) an ihre Stelle. Da sie ursprünglich nur eine Kapelle gewesen war, mußte sie öfters erweitert werden. Der Kirchturm wurde 1584 renoviert und die Kirche 1680 erweitert. Schon 1699 wurde mit einem erneuten Anbau begonnen, der 1707 abgeschlossen war. Die Kirche brannte 1803 ebenfalls ab und wurde erst 1815-1817 neu erbaut, Kirchturm 1868 erhöht, 1903 Jugendstilfassade. Die alte St. Martinskirche lag schon nach der Schlacht 1643 in Trümmern und wurde 1862 durch eine kleine achteckige Kapelle ersetzt, heute Kriegergedächtnishalle. Die neue Martinskirche wurde 1958, die Auferstehungskirche 1966 errichtet. Die katholische St. Galluskirche wurde 1868/72 in neugotischem Stil erbaut. Abgegangene Kirchen: St. Lorenzkapelle, Kapelle Unserer Lieben Frau, eine Kapelle in der Kirchgasse und eine bei der Ziegelhütte. Tuttlingen gliedert sich heute in sechs evangelischen Pfarreien. Die Pfarreien I und II an der Stadtkirche gehen auf die Reformation zurück und sind 1536 belegt; die 3. Pfarrstelle an der Stadtkirche entstand 1897. Aus der 1956 eingerichteten 4. Pfarrei an dieser Kirche wurde 1965 die Pfarrei der Auferstehungskirche. Die Martinspfarrei wurde ebenfalls 1956 eingerichtet. 1966 kam als vorläufig jüngste evangelische Pfarrei die Westpfarrei hinzu, zu der bis 1979 auch Wurmlingen gehört hatte. Die Katholiken erhielten 1869/83 eine eigene Kirche St. Gallus und 1873 eine Pfarrei. Die Pfarrkirche ist seit 1939 modern umgebaut. Eine zweite Pfarrei für den Südwestteil der Stadt wurde 1965 errichtet; Kirche Maria Königin von 1961/63.
Patrozinium: Martin
Ersterwähnung: 1275

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