St. Blasien - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1093 [1093 (Корialüberlieferung) und 1189]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Langgestreckte Stadtanlage im Albtal mit unregelmäßig leiterförmigem Grundriß. Älterer Stadtteil mit Klostergebäude an der Einmündung des Steinenbächle. Neubaugebiete mit zum Teil mehrgeschossigen Wohnblöcken im Nordwesten entlang der Alb und im Westen am Kalvarienberg. Gewerbegebiet im Südosten.
Historische Namensformen:
  • ad sanctum Blasium 1093 [1093 (Корialüberlieferung) und 1189]
  • sante Blasiun 1278
Geschichte: 1093 (Корialüberlieferung) und 1189 ad sanctum Blasium, 1278 sante Blasiun. Im Anschluß an das gleichnamige Kloster entstandene Siedlung. Die Anfänge des Benediktinerklosters St. Blasien gehen zurück auf die seit dem 9. Jahrhundert von Rheinau abhängige Cella Alba. Unbekannt ist, wann und wie die Lösung vom Mutterkloster erfolgte; wahrscheinlich vollzog sie sich in einem längeren Prozeß, der spätestens im 11. Jahrhundert abgeschlossen war. Das Immunitätsprivileg Heinrichs IV. von 1065 erwähnt keine Bindung an Rheinau mehr. Als Gründer des Klosters St. Blasien nennt dessen liturgische Tradition (um 1100) einen Reginbert; der Zeitpunkt der Gründung wäre danach im 10., allenfalls zu Beginn des 11. Jahrhunderts anzusetzen. Der Aussagewert dieser Quelle läßt sich jedoch nicht sicher beurteilen. Bereits in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts begegnet uns in St. Blasien ein Kloster, das zu den führenden Erneuerern monastischen Lebens zählte. Seine im Sinne des oberitalienischen Klosters Fruttuaria geführte Reformarbeit reichte bis in das Elsaß, in die Mittelschweiz und nach Österreich. Ihren Niederschlag fand diese Tätigkeit u.a. in der, wenn auch nur vorübergehenden, Unterstellung des Klosters Muri und dem Anschluß der Priorate Ochsenhausen (1391 Abtei), Berau, Weitenau, Bürgeln, Wiliskofen und Sitzenkirch (zwischen 1157 und 1173). In der Reformphase des 11. Jahrhunderts bestand St. Blasien allem Anschein nach als Doppelkloster; der Nonnenkonvent zog zu Beginn des 12. Jahrhunderts nach Berau. Seit dem 12. Jahrhundert widmete man sich in St. Blasien vorrangig dem wirtschaftlichen und rechtlichen Ausbau der Grundherrschaft. Der 1065 beschriebene Immunitätsbereich, seit 1328 als Zwing und Bann bezeichnet, umfaßte nur einen ausgedehnten Waldbezirk um das Kloster, der erst in mühevoller Arbeit mit Hilfe zahlreicher Konversen erschlossen werden mußte. Erste Siedlungsschwerpunkte bildeten die Täler von Menzenschwand und Bernau sowie Höchenschwand, Häusern und Schluchsee. Schenkungen Rudolfs von Rheinfelden und anderer erweiterten den Besitz um das Gebiet östlich des Schluchsees vom Hochstaufen bis zum Feldberg. Dazu kamen Güter in den Quellgebieten von Neckar und Donau, ebenso an der unteren Aare, an der Limmat, in der Mittelschweiz, im Breisgau, im Wiesental und in Schönau und Todtnau. Den Bestrebungen des Klosters, seine Grundherrschaft in der Umgebung zu erweitern, kamen im 13. Jahrhundert die finanziellen Schwierigkeiten zahlreicher Adelsgeschlechter entgegen. So konnte St. Blasien größeren Besitz von den Herren von Krenkingen, von Gutenburg, von Regensberg, von Klingen und von Tiefenstein ankaufen. Ihren wirtschaftlichen Höchststand hatte die Abtei im 14. Jahrhundert erreicht; die Verwaltung kann als vorbildlich bezeichnet werden. Nach dem Papstzehntrodel (1366-1372) gliederte sich die Grundherrschaft in einzelne Ämter, und zwar in das Waldamt, die Ämter Baar, Rottweil, Schönau, Breisgau, Elsaß, Basel, Zürich, Klingnau, Nellingen, Frickingen und das mit dem Kammeramt verbundene Amt Schlegelsberg, das den Besitz im Gebiet der Hier- und Lechplatte umfaßte. Eine eigene Verwaltung wurde noch für die 1480 erworbene Herrschaft Gutenburg eingerichtet. Entscheidend für die politische Entwicklung St. Blasiens wurde die Ausübung der Vogteirechte durch Österreich. Über die Vogtei verfügte nach dem Scheitern Rudolfs von Rheinfelden der Bischof von Basel, der sie an Adelgoz von Wehr weiterverliehen hatte. Die Lösung aus der Basler Vogtei erreichte das Kloster durch einen Rechtsspruch Heinrichs V. im Jahr 1125, der dem Kloster die Immunität und das Recht der freien Vogtwahl bestätigte. Damit konnten die Herzöge von Zähringen zu Vögten bestellt werden. Nach deren Aussterben zog Friedrich II. die Vogtei als Reichslehen ein. Doch kam sie wahrscheinlich in der Mitte des 13. Jahrhunderts an die Grafen von Habsburg; sie vermochten ihre daraus abgeleiteten Rechte auch gegen den Widerstand der Abtei bis zum Ende des alten Reichs zu behaupten. Alle Versuche St. Blasiens, die Reichsunmittelbarkeit zu erhalten und sich der österreichischen Oberhoheit zu entziehen, blieben ohne Erfolg. Österreich behielt sich auch 1596, als es aus finanziellen Gründen gezwungen war, die Hochgerichtsbarkeit über den Zwing und Bann des Klosters, also über die Vogteien Höchenschwand, Menzenschwand, Bernau und Ibach (im 17. Jahrhundert kam noch Blasiwald hinzu), diesem zu verpfänden ausdrücklich die aufgrund der Vogtei beanspruchte landesfürstliche Obrigkeit vor. 1666 übernahm St. Blasien das Präsidium des Prälatenstandes der vorderösterr. Landstände. Territorialherr war der Abt nur in der 1609 gekauften Reichsgfscht Bonndorf. Das brachte ihm 1746 den an sein Amt gebundenen Titel eines Fürstabtes ein. Das 18. Jahrhundert bedeutete für St. Blasien nochmals eine Zeit geistiger Blüte. Erwähnt seien hier nur die zu den führenden Historikern zählenden Marquard Herrgott, Martin Gerbert, Aemilius Ussermann und Trudpert Neugart, erinnert sei an den Beginn und die Förderung einer »Germania Sacra«, einer Kirchengeschichte Deutschlands. Berühmtheit erlangte die klostereigene Druckerei. Reste der alten Klosteranlage förderten Grabungen im Jahr 1928 zutage. Die Entstehung des sogenannten Alten Münsters, einer dreischiffigen Basilika ohne Querhaus, dürfte in die Zeit kurz nach 1050, die des sogenannten Neuen Münsters in das linke Viertel des 12. Jahrhunderts fallen. Kirchen und Klostergebäude wurden nach dem Brand von 1322 und nach der Zerstörung durch die Bauern 1525 im wesentlichen nach den alten Plänen und im alten Umfang wiederhergestellt. Erste tiefgreifende Veränderungen erfuhren die Konventsgebäude 1590/93; u.a. wurde eine neue Bibliothek errichtet. Bauliche Erweiterungen folgten unter den Äbten Martin I. (1596-1625) und Otto III. Die barocke Umgestaltung des Neuen Münsters veranlaßte Abt Augustin (1695-1721). 1728 begann man mit dem Abbruch und Neubau der Klosteranlage. Im Оsten entstand der kleinere Konventhof, im Westen der größere Abthof. Das Neue Münster rückte dabei an die Nordflügel der beiden quadratischen Höfe. 1740 waren die Arbeiten weitgehend abgeschlossen. 1768 vernichtete ein Brand Kirche, Abtei, Konvent und die meisten Wirtschaftsgebäude. Für den Wiederaufbau sorgte Fürstabt Martin Gerbert. Als die Wiederherstellung der Klosteranlage 1771 beendet war, begann man mit dem Neubau der Kirche. Nach Entwürfen von Michel d'Ixnard entstand unter der Leitung von Franz Joseph Salzmann und unter Mitwirkung von Nicolas de Pigage der früh-klassizistischem Kuppelbau. Nach der Säkularisation 1806 - ein Restkonvent konnte sich 1809 in St. Paul im Lavanttal (Kärnten) niederlassen - dienten die Klostergebäude als Fabrik für Gewehre, dann für Spinnereimaschinen und schließlich als Baumwollspinnerei. 1874 zerstörte ein Brand das Konventsgebäude, Chor und Rotunde der Kirche. Ihr Chor wurde als Pfarrkirche wiederhergestellt. Sonst begannen die Restaurierungsarbeiten, weithin nach den alten Plänen, erst 1910. Nachdem die Spinnerei ihren Betrieb 1931 eingestellt hatte, übernahmen die Jesuiten die Baulichkeiten. Sie verlegten die deutsche Abteilung des Kollegs Stella Matutina in Feldkirch (Vorarlberg) hierher. Von 1939-1946 war die Schule geschlossen. Solange das Kloster bestand, spielte St. Blasien als weltliche Siedlung eine untergeordnete Rolle. 1805 fiel es an Baden, das es 1807 zum Verwaltungssitz des neugeschaffenen Oberamt St. Blasien erhob. 1897 erhielt der Ort Stadtrecht. 1924 wurde das Вezirksamt St. Blasien aufgehoben, der Ort selbst dem Bezirksamt/1939 Lamdkreis Neustadt zugeteilt.

Ersterwähnung: 1000 [wahrscheinlich schon seit dem 11. Jahrhundert]
Kirche und Schule: Als Gotteshaus für die Familiaren des Klosters bestand, wahrscheinlich schon seit dem 11. Jahrhundert, die 1561 mit den Filialen Urberg, Bernau, Menzenschwand und Neuenzell genannte St. Stephanskirche. Sie wurde 1620 abgebrochen. Nach Aufhebung des Klosters wurde 1807 die Säkularpfarrei errichtet. Die Pfarrkirche St. Blasius 1771/83 im klassizistischen Stil gebaut, nach Brand 1874 wiederhergestellt. Evangelische Pfarrei seit 1933, zuvor seit 1864 von Waldshut aus versehen, 1893 evangelischen Pastoration in St. Blasien. Der evangelische Pfarrsprengel umfaßt den gesamten Verwaltungsraum St. Blasien mit Ausnahme von Todtmoos.
Patrozinium: St. Stephan
Ersterwähnung: 1561

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