Eberstadt - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1247

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Obgleich erst 1247 als »villa de Eberstat« bezeugt, dürfte der Ort bereits in der Zeit des frühmittelalterlichen Landesausbaus entstanden sein. Das Bestimmungswort des Ortsnamens bezieht sich vermutlich auf das männliche (Wild-) Schwein. Um 1500 war Eberstadt mit knapp achtzig Häusern ein dicht gebautes Dorf, das mit einem Zaun und zwei Toren gesichert war. Weil einige Eberstadter sich 1525 dem Hellen Haufen angeschlossen hatten, wurde zur Strafe knapp ein Viertel der Häuser niedergebrannt. Lennach und Buchhorn waren ursprünglich eigenständige Siedlungen, teilten sich aber mit Eberstadt in eine gemeinschaftliche Gemarkung. Zwar schenkten die Herren von Weinsberg 1282 ihre Güter »in villa Lienach« dem Ritter Konrad von Böckingen, doch blieb das kleine Dorf weiterhin unter weinsbergischer Herrschaft. Der Name Lennach lässt sich möglicherweise auf die »lyne« (Waldrebe) oder auf die »liene« (Wildbache) zurückführen. Das 1346 erstmals erwähnte Buchhorn verdankt seinen Namen dem Buchenbaum. Im 16. Jahrhundert standen in Lennach acht und in Buchhorn sieben Häuser, in denen damals etwa sechzig bis siebzig Menschen lebten. Die Einwohnerzahl beider Weiler lag Ende des 18. Jahrhunderts bei rund zweihundert. Die Orte standen immer in enger Verbindung mit Eberstadt und hatten dieselben Herrschafts- und Zehntverhältnisse. Eigene gemeindliche Strukturen entwickelten sich nicht. Auf der Gemarkung von Eberstadt liegen mehrere Wüstungen. Nördlich des heutigen Klingenhofs, der um 1715 entstand, lag einst der Weiler »zu der Clingen« (1304, 1402 »Clingen daz Wyler«), in dem das Stift Oberstenfeld zehntberechtigt war; das letzte Zeugnis für seine Existenz datiert von 1450. Ein Hof und ein Baugut auf dem Eberfirst sind erstmals 1405 zu fassen; die Gemeinde erhielt den im Wald auf der Berghöhe gelegenen Hof 1515 von Württemberg zu Lehen. Aufgegeben wurde er im Dreißjährigen Krieg. Der Flurname Pfitzhofwald deutet auf eine weitere Wüstung hin. 1495 bewirtschaftete diesen Hof ein Beständer, 1528 werden ein kleiner und ein großer Pfitzhof genannt. Beide Höfe lagen auf der Bergebene nördlich von Eberstadt unmittelbar südlich des alten Salzwegs. 1730 war der bereits ödliegende Pfitzhof im Besitz von Gellmersbacher Bürgern. Die neueren Wohngebiete entstanden nach dem zweiten Weltkrieg vorwiegend im Norden und am Hang jenseits des Schmalbachs. Sie hegen in den Gewannen »Lindenäcker«, »Mühlenweinberge« (1950/60), »Käppelen«, »Klingenhof« und »Mühlwiesen« (1970). Gewerbliche Anlagen befinden sich im Südwesten (1950/60) und am Ortseingang (1965/70).
Historische Namensformen:
  • Eberstat 1247 [1247 und 1249]
Geschichte: Seit staufischer Zeit gehörte Eberstadt zum Herrschaftsbereich der Reichsministerialen beziehungsweise Herren von Weinsberg. Ob der Ort von Beginn an vom Hochstift Würzburg zu Lehen rührte, ist unklar. Überliefert sind nur zwei Belehnungen von 1346 (auf ein Jahr) und 1442. Für kurze Zeit gehörten 1304 Rechte und Einkünfte in Eberstadt zum Wittum der Gräfin Elsbeth von Katzenelnbogen, der Ehefrau Konrad von Weinsbergs, fielen dann aber zurück an die Weinsberger. Vor 1402 war das Dorf Eberstadt mit den Weilern Klingen, Lennach und Buchhorn an den Erzbischof von Mainz verpfändet. Kurze Zeit später war es wieder ausgelöst, denn seit 1412 wurden verschiedene Anteile an Eberstadt immer wieder an die Pfalzgrafen (1412, 1423), aber auch an Hans von Gemmingen (1438) und an die von Venningen (vor 1442) verpfändet, bis das Dorf 1450 definitiv an die Pfalz verkauft wurde. Nach der Niederlage der Pfälzer im Landshuter Krieg gelangte Eberstadt 1504 an Württemberg und wurde dem Amt Weinsberg eingegliedert. Mit Grund- und Rentenbesitz treten vereinzelt geistliche und weltliche Herrschaften hervor, bestimmend blieben aber im ganzen die Herren von Weinsberg und später die Pfalz beziehungsweise Württemberg. 1528 wurden württembergische Rechte an 48 Erblehen, Höfen, Hufen und Gütern verzeichnet, dazu noch eine Kelter samt Kelterhofstatt. Einige ihrer Güter hatten die Weinsberg verlehnt, etwa an Konrad Capler von Hagenbach (1364). Wohl ebenfalls aus weinsbergischen Besitz stammten ursprünglich das Lehen Haidberg (1430) und andere Zinsen und Gülten, die das Kloster Lichtenstern in Eberstadt hatte. Im späten Mittelalter sind noch einzelne andere niederadlige und bürgerliche Grund- und Rentenbesitzer zu fassen, so die von Aschhausen und von Gochsen (1336), die Zopfritter aus Wimpfen (14. Jahrhundert), Hans Hülwer (1370) und Margarethe Boppin (1367) aus Heilbronn sowie Hans Lougker (1374) aus Öhringen. Deren Güter gelangten zumeist in geistliche Hand, an das Stift Wimpfen, das St. Klara-Kloster in Heilbronn, das Kloster Schöntal oder das Stift Öhringen. Als Inhaber der Pfarrpfründe in Eberstadt hatte auch das Stift Oberstenfeld Einkünfte in Eberstadt (1275/80). Die Zehntrechte standen 1247 zur Hälfte dem Stift Oberstenfeld zu. Die andere Hälfte hatten die Herren von Weinsberg. Ihr Teil wurde mit der Herrschaft an Kurpfalz verpfändet und kam dann zusammen mit einem Hof in Eberstadt über die von Tierbach an die von Berlichingen. 1444 hatten die Berlichingen die Zehntrechte bereits inne, doch der Einfluss Konrad von Weinsbergs reichte noch immer so weit, dass er in einem Konflikt wegen Viehdiebstahls den Eberstadter Zehnt sperren konnte. Die Zehntrechte der Berlichingen umfassten 1499 einen Anteil am Wein- und Fruchtzehnt. 1583 waren die Zehntrechte stark zersplittert: Ein Viertel des Groß- und Weinzehnten teilten sich das Kloster Lichtenstern (8/15), die Berlichingen (4/15) und die Kaplanei Weinsberg (3/15), die restlichen drei Viertel blieben dem Stift Oberstenfeld. Diese Aufteilung hielt sich bis zum Ende des Alten Reiches. Ein alter und ein junger Schultheiß von Eberstadt traten 1303 in einem Rechtsstreit zwischen dem Pfarrer von Eberstadt und dem Stift Oberstenfeld als Gutachter auf. 1355 bezeugten zwei Richter einen Kaufhandel Eberstadter Einwohner. Aus einer Urkunde von 1428 ergibt sich die Besetzung des Gerichts mit zwei Schultheißen und zwölf Richtern; später amtierte meist nur ein Schultheiß. Ein Bürgermeister wird erst 1529 genannt. Die älteste Dorfordnung stammt von 1552. Im Jahr 1484 führten die Eberstadter freiwillig eine Getränkesteuer (Ungeld) ein, um ihre Tore, Zäune, Seen und Brunnen instandhalten zu können. 1529 siegelte der Weinsberger Schultheiß eine Urkunde der Gemeinde, in der sie sich zum Unterhalt der herrschaftlichen Kelter verpflichtete. Ein an der Kirche angebrachtes Relief aus dem Jahr 1628 zeigt die älteste überlieferte Darstellung des Gemeindewappens. Eberstadt gehörte bis 1.4.1926 zum Amt beziehungsweise Oberamt Weinsberg, dann zum Oberamt, seit 1.10.1938 Landkreis Heilbronn.
Wirtschaft und Bevölkerung: In Eberstadt gab es 1495 87 Steuerpflichtige, was auf eine Gesamteinwohnerzahl von knapp vierhundert schließen lässt. Bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts stieg die Einwohnerzahl auf über 650 an. Es war das größte Dorf im Amt Weinsberg und bereits um 1500 der zentrale Ort im Eberbachtal. Hier befanden sich ein Wirtshaus (1484) und eine Badstube (1493), wo die Einwohner sich bei einfachen gesundheitlichen Beschwerden auch behandeln lassen konnten. Ein Müller wird in Eberstadt 1465 genannt, dreißig Jahre später ist die Dorfmühle bezeugt. Daneben waren hier im 16. Jahrhundert die wichtigsten ländlichen Handwerke vertreten, Bäcker, Schuster und ein Schmied. Außerhalb des Dorfs gab es einen Kalkofen. Gericht und Rat erhielten im Jahr 1700 die Erlaubnis, einen im Dreißigjährigen Krieg untergegangenen Jahrmarkt wiederzubeleben. Die Felder wurden 1493 in den drei Fluren am Holtzweg, am Kirchweg und am »Aichpihell« bewirtschaftet. Landachtfrucht gaben 1528 nur zwei Zelgen, jedoch fanden daneben sechs weitere Fluren Erwähnung, was auf Sonderdistrikte hindeuten könnte. Mitte des 18. Jahrhunderts werden wieder die drei ursprünglichen Fluren allein genannt. Neben dem Ackerbau spielte nachweislich seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts der Weinbau eine bedeutende Rolle. Die herrschaftliche Kelter wurde 1442/43 unter finanzieller Beteiligung der Gemeinde neu gebaut. In Eberstadt gab es auf der Kelterhofstatt bei der Kirche eine Kelter mit vier Bütten, in Lennach oder Buchhorn, darüber hinaus eine mit zwei Bütten.

Ersterwähnung: 1249
Kirche und Schule: Bereits 1249 bestand in Eberstadt eine eigene Pfarrei, deren Patronatsrecht dem Stift Oberstenfeld zustand. 1260 wurde die Kirche dem Kloster inkorporiert. Kirchenheiliger war St. Ulrich, nicht, wie lange Zeit angenommen, St. Lukas. Zum Kirchensprengel gehörten 1730 Hölzern, Gellmersbach, die Weiler Lennach und Buchhorn, sowie Eberfirst, der Klingen-, der Pfitz- und der Hardthof. Anstelle eines romanischen Vorgängerbaus entstand 1477 eine spätgotische Chorturmkirche mit ausgemaltem Chor. Das Schiff wurde 1586 in spätmanieristischem Stil erneuert. Die dazugehörigen Renaissancesäulen sind später ins Gasthaus Adler in Hölzern übernommen worden. Ein erster evangelischer Geistlicher findet 1536 Erwähnung. Auf dem Klingenhof lebten im 18. Jahrhundert Katholiken. 1559 wird die Besoldung eines Schulmeisters geregelt, der zugleich das Mesneramt versah. In die Eberstadter Schule gingen alle Kinder des Kirchensprengels, im 16. Jahrhundert etwa dreißig bis vierzig, 1725 ungefähr doppelt so viele. Evangelische Pfarrkirche, eine stattliche Chorturmkirche der frühen Hochgotik (Anfang 14. Jahrhundert) mit Kreuzrippengewölbe im Chor, das Schiff 1586 spätmanieristisch erneuert und 1892 sowie 1964/65 renoviert. Hochbarocke Kanzel um 1690. Katholische Kirche St. Maria von 1970, zur Pfarrei Weinsberg gehörend.
Patrozinium: St. Ulrich
Ersterwähnung: 1249

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