Mühlbach - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Liegt auf Gemarkung: Eppingen
Ersterwähnung: 1290

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Wiewohl Mühlbach (»villula in Mulenbach«) in der schriftlichen Überlieferung erst 1290 auftaucht, spricht manches dafür, den aus dem 10. Jahrhundert bezeugten Fronhof »Witegowenhusen« des elsässischen Klosters Weißenburg in unmittelbarer Nähe der hiesigen Siedlung zu suchen (bereits 843 als »Widegauenhusa« im Lorscher Codex). Gelegen hat er wahrscheinlich im nordwestlichen Teil des heutigen Dorfs, im Winkel zwischen dem vormals aus sieben kleineren Höfen bestehenden Oberdorf (links des Bachs) und dem von sechs großen Höfen gebildeten Unterdorf (rechts des Bachs). Allerdings bleibt, wenn man diese Lokalisierung akzeptiert, noch die Frage zu beantworten, weshalb der Name des Fronhofs schon im hohen Mittelalter untergegangen ist beziehungsweise von dem sehr viel weniger markanten Namen Mühlbach verdrängt werden konnte. Oberdorf und Unterdorf stellten noch im ausgehenden 19. Jahrhundert zwei separate Siedlungskerne beiderseits des Bachs dar. 1778 umfasste der Ort achtzig Wohnhäuser. Am Südwestfuß der Eppinger Hardt besteht der Ort aus dem locker in einer Bachmulde erbauten Ortskern und den östlich, südlich beziehungsweise südwestlich entstandenen neuen Wohngebieten der Jahre nach dem zweiten Weltkrieg. Gewerbe ließ sich in und um die ehemalige Mühle nieder.
Historische Namensformen:
  • Mulenbach 1290
Geschichte: Im hohen Mittelalter gehörte Mühlbach wenigstens teilweise zur Herrschaft Steinsberg. Daher rührte bis zum Ende des Alten Reiches das Unterdorf von der Grafschaft Oettingen zu Lehen; das Oberdorf war Eigengut. Als Schenkung des Ritters Heinrich von Brettach gelangte 1290 der ganze Ort in den Besitz des Wilhelmiten-Ordens und wurde von diesem 1317 an die von Oßweil verkauft. Das Unterdorf hatten danach die von Sickingen inne und veräußerten es 1365 an die Stadtgemeinde Eppingen, aus deren Reihen fortan stets zwei Bürger die Lehnspflicht gegenüber den Grafen von Oettingen wahrnahmen. Das allodiale Oberdorf entwickelte sich im Lauf des 14. Jahrhunderts zu einer Ganerbschaft, deren Teilhaber aus den Familien Göler von Ravensburg, von Sachsenheim und von Ehrenberg ihre Anteile 1372 ebenfalls an die Stadt Eppingen verkauften. Seither war das ganze Dorf im Besitz der dortigen Bürgergemeinde. Indes standen dieser nur die niedergerichtlichen Befugnisse zu, während alle sonstigen Kompetenzen – Gebot und Verbot, Steuer und Schatzung, Hoch- und Blutgerichtsbarkeit, militärisches Aufgebot etc. – von der pfälzischen Landesherrschaft reklamiert (Oberamt Bretten) und gegen konkurrierende oettingische Ansprüche erfolgreich behauptet wurden. Mit dem Ende der Kurpfalz 1802/03 fiel Mühlbach als Zubehör von Eppingen an Baden. Noch weiter verkomplizierten sich die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Herrschaftsverhältnisse dadurch, dass die größten Grundeigentümer auf der Gemarkung, das Domkapitel und das St. Guido-Stift zu Speyer, für ihre Güter zwar keine eigenen Schultheißen und Richter einsetzen durften, wohl aber Anteil an den durch das Gericht verhängten Freveln aus dem Unterdorf hatten (1598 5/6 beziehungsweise 1/6). Von den dreizehn ursprünglichen Zinshöfen, deren Umfänge 1776 zwischen knapp 10 und 79 Morgen lagen, gehörten dem Domkapitel acht (1598); wieviele daneben dem St. Guido-Stift zustanden, bleibt unklar. Außerdem waren das Wilhelmiten-Kloster beziehungsweise die Stadt Eppingen hier begütert, und die Eppinger St. Katharinen-Pfründe bezog Geld-, Hühner- und Landachtzinse (1560). In den Großzehnt teilten sich in der frühen Neuzeit das Domkapitel (6/16) und das St. Guido-Stift zu Speyer (3/16), das Karmeliter-Kloster in Hirschhorn (3/16) und die Stadt Eppingen (3/16 und 1/16); der größere Eppinger Anteil gehörte im späten Mittelalter den Wilhelmiten. Aus einem besonderen, nur 12 Morgen umfassenden Distrikt hatten die Göler von Ravensburg den Zehnt zu beanspruchen. Zwar begegnen Schultheiß, Richter und »gemeyndburger« zu Mühlbach 1454 als Vertragspartner des örtlichen Klosters, aber gleichwohl scheint das Regiment der Stadt Eppingen der Entfaltung kommunaler Eigenständigkeit im Dorf nur wenig Spielraum gegeben zu haben. In der frühen Neuzeit verfügte Mühlbach immerhin über ein eigenes Gericht, das im ausgehenden 18. Jahrhundert mit einem Anwalt und vier Schöffen besetzt war; diese hatten »sowohl die gemeine Dorfsangelegenheiten zu besorgen, als die oberamtliche Verordnungen, wie auch die vogteiliche Befehle der Stadt Eppingen zu befolgen«. Ab 1803 Amt Bretten, 22.6.1807 Stabsamt Eppingen,6.12.1809 Amt Bretten, 24.7.1813 Bezirksamt Eppingen, 1.4.1924 Bezirksamt Bretten, 1.10.1936 Bezirksamt bzw. 25.6. 1939 Landkreis Sinsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: Bei 92 Haushaltungen hatte Mühlbach um das Jahr 1577 etwa vierhundert Einwohner. Nach der nicht zuletzt mit Hilfe schweizerischer Zuwanderer bewerkstelligten Kompensation der in dem friedlosen 17. Jahrhundert eingetretenen Bevölkerungsverluste, zählte man 1778 wieder 464 Seelen. Neben Ackerbau und Viehzucht spielte für die Wirtschaft im Dorf von alters her auch die Verarbeitung des im Wald anstehenden Sandsteins eine Rolle. Bereits 1370 wurde ein Streit um die Nutzung der Steinbrüche beigelegt, und in den folgenden Jahrhunderten entstanden unter Verwendung hier gebrochener Steine zahlreiche Bauten in der näheren und weiteren Umgebung. Die Zelgen Längenfeld, Binsbach (Seliggrund) und an den Quatlendern (Hesselberg) sind seit dem frühen 15. Jahrhundert bezeugt. Von der unterhalb des Dorfs gelegenen, dem Wilhelmitenkloster zustehenden Mühle erfährt man erstmals 1317; 1651 wurde sie an die Gemeinde verkauft. Ein Gerber, der sich 1709 hier niederlassen wollte, musste bald wieder aufgeben.

Ersterwähnung: 1290
Kirche und Schule: Abgesehen von der schon im 10. Jahrhundert zu dem Herrenhof »Witegowehusen« gehörigen »basilica« und der Klosterkirche der Wilhelmiten findet eine hiesige Kapelle bereits 1290 Erwähnung (1454 zu Unserer Lieben Frau). Als Filial war sie der sogenannten Speyrer Pfarrei in Eppingen zugeordnet. Einen eigenen Prediger erhielt das Dorf erst im Gefolge der Reformation; er vertrat das reformierte Bekenntnis und wurde vom Eppinger Rat angestellt und karg besoldet (1608). In der pfälzischen Kirchenteilung 1707 fiel die einstige Klosterkirche, deren Chor und Sakristei noch heute erhalten sind, den Reformierten zu; Katholiken und Lutheraner besuchten den Gottesdienst in Eppingen. Schulunterricht (reformiert) gab es in Mühlbach offenbar erst nach dem Dreißigjährigen Krieg; ein Schulhaus wird nicht vor 1778 erwähnt. Neugotische evangelische Kirche von 1841 unter Beibehaltung der Kapelle des 13./14. Jahrhunderts als Chor. Die Katholiken, bis 1821 auch die Lutherischen, von Eppingen aus versorgt. Filialkapelle BMV von 1866.
Patrozinium: Unserer lieben Frau
Ersterwähnung: 1454
Jüdische Gemeinde: 1714 finden erstmals zwei jüdische Familien Erwähnung. Die jüdische Gemeinde wurde 1855 aufgelöst.

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Geschichte

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Jüdische Gemeinde

Dazu lässt sich mehr schreiben. Siehe ''Jüdische Gemeinde Mühlbach'' in der deutschsprachigen Wikipedia.

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Vielen Dank für Ihren Hinweis. Speziell zum jüdischen Leben im Südwesten wird derzeit in LEO-BW ein Themenmodul aufgebaut.

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Kirche und Religion

Wer kennt die Abkürzung BMV für

Beata Maria Virgo?

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