Möckmühl - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0750 [750/779]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Möckmühl ist aus mehreren, durch mindestens zwei Reihengräberfriedhöfe – bei der Stadtkirche und im Gewann Große Binsach jenseits der Seckach – belegten merowingerzeitlichen Siedlungskernen hervorgegangen. Zu ihnen sind möglicherweise auch die längst wüstgefallenen Orte »Vuagesawuna« (815; Flurname Waagern links der Jagst) und »Vuillihereshus« (846; nicht mehr lokalisierbar) zu rechnen sowie der rätselhafte Wohnplatz auf der Alten Burg rechts der Seckach, wo in den 1960er Jahren die Reste einer hochmittelalterlichen, um 1300 aufgegebenen Befestigung ergraben wurden. Auch bei der nordöstlich der Alten Burg unmittelbar am Seckachufer gelegenen Alten Stadt dürfte es sich um einen der frühmittelalterlichen Siedlungsplätze handeln. Möckmühl selbst ist seit der Mitte des 8. Jahrhunderts in den Überlieferungen der Klöster Fulda (»Meitamulin«, »Meitemulen«, »Mechitamulin«, »Mechtamulin«, »Mittemulin«, 750/79) und Lorsch (»Meckeheim«, 778) bezeugt. Sein Name bezieht sich mit dem Grundwort auf die örtliche Mühle und mit dem Bestimmungswort auf deren Besitzerin (Mechita). Nicht weit entfernt, auf der Höhe rechts der Jagst passierte von alters her die Hohe beziehungsweise Kaiserstraße von Wimpfen nach Rothenburg ob der Tauber. Im Mündungswinkel zwischen Seckach und Jagst lagert sich die Stadt um den sie im Norden überragenden Schlossberg. Die Burg wurde im frühen 13. Jahrhundert gegründet, und anschließend entstand auf dem ihr im Südosten vorgelagerten Gelände – zwischen Burg und Talsiedlung – die älteste Stadt. Die darunter gelegene Ortschaft erhielt ihre Befestigung erst im 15. Jahrhundert. Sie weist ein leiterförmiges, in Ansätzen regelhaftes Straßennetz auf und gibt damit ihre planmäßige Anlage zu erkennen. Zugänglich war sie durch fünf Tore, das Obere und das Hintere im Norden, das Seckachtor im Westen, das Jagsttor im Süden und das Ruchsener Tor im Osten. Die Mauer war mit zahlreichen, zum Teil noch heute erhaltenen Türmen bewehrt. 1734 zählte man 167 Häuser. Die Vorstädte jenseits von Seckach und Jagst datieren aus jüngerer Zeit. Mittelalterlichen Ursprungs sind die auf der Höhe westlich der Jagst gelegenen Weiler und Höfe Siegelbach und Schwärz. Beide sind seit 1313 bezeugt (»Sigilbach«, »Swertze«). Siegelbach wurde im 14. Jahrhundert von den Hohenlohe an das Kloster Seligental verkauft, jedoch mit Ausnahme eines dazugehörigen Herrensitzes (»zigeldeckt Haws«). Im Dreißigjährigen Krieg verödete der Ort und wurde anschließend neu besiedelt. Schwärz gelangte im 14. beziehungsweise 15. Jahrhundert von den Hohenlohe und den Domeneck teils an Seligental, teils an das Chorherrenstift Möckmühl; im 18. Jahrhundert lebten dort gewöhnlich etwa zwanzig Personen. Auf eine wüstgefallene Siedlung könnte der Flurname Ammerlanden (1346 »Amerlanden«) östlich von Domeneck und unmittelbar an der Jagst hindeuten. Der Hof Brandhölzle auf dem Galgenberg links der Jagst entstand im späteren 18., der Sülzhof ganz im Nordwesten der Gemarkung erst im 19. Jahrhundert. Die neuen Wohngebiete wie »Großes Binsach« (1950er bis 1960er Jahre) oder »Lehle« (1960er bis 1970er Jahre) stammen aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, hauptsächlich wurden sie auf dem gegenüberliegenden Ufer der Seckach angelegt. Einige Industriebetriebe kamen im Nordwesten beziehungsweise Südosten hinzu. — Die mittelalterliche Stadtbefestigung ist in einigen Teilen gut erhalten. Sie schließt auch die Burg (215 m) mit dem 28 m hohen Bergfried (Götzenturm genannt, weil Götz von Berlichingen hier 1518/19 als württembergischer Amtmann saß) mit ein. Die Burg, bis 1901 Armenhaus mit Hochwächterwohnung auf dem Turm, wurde 1902 in spätgotischen Formen als Schloß des Generals von Alvensleben neu aufgebaut.
Historische Namensformen:
  • Meitamulin
  • Meitemulen
  • Mechitamulin
  • Mechtamulin
  • Mittemulin
  • Meckeheim
  • Mekkemulin
Geschichte: In der ältesten Geschichte Möckmühls spielen Rechte der Klöster Lorsch und Fulda, der Hochstifte Worms und Würzburg sowie des Reiches eine Rolle; noch im 14. Jahrhundert bestanden konkurrierende würzburgische und fuldische Ansprüche auf die Lehnshoheit über Burg und Stadt. Mitte des 13. Jahrhunderts war der Ort im Besitz der Edelherren von Dürn, die in einer Linie zeitweise auch hier ansässig waren. Zwischen 1282 und 1293 folgten der mit den Dürn verschwägerte Albrecht von Hohenlohe genannt von Schelklingen (gestorben 1338) und – nachdem dieser ohne Leibeserben verstorben war – Gottfried (gestorben 1339) beziehungsweise Kraft II. (gestorben 1344) und seine Nachkommen aus der Weikersheimer Linie der Hohenlohe. Sie alle residierten in Möckmühl zumindest bis ins spätere 14. Jahrhundert. Gleichwohl kam es seit 1345 und vor allem in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts infolge innerfamiliärer Auseinandersetzungen wiederholt zur Verpfändung von Burg und Herrschaft: an Kurmainz (1345), die Herren von Hirschhorn (1346/61), von Bebenburg (1384) und von Weinsberg (1413), die Grafen von Nassau (1395, 1420), von Henneberg (1430/32) und von Wertheim (1432) sowie an die Ritteradligen von Dürn (1437) und von Venningen (1438). Nachdem das Lehen 1444 von Würzburg allodifiziert worden war, verkauften 1445 Kraft V. und Albrecht II. von Hohenlohe den Besitz an Kurpfalz. 1449 wurde die Herrschaft noch einmal vorübergehend verpfändet, an die Landschad von Steinach. Mit der Pfälzer Niederlage im Landshuter Krieg wurde die Stadt 1504 württembergisch. Seit dem hohen Mittelalter war Möckmühl Sitz eines Zentgerichts, dessen ältestes überliefertes Weistum von 1429 datiert. Der dazugehörige Hochgerichtsbezirk reichte von Kreßbach im Westen bis nach Jagsthausen im Osten und von Leibenstadt im Norden bis nach Gochsen im Süden. Mit dem Erlass einer neuen Zentordnung suchte Württemberg 1569 seine Herrschaft über das eigene Territorium hinaus zu expandieren, musste jedoch 1739 in einem mit der benachbarten Ritterschaft geschlossenen Vertrag wieder einlenken. Zentgraf war seit 1755 der jeweilige württembergische Oberamtmann, dessen Amtssprengel die Orte Möckmühl, Roigheim, Siglingen, Lampoldshausen, Bittelbronn, Reichertshausen, Kreßbach, Neuhof und Widdern umfasste (1598). Bei den im 13. und 14. Jahrhundert vorkommenden Namensträgern von Möckmühl handelte es sich um Ministerialen der Herrschaft, die zweifellos am Ort begütert waren. Um 1333/34 bezogen die Berlichingen hier eine Geldrente als Würzburger Burglehen. Die Adelsheim verkauften den Berlichingen 1445 einen Weinberg, und die Herrschaft Domeneck bezog 1610 diverse Einkünfte. Im Übrigen ist bereits im dritten Viertel des 8. Jahrhunderts umfangreicher Besitz der Klöster Fulda (750/79, 846) und Lorsch (778) bezeugt, später auch der Abtei Mosbach (976), des Bistums Würzburg (1042), der Zisterzienserinnen von Seligental (1239, 1610) und der Zisterzienser von Schöntal (1610). Desgleichen waren die örtlichen Pfründen mehr oder minder umfangreich begütert (1570), und von besonderem Gewicht waren schließlich die vielfältigen Gerechtsame des Möckmühler Chorherrenstifts (1559). Den Groß- und Kleinzehnt bezogen 1528 zu zwei Dritteln die Herrschaft und zu einem Drittel das Stift Mosbach, das aber seinen Kleinzehntanteil dem Ortspfarrer überlassen hatte. Aus näher bezeichneten Weingärten hatte die Herrschaft auch zwei Drittel des Weinzehnten zu beanspruchen. Darüber hinaus waren am Weinzehnt die von Rosenberg (1359) beteiligt, die ihre Rechte 1439 an das Stift Möckmühl verkauften. Das Kloster Seligental veräußerte seinen Zehntanteil, der vermutlich von den Edelherren von Dürn herrührte, 1540 in bürgerliche Hand. Für Siegelbach bestanden hinsichtlich des Zehnten eigene Regelungen. Wiewohl bereits 1270 »consules« und 1272 »cives« in Erscheinung treten, ist noch 1294 vom »oppidum Mekkemulin« die Rede; die Bezeichnung »stat« begegnet nicht vor 1328, und erst 1467 erfolgte eine förmliche Privilegierung mit Heidelberger Erbrecht. Das aus dem späten Mittelalter stammende Rathaus wurde 1514 durch einen Neubau ersetzt; der noch heute bestehende stattliche Bau datiert aus den Jahren 1589/90. An der Spitze der Gemeinde standen zwei Bürgermeister. Die Zahl der Gerichtsschöffen belief sich auf zwölf; im 18. Jahrhundert gab es daneben acht Ratsverwandte. Die im 15. und 16. Jahrhundert von der Stadt geführten Siegel zeigen einen Adlerfang, ein aus dem Jahr 1640 überliefertes Siegel ein Mühlrad. Das noch heute gebräuchliche Wappen, das im gespaltenen Schild den Adlerfang und das Mühlrad über einem Dreiberg verbindet, ist seit 1596 belegt. 1734 verfügte die Gemeinde neben dem Rathaus über einen Fruchtkasten, einen Keller und eine Scheune sowie über ein Schaf- und ein Hirtenhaus; außerdem gehörten ihr knapp 2100 Morgen Wald, 200 Morgen Weiden, 17 Morgen Wiesen und 11 Morgen Äcker. Möckmühl war bereits in pfälzischer Zeit Amtsstadt und blieb es bis 1808. Bis 1810 war es Unteramt des Oberamts Schöntal, ab 27.10. bzw. 3.11.1810 Oberamt Neckarsulm (30.1.1934 Kreis), ab 1.10.1938 Landkreis Heilbronn. — 1519 Belagerung der von dem württembergischen Amtmann Götz von Berlichingen verteidigten Burg und Stadt durch den Schwäbischen Bund.
Ersterwähnung als Stadt: 1328
Wirtschaft und Bevölkerung: Am Ende des 15. Jahrhunderts hatte Möckmühl etwa 750 bis achthundert Einwohner, um die Mitte des 16. Jahrhunderts waren es rund tausend und zu Beginn des 17. Jahrhunderts rund 1200. Der Dreißigjährige Krieg bewirkte einen Rückgang um mehr als die Hälfte, und danach nahm die Bevölkerung nur langsam wieder zu. Erst um 1750 war der alte Stand wieder erreicht; danach stagnierte die Einwohnerzahl bis zum Ende des Alten Reiches. Ungeachtet seines Charakters als Stadt spielte für Möckmühl die Landwirtschaft stets eine große Rolle. Die drei Zelgen, in denen Ackerbau getrieben wurde, lagen zum Hannacker, zum Heinrichsbrunnen und am Öhringer Berg (1528). Die landwirtschaftlich genutzte Fläche – insgesamt mehr als 3300 Morgen – verteilte sich 1734 zu rund 80 Prozent auf Äcker, zu 14 Prozent auf Wiesen und Weiden und zu 6 Prozent auf Weinberge. An Vieh wurden 1771 sechzehn Pferde und 342 Rinder gehalten; noch 1734 gab es in der Stadt gar keine Pferde. Dass bereits im frühen Mittelalter eine Mühle existierte, ergibt sich aus dem Ortsnamen. Während des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit bestanden an der Seckach die seit 1473 bezeugte Stadtmühle in der nordwestlichen Ecke der unteren Stadt, eine Sägmühle in der Sägmüllerau (1542), eine Walkmühle (1705) und eine Loh- und Ölmühle am Kappelwörth (1750). Die Stadtmühle war seit 1492 als herrschaftliches Erblehen im Besitz der Gemeinde; 1734 hatte sie drei Mahlgänge und einen Gerbgang. Die Kelter gehörte der Herrschaft (1528). Von alters her gab es in Möckmühl zwei Jahrmärkte, 1477 wurde ein Wochenmarkt privilegiert. Von Bedeutung waren in älterer Zeit vor allem der Weinhandel sowie das Kessler-, Tuchmacher- und Gerberhandwerk. 1734 belief sich die Zahl der Handwerker auf insgesamt 75, darunter neun Schuhmacher, sieben Schneider, je sechs Gießer und Weber, fünf Bäcker, vier Schmiede, je drei Wagner, Maurer, Metzger und Händler, je zwei Zimmerleute, Weißgerber, Strumpfstricker, Schreiner, Rotgerber, Hafner, Glaser und Barbiere sowie je einen Ziegler, Nagelschmied, Dreher, Seiler, Färber, Kaminfeger, Tuchmacher, Zeugmacher, Hutmacher und Schildwirt (zum Ochsen).

Name: Burg Möckmühl
Datum der Ersterwähnung: 1200 [Anfang 13. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 0815 [815/816]
Kirche und Schule: Die 815/16 dem Kloster Fulda gehörige Pfarrkirche St. Bonifatius wurde 1258 dem Stift Mosbach inkorporiert. Eine Inschrift von 1513 zeugt von einem damaligen Um- oder Neubau. In dem Gotteshaus existierten zwei Vikarien (St. Maria und Heilig-Blut, 1337, St. Georg, 1339) sowie eine Frühmesse (St. Katharina, 1331/40), zwischen ihm und dem Rathaus lag der alte Kirchhof (Unterer Marktplatz). Zur Pfarrei gehörte das Filial Bittelbronn. Die Reformation wurde 1542 eingeführt, und in einem Vertrag von 1549 trat das Stift Mosbach die Pfarrei samt dem Patronatsrecht an die Herrschaft Württemberg ab. Die älteste in Möckmühl erwähnte Schule ist die des Stifts (1440); als Lateinschule bestand sie über die Aufhebung des Stifts hinaus bis ins frühe 19. Jahrhundert fort. 1654 von 28 Schülern besucht (1802 7), zeugen von ihrem Erfolg bereits im 15. Jahrhundert zahlreiche an der Universität Heidelberg immatrikulierte Möckmühler. Eine deutsche Schule existierte spätestens seit der Reformation; um die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde sie von etwa 120 Schülern besucht. 1676 gab es sowohl Sommer- als auch Winterunterricht, jedoch war der Schulbesuch von Knaben und Mädchen im Winter sehr viel besser als im Sommer. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts besuchten 146 Kinder die Winterschule, die Sommerschule immerhin 130. Evangelische Pfarrkirche, ursprünglich spätgotisch, brannte 1898 ab und wurde 1899/1900 in neugotischem Stil wieder aufgebaut. Erhalten blieben zwei Stockwerke des Turms von 1513 und Teile des Chors mit gleichzeitig renovierten Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert. Die frühere Stiftskirche zu Unserer Lieben Frau von 1376 wurde 1642 von den Franzosen zerstört. Katholische Pfarrei seit 1959, Kirche zum heiligen Kilian 1970 erbaut; ihre Vorgängerin von 1937 dient als Gemeindehaus.
Patrozinium: St. Bonifatius
Ersterwähnung: 0815 [815/816]
Jüdische Gemeinde: Ortsansässige Juden finden nur im Zusammenhang mit der Rindfleisch-Verfolgung (1298) Erwähnung, danach erst wieder im 19. Jahrhundert.

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)