Nürtingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1046

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Das eigentliche Stadtgebiet von Nürtingen erstreckt sich auf einem von Osten her gegen den Neckar vorspringenden Umlaufberg, der relativ steil zum Neckar hin abfällt. Vor- und frühgeschichtliche Funde sowie Spuren aus römischer Zeit sind in der Nürtinger Gemarkung ausreichend dokumentiert, obwohl Funde innerhalb des mittelalterlich-frühneuzeitlichen Stadtgebietes nicht darunter sind. Im Bereich Schelmenwasen an der südlichen Gemarkungsgrenze wurde ein hallstattzeitlicher Siedlungskomplex lokalisiert; mehrere Einzelfunde indizieren römische Siedlungstätigkeit, lassen sich aber nicht zu einem Siedlungskomplex verdichten. Drei Fundstellen auf der Nürtinger Gemarkung belegen völkerwanderungszeitliche Siedlungsspuren des 4./5. Jahrhunderts. Aus dem ersten schriftlichen Nachweis des Ortsnamens 1046 (»curtem nomine Nivritingen, sitam in pago Nechergowe«) schloss die Forschung auf einen personengeschichtlichen Kontext. Entgegen der älteren Annahme, bei der etymologischen Deutung des Ortsnamens spiele der Rufname »Nurto« eine Rolle, vermutet die jüngere Forschung den Rufnamen »Niuwirit« hinter dem Siedlungsnamen Nürtingen. Dabei legt das Ortsnamensuffix »–ingen« eine frühe alemannische Besiedlung nahe. Im mittleren Neckartal sind solche Ortsnamen gar nicht selten. Im Bereich der Nürtinger Gemarkung sind alemannische Siedlungsspuren mehrfach indirekt belegt. Am Grienberg wurden im 19. Jahrhundert Reihengräberbestattungen lokalisiert, die durch die Grabbeigaben vom zweiten Viertel des 7. bis in die Mitte des 8. Jahrhunderts datiert werden können. Zeitlich früher sind mehrere Gräber einzuordnen, die im Enzenhardt aufgedeckt wurden: sie fallen noch in das ausgehende 6. beziehungsweise frühe 7. Jahrhundert. Aus dem 8. Jahrhundert stammen präurbane Siedlungszeugnisse, die sich in einem Areal am nördlichen Fuß des Bergsporns lokalisieren lassen und möglicherweise auf den ältesten mittelalterlichen Siedlungsplatz im späteren städtischen Bereich hinweisen. Umstritten ist die Lage des früheren Herrensitzes. Möglicherweise ist der Fronhof auf der Höhe des Schlossbergs im Bereich der späteren Burg zu suchen. Solange archäologische Funde fehlen, muss die Frage der Lokalisierung des Herrenhofes offen bleiben. Über die frühe Präsenz des Klosters Salem in Nürtingen fehlen urkundliche Nachrichten. Erst 1465 wird der Salemer Pfleghof explizit genannt als der »Herren von Salmannsweiler Haus, Scheuer und Hofraite unter dem Kirchrain an der Stadtmauer beim Wörthtor«. Dahinter steht vermutlich eine Verlegung von einem nicht lokalisierbaren anderen Platz in Nürtingen, denn in den Folgejahren sind umfangreiche Bau- und Erweiterungsmaßnahmen dort dokumentiert. 1525 wird der Pfleghof in den Bauernkriegen geplündert. Um 1600 berichten die Quellen vom Bau eines neuen Fruchtkastens. Der 1482 erbaute sogenannte Mönchshof wird 1645 vom Salemer Abt an Württemberg verkauft und 1749 an das Spital Nürtingen weiterveräußert. In Privatbesitz fungierte das Gebäude von 1769 an als Gasthof und Brauerei Waldhorn. Von den niederadeligen Herrensitzen in Nürtingen lassen sich zumindest zwei, nämlich die Sitze der Herren von Sperberseck sowie der Herren von Speth als abgegangene Häuser in den Quellen ermitteln, ohne dass deren Lage innerhalb der städtischen Topographie völlig gesichert erscheint. Im nordwestlichen Stadtbereich an der oberen Neckarsteige führte die Anlage des Spitals zu einer umfassenden Umgestaltung des städtischen Areals. Die Hofraite der Herren von Sperberseck sowie weitere angrenzende Hausplätze mussten dem Neubau des Spitals zwischen der Langen Steige und der Stadtmauer weichen. Über Gestalt und Baugeschichte im 16. und 17. Jahrhundert ist nur wenig bekannt, der Stadtbrand von 1750 vernichtete das Gebäude vollständig. 1752/54 wurden die Wohn- und Wirtschaftsgebäude in einem zweiflügeligen Gebäudekomplex wieder aufgerichtet. Die städtische Bausubstanz wurde öfter durch Stadtbrände in Mitleidenschaft gezogen. 1473 zerstörte ein Feuer 60 Häuser, nahezu ein Viertel des gesamten Bestandes in der Stadt. Soweit die Quellen es erkennen lassen, war der Bereich zwischen Kirchstraße und Marktstraße betroffen, darunter das Rathaus und die Laurentiuskirche. Ein verheerender Brand vernichtete am 12./13. Dezember 1750 über die Hälfte des damaligen Häuserbestandes. Eine Brand- und Baudeputation, die den Wiederaufbau koordinieren sollte, registrierte bei der Schadensaufnahme 133 Gebäude, der Gesamtschaden war sehr hoch. Trotzdem ging der Wiederaufbau rasch voran, schon 1752 meldet das Hospital-Lagerbuch, dass die Häuser leidlich wiederhergestellt seien; zudem brachten die Baumaßnahmen auch topographische Veränderungen mit sich, denn die Straßenführung der Kirchgasse wurde deutlich verändert und kleinere Parzellen wurden zusammengefasst. 1787 richtete ein weiterer Brand 20 Häuser zwischen Marktstraße und Stadtmauer zugrunde. Anschließend an den alten Stadtkern wurden nach 194O zahlreiche Wohngebiete erweitert bzw. neu erschlossen: im Osten Vergrößerung der Jettenhartsiedlung (1954/58) und des Baugebiets »Kissling – Braunsäcker – Neue Halde« (1956/72), Errichtung der Neubaugebiete »Ob der Luthereiche«, »östlich der Duttenhofer Straße« (1968/76), »Auf der Rutmännin«, »Südlich der Ersbergstraße« (1952/56), »Ried – Tiefenbachstraße« (1968/76). Im Süden entstanden die Wohnsiedlungen »Braike« (1952/68), »Südhang Ersberg und Urbanstraße« (1960/70), »Bei der Südkirche und südlich Breiter Weg« (1962/68), »Wasserfall – Vorhalde« (1968/77), »Eichendorffstraße – Schulze-Delitzsch-Straße« (1960/65), »Lerchenberg – Steigbrönnle« (1960/70), Nebenerwerbssiedlung »Enzenhart« (1956/60), »Enzenhart – Langenhaghof« (1958/65), »Roßdorf« (1965/76, u.a. mit Hochhäusern). Im Westen erfolgten die Erweiterung des Baugebiets »Millotstraße« (1954/56) und die Errichtung des Neubaugebiets »Galgenberg« (1960/64), außerdem wurde im Norden das Baugebiet »Oberer Steinenberg« (1955/76) ausgedehnt. Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelte sich weitere Industrie nahe der Bahnanlagen im Süden (»Steinach« 1952/76), Osten (Kisslingstraße, Güterbahnhofsgelände, »Tiefenbach Ried« 1955/77), Norden (»Unterer Steinenberg«, »In der Au« 1960/78) und Westen (»Neckargärten« 1960/64) an.
Historische Namensformen:
  • Nivritingin 1046
  • Niurtingen
  • Nurtingin
  • Nuirtingen
  • Nuwertingen
  • Niwirtingen
Geschichte: Die erste schriftliche Erwähnung Nürtingens findet sich in einer Urkunde König Heinrichs III. vom 7. September 1046: Als Seelgerätstiftung für sich und seine Eltern übergab der salische Herrscher einen Hof mit allem Zubehör (»curtem nomine Nivritingin sitam in pago Nechergowe in comitatu Verinharii comitis«) an die Domkirche in Speyer. Aus einer Urkunde vom 1. Januar 1158, mit der Friedrich Barbarossa seinem welfischen Vetter Heinrich dem Löwen die Grafschaft Lisgau und den Forst im Harz übertrug, erhellt sich die Vorgeschichte des Nürtinger Gutes. Unter Konrad II. war der Besitzkomplex als Tauschmasse vom sächsischen Grafen Udo von Katlenburg an die Salier gekommen. Als Heiratsgut von Udos Gattin Beatrix, die vermutlich aus einem schwäbischen Hochadelsgeschlecht stammte, gelangte die umfangreiche Grundherrschaft zuvor in den Besitz des sächsischen Grafen. Weil die Entfernung zu seinem Stammbesitz zu groß war, gab Graf Udo den Besitz im Tausch mit Herrschaftsrechten im Harz an den Salier Konrad II. ab. Der 1046 an das Hochstift Speyer geschenkte Hof bildete aber nur einen Teil der früheren Besitzmasse; ein zweiter Teil blieb offenbar im Reichsbesitz, denn in den Auseinandersetzungen des Investiturstreits wurde das »oppidum Nurtingin« vom päpstlichen Parteigänger Graf Liutold von Achalm um 1077 zeitweilig besetzt gehalten. Man darf neben dem hochstiftischen Herrenhof ein weiter zum Königsgut gehörendes Dorf dahinter vermuten. Die Quellen geben etwa für rund hundert Jahre keine näheren Hinweise über die weitere Entwicklung Nürtingens. Erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts lässt sich der Einfluss der Grafen von Urach im Raum Nürtingen vermuten. Um 1188 erscheint ein »Godefridus de Nuirtingen« als Uracher Ministeriale in einer Zeugenliste, und über diesen Uracher Dienstmann kann man politische Einflussnahme der Grafen von Urach im Raum Nürtingen plausibel machen. Durch das zähringische Erbe verlagerte sich bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts allerdings der territoriale Einfluss der Uracher Grafen in den Schwarzwald und die oberrheinische Tiefebene um Freiburg. Als Folge davon übernahm Graf Ulrich I. von Württemberg den Uracher Besitzkomplex am mittleren Neckar. Zunächst 1254 in Herrschaftsteilung, dann ab 1265 eigenständig, übten die Württemberger Grafen territoriale Herrschaft aus. Im Zuge der Revindikationspolitik König Rudolfs von Habsburg wurde der württembergische Einfluss bestritten. In einer militärischen Auseinandersetzung belagerte der Habsburger nach dem Bericht der Sindelfinger Annalen 1286 den befestigten Kirchhof in Nürtingen und ließ nach der Eroberung die Befestigungsanlagen um die Kirche schleifen. Ungeklärt bleiben Herkunft und Alter der Besitzrechte, die die Herzöge von Teck als benachbarte territoriale Kraft in Nürtingen ausübten. Auch hier sind es teckische Ministeriale, die diesen Einfluss manifestieren. 1274 wird in einer Urkunde Herzog Ludwigs von Teck ein Rupert genannt von »Nuwertingen«, als Zeuge aufgeführt, der auch als Richter in Esslingen in den Quellen auftaucht. Um die gleiche Zeit wird »Albert Zutelman« von Nürtingen als Dienstmann des Herzogs von Teck erwähnt. Möglicherweise erlangten die Herzöge sogar erst als Parteigänger Rudolfs von Habsburg Einfluss in Nürtingen. Die teckische Präsenz in Nürtingen blieb nur von kurzer Dauer, denn spätestens 1299 überließ Herzog Hermann von Teck seine Rechte und Besitz in Nürtingen dem Grafen Eberhard von Württemberg. Ab diesem Zeitpunkt verlor sich der reichsrechtliche Bezug des Besitzes. Als 1420 unter König Sigmund ein Verzeichnis über den Lehens- und Eigenbesitz des Hauses Württemberg zusammengestellt wurde, erscheint Nürtingen unter den württembergischen Eigengütern. Im September des Jahres 1284 verkaufte Berthold von Neuffen dem Kloster Salem seinen ganzen Besitz, Zehnten und Eigenleute mit allem Zubehör zu Nürtingen (»in villa Niwirtingen«). Zu diesem Verkauf war die Zustimmung der Speyerer Domkirche nötig; daraus lässt sich schließen, dass der übertragene Güterkomplex einen Teil des Reichsgutes bildete, das Heinrich III. 1046 als Seelgerätstiftung an die Speyerer Kirche übertragen hatte. Das Zisterzienserkloster baute seinen Besitz in Nürtingen in den Folgejahren noch aus, und zu Beginn des 13. Jahrhunderts war Salem neben den württembergischen Grafen der wichtigste Grundherr in Nürtingen. Grundherrliche Streitigkeiten und jurisdiktionelle Zuständigkeitsfragen zwischen Salem und den Württembergern blieben nicht aus. 1294 vermittelte ein Schiedsgericht, Württemberg sollte die Gerichtshoheit in Nürtingen, eingeschlossen der Salemer Hof, erhalten. Doch erst 1481 regelte ein Vertrag zwischen dem Abt von Salem und dem Grafen von Württemberg die Rechtsverhältnisse des Salemer Hofes in Nürtingen umfassend. Die Grafen von Württemberg waren die bedeutendsten Grundbesitzer in Nürtingen. Vier größere Erblehenhöfe, sieben kleinere Höfe und eine Reihe von einzelnen Grundstücken besaßen die Württemberger in Nürtingen. Das Lagerbuch von 1485 verzeichnet detailliert die Steuern, Zinsen und Gülten der Herrschaft. Andere adelige Grundbesitzer erscheinen als Uracher oder Tecker Ministerialen (die Herren von Sperberseck oder die Speth), ohne dass deren Rechte hinreichend deutlich werden; auch über den Besitz der Zütelmann in Nürtingen geben die Quellen keine Auskunft. Durch den Erwerb von 1284 stellte das Zisterzienserkloster Salem den wichtigsten geistlichen Grundbesitzer in der Stadt. 1645 zwang die hohe Schuldenlast das Kloster zum Verkauf seines Nürtinger Besitzes an Württemberg. Für das Klarissenkloster Pfullingen ist ein Pfleghof belegt, auch das Esslinger Spital besaß Rechte und Güter in Nürtingen. Das Lagerbuch der Geistlichen Verwaltung Nürtingen aus dem Jahr 1587 liefert einen detaillierten Einblick über Besitz und Rechte der geistlichen Institutionen Nürtingens in den umliegenden Orten. Verhältnismäßig spät lassen sich in Nürtingen städtische Strukturen erkennen, wie überhaupt die Genese der Stadtwerdung Nürtingens in der Forschung unterschiedlich diskutiert wird. Als Zeitrahmen für diese städtische Entwicklung wurde die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts vorgeschlagen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass eine städtische Entwicklung erst möglich wurde, als sich die herrschaftlichen Rahmenbedingungen konsolidierten. Trotz aller Bemühungen der Württemberger um die Sicherung des strategisch an einem Neckarübergang gelegenen Ortes in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bezeichnen die Quellenbelege aus dieser Zeit Nürtingen nie als Stadt. Die Verkaufsurkunde Bertholds von Neuffen, mit der er seinen Besitz in Nürtingen an Kloster Salem abtrat, spricht ausdrücklich von »villa«. Auch bei der Besetzung Rudolfs von Habsburg 1286 ist explizit nur vom befestigten Kirchhof (»cimiterium«) die Rede. Man wird daher die städtische Entwicklung Nürtingens in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts sehr vorsichtig beurteilen müssen. Auch 1299, nach der Abtretung der teckischen Anteile an die Herrschaft an Württemberg, kommt die Entwicklung zur Stadt nur mühsam in Gang. Zwar ist 1303 in einer Urkunde für die Dominikanerinnen in Weiler bei Esslingen der Nürtinger Bürger Heinrich von Tübingen zusammen mit seiner Frau Elisabeth genannt, doch behindern die Auseinandersetzungen zwischen Eberhard I. von Württemberg mit den schwäbischen Reichsstädten, hinter die sich König Heinrich VII. stellte, die weitere Entwicklung. 1311 wird Nürtingen von der Reichsstadt Reutlingen eingenommen und niedergebrannt. Bezeichnenderweise ist unter den württembergischen Städten, die 1316 den Friedensvertrag zwischen Eberhard und der Reichsstadt Esslingen beschwörten, Nürtingen nicht erwähnt. Erst unter Graf Ulrich III. (1325–1344) scheint die »Stadtgründung« um 1330/1335 zu einem Erfolg geführt zu haben: 1335 ist ein württembergischer Vogt in Nürtingen nachzuweisen. In einer Verkaufsurkunde von 1359 wird explizit der »stett reht ze nurtingen« erwähnt und in derselben Urkunde wird auf den Stadtgraben – damit auf die Existenz einer Stadtmauer – verwiesen. Zum Ende des 14. Jahrhunderts stagnierte die städtische Entwicklung. Vor allem die Verlegung der Hauptverbindung zwischen den württembergischen Residenzen Stuttgart und Urach weg von Nürtingen über Neckartailfingen löste diese Stagnation aus. Nürtingen blieb eine territoriale Amtsstadt ohne florierenden überregionalen Handel, deren administrative und wirtschaftliche Bedeutung sich auf das württembergische Amt Nürtingen beschränkte. Zum Nürtinger Amt gehörten neben Nürtingen Unter- und Oberensingen, Zizishausen, Hardt, Oberboihingen, Reudern, Neckarhausen und Raidwangen. Dazu kam zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Stadt Grötzingen mit weiteren Orten. Zeitweise waren die beiden Ämter Neuffen und Nürtingen vereint. Bezeichnenderweise sind auch in der politischen und herrschaftlichen Geschichte der Frühen Neuzeit Vorgänge von größerer Relevanz in der Nürtinger Stadtgeschichte eher selten. Schon 1269 ist ein Schultheiß bezeugt, die Ausbildung kommunaler Strukturen ist jedoch nur spärlich in den Quellen zu fassen. 1358 beschäftigt ein Markungsstreit mit Frickenhausen Bürgermeister, Richter und Gemeinde von Nürtingen. Im 15. Jahrhundert tritt zu dem aus zwölf Richtern bestehenden Gericht ein Rat als kommunale Vertretung, der sich ebenfalls aus zwölf Personen zusammensetzte. Allerdings wurde der Rat durch die Mitglieder des Gerichts bestellt, zudem fungierte der von Württemberg eingesetzte Vogt als Vorsitzender des Gerichts. Beide Gremien stellten je einen der Bürgermeister, die die Aufsicht über das städtische Finanzwesen führten. Seit 1465 ist ein städtischer Schreiber belegt. Das Stadtbuch von 1568 stellt städtische Rechte, Ordnungen und Gerechtigkeiten zusammen. In den Streitigkeiten um die Absetzung Eberhards II. von Württemberg durch den Landtag 1498 kam es in Nürtingen zu kommunalen Unruhen. Die Stadt unterstützte den Herzog, wohl auch, weil dieser seit 1485 in Nürtingen residierte. Der städtische Aufruhr richtete sich gegen die Ehrbarkeit, die im Gericht und im Rat dominierenden Einfluss ausübte und für den Landtag eintrat. Die Besetzung der Stadttore und die Blockade des Schlosses waren jedoch nach wenigen Tagen wieder beendet. Die Episode endete ohne strukturelle Veränderungen in der städtischen Hierarchie. Das älteste Nürtinger Wappen von 1411 zeigt ein rotes Hifthorn, dazu kommt seit 1535 die württembergische vierendige Hirschstange. Das Rathaus wurde erstmals 1460 genannt, als dort eine Urkunde für die Kirche in Tachenhausen ausgestellt wurde. Sehr wahrscheinlich wurde dieser Bau beim Stadtbrand von 1473 in Mitleidenschaft gezogen, denn 1477 wird ein dreigeschossiger Neubau erwähnt. 1526 wird eine Hofstatt hinter dem Rathaus genannt, »daruf die Küche steht«, und 1568 verzeichnet das Stadtbuch neben der großen Ratsstube ein Kornhaus, den Salzladen, die Waage sowie Brot- und Metzgerbänke im Gebäude des Rathauses. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verändern grundlegende Umbauten das spätmittelalterliche Erscheinungsbild. Relativ spät datieren Nachrichten, die Kenntnis über die Burg oder das spätere württembergische Schloss geben. Es lässt sich deswegen nicht klären, ob der 1286 belagerte ummauerte Kirchhof mit einer Burg verbunden war. Auch der Sitz der Familie der Zütelmann ist nicht gesichert. Eine erste Nennung, die auf eine Burg zu beziehen ist, stellt 1327 ein Einungsvertrag zwischen Graf Ulrich III. von Württemberg und Graf Rudolf von Hohenberg dar. Der Württemberger bietet als Sicherheiten »die vesten vnd daz guote ze Nurtingen«. 1421 wird der Gräfin Henriette von Württemberg das »schloß« in Nürtingen als Witwensitz zugewiesen. Gemessen an ihren Aufenthaltsorten hielten sich die Grafen Ludwig I. (1426–1442) und Ulrich V. (1442–1480) am häufigsten im Nürtinger Schloss auf; zahlreiche in Nürtingen ausgestellte Urkunden (unter anderem der Nürtinger Vertrag 1442) belegen die Präferenz des Ortes in dieser Zeit. Als Graf Eberhard der Jüngere 1485 auf die Herrschaft verzichtet, erhält er als Kompensation Stadt und Amt Nürtingen und verlegt seinen Sitz in das Nürtinger Schloss. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts erfolgte ein Neubau als zweiflügelige Anlage am nordwestlichen Rand des Stadthügels, die bis 1698 als herzoglicher Witwensitz fungierte. Nach dem Tod der Herzogin Maria Dorothea Sophia 1698 sind Aufenthalte des Fürstenhauses nur noch spärlich bezeugt; nach dem Erwerb durch die Stadt Nürtingen zwischen 1765 und 1775 wurde die verfallene Anlage vollständig abgebrochen. Das Spital in Nürtingen entstand im Vergleich mit der Situation in anderen schwäbischen Städten verhältnismäßig spät, in Esslingen ist seit 1232, in Tübingen seit 1292 ein städtisches Spital belegt. Zuvor hatte das Spendalmosen eine wichtige Rolle inne, eine Armenfürsorge aus überwiegend privater Initiative. Die institutionelle Formierung dürfte in das erste Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts fallen. Leider sind die beiden Lagerbücher jüngeren Datums (1465 beziehungsweise 1513) und lassen die Genese des Instituts weitgehend im Dunkeln. Das gesamte vorhandene Spendvermögen bildete 1526 neben dem Dotationsgut Tachenhausen eine wichtige materielle Basis für das neugegründete Spital. Die Krankenfürsorge war vor 1526 Aufgabe der städtischen Siechenpflege, die zeitlich nicht vor 1403 existiert haben kann. Unterstützende soziale und karitative Aufgaben haben auch die Beginen übernommen. In funktionaler Hinsicht als Vorläufer des Nürtinger Spitals ist jedoch Tachenhausen zu sehen. Die Umwandlung der dortigen Pfarrkirche in ein Kanonikerstift mit Brüdern vom gemeinsamen Leben durch Eberhard den  Älteren 1486 stoppte jedoch das Nürtinger Spital. Durch die Einsetzung von Kanonikern verlor der Nürtinger Rat seinen Einfluss auf das Kirchenvermögen, das jetzt durch die Chorherren selbst verwaltet wurde. Das Pfründnerwesen bestand in eingeschränkter Form jedoch weiter. Nach der Aufhebung des Stifts (1517) beantragten die Nürtinger – wohl vor 1525 – beim neuen Landesherrn, Erzherzog Ferdinand von Österreich, die Übertragung des Kirchenvermögens in Tachenhausen auf die Nürtinger Armenfürsorge. Am 22. Mai 1526 bewilligte Erzherzog Ferdinand die Vermögensübertragung und gründete ein Spital in Nürtingen. Der rasche Aufstieg zum wichtigsten und reichsten Spital in Württemberg war neben einigen strukturellen Besonderheiten in rechtlicher Hinsicht vor allem der umsichtigen Wirtschaftspolitik zu verdanken. Das Nürtinger Spital verzichtete auf eine räumliche Konzentration seines Besitzes, Zukäufe wurden aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten getätigt. Durch seine Erwerbspolitik wurde das Spital neben dem Haus Württemberg zum wichtigsten Grundbesitzer. In der Stadt selbst hatte das Spital umfangreichen Grundbesitz, außerhalb Nürtingens bestand das landwirtschaftliche Vermögen aus insgesamt 65 hofartigen Anwesen, dazu kam umfangreicher Einzelbesitz an Feldern oder Wald, des Weiteren eine Vielzahl an Gülten und Zinsabgaben. Der Verkauf von Pfründen brachte dem Spital hohe Einnahmen. Bereits 1560 ist mit 26 Pfründnern die Kapazitätsgrenze des Spitals erreicht; im Vergleich mit anderen landstädtischen Spitälern des Herzogtums ist die Zahl der Pfründen relativ hoch. Doch trotz der Einnahmen gab das Spital 1670 die Aufnahme reicher Pfründner ganz auf. Eine weitere, nicht unbedeutende Einnahmequelle für das Spital war das Leibrentengeschäft. Die Bedeutung des Nürtinger Spitals liegt darüber hinaus in seiner Funktion als Darlehensgeber. Die 4 Stadttore wurden zwischen 1819 und 1839 abgebrochen, der Stadtgraben 1837 aufgefüllt. Das heutige Bild der Altstadt geht im wesentlichen auf die Zeit nach dem großen Stadtbrand von 1750 zurück, als der Landbaumeister Johann Adam Groß der Ältere mitten durch das Stadtgebiet ein Achsenkreuz legte, eine Straße vom Rathaus (Neubau von 1808) zum Spital führte und auch die Verbindung zum Kirchplatz herstellte. Personen: Johann Gottlieb Steeb (1742-1799), Pfarrer, Vorkämpfer für die soziale Hebung des Bauernstandes. Albert Schäffle (1831-1903), Nationalökonom, österreichischer Handelsminister. Gustav Siegle (1840-1905), Mitbegründer der BASF in Ludwigshafen/Rhein. Der Dichter Friedrich Hölderlin, obwohl nicht in Nürtingen geboren, betrachtete die Stadt, in der er aufgewachsen war, als seine eigentliche Heimat.
Ersterwähnung als Stadt: 1330 [um 1330/35]
Wirtschaft und Bevölkerung: Groß war der Bevölkerungsverlust durch die Pest 1585, der in Nürtingen 671 Personen zum Opfer fielen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts lassen sich für Nürtingen aus den Angaben der Visitationsprotokolle etwa 1700 Einwohner ermitteln, nach dem 30-jährigen Krieg sinkt die Bevölkerungszahl um rund ein Drittel auf 1217 (1654). Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts kompensiert Nürtingen diesen Bevölkerungsverlust: 1703 wohnen knapp 1700 Einwohner in der württembergischen Amtsstadt. Rasch wächst die Bevölkerung bis 1731 auf 2050 Einwohner an, um dann auf diesem Niveau zu verharren. Die Bürgerschaft rekrutierte sich 1735 aus 359 Bürgern, 70 Witwen und 15 Beisitzern. Im Jahr 1763 war der Anteil der Bürger leicht angestiegen auf 382, die Visitationsprotokolle verzeichnen in diesem Jahr 2056 Bewohner in Nürtingen. Erst in den 1770er Jahren steigt die Einwohnerzahl signifikant an, gegen Ende des Alten Reiches weist die Bevölkerungsstruktur Nürtingens bei einer Gesamtzahl von knapp 3000 Einwohnern 542 Offizianten und Bürger sowie einen Anteil von knapp 700 Steuerpflichtigen aus. Aus den Steuereinschätzungsakten von 1735 lassen sich Siedlungsbild und landwirtschaftliche Nutzung der Markung ablesen: Von den insgesamt 367 Gebäuden waren 78 Häuser mit Scheunen, 213 sogenannte »absonderliche« Häuser und 76 Scheunen. Die 7849 Morgen Wirtschaftsland setzten sich vor allem zusammen aus 3200 Morgen Wald, etwa 2450 Morgen Ackerland und 1160 Morgen Wiesen. Handwerk und Gewerbe bieten das gewohnte differenzierte Bild einer Kleinstadt. Eine wichtige wirtschaftliche Funktion erfüllte im späten Mittelalter die Neckarbrücke, die wohl schon im frühen 14. Jahrhundert bezeugt ist. 1491 wird mit Peter Steinmetz aus Urach ein Vertrag geschlossen über den Einsatz eines steinernen Pfeilers an der Brücke, und von 1593 an ersetzen sukzessive steinerne Pfeiler die Holzbrücke. Auch Heinrich Schickhardt beschäftigt sich ausweislich von Plänen 1621 zu Studienzwecken mit den Baumaßnahmen. Unter dem Besitz, den Berthold von Neuffen 1284 an das Kloster Salem verkauft, wird ein Hof »iuxta molendinum« aufgezählt. Im 15. Jahrhundert geben die Quellen Hinweise auf die Vergabe des Lehenbesitzes (1445). 1468 wird die Mühle als Zinslehen an die Stadt verliehen und fungierte als Bannmühle für Nürtingen, Neckarhausen und Raidwangen. Wiederholt ist im 16. Jahrhundert von den verschiedenen Mühlentypen oder Bauarbeiten an dem Mühlenkomplex die Rede. 1634 zerstörten und plünderten Truppen nach der Schlacht von Nördlingen mehrere Häuser in der Oberen Vorstadt, auch die Mühle am Neckar wurde zerstört. Als ältester in den Quellen nachweisbarer Gasthof erscheint 1587 die Herberge des »Wirts zum Ochsen«. Das wirtschaftliche Leben der Stadt wurde bis ins 19. Jahrhundert vornehmlich von der Landwirtschaft bestimmt; unter den Gewerben ragten Tuchmacher, Weber und Hafner früh hervor. 1843-1848 war Nürtingen Sitz der Gesellschaft zur Hebung des Leinengewerbes in Württemberg. Mit dem Anschluss an die Eisenbahn 1859 (Privatbahn nach Neuffen 1900) begann die Entwicklung der Industrie. Im Übrigen ist der Charakter der Stadt durch ihre Geschichte als Amtsstadt mitgeprägt.

Name: Schloss Nürtingen.
Datum der Ersterwähnung: 1327

Ersterwähnung: 1138
Kirche und Schule: Ein Leutpriester »Wolvold« aus Nürtingen wird erstmals in der um 1138 verfassten Zwiefalter Chronik des Mönches Berthold erwähnt, archäologische Untersuchungen konnten die Existenz eines Vorgängerbaus belegen, diesen aber nicht zeitlich fixieren. Die in der Literatur erwähnte Entstehung der Kirche in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts basiert daher allein auf dem Patrozinium. Das Kirchenpatronat übten 1254 die Grafen von Fürstenberg-Urach und die Grafen von Württemberg aus, seit 1265 nach dem Herrschaftsübergang nur die Württemberger. 1228 erscheint erneut ein Leutpriester Dietrich von Nürtingen als Zeuge in einer Schenkung der Uracher Grafen an das Kloster Bebenhausen. Der Kirchenpatron Laurentius wird schon 1269 auf einem Siegel des Nürtinger Pfarrers dargestellt. Im Vergleich mit anderen Pfarreien dürfte Nürtingen über verhältnismäßig reiche Einkünfte verfügt haben. Zunächst gehörte die Pfarrei zum Dekanat Owen, später zum Dekanat Kirchheim unter Teck. Der ausgedehnte Kirchsprengel der Pfarrei umfasste ursprünglich Beuren, Frickenhausen, Tischardt, Linsenhofen, Neckarhausen, Raidwangen, Oberboihingen, Reudern, Tachenhausen, Oberensingen, Hardt und Zizishausen, erfährt aber vom 15. bis zum 17. Jahrhundert durch die Ausbildung eigener Pfarreien (etwa in Neckarhausen oder Oberensingen) eine territoriale Reduktion. An der Pfarrkirche Sankt Laurentius wurden im 14. und 15. Jahrhundert weitere Altäre gestiftet und bepfründet und oft sogar mit eigenen Kaplaneihäusern versehen: 1340 eine Nikolauskapelle, 1391 ein Marienaltar, 1438 wird von Tachenhausen eine Heilig-Kreuz-Pfründe an die Pfarrkirche verlegt, 1448 erfolgt die Altarweihe zu Ehren der Heiligen Sebastian und Antonius, im gleichen Jahr wird auch der Leonhardaltar erwähnt, 1426 die 11 000-Jungfrauen-Pfründe. 1526 sind neben der Pfarrstelle zehn weitere Pfründen genannt. Durch die Reformation 1535 wurden die Pfründen auf zwei Stellen reduziert; der Salemer Pfleghof blieb weiter katholisch. Seit 1465 urkundlich belegt ist eine Beginengemeinschaft in der Stadt, über deren zahlenmäßigen Umfang keine gesicherten Erkenntnisse zu ermitteln sind. 1551 geht das Beginenhaus in städtischen Besitz über, die letzte Klausnerin erhält ein lebenslanges Wohnrecht und mit deren Tod 1580 löst sich diese geistliche Gemeinschaft auf. Bei der Pfarrkirche Sankt Laurentius haben archäologische Untersuchungen einen nicht näher datierbaren Vorgängerbau nachgewiesen. Quellenberichte zur Kirche sind selten. Der bauliche Zustand wird 1485 als »ruinosa« bezeichnet, möglicherweise eine Folge des Stadtbrandes von 1473. Neuere Daten in der Bauforschung wollen daher den Neubau der Kirche zeitlich nach vorne verlegen. In Bauakten des Stadtarchivs sind mit dem Baumeister Hans Buß Baumaßnahmen über fünf Jahre dokumentiert, die die Genese des Neubaus erkennen lassen: zunächst wird die Ringmauer um den Kirchhof errichtet, im zweiten Jahr Chor und Sakristei, im dritten Jahr Fenster und Dachsimse, in den beiden letzten Jahren die Fertigstellung des Chores. Als weiteres Indiz dazu passt die Stiftung eines Kirchenfensters im Jahr 1488 durch das Kloster Salem. Demgegenüber stehen Hinweise, dass der Bau von Chor und Sakristei angeblich zwischen 1506/09 von Hans Buß und Hans Ensinger errichtet worden sei. Vermutlich wird man hier eine längere Bauphase ansetzen können. Der Friedhof wurde nach dem Bau der Heiligkreuzkapelle (um 1455) dorthin verlegt. Aus den Visitationsprotokollen lässt sich ein guter Einblick in die Verteilung der Nürtinger Schülerzahlen gewinnen. 1601 werden an der Lateinschule 50 Schüler, für die deutsche Schule 200 Schüler gezählt. 1654, nach dem 30-jährigen Krieg, gingen die Zahlen drastisch zurück: an der Lateinschule sind es 38 Schüler, an der deutschen Schule 159 Schüler. 1676 hat zumindest die Lateinschule mit 64 Schülern den Stand von vor den konfessionellen Auseinandersetzungen wieder erreicht. An der deutschen Schule wurden damals 156 Schüler unterrichtet. Deutlich angestiegen sind die Schülerzahlen 1725: an der Lateinschule befinden sich 87, an der deutschen Schule über 250 Schüler. Ende des 18. Jahrhunderts hat sich die Nürtinger Schullandschaft ausdifferenziert, an der deutschen Schule unterrichtet ein eigener Mädchenlehrer, 1783 wurde in Nürtingen die erste Realschule Württembergs gegründet. Das abgegangene Schulgebäude der ehemaligen Lateinschule wird am westlichen Rand des Kirchplatzes vermutet. 1481 ist in einer liturgischen Anordnung des Grafen Eberhard d. J. notiert, dass der Stadt das Recht zustehe, einen lateinischen Schulmeister zu bestellen. 1489 wird ein benachbartes Haus erwähnt, gelegen »vnderm schlos an der schul« und mehrmals im 16. Jahrhundert wird das Gebäude zwischen Schloss und Kirche lokalisiert. In einem Schreiben an die Stadt erlaubt Herzog Christoph einen Neubau der Schule am Platz des ehemaligen Pfründhauses Sankt Leonhard (heute Marktstraße 16). Das Lagerbuch des Spitals von 1752 lokalisiert die Schule genauer: zwischen Kirchhof und Markt gelegen, stößt das Gebäude vorne auf die Kirchhofmauer und mit seiner Rückseite an die fürstliche Vogtei. 1767 wird das baufällige Gebäude durch einen Neubau ersetzt. Das ursprüngliche Haus der deutschen Schule lässt sich nicht mehr lokalisieren, im Stadtbuch wird es beim Salemer Hof angesiedelt. 1591/92 wird das alte Schulhaus verkauft, die Schule wird »under dem kirchrain an der Diakonatsbehausung« (heute Marktstraße 33) eingerichtet. Nach einer Übergangslösung kommt die Schule 1783 in einem Neubau auf dem ehemaligen Schlossplatz unter (Kirchstraße 13). Evangelische Stadtkirche, spätgotische Westturmanlage mit 48m hohem Turm im 1505 neu ummauerten, einst stark befestigten Kirchhof. Dreischiffige Hallenkirche. Turmumgang und Haube von 1572/74. Chor 1886 erneuert, Langhaus 1895/96 neu gewölbt. Chor mit Netzrippengewölbe auf Runddiensten. Bemerkenswerte Grabmäler. In der Sakristei spätgotische Fresko des Schmerzensmannes zwischen 4 Heiligen. Die Heiligkreuzkirche diente 1455-1830 als Friedhofskapelle. 1842 neugotisch umgestaltet. Marienkapelle und Allerheiligenkapelle außerhalb der Stadt gingen in der Reformation ab, ebenso die Beginenklause und das Waldbruderhaus der Franziskaner in der Mochenhalde (Michelhalden). Das Spital ist eine städtische Gründung von 1526, Siechenkirchlein von 1609/10, seit 1830 Friedhofskapelle. Lutherkirche, 1934 erbaut, nach Zerstörung 1944 im Jahre 1952 neu errichtet. Versöhnungskirche von 1963. Insgesamt 6 Pfarrämter, nämlich Stadtkirche I und II, Lutherkirche, Versöhnungskirche, Roßdorf (ohne eigene Kirche) und Enzenhart mit »Holzkirchlein«. Die Katholischen ursprünglich zur Pfarrei Unterboihingen. Katholische Johanneskirche, 1907 erbaut, 1960 abgebrochen. Neue Pfarrkirche St. Johannes Evangelista 1956 erbaut. Katholische Pfarrei 1956 errichtet. Eine Lateinschule ist seit 1481 bezeugt. 1783 wurde in Nürtingen die erste Realschule Württembergs gegründet. 1843-1935 und 1946-1950 war Nürtingen Sitz eines evangelischen Lehrerseminars.
Patrozinium: St. Laurentius
Ersterwähnung: 1269

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