Harthausen - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1304 [zwischen 1304 und 1316]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung – Bohrer und Scherben – gehen auf die Jungsteinzeit zurück. Vermutlich aus der Bronzezeit wurden 1953 bei einem Hausbau an der Grötzinger Straße 43 zwei Abfallgruben mit Scherben zutage gefördert. Aus der Früheisen- oder Hallstattzeit stammen fünf Grabhügel im Gemeindewald Eichholz, circa 2 Kilometer südwestlich des Orts. Durch den Ort ging eine von Aich herkommende römische Straße, im 19. Jahrhundert Alte Heerstraße oder Grasiger Weg genannt, die zum Stuttgarter Bopser führte. Grundmauern römischer Gebäude, Ziegel, Tonröhren, Gefäße und anderes wurden auf dem Brandfeld westlich des Ortes ausgegraben; ob die Fundstelle allerdings bereits auf Gemarkung Bonlanden lag, kann heute nicht mehr mit Sicherheit gesagt werden. Der Ortsname bedeutet Häuser im Hardtwald, das heißt Weidewald. Damit dürfte der Schönbuch gemeint sein, der einst weiter nach Osten reichte. Am linken Talhang eines kleinen Aichzuflusses ansteigend, umgeben den alten Dorfkern Wohngebiete der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg im Westen (»Feuerhaupt«, »Heuwiesen«), im Nordosten (Neuhäuser Straße), im Osten (»Sprechts«), im Süden (Aicher Straße) und im Gebiet »Beim Brunnen«. Im südöstlichen Randbezirk liegt das Industriegelände.
Historische Namensformen:
  • Harthusen 1304
Geschichte: Als Siedlung der älteren Ausbauzeit zählte der Ort zum Gau Swiggerstal und wurde vermutlich von Grötzingen aus angelegt. In Urkunden des Klosters Bebenhausen erscheint zwischen 1267 und 1296 ein »H. (dictus) Harthuser«, der jedoch nicht zweifelsfrei dem Ort zugeordnet werden kann. Auf den Zeitraum zwischen 1304 und 1316 kann die erste sichere Nennung (»Harthusen«) datiert werden. Später spielten die niederadligen Herren von Bernhausen eine wichtige Rolle; sie hatten die Vogtei inne. Heinz von Bernhausen verkaufte diese samt Zubehör 1338 an seinen Bruder Wolf und den Esslinger Bürger Johann von Wildberg. 1394 erwarben die Pfleger der »ewigen Messe« zu Plattenhardt eine Hälfte von Vogtei und Gericht mit genannten Gülten von der Esslinger Bürgerin Elsbeth Mertzkern, die andere Hälfte 1395 von dem Esslinger Bürger Renbolt Taler. Um 1466 nahm Württemberg als Vogt der Plattenhardter Messe die hohe Obrigkeit in Anspruch. Geringe Teile des Ortes gehörten als Reichslehen den Herren von Stammheim; vermutlich haben sie diese als Erbe von den Herren von Stöffeln erhalten. 1521 veräußerte Wolf von Stammheim Besitz und Lehen zu Untersielmingen und Harthausen an Konrad Thumb von Neuburg. Im Einzelnen handelte es sich zu Harthausen um einen Hof bei der Kapelle und um den großen, den kleinen und den Heuzehnten. 1532 verkaufte Hans Friedrich Thumb von Neuburg alles an die Stadt Nürtingen für ihr Spital. Die Zehnten standen – einige Morgen ausgenommen – dem Spital zu. 1554 kam der Übergang an Württemberg. Nun stand Württemberg die hohe und niedrige Obrigkeit zu, die Einwohner wurden dem Plattenhardter Gericht und dem Stuttgarter Amt einverleibt. Die Verpflichtungen gegenüber dem Plattenhardter Pfarrer entfielen damit, die Zugehörigkeit zum Plattenhardter Gericht war offiziell 1701 beendet. Im Besitz von Gütern, Rechten und Einkünften waren – außer dem Nürtinger Spital – das Katharinenhospital, das Klarakloster, die Pfarrkirche und die Frauenkapelle zu Esslingen, daneben noch die Frühmesse an der Untersielminger Martinskirche, die Marienkapelle zu Neckartailfingen sowie die Frühmesse zu Grötzingen. Alle Gerechtigkeiten und Gefälle wurden im 19. Jahrhundert abgelöst. Die erste Nennung eines Schultheißen findet sich 1367. Bis ins 16. Jahrhundert hinein beziehungsweise bis 1554 bestimmte der Plattenhardter Pfarrer das Dorfoberhaupt. Danach wurde der Schultheiß von der Herrschaft ernannt, später von Vogt, Richtern und der Gemeinde auf Lebenszeit gewählt. Neben ihm hatten die beiden Heimbürgen oder Bürgermeister die wichtigsten Gemeindeämter inne. Ihnen stand das gewählte Dorfgericht zur Seite. Nach der ersten Gemeinderechnung von 1604/05 gehörte der Ort zu den ärmeren Gemeinden des Amts. Er hatte nur geringe Einnahmen, während an Ausgaben die Kosten für die Gemeindebediensteten und die Armenversorgung sowie Bau und Unterhalt von Gebäuden und Straßen gegenüberstanden. In die Kapelle wurde 1755/56 eine Schul- und Ratsstube eingebaut. Für ihre Schönbuchgerechtigkeit wurde die Gemeinde 1820 mit 66 Morgen Wald abgefunden. 1938 kam sie vom Amts-Oberamt Stuttgart zum Landkreis Esslingen.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1477 zählte man hier neun wehrfähige Männer zwischen 18 und 60 Jahren. 1545 gab es elf Bürger, zwei Waisen, drei Knechte und eine Magd. Dabei gehörten Knechte und Mägde zur sozialen Unterschicht mit einem Lohn bis 10 Gulden, zwei Personen zur gehobenen Unterschicht mit einem Vermögen unter 100 Gulden, zehn zur Mittelschicht (unter 500 Gulden) und einer zur gehobenen Mittelschicht (unter 1000 Gulden). Zwischen 1607 und 1611 starben 16 Einwohner an der Pest. Vor der Nördlinger Schlacht von 1634 zählte der Ort 24 Bürger oder etwa 108 Einwohner, 1655 nur noch 32 Personen. 1701 wurde fast wieder der Stand von 1634 erreicht (21 Bürger). Im 18. Jahrhundert erfolgte ein nahezu kontinuierlicher Anstieg der Bevölkerung, über 186 Einwohner 1756 auf 294 im Jahr 1800. Somit hatte sich die Einwohnerzahl in diesem Jahrhundert fast verdreifacht. Die Lebensgrundlage bildete die Landwirtschaft. Der Anbau erfolgte 1574 wie üblich in drei Zelgen: Spechts (östlich), Berg (westlich) und Lachenwies (südlich). 1733 bestand die landwirtschaftlich genutzte Fläche aus 353 Morgen Äckern, 66 Morgen Wiesen und Grasfeldern sowie 15 Morgen Baum-, Gras- und Küchengärten. Die Handwerker im Ort waren meist nur neben der Landwirtschaft tätig. Sie werden erst im 18. Jahrhundert zahlreicher (Bäcker, Metzger, Schmied). Ein Hinweis auf einen Weber im Ort findet sich jedoch bereits 1511.

Ersterwähnung: 1838
Kirche und Schule: Kirchlich war der Ort ursprünglich Filiale von Bernhausen. Nachdem die Pfleger der »ewigen Messe« zu Plattenhardt 1394 und 1395 unter anderem Gülten in Harthausen zum Unterhalt eines Pfarrers erworben hatten, gestattete der Konstanzer Bischof 1404 die Bestellung eines Priesters. Von nun an dürfte der Ort kirchlich zu Plattenhardt gehört haben. Der letzte katholische Plattenhardter Priester Paul Böpple trat zur Reformationszeit zum neuen Glauben über. 1554 endete die Verknüpfung mit der Pfarrei Plattenhardt. Kirchlich wurde der Ort nun mit der evangelischen Pfarrei Untersielmingen verbunden. Bereits in vorreformatorischer Zeit stand an der Stelle der heutigen Kirche eine Kapelle. Ihre 1511 von Pantleon Sidler zu Esslingen gegossene Glocke wurde in die spätere Kirche übernommen. Nach 1554 wurde der Ort auch schulisch mit Untersielmingen verbunden. Erst ab 1690 unterrichtete ein Provisor die Kinder in einem Privathaus am Ort. Im Jahr darauf nahmen an der Winterschule 14 Buben und 11 Mädchen teil. 1744 gingen die größeren Kinder wieder nach Untersielmingen zur Schule, während die kleineren (21 Buben und 19 Mädchen) sommers und winters am Ort unterrichtet wurden. Bis 1791 erhöhte sich die Zahl der Schulkinder auf 49. 1805 erhielt der Ort ein neues Schulhaus an der Grötzinger Straße und einen eigenen Schulmeister. Harthausen war seit 1838 nach Bonlanden eingepfarrt. Evangelische Kirche von 1838, eigene Pfarrei seit 1959. Katholische Kirche mit Gemeindezentrum 1968 erstellt, zur Pfarrei Grötzingen gehörig.

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)