Gutenberg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1285

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Beim sogenannten Eselssteig auf die Alb hinauf handelte es sich wahrscheinlich um die römische Straße zwischen den Militärlagern Köngen und Donnstetten. 1916 entdeckte man in den Hoywiesen römische Keramik aus der Zeit von 130 bis 160 nach Christus. Nach 1918 kamen noch Hausbauteile, Eisenteile, Schlacke und Münzen hinzu, die auf eine Rast- und Umspannstation hinwiesen. Rasthaus und Albaufstieg wurden bis zur Räumung des Limes um die Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus genutzt. Gutenberg dürfte als Weiler zur Versorgung der Burg in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Nach dem Abbau der Stadtmauer dehnte sich der Ort entlang der Landstraße aus. Vermutlich wurde die Burg von einem Adligen aus dem Umfeld der Herzöge von Teck errichtet. 1285 gehörte sie bereits den Herzögen von Teck, die den Bau im 14. Jahrhundert immer wieder als Wohnsitz nutzten. Die Grafen von Württemberg als die neuen Besitzer vergaben die Burg als Lehen zuerst an Ulrich von Sperberseck und 1432 an die Familie von Baldeck aus dem Ermstal. Mit dem Tode der kinderlosen Ursula von Baldeck fiel die Burg an die Württemberger zurück. 1598 brannte der Bau ab und wurde zur Ruine. Die Reste einer Wehranlage, genannt »Wuelstein«, gehörten vermutlich zu einem Wartturm der Burg Gutenberg. Der bäuerliche Weiler Krebsstein auf der Alb wird 1459 urkundlich erstmals erwähnt, als sich die Schopflocher und die Krebssteiner Bauern gegen die Ansprüche des Inhabers der Neidlinger Herrschaft wehrten. 1496 bis 1566 besaß die Neidlinger Herrschaft Rechte in Krebsstein. Grundherren waren jedoch neben den Württembergern die Bissinger Frühmesspfründe und die Pfarrei Oberlenningen. In Krebsstein wurden die Zelgen im vorderen, mittleren und hinteren Ösch bebaut. 1623 lebten 15 Personen im Weiler, 1639 war der Ort verwaist. Erst 1676 wurden wieder sechs Einwohner nachgewiesen, 1803 waren es dann 82. In Krebsstein wurde fast ausschließlich Landwirtschaft, darunter im 18. Jahrhundert auch eine Pferdezucht, betrieben. Kirchlich gehörte Krebsstein zur Pfarrei Sankt Martin in Oberlenningen. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden Neubaugebiete mit Ein- und Zweifamilienhäusern in den Bezirken »Höllstern«, »Krautländer«, »Amtgärten« und »Herrengärten«.
Historische Namensformen:
  • Gutenberg 1285
  • Gutenberc
  • Gutenperc
  • Goctenberg
Geschichte: Gutenberg befand sich in der Zeit der ersten Erwähnung im Besitz der Herzöge von Teck. Hermann und Konrad von Teck bestätigten 1285 in »Gutenberc« einen Verkauf an das Prämonstratenserkloster Marchtal. Der Ort gehörte zu den letzten teckischen Gütern, die 1385 als Pfand und 1387 als Eigentum an die Grafen von Württemberg (Amt Kirchheim) gelangten. 1370 wird Gutenberg erstmals als Stadt bezeichnet, ist aber vermutlich schon um 1305 mit Stadtrechten versehen worden, die nach dem Übergang an Württemberg in Vergessenheit gerieten. Ein Siegel ist erst 1627 beziehungsweise 1687 nachgewiesen. Gutenberg bildete zusammen mit Krebsstein und Schopfloch den Gerichts- und Verwaltungsbezirk des Gutenberger Stabs. Sitz war das vor 1679 erbaute, gemeinsame Rathaus in Gutenberg. 1459 wurde der erste Schultheiß erwähnt. Nach dem 30-jährigen Krieg übernahm der Oberlenninger Amtmann den Vorsitz im Gutenberger Stab. Weitere Grundbesitzer neben den Herzögen von Teck beziehungsweise den Grafen von Württemberg waren die Herren von Sperberseck, die Familie Pfäler aus dem Elsachtal und die Schweler von Wielandstein, deren Rechte bis zum 16. Jahrhundert entweder an die Württemberger oder an Kirchenverwaltungen weitergegeben wurden. In Gutenberg selbst bezogen die Kapelle Sankt Nikolaus, die Frühmesse und das Bruderhaus Einkünfte aus Grundbesitz. Daneben waren die Pfarrei Oberlenningen, das Frauenkloster Kirchheim, die Kaplanei am Marienaltar der Uracher Stadtkirche, die Frühmessen in Böhringen, Zainingen und Grabenstetten, die Pfarrei Schopfloch, das Stift Wiesensteig und die Heiligenpflege in Owen in Gutenberg begütert. Die Einkünfte der Kapelle, der Frühmesse und des Bruderhauses wurden nach der Reformation ab 1540 zur Finanzierung der örtlichen Pfarrei verwandt. Zehntpflichtig waren auch der Meierhof, der bis zum 30-jährigen Krieg gegenüber dem Rathaus an der Schillerstraße gestanden hatte, sowie zwei Höfe auf der Alb an der Gemarkungsgrenze zu Donnstetten, die ebenfalls nach 1634 nicht mehr aufgebaut wurden. Wegen der beengten Lage im Tal und der wenigen landwirtschaftlichen Flächen war in Gutenberg keine Dreifelderwirtschaft in Zelgen möglich. Die Benennung Adeliger nach einem Ort Gutenberg kam häufiger vor, wobei meistens andere Orte des gleichen Namens zum Beispiel bei Kulmbach gemeint sind. Am 21. April 1256 erscheint ein »Werenherus Gutenperc« als Zeuge in einer Urkunde des Hochstifts Augsburg. Auch in Soldlisten der Stadt Pisa von 1358 bis 1361 taucht ein »Eicardo de Goctenberg« zusammen mit Rittern aus Böhringen, Dettingen, Kirchheim und Neidlingen auf. Beide kamen vermutlich aus Gutenberg. Im Ort ansässig wurde 1432 Ott von Baldeck, der die Burg als Lehen der Grafen von Württemberg erhielt. Als 1594 die letzte Lehensinhaberin verstarb, fiel das Lehen an Württemberg zurück. Gutenberg gehörte dem Amt, später Oberamt Kirchheim an und kam bei dessen Aufhebung 1938 zum Landkreis Nürtingen.
Ersterwähnung als Stadt: 1370
Wirtschaft und Bevölkerung: 1525 lebten schätzungsweise 120 Einwohner in Gutenberg. 1544/45 war die Einwohnerzahl auf rund 170 Menschen gestiegen. Die Bevölkerung wuchs stetig an, so wohnten 1623 in Gutenberg 295 Personen. 1639 lebten gerade noch 40 Menschen im Ort. 1719 hatte die Bevölkerung etwa wieder den Stand von 1623 erreicht und stieg bis 1803 auf 464 Bewohner an. 1544/45 gehörten 9 Prozent zur Unterschicht mit weniger als 20 Gulden Vermögen, 32 Prozent zur gehobenen Unterschicht mit bis zu 100 Gulden Vermögen, 53 Prozent zur Mittelschicht mit einem Vermögen bis 500 Gulden und 6 Prozent zur gehobenen Mittelschicht mit bis zu 1000 Gulden Vermögen. Bis 1764 veränderte sich die Vermögenslage der Einwohner, 26 Prozent gehörten zur Unterschicht mit bis zu 100 Gulden Vermögen, die Mittelschicht umfasste jetzt 63 Prozent, nur noch 5 Prozent besaßen bis zu 1000 Gulden, aber 3 Prozent bis über 2000 Gulden. Als Folge des Stadtrechts mussten Leibeigene in Gutenberg keine Abgaben an den Leibherrn entrichten. Wegen der begrenzten Ackerfläche erwirtschafteten die Gutenberger Bewohner ihren Lebensunterhalt im Wesentlichen durch Handwerk. In Gutenberg entwickelte sich der Obstanbau, seit 1764 der Grund des ehemaligen oberen Herrschaftssees verwendet werden konnte. Vorspanndienste an der Steige sowie die Herbstmärkte (seit 1620, erneuert 1700) und Frühjahrsmärkte (1766 und 1773) brachten ebenfalls Geld in den Ort. Beim Verkauf der Güter der Familie Pfäler an den Marienaltar der Stadtkirche Urach 1398 wurde eine Mühle erwähnt. Weitere Mühlen waren vermutlich bei der Ersterwähnung der Donnstetter Mühle 1453 vorhanden. Im Zinsbuch von 1485 wurden außerdem noch die Zaininger, die Schopflocher und die Gutenberger Mühle erwähnt. Alle Mühlen waren Bannmühlen, wobei die Schopflocher Mühle durch den Verkauf an die Gemeinde Schopfloch ihr Bannrecht schon um 1550 verlor und die Donnstetter Mühle 1637 kein Bannrecht mehr besaß. Bereits 1398 wurden zwei Herrschaftsseen oberhalb und unterhalb der Stadt beschrieben, die 1721 und 1764 trockengelegt und als Anbaufläche verteilt wurden. Von 1598 bis 1746 gab es eine herrschaftliche Schäferei, in deren Gebäuden 1746 der Gasthof Hirsch eingerichtet wurde. Die erste Wirtschaft wurde 1513 erwähnt. Der erste Wirt der späteren Wirtschaft Zum Löwen wurde schon 1566 genannt. Der 1622 an alter Stelle errichtete Neubau fiel 1977 dem Ausbau der Bundesstraße zum Opfer.

Name: Burg Gutenberg
Datum der Ersterwähnung: 1285

Ersterwähnung: 1437
Kirche und Schule: Gutenberg gehörte zur Pfarrei Sankt Martin in Oberlenningen. Erstmals 1437 wird die Kapelle Sankt Nikolaus genannt. Der bauliche Zustand wurde ab 1464 als baufällig bezeichnet. Im Zusammenhang mit der Reformation wurde die Kaplanei während der Kirchenvisitation 1540 in eine Pfarrei umgewandelt. Zum Sprengel gehörte neben Gutenberg und Krebsstein auch Schlattstall. Das heutige alte Pfarrhaus wurde 1785 bis 1786 erbaut, nachdem bereits zwei Vorgängerbauten wegen Baufälligkeit abgerissen worden waren. Auf dem Heiligenberg wird 1456 erstmals eine Marienkapelle erwähnt, bei der sich seit 1477 Laienbrüder des Dritten Ordens der Franziskaner angesiedelt hatten. Ein Siegel dieses Konvents blieb erhalten und befindet sich heute im Landesmuseum Württemberg. Nach der Auflösung des Klosters im Zuge der Reformation wurden Besitz und Einnahmen der 1540 neu eingerichteten Pfarrei zugewiesen. Die Steine des Klostergebäudes dienten zum Bau des ersten Pfarrhauses, Reste sind im Gelände noch erkennbar. Während des 30-jährigen Krieges wurden hier die Pesttoten begraben. 1559 hielt der Pfarrer Schulunterricht, seit 1601 sind die Namen von Schulmeistern bekannt, der Pfarrer gab keinen Schulunterricht mehr. Der Sprengel der Schule umfasste das obere Ende des Lenninger Tals, auch die Kinder aus Krebsstein und Schlattstall besuchten den Unterricht in Gutenberg. Weil die Schülerzahl stark anstieg, unterrichtete seit 1700 in Schlattstall ein eigener Schulmeister. Bis 1725 fand der Unterricht im Hirtenhäuschen statt, bevor die Schule wegen hoher Schülerzahlen in das Erdgeschoss des Rathauses verlegt wurde. Evangelische Pfarrkirche von 1865/66 auf den alten Fundamenten. Katholisch nach Oberlenningen eingepfarrt.
Patrozinium: St. Nikolaus
Ersterwähnung: 1437

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