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Römer, Augustiner und Orangen – Wissenswertes zu Oberndorf am Neckar

Innenraum der Klosterkirche vor der Restaurierung, o.D., Quelle: Landesarchiv BW, StAL EL 228 a I Nr 3405

Dass die Region um Oberndorf am Neckar bereits in römischer Zeit von Interesse war, zeigt der wiederaufgebaute Wachturm des Römerkastells bei Waldmössingen, der einen Abschnitt der Ost-Westverbindung von Augsburg über das Kinzigtal nach Straßburg sichern sollte. Die heutige überregionale Bekanntheit der wohl durch die Herzöge von Teck Mitte des 13. Jh. gegründeten Stadt rührt von der hier ansässigen Waffenindustrie, an deren Anfängen die Königlich Württembergische Gewehrfabrik stand. Dazu wurden um 1812 die offenbar als nutzlos betrachteten Gebäude des Augustinerklosters umgebaut, heute teilweise Kulturzentrum und eines der Wahrzeichen von Oberndorf. Das Augustinerkloster entstand um die Mitte des 13. Jh. zunächst als Frauenkonvent. Nach wirtschaftlichem und religiösem Niedergang wurde es Mitte des 16. Jh. in ein Männerkloster umgewandelt. Daneben existierte in Oberndorf bis zum Beginn des 19. Jh. ein Dominikanerinnenkloster. Mit dem Übergang Oberndorfs an Württemberg diente das Augustinerkloster für einige Jahre als Kaserne. Später waren außer der Produktion noch Wohnräume der Fabrikmitarbeiter in den Gebäuden untergebracht, sowie das Magazin in einem Teil der Klosterkirche. Die Umwandlung ehemaliger Klöster im Zuge der Industrialisierung war indessen nicht ungewöhnlich und wurde auch andernorts praktiziert, wie in Wittichen, das eine Blaufarbenfabrik beherbergte. Die Einwohnerschaft Oberndorfs trug alles mit Fassung. Nachdem der Ort 1810 zur Oberamtsstadt des Königreichs Württemberg wurde, entstand 1868 die Oberamtsbeschreibung, die ihnen bescheinigte „ ... großer Fleiß, Sparsamkeit und viel kirchlicher Sinn sind vorherrschend. Nebenbei fehlt es ihnen nicht an heiterem Sinn, Geselligkeit und freundlichem Entgegenkommen“. Diesen bewiesen sie auch, als um 1887 Gesandte aus Konstantinopel für einige Zeit in die Stadt kamen, die die Lieferungen der Gewehrfabrik überprüfen sollten. Dazu wurde eigens ein Gebäude in maurischem Stil errichtet. Dauerhafte Spuren hat die Anwesenheit der türkischen Kunden in der Oberndorfer Fastnacht hinterlassen. Als Teilnehmer des Narrensprungs brachten sie Orangen und Feigen unter das erfreute Volk, was die „Schantle“, die in Erinnerung daran bis heute Orangen verteilen, in die Brauchtumspflege aufnahmen. Das dunkelste Kapitel der Oberndorfer Rüstungsindustrie kam mit dem Zweiten Weltkrieg, als um die 12.000 Zwangsarbeiter beschäftigt wurden, die in teils KZ—ähnlichen Lagern untergebracht waren. Dazu zählte das im Auftrag der Gestapo errichtet „Arbeitserziehungslager Aistaig“ (AEL), an das seit 2007 ein Gedächtnisplatz erinnert.

Hier finden Sie den Flyer zum Aktionstag Geschichte am 25. September

Mehr zur Geschichte Oberndorfs gibt es auf LEO-BW mit den Themen

 

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